Aviso (Schiff)
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Ein Aviso ist ein schnelles, kleines Kriegsschiff zur Nachrichtenübermittlung. Neben Depeschenfahrten dient es auch als Vorposten-, Aufklärungs- und Verbindungsboot. Außerdem fanden Avisos auch als Führungsschiffe und für leichte Kampfaufgaben im Kolonialkrieg Verwendung. Avisos waren normalerweise leicht bewaffnet und ungepanzert.
[Bearbeiten] Deutsche Marinen
Als ersten Aviso requirierte die preußische Marine von 1848 bis 1849 den radgetriebenen, 1420 t großen Postdampfer Preußischer Adler anlässlich des Schleswig-Holsteinischen Kriegs. Als weitere Radavisos folgten 1850 die deutlich kleineren Schwesterschiffe Nix und Salamender (430 t) sowie 1859 die ebenso große Loreley. Diese Schiffe sollten als Führungsschiffe für Ruderkanonenbootsflotillen dienen. Der 1870 angekaufte Radaviso Falke (1230 t) war als erster Aviso statt mit Glattrohrkanonen mit gezogenen Ringkanonen (2 Ringkanonen 12 cm) bewaffnet. Das 12 kn schnelle Schiff sollte zuerst die damals neuen Schlepptorpedos zum Einsatz bringen. Schließlich diente es dem Panzerschiffsgeschwader als Aufklärer und Signalwiederholer, was zukünftig zur Standardaufgabe der deutschen Avisos wurde. Die zu dieser Zeit in Dienst stehenden gedeckten und Glattdeckkorvetten (später Kreuzerfregatten bzw. –korvetten) waren von der Bauart her veraltet und nur für den Schul- und Auslandsdienst, nicht jedoch für den Dienst mit der Flotte geeignet.
Die zuerst als Torpedofahrzeug in Dienst gestellte 1170 t große Zieten (Stapellauf 1877) war der erste schraubengetriebene Aviso der preußischen Marine und mit 16 kn deutlich schneller als seine Vorgänger. Das Schiff war mit zwei Torpedorohren und 5 Revolverkanonen bewaffnet.
Die Blitz-Klasse von 1882 (1486 t) umfasste die ersten Stahlschiffe der kaiserlichen Marine. Die beiden folgenden Schiffe der Wacht-Klasse (1887/8, 1499 t) erhielten erstmals ein Panzerdeck und einen gepanzerten Kommandostand und ähnelten so geschützten Kreuzern. Bei der Greif (1886, 2266 t) wurde erstmals auf eine Hilfsbesegelung verzichtet. Neben 2 Ringkanonen 10,5 cm war das Schiff mit 10 37 mm-Revolverkanonen bewaffnet, da es zusätzlich als „Torpedobootjäger“ die großen Panzerschiffe vor Torpedoangriffen schützen sollten. Diese Rolle war auch den beiden Schiffen der Meteor-Klasse (1890/2, 1072 t) zugedacht, die als erste Avisos statt der bis dahin üblichen Ringkanonen 4 Schnellladekanonen vom Kaliber 8,8 cm erhielten. Damit sollten die Schiffe eine Rolle übernehmen, die in anderen Marinen die aufkommenden Torpedobootszerstörer innehatten.
Als letzter Aviso dieser Entwicklungslinie stellte 1896 die mit 2082 t wieder deutlich größere und mit Panzerschutz versehene Hela in Dienst. Im Jahr 1899 wurden die noch vorhandenen Avisos, die mittlerweile alle mit Schnellladekanonen armiert worden waren, im Zuge einer Neuordnung des Typensystems als Kleine Kreuzer eingestuft.
Außerhalb dieser Entwicklungslinie liegen die verschiedenen königlichen bzw. Kaiserlichen Yachten, die auch als Aviso klassifiziert waren (vgl. SMY Hohenzollern, SMY Hohenzollern (1893)). Diese waren normalerweise nicht für Kampfaufgaben vorgesehen, wobei die Grille (I) von 1858 aktiv am zweiten deutsch-dänischen Krieg teilnahm.
1934 nahm die Kriegsmarine den 3430 t großen Aviso Grille (II) als Versuchsschiff für Hochdruckheißdampf-Antriebsanlagen in Dienst. Später diente die Grille (II) hauptsächlich als Stabs- und Stationsschiff.
[Bearbeiten] Marinen anderer Nationen
Portugal nahm in der ersten Hälfte des 20. Jh. eine Reihe Kanonen- und Geleitboote in Dienst, die als Avisos bezeichnet wurden. Die beiden letzten, die Alfonso de Albuquerque sowie die Bartolomeu Dias (Stapellauf 1934) waren 1815 t groß, liefen 21 kn und waren mit 4 Geschützen 12 cm und Fla-Waffen bewaffnet und führten Minen und ein Wasserflugzeug mit sich. Die Alfonso de Albuquerque wurde am 18. Dezember 1961 vor Goa im Gefecht mit dem indischen Kreuzer Dehli und zwei Zerstörern zerstört.
Auch die französische Marine hatte in der ersten Hälfte des 20. Jh. ein Anzahl Kanonenboote im Dienst, die als Aviso bezeichnet wurden. Teilweise handelte es sich dabei um U-Boot-Fallen. Viele der Schiffe waren für den Kolonialdienst vorgesehen, 4 davon kamen beim Seegefecht auf der Reede von Koh Chang zum Einsatz. In dieser Tradition bezeichnete die französische Marine auch die für den Überseeeinsatz vorgesehenen Fregatten der Commandant Rivière-Klasse (Stapellauf 1958-63, 1700 t) und der D‘Estienne d‘Orves-Klasse (Stapellauf 1973-83, 1090 t) als Avisos.
[Bearbeiten] Literatur
- Hans H. Hildebrand, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe, Koehlers Verlagsgesellschaft Hamburg
- Weyers Taschenbuch der Kriegsflotten 1941/42
- Gerhard Albrecht (Hrsg.): Weyers Flottentaschenbuch 1994/96, Bernard & Graefe Verlag Bonn 1994, ISBN 3-7637-4507-6
- Helmut Pemsel: Seeherrschaft, Bernard & Graefe Verlag Koblenz 1995, ISBN 3-89350-711-6