Bärenthoren
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Dorf Bärenthoren ist ein Ortsteil der Gemeinde Polenzko im Landkreis Anhalt-Zerbst in Sachsen-Anhalt (Deutschland). Die Gemeinde ist Teil der Verwaltungsgemeinschaft Elbe-Ehle-Nuthe mit Sitz in der Stadt Zerbst/Anhalt. Bekannt ist das Dorf durch die Bärenthorener Kiefernwirtschaft, die der Forstwissenschaftler Friedrich von Kalitsch 1884 begründet hatte und die heute mit einer Fläche von 193 Hektar ein Waldkulturdenkmal bildet.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie, Lage und Ort
Bärenthoren liegt im Naturpark Fläming am Südrand des Hohen Flämings, südlich des Quellgebietes der (mittleren) Nuthe. Das waldreiche Gebiet, das sich östlich von Bärenthoren bis nach Stackelitz erstreckt, erreicht im Weinberg eine Höhe von 136 m ü. NN. Das Dorf besteht aus einer Handvoll Häusern und die Einwohnerzahl dürfte deutlich unter 100 liegen, denn die gesamte Gemeinde Polenzko verfügt über lediglich rund 310 Einwohner. Der Hauptort Polenzko befindet sich 1,5 Kilometer nordwestlich.
[Bearbeiten] Schloss Bärenthoren
Bärenthoren ist ein ehemaliges Rittergut, das 1572 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Am 12. Januar 1843 erwarb der Landrat und Kammerherr Friedrich von Kalitsch das Gut von der Fürstin Albertine Charlotte Auguste von Waldeck und Pyrmont. 1884 erbte der gleichnamige Enkel Friedrich von Kalitsch das Gut. Kalitsch, 1858 in Dessau geboren, war zu dieser Zeit Königlich-Preußischer Forstassessor beim Magdeburger Forst. In der Schlossanlage ist heute das DRK Betreuungszentrum Marie von Kalitsch untergebracht. Der 1920 von Kalitsch zum Landschaftspark ausgestaltete Schlosspark mit einem ehemaligen Eiskeller, der das Eis fast ein Jahr halten konnte, steht für Besucher offen. Im Park wechseln offene, lichte Wiesen mit dichten Baumbeständen. Bemerkenswert sind ausladende Solitärbäume.
[Bearbeiten] Bärenthorener Kiefernwirtschaft
[Bearbeiten] Friedrich von Kalitsch und der Dauerwald
Friedrich von Kalitsch ging als einer der Begründer des Dauerwaldes in die Forstwissenschaft einging. Noch im Jahr seiner Erbschaft 1884 begründete er die Bärenthorener Kiefernwirtschaft, die die bisherige Kahlschlagwirtschaft ablöste und als Ursprung der Kiefern-Dauerwaldwirtschaft gilt. Mit der neuen Flächenbewirtschaftung der Bärenthorener Wälder blieb der Waldcharakter als "umlaufendes System" erhalten.
Die Forstliche Hochschule Eberswalde, aus der die Fachhochschule Eberswalde hervorging, verlieh Kalitsch 1923 die Ehrendoktorwürde. Der große Einfluss, den Kalitsch und seine Forstwirtschaft insbesondere in den 1920er und 1930er Jahren auf die Forstwissenschaft gewonnen hatte, spiegelt sich noch heute in fachwissenschaftlichen Publikationen wieder. So diskutierte Gregor G. 2004 in der Zeitschrift AFZ-Der Wald, inwieweit Bärenthoren angesichts der ökologischen Kenntnisfortschritte noch heute als Prototyp einer kahlschlaglosen Dauerwirtschaft gelten kann. [1]
Der Brandenburger Umweltminister Dietmar Woidke führte in einer Festvorlesung zum 175-jährigen Jubiläum von forstlicher Lehre und Forschung in Eberswalde am 15. Juni 2005 aus: Man kann Waldbau mit drei "G" betreiben. Erstens mit "Geduld" wie der Kammerherr Kalitsch in Bärenthoren. Zweitens mit "Geld" wie der Geheimrat August Bier in Sauen. Oder mit "Geist" wie wir in Eberswalde. [2]
[Bearbeiten] Lehrpfad durch das historische Dauerwaldrevier
Die Forstbehörde hat die historische Waldbewirtschaftungsform von Friedrich von Kalitsch heute auf einer Fläche von insgesamt rund 733 Hektar ausgewiesen. Davon sind wiederum im Nordostteil des Dauerwaldreviers 193 Hektar als Waldkulturdenkmal deklariert. In diesem Teil ist ein Forstlehrpfad angelegt, der mit Schautafeln und Karten die Besonderheiten der Bärenthorener Kiefernwirtschaft erläutert. Wegweiser erlauben die Nutzung auch ohne Führung.
Während dieser Lehrpfad mit Themen zum Waldbau insbesondere Forstleute und Waldbesitzer anspricht, befindet sich in fast unmittelbarer östlicher Nachbarschaft mit dem Naturlehrpfad Flämingwald eine Einrichtung, die ein breiteres Themenspektrum zur Flämingflora und -Fauna darstellt. Gleichfalls benachbart liegt nordöstlich der Märchenwald Golmenglin.
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ O. Greger, Ist Bärenthoren der Ursprung der Kiefern-Dauerwaldwirtschaft? Teil 1. In: AFZ.Der Wald, 2004, v.59(6) S. 323-325 ISSN 1430-2713
- ↑ Dietmar Woidke, Festvorlesung zum 175-jährigen Jubiläum von forstlicher Lehre und Forschung in Eberswalde, Land Brandenburg, 15.06.2005 online
[Bearbeiten] Quellen
- Jeber-Bergfrieden – Bärenthoren – Krakau – Ragösen, Rad- und Wandertouren, Tour Nr. 8, Flyer des Naturparks Fläming e.V., Jeber-Bergfrieden Mai 2006, ohne ISBN
- Lehrpfade im Naturpark Fläming/Sachsen-Anhalt, Flyer des Naturparks Fläming e.V., Jeber-Bergfrieden 2006, ohne ISBN online PDF
[Bearbeiten] Weiterführende Literatur
- Günter Pietschmann (Zusammenstellung): Literatur-Sammlung zur Geschichte des Reviers Bärenthoren, zur Familie Friedrich Kalitsch und zum Dauerwald. Landesforstverwaltung Sachsen-Anhalt, Magdeburg 2002
Koordinaten: 52° 0' 4" N, 12° 16' 43" E