Berthold Schenk Graf von Stauffenberg
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Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, (* 15. März 1905 in Stuttgart; † 10. August 1944, hingerichtet in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Jurist und Widerstandskämpfer.
[Bearbeiten] Leben
Berthold von Stauffenberg wurde als Sohn des württembergischen Oberhofmarschalls Alfred Schenk Graf von Stauffenberg und dessen Ehefrau Caroline, geb. Gräfin Üxküll-Gyllenband, geboren. Sein Zwillingsbruder ist Alexander Schenk Graf von Stauffenberg, sein jüngerer Bruder Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944 verübte.
Nach Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg, Jena, Tübingen, Berlin und München und Promotion an der Universität Tübingen brach Stauffenberg sein Referendariat ab, da er eine Karriere im diplomatischen Dienst anstrebte. Im März 1929 wurde er Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin. Von Juli 1931 an war er als redigierender Sekretär in der Kanzlei des Ständigen Internationalen Gerichtshofes in Den Haag tätig. Hier verfasste er auch sein umfangreichstes Werk, einen Kommentar in französischer Sprache zu Statut und Reglement des Ständigen Internationalen Gerichtshofes. Aufgrund des Austritts Deutschlands aus dem Völkerbund beendete er diese Tätigkeit zum 31. Dezember 1933 und war dann wieder als stellvertretender Abteilungsleiter für Völkerrecht am Kaiser-Wilhelm-Institut tätig.
Während seines Studiums hatte Stauffenberg den Dichter Stefan George kennengelernt. Er wurde Mitglied des George-Kreises und später von George zum Nacherben und treuhänderischen Verwalter von dessen Erbe in Deutschland bestimmt. Diese Aufgabe wurde mit Georges Tod im Dezember 1933 konkret.
1935 wurde Stauffenberg wissenschaftliches Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Mitherausgeber der Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Im gleichen Jahr wurde er auch Mitglied des neu gegründeten Ausschusses für Kriegsrecht im Kriegsministerium, ab 1938 im OKW. Hier übernahm er die Leitung des Fachbereiches Seekriegsrecht. Stauffenberg hatte daher maßgeblichen Einfluss auf die entstehende Prisenordnung und die Prisengerichtsordnung. Hier kam Stauffenberg auch in Kontakt mit Helmuth James Graf von Moltke, der für das Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht Mitglied des Ausschusses war. Über diesen lernte er weitere spätere Mitglieder des Widerstands kennen.
1936 heiratete Stauffenberg die aus Russland stammende Maria Classen, mit der er bereits seit längerem verlobt war. George und Stauffenbergs Vater waren jedoch gegen die Verbindung gewesen, so dass Stauffenberg sich erst nach dem Tod des Vaters zur Heirat durchringen konnte. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Stauffenberg eingezogen und als völkerrechtlicher Berater in der Abteilung Seekriegsrecht im Oberkommando der Marine verwendet, zunächst als Militärbeamter im Rang eines Marineintendanturrates (vgl. Korvettenkapitän), zuletzt als Marineoberstabsrichter (vgl. Fregattenkapitän). Hier kam er in Kontakt mit Alfred Kranzfelder und sammelte privat Material für die Verwendung in eventuellen späteren deutschen Gerichtsverfahren gegen Kriegsverbrecher. Er nahm zu dieser Zeit auch an Treffen des Kreisauer Kreises Teil, der ihm jedoch zu theoretisch blieb.
1943 schlug Admiral Canaris Stauffenberg als Nachfolger des verstorbenen Leiters des Kaiser-Wilhelm-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht vor, der Posten wurde jedoch schließlich mit einem Nationalsozialisten besetzt.
Schon sehr früh kam er aus innerer Überzeugung in Kontakt zu Widerstandskreisen, für die er auch seinen Bruder und seinen Cousin Peter Graf Yorck von Wartenburg gewinnen konnte. Seine Wohnung in der Tristanstraße in Berlin, in der auch sein Bruder Claus zeitweilig wohnte, war ein häufiger Treffpunkt der am gescheiterten Attentat und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 beteiligten Personen.
Am Tag des Attentats war Berthold von Stauffenberg in der Bendlerstraße und organisierte die Verbindung zum Oberkommando der Marine. Er wurde dort in der Nacht auf den 21. Juli 1944 verhaftet, am 10. August vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tage durch Erhängen hingerichtet.
Siehe auch: Persönlichkeiten des 20. Juli 1944, Widerstand gegen den Nationalsozialismus
[Bearbeiten] Literatur
- Alexander Meyer: Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905 - 1944) : Völkerrecht im Widerstand. Duncker & Humblot, Berlin 2001 (Tübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht, Bd. 57; zugl. Universität Tübingen, Diss., 1999).
- Peter Hoffmann, Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Brüder; Stuttgart 1992
- Harald Steffahn: "Stauffenberg", Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2002, ISBN 3-499-50520-7
Personendaten | |
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NAME | Stauffenberg, Berthold Schenk Graf von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Widerstandskämpfer |
GEBURTSDATUM | 15. März 1905 |
GEBURTSORT | Stuttgart |
STERBEDATUM | 10. August 1944 |
STERBEORT | Berlin-Plötzensee |