Blindschleiche
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Blindschleiche | ||||||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||||
Anguis fragilis | ||||||||||||||||
(Linnaeus, 1758) |
Die Blindschleiche (Anguis fragilis) ist eine Echsenart innerhalb der Familie der Schleichen (Anguidae). Sie hat keine Extremitäten. Die Gesamtlänge eines erwachsenen Tieres beträgt maximal 52 cm, meist jedoch 35-45 cm.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Vorkommen
Blindschleichen sind in ganz Europa verbreitet, aber auch in Nordafrika und im Osten bis Westsibirien anzutreffen, vor allem in Feuchtbiotopen und Wäldern. Meist sind sie unter Laub, Zweigen oder im Kompost versteckt. Am Tag sieht man sie oft mittags beim Sonnenbad (vor allem im Frühling).
[Bearbeiten] Besonderheiten
Im Gegensatz zu den echten Schlangen kann die Blindschleiche ihre Augenlider bewegen. Der Schwanz dieser Echse ist zur Autotomie fähig, das heißt, wenn ein Feind die Blindschleiche ergreift, wirft sie ihren Schwanz, der mehrere Sollbruchstellen hat, ab. Auch der abgebrochene Schwanz bewegt sich noch leicht und lenkt damit die Feinde ab, während sich die Blindschleiche in Sicherheit bringt. Anders als bei den Eidechsen, wächst der Schwanz nicht wieder nach. An der sich sofort schließenden Wunde bleibt nur ein Stummel.
Vermutlich stammt der Name der Blindschleiche aus dem Althochdeutschen, wo "Plintslicho" etwa "blendender Schleicher" bedeutet. Der Wortstamm "blend" tritt beispielsweise auch als Blende bei Mineralien im Sinn von "trügerisch glänzend" auf. Tatsächlich haben die Schuppen der Blindschleichen unter Sonneneinstrahlung eine bleiglänzende Färbung.
Entgegen der gemeinhin verbreiteten Ansicht, dass die Blindschleiche anatomische "Reste" ihres Ursprungs (Schultergürtel, Beinansätze) in ihrem Knochengerüst zeigt, ist dies tatsächlich nicht der Fall. Die Vorderextremitäten werden während der Embryonalentwicklung ansatzweise angelegt und bilden sich noch im Verlauf der selbigen wieder zurück. Auf einem Röntgenbild einer (geborenen) Blindschleiche würden sich diese Echsenmerkmale also nicht zeigen.
[Bearbeiten] Nahrung
Sie ernähren sich hauptsächlich von Nacktschnecken und Würmern. Vereinzelt werden auch Insekten und Spinnen gefressen. Sie kommen oft nach Regenfällen hervor, um ihre Beute zu jagen. Die Zähne einer Blindschleiche sind so klein, dass diese die Haut eines Menschen nicht durchdringen - trotzdem können sie damit ihre Beute töten.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Ein Männchen ist mit drei Jahren geschlechtsreif, Weibchen erst mit 4–5 Jahren. Die Paarungszeit ist im Frühjahr, in Mitteleuropa meistens im April.
Die Blindschleichen sind ovovivipar, es werden zwar Eier produziert, aus diesen schlüpfen jedoch entweder schon im adulten Tier die Nachkommen oder gleich nach der Eiablage. Sie sind bei der Geburt 7–9 Zentimeter groß. Es findet keine Aufzucht der Jungen statt. Nach der Geburt der Jungen verlässt die weibliche Blindschleiche ihren Nistplatz. Die Jungen sind jetzt sich selbst überlassen.
[Bearbeiten] Überwinterung
Die Blindschleiche gräbt sich im Winter eine Höhle zur Überwinterung oder sucht sich einen Komposthaufen. Ihre Kältestarre dauert bis Ende März oder Anfang April.
[Bearbeiten] Feinde
Igel und größere Vögel wie beispielsweise Krähen zählen zu den Feinden der Blindschleiche, aber auch Katzen, die mit den Blindschleichen spielen und sie dann töten. Ironischerweise werden diese "falschen Schlangen" von den echten ebenfalls nicht verschmäht. Die Blindschleichen sind auch durch den Menschen gefährdet (Straßenverkehr, Biotop-Verlust, Erschlagen wegen Verwechslung mit Schlangen) und stehen unter Artenschutz.
[Bearbeiten] Gefährdung
Schutzstatus
- FFH-Richtlinie – nicht enthalten
- Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) – 1 (Besonders geschützt)
- Rote Liste Bundesrepublik Deutschland – n (nicht aufgeführt)
- Rote Liste Österreich – 3 (gefährdet)
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Blindschleiche – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Bilder und Informationen auf www.herpetofauna.at
- NABU Amphibien- und Reptilienschutz aktuell
- Blindschleiche - Wirklich blind?
- Herpetofauna von Nordrhein-Westfalen
- Blindschleichenseite der KARCH
[Bearbeiten] Weiterführende Literatur
- Josef Blab, Hannelore Vogel: Amphibien und Reptilien erkennen und schützen Alle mitteleuropäischen Arten. Biologie, Bestand, Schutzmaßnahmen. 2. überarb. Aufl. BLV-Verlagsgesellschaft, München, Wien, Zürich 1996, ISBN 3-405-14936-3