Brou
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Das ehemalige Kloster Brou (Église Saint-Nicolas-de-Tolentino de Brou, auch Monastère royal de Brou) ist ein großes Bauwerk der Spätgotik in der Stadt Bourg-en-Bresse im Südosten Frankreichs. Wegen seiner harmonischen Gesamtgestaltung, der Fenster mit interessanten historischen und religiösen Szenen, der Grabmäler im Inneren der Kirche und vor allem wegen seiner einzigartigen Steinmetzarbeiten ist Brou ein Bauwerk von höchstem künstlerischen und historischen Rang.
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[Bearbeiten] Geschichte
Im Jahr 1504 starb der 24-jährige Herzog Philibert II. von Savoyen, auch Philibert der Schöne genannt, an den Folgen eines Jagdunfalls. Seine Frau, die gleichaltrige Margarete von Österreich, ließ daraufhin das kleine Kloster in Brou zu einer großen Abtei und zu einer Grablegungsstätte für Philibert ausbauen.
Der Bau begann im Jahr 1506. Dem konservativen Geschmack des Hauses Habsburg entsprechend, ließ Margarete ihn durchgängig im gotischen Stil errichten, zu einer Zeit, wo überall sonst in Europa schon die Renaissance vorherrschte. Obwohl sie weit entfernt am Hof von Mecheln in den Niederlanden residierte, kümmerte sie sich persönlich um den Bau und beschäftigte Baumeister, Glaskünstler, Holzbildhauer und Steinmetze ersten Ranges.
1530 starb Margarete am Wundbrand in Folge einer Beinverletzung. Karl V., Neffe von Margarete, ließ den Bau bis 1532 fertigstellen und anschließend den Leichnam von Margarete dort beisetzen.
Seit jener Zeit wurde der Bau nicht erweitert, und es wurden keine wesentlichen Veränderungen vorgenommen. Das Kloster wurde in der französischen Revolution zwar aufgelöst, der Bau überstand aber auch diese Zeit ohne jegliche Zerstörung.
[Bearbeiten] Baulichkeiten
[Bearbeiten] Außenfassade und Dach
Die dreistufig gegliederte westliche Hauptportal-Fassade ist reich mit Steinmetzarbeiten und Figuren verziert. Um den Korbbogen des Portals gruppieren sich Statuen des leidenden Heilands, von der Stifterin Margarete und ihrem Mann Philibert, von ihren Namenspatronen, vom Apostel Andreas, dem Schutzheiligen von Burgund, und von Engelsfiguren.
Das Dach verzieren, dem Stil der Region Burgund entsprechend, großflächige geometrische Ziegel-Ornamente.
[Bearbeiten] Inneres der Kirche
Der Chor der hellen, dreischiffigen Basilika ist durch einen prächtigen, filigran gearbeiteten Lettner vom Hauptschiff abgetrennt. Auf der Balustrade des Lettner stehen die Figuren von sechs Heiligen, darunter der Namensheilige der Kirche, Nikolaus von Tolentino. Der Lettner diente als räumliche Trennung zwischen Geistlichkeit und Laien und gleichzeitig als Empore für die Herzogin.
Eingangs des Chors befindet sich zu beiden Seiten ein reich geschnitztes Chorgestühl des Künstlers Pierre Berchon, das links Szenen aus dem Neuen und rechts Szenen aus dem Alten Testament darstellt.
Im hinteren Teil des Chors befindet sich der Haupt-Blickfang: die Grabmäler von Margarete von Bourbon, von Margarete von Österreich und von Philibert dem Schönen. Das Grabmal von Margarete von Bourbon an der rechten Seitenwand ist ganz im klassisch-gotischen Stil gearbeitet: Nicht die Individualität der Person wird herausgearbeitet, und anatomische und physiognomische Einzelheiten sind nicht von Bedeutung. Vielmehr wird das bildhauerische Ornament in den Vordergrund gestellt, die vielfältige Brechung der Formen, der reiche Faltenwurf der Kleidung: Es handelt sich um eine typisch gotische Gewandfigur.
Ganz anders hingegen die von Conrat Meit geschaffenen Gräber Margaretes von Österreich und Philiberts. Meit löst jeweils den unteren, üblicherweise blockartigen Katafalk zu einem lockeren, von verzierten Säulen umgebenen Hohlraum auf. Den entstandenen zusätzlichen Raum nutzt er zu einer meisterhaften anatomischen und porträthaften Gegenüberstellung: Im unteren Hohlraum liegt die Figur eines fast nackten Mannes mit jugendlichen Gesichtszügen. Sie stellt Philibert zum Zeitpunkt seines Todes dar. Die Figur oben auf der Grabplatte hingegegen zeigt dieselbe Person, wie sie ausgesehen hätte, wenn sie bis zum fortgeschrittenen Mannesalter überlebt hätte. Es ist deutlich erkennbar dasselbe Gesicht, aber nun gealtert, die Wangen dicker und die Mundwinkel etwas herabgezogen. Der Körper ist nun voll bekleidet und mit allen Insignien der herzoglichen Würde ausgestattet.
Entsprechend zeigt auch das prächtige Baldachingrab von Margarete von Österreich unten im Katafalk eine junge Frau und oben dieselbe Frau im Alter von etwa 50 Jahren.
Der Kunsthistoriker Thorsten Droste vertritt die Auffassung, dass die Originalität und das künstlerische Niveau dieser Arbeiten den aus Worms stammenden Conrat Meit auf eine Stufe mit Albrecht Dürer stellen und dass Meit völlig zu Unrecht so wenig bekannt sei.
Die Kapelle der Margarete von Österreich grenzt im Norden an den Chor an und ist besonders reich ausgeschmückt. Bänke aus weißem Alabaster und schwarzem Marmor, polychrome Verzierungen der Schlusssteine. Das große Glasfenster mit Mariä Himmelfahrt ist von Dürer inspiriert und das obere Fries des Triumphs des Glaubens von Tizian. Ein monumentales Alabasterretabel von brabantischen Künstlern ist den „Sieben Freuden der Jungfrau“ gewidmet.
[Bearbeiten] Fenster
Die leuchtend bunten Fenster stammen aus einer Werkstatt in Lyon. Ein Fenster in der linken Seitenkappelle und das Fenster links im Chor zeigen religiöse Szenen mit Jesus, Maria, und Maria Magdalena. Unterhalb ist jeweils das Herzogspaar in frommer Haltung in die Szene einbezogen. Die anderen Fenster im Chor zeigen eine Sammlung aller Wappen der Territorien, über die das Herzogspaar die Herrschaftsgewalt hatte.
[Bearbeiten] Kloster und Museum
Die ehemaligen Mönchszellen rund um den Innenhof beherbergen heutzutage ein Museum. Es zeigt Bilder flämischer und französischer Maler vom 16. bis zum 19. Jahrhundert. Darunter finden sich zwei historisch interessante Porträts des Niederländers Barent van Orloy, die den 15-jährigen Karl V. bzw. Margarete von Österreich zeigen, sowie ein sehr großformatiges Bild von Gustave Doré, eines seiner wichtigsten Werke.
Daneben finden in dem Museum ständig Ausstellungen moderner Maler, Bildhauer und Installationskünstler statt, unter ihnen so bekannte Namen wie Richard Serra und Ulrich Rückriem.
[Bearbeiten] Aktuelle Bauarbeiten
Die Restaurierungsarbeiten an der Westfassade des Hauptportals sind abgeschlossen. (Stand Juli 2006) Die frisch restaurierten Steinmetzarbeiten bieten besonders im Abendlicht einen imposanten Anblick.
[Bearbeiten] Touristische Informationen
Der Eintritt beträgt 6,50€ für einen einzelnen Erwachsenen (Stand Juli 2006). Für Gruppen, Jugendliche und Kinder gibt es ermäßigte Eintrittspreise.
Brou liegt im südlichen Teil der Stadt Bourg-en-Bresse. Man erreicht es recht rasch von den Autobahnen A39 und A40 aus über die große Zubringerstraße N75, oder über die Zubringerstraßen N83 und N479 und dann über den inneren Stadtring. Die geografische Position lautet Koordinaten: 46° 11′ 53" n. Br., 5° 14′ 10" ö. L.46° 11′ 53" n. Br., 5° 14′ 10" ö. L..
[Bearbeiten] Literatur
- Thorsten Droste: DuMont Kunst-Reiseführer Burgund. Köln: DuMont, 1998. (S. 146 ff.) ISBN 3-7701-4166-0
- Marie-Françoise Poiret: Le monastère royal de Brou. ISBN 2858222959 (franz.)
[Bearbeiten] Weblinks
Webseiten über Brou in französischer Sprache:
Commons: Église de Brou – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |