Cassiodor
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Cassiodor (* um 490 in Scylaceum, Bruttien; † um 583 im Kloster Vivarium bei Scylaceum), mit vollständigem Namen Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus Senator, war ein spätantiker römischer Staatsmann, Gelehrter und Schriftsteller.
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[Bearbeiten] Leben
Cassiodor ist Autor mehrerer theologischer und enzyklopädischer Werke. Der Sohn einer römischen Adelsfamilie bekleidete verschiedene hohe Ämter. Er wurde in ungewöhnlich jungen Jahren Quaestor palatii (in etwa: Leiter des persönlichen Beraterstabes) des Ostgotenkönigs Theoderich des Großen und war anschließen Minister (Senator). Cassiodor setzte sich maßgeblich für die Aussöhnung von Römern und Ostgoten ein. Seine Geschichte der Goten, die er im Auftrag des Gotenkönigs verfasste, ist zwar verloren gegangen, wurde aber von Jordanes ("Getica") rezipiert, wobei die Urgeschichte der Goten idealisiert und mit teils fiktiven Elementen angereichert wurde. Erhalten ist jedoch eine Sammlung von Aktenstücken und Urkunden (Variae), die eine wichtige Quelle bezüglich der Verwaltung des ostgotischen Königreichs darstellen.
Nach Theoderichs Tod 526 leitete Cassidor unter der Regentschaft von dessen Tochter Amalasuntha die Zivilverwaltung Italiens. Nach dem Beginn der oströmischen Wiedereroberung Italiens (siehe Justinian I.) und den Thronwirren nach König Athalarichs Tod zog er sich etwa um 540 von den Staatsgeschäften zurück und gründete 554 auf den väterlichen Gütern in der Nähe des heutigen Squillace (Kalabrien) das Kloster Vivarium, das er als Abt leitete. Damit verfolgte er das Ziel, dem weströmischen Mönchtum eine ähnlich gut ausgearbeitete theologische Grundlage zu geben, wie es das oströmische bereits besaß. Cassiodor, der Handschriften sammelte, verfasste mit seiner Schrift "Institutiones divinarum et saecularium litterarum" unter anderem eine Anleitung für das Abschreiben religiöser und ausdrücklich auch profaner Handschriften und erklärte deren Vervielfältigung zur Aufgabe der Mönche. Die Abschriften wie deren Vorlagen archivierte er und fasste sie zu einer Bibliothek zusammen. Als herausragende Leistung Cassiodors, der an der Wende zwischen Spätantike und Frühmittelalter stand, wird angesehen, dass er bedeutendes Schrifttum und Bildungsgut der Antike erhielt und dem Mittelalter vermittelte.
[Bearbeiten] Werke
- Chronica
- Historia Gothorum bzw. Historia Gethica
- Variae
- De orthographia
- Expositio in psalterium
- Complexiones in epistolis apostolorum et actibus eorum et apocalypsi
- Historia ecclesiastica tripartita (zusammen mit Epiphanios Scholastikos)
- Institutiones divinarum et saecularium litterarum
[Bearbeiten] Literatur
- James J. O'Donnell: Cassiodorus, Berkeley/Los Angeles/London 1979, hier online.
[Bearbeiten] Weblinks
Wikisource: Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus Senator – Quellentexte (lat.) |
- Literatur von und über Cassiodor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Website von James J. O'Donnell
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- Die Briefe Cassiodors: [1]; alternativ: PDF
[Bearbeiten] Siehe auch
Personendaten | |
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NAME | Cassiodor |
ALTERNATIVNAMEN | Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus |
KURZBESCHREIBUNG | römischer Staatsmann, Schriftsteller und Gelehrter |
GEBURTSDATUM | um 490 |
GEBURTSORT | Scylaceum (heute Squillace), Bruttien (Kalabrien) |
STERBEDATUM | um 583 |
STERBEORT | Kloster Vivarium bei Scylaceum (heute Squillace), Bruttien (Kalabrien) |