Castres (Tarn)
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Koordinaten: 43° 36′ 00″ N 02° 15′ 00″ O
Castres | ||
---|---|---|
|
||
Region | Midi-Pyrénées | |
Département | Tarn | |
Arrondissement | Castres | |
Kanton | Hauptort von vier Kantonen | |
Geografische Lage | 43° 36′ N 02° 15′ O | |
Höhe | 170 m (151 m–367 m) |
|
Fläche | 98,17 km² | |
Einwohner – mit Hauptwohnsitz – Bevölkerungsdichte |
(2005) 43.300 Einwohner 443 Einw./km² |
|
Postleitzahl | 81100 | |
INSEE-Code | 81065 | |
Website | http://www.ville-castres.fr |
Castres (okzitanisch Castras) ist eine französische Gemeinde im Département Tarn in der Region Midi-Pyrénées; sie ist Verwaltungssitz des Arrondissements Castres und vier Kantonen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geografie
Castres liegt in der Nähe der Monts du Sidobre und der Montagne Noire, am Ufer der Flusses Agoût, einem Zufluss des Tarn, 45 km südsüdöstlich von Albi und 72 km östlich von Toulouse
[Bearbeiten] Geschichte
Der Ortsname leitet sich vom lateinischen castrum (befestigter Ort) her. Castres wuchs um eine Benediktinerabtei, die um 648 gegründet worden war, und wurde eine wichtige Station auf dem Jakobsweg, der Via Tolosana, da in der Abteikirche aus dem 9. Jahrhundert Reliquien des heiligen Vinzenz von Saragossa aufbewahrt werden. Die Abtei geriet 1074 unter die Hoheit von Saint-Victor in Marseille.
1271 kam Castres als Folge des Vertrag von Paris von 1229 unter die direkte Herrschaft des Königs. 1317 wurde Castres zum Bischofssitz ernannt (siehe: Liste der Bischöfe von Castres), 1356 die Herrschaft Castres zur Grafschaft erhoben (siehe: Grafschaft Castres). Dennoch wurde das 14. Jahrhundert für die Stadt eine Zeit des Niedergangs: 1375 lebten nur noch 4000 Menschen in der Stadt, ein Jahrhundert zuvor waren es doppelt so viele gewesen.
Nach der Enteignung Jacques d'Armagnacs, Herzog von Nemours, dem auch die Grafschaft Castres gehörte, wurde das Land von König Ludwig XI. Boffille de Juge (Boffillo del Giudice) gegeben, einem italienischen Adligen und Abenteurer, kam aber 1519 an die Krone zurück.
Zwischen 1530 und 1560 konvertierten die Einwohner der Stadt zum Protestantismus. In der Zeit nach 1575 wurde Castres durch den Handel mit den Protestanten reich, eine unabhängige Republik und einer der wichtigsten Plätze der Protestanten in Südfrankreich. 1629 ließ König Ludwig XIII. die Protestanten vertreiben und die Stadtmauern schleifen, was dem Wohlstand in der Stadt aber keinen Abbruch tat (Verarbeitung von Pelzen, Leder und Wolle). 1648 wurde die Académie de Castres gegründet, ein neuer bischöflicher Palast von Michel de Tubœuf gebaut, ebenso eine neue Kathedrale; Castres wurde der Sitz der Chambre de l'Édit des Parlement de Toulouse, eines Gerichtshofs, der (nach dem Edikt von Nantes) für die Rechtsprechung in Fällen, die Protestanten betrafen, eingerichtet worden war. 1665 gab es wieder 7000 Einwohner, 4000 Katholiken und 3000 Protestanten. 1670 wurde die Chambre de l'Édit nach Castelnaudary verlegt, was zum Aderlass für die Stadt an Juristen und Kaufkraft wurde. Nach dem Widerruf des Edikts von Nantes gingen viele Protestanten ins Exil.
1758 verlor die Stadt ihre liberale Verfassung, um 1760 wurde sie – wenige Jahre nach der Affäre Calas in Toulouse – Schauplatz der landesweit beachteten Affäre Sirven, in der die protestantischen Eheleute Sirven angeklagt wurden, ihre Tochter ermordet zu haben, nachdem sie zum Katholizismus übergetreten war. Dem Todesurteil am 29. März 1764 folgte 1771 der Unschuldsbeweis durch Voltaire.
Während der Französischen Revolution wurde die Diözese Castres aufgehoben, die Stadt dem Bistum Albi unterstellt. 1790 zur Präfektur des Départements erhoben, wurde die Stadt 1797 – ebenfalls zugunsten Albis – zur Unterpräfektur heruntergestuft. Dennoch erlebte Castres im 19. Jahrhundert in Spezialisierung auf seine alten einfachen Produkte einen bemerkenswerten wirtschaftlichen Aufschwung; um 1860 gab es 50 Wollmanufakturen in der Stadt, die 3000 Menschen Arbeit gaben. Ende des Jahrhunderts hatte sich die industrielle Textilverarbeitung durchgesetzt – Castres war nun die größte Stadt des Départements, übertraf Albi um 5000 Personen.
Das 20. Jahrhundert brachte eine erneute Zeit des Niedergangs, ausgelöst durch die Umstrukturierung der Industrie, von der vor allem die Textilverarbeitung betroffen war. Die geografische Lage tat ein übriges: Castresr im Schatten der Montagne Noire und als Zentrum eines landwirtschaftliche geprägten Gebietes, nun abseits der Verkehrswege, ist die einzige Stadt Frankreichs dieser Größenordnung, die nicht ans Autobahnnetz angeschlossen ist.
[Bearbeiten] Administration
Castres ist Verwaltungssitz von vier Kantonen:
- der Kanton Castres-Est, ein Teil der Stadt mit 13 527 Einwohnern;
- der Kanton Castres-Nord, ein weiterer Teil der Stadt und die Gemeinde Laboulbène, 10 853 Einwohner;
- der Kanton Castres-Ouest, ein weiterer Teil der Stadt und die Gemeinden Navès und Saïx, 11 444 Einwohner; sowie
- der Kanton Castres-Sud mit dem südlichen Teil der Stadt und 11 786 Einwohnern.
[Bearbeiten] Bevölkerungsentwicklung
- 1831 : 12 032
- 1901 : 19 483
- 1954 : 34 126
- 1962 : 36 978
- 1968 : 40 457
- 1975 : 45 978
- 1982 : 45 578
- 1990 : 44 812
- 1999 : 43 496
ab 1962 nur Einwohner mit Erstwohnsitz
[Bearbeiten] Wirtschaft
Mit rund 62 000 Einwohnern in der Stadt und der Umgebung (1999) ist Castres das drittgrößte Industriegebiet in der Region Midi-Pyrénées nach Toulouse und Tarbes, sowie das größte Industriegebiet des Languedoc zwischen Toulosue und Montpellier. Bedeutendstes Unternehmen ist der multinationale Pharmazie- und Kosmetik-Konzern Laboratoires Pierre Fabre.
[Bearbeiten] Persönlichkeiten
- Pierre de Fermat (1601-1665), Jursit und Mathematiker
- Marc David Lasource (1763-1793), Präsident der Gesetzgebenden Versammlung vom 18. April bis 2. Mai 1793
- Paul Rapin-Thoyras (1661-1725), Historiker
- Jean Jaurès (1859-1914) Politiker
- Marcel Briguiboul (1837-1892), Maler
- Roger Peyrefitte (1907-2000) Schriftsteller
- Pierre Rivemale (1910-1945), Maler
- Frédérick Tristan (* 1931), Schriftsteller, Prix Goncourt 1983
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
- Die Kirche Saint Benoît, ehenalige Kathedrale von Castres
- Der ehemalige Bischofspalast, heute as Hôtel de Ville, von Jules Hardouin-Mansart gebaut, der Garten stammt von André Le Nôtre.
- Die romanische Tour Saint Benoît in der Nähe des Palais, einziger Rest der Benediktinerabtei
- Das Hôtel de Nayrac aus der Renaissance.
- Das Goya-Museum mit Legaten der Familie des Malers Marcel Briguiboul und Werken von Velasquez, Pacheco (dessen Lehrer), Murillo, Ribera, Valdés Leal, Alonso Cano, sowie drei Gemälden und vielen Radierungen Goyas.
- Das Jaurès-Musum in dessen Geburtshaus in der Innenstadt
[Bearbeiten] Sport
Der Rugby-Union-Club Castres Olympique ist dreimaliger französischer Meister (1949, 1950 und 1993).
[Bearbeiten] Städtepartnerschaften
[Bearbeiten] Städte in der näheren Umgebung
- Mazamet (18 km)
- Albi (40 km)
- Lavaur (Tarn) (40 km)
- Graulhet (40 km)
- Gaillac (50 km)
- Toulouse (70 km)