Chinaschilf
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Chinaschilf | ||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Systematik | ||||||||||||||
|
||||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||
Miscanthus sinensis | ||||||||||||||
Anderss. |
Chinaschilf (Miscanthus sinensis), auch unter dem Namen Elefantengras bekannt, ist ein aus Südostasien (u.a. China, Japan und Korea) stammendes ausdauerndes Süßgras. Erst 1935 wurde eine spezielle hochwüchsige Sorte, Miscanthus x giganteus, von Japan über Dänemark nach Mitteleuropa eingeführt, die im europäischen Raum über drei Meter hoch wird. In warmen Sommern kommt es zwar auch hier zur Blüte, keimfähige Samen werden aber nicht ausgebildet. Eine Vermehrung findet hier daher ausschließlich vegetativ statt. Bei Chinaschilf handelt es sich um eine sogenannte C4-Pflanze, die im Vergleich zu den in Mitteleuropa heimischen C3-Pflanzen ein höheres Massenwachstum aufweist.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Nutzungsgeschichte
In den Ursprungsgebieten als Rohstoff für Matten und Flechtwerk zum Sicht- und Windschutz sowie als Futterpflanze bekannt und in Mitteleuropa lange Zeit nur als Zierpflanze in Gärten eingesetzt, rückte Chinaschilf Ende der 1970er Jahre bei der Suche nach alternativen Energiequellen in das Blickfeld von Forschung und Entwicklung. Die Pflanze wurde nicht nur als potenzieller Biomasselieferant, sondern auch als Faserpflanze untersucht. Wegen des möglichen hohen Trockenmasseertrages spielte sie von nun an eine gewisse Rolle als nachwachsender Rohstoff.
Ende der 1980er Jahre wurden große Hoffnungen auf die Pflanze gesetzt, sie wurde auf vielen Stilllegungsflächen angebaut und hinsichtlich ihrer energetischen und stofflichen Verwertungsmöglichkeiten untersucht. Hohe Auswinterungsverluste im Pflanzjahr sowie Schwierigkeiten bei Verbrennung, Verarbeitung und Absatz führten wegen Unwirtschaftlichkeit zu einem Rückgang des Interesses.
In jüngster Zeit werden wieder große Hoffnungen in Miscanthus gesetzt als Zuschlagstoff zu Beton, quasi als Ersatz für den Stahl im Stahlbeton.[1]
[Bearbeiten] Chinaschilf als Energielieferant
Inzwischen findet das schnellwüchsige Chinaschilf wegen seines hohen Brennwertes und seiner günstigen Kohlendioxidbilanz zunehmend Verwendung als Brennstoff zur Energiegewinnung in Biomasseheizkraftwerken. Pilotprojekte existieren in Österreich und Deutschland. Das Energieäquivalent ist derzeit noch nicht fixiert, 7000 Liter Heizöl je Hektar sind allerdings realistisch. Es ist zu erwarten, dass Chinaschilf in Österreich ab ca. 2006 als standardisierter biogener Brennstoff gilt. In Österreich sind bereits jetzt Förderungen des Anbaus über die Stilllegungsprämie der Landwirtschaftskammer möglich.
[Bearbeiten] Vorteile
Ein Vorteil von Chinaschilf ist die Verlagerung der Nährstoffe aus den Blättern in das Rhizom gegen Ende der Vegetationsperiode. Dadurch kann der Düngungsaufwand für diese Pflanze reduziert werden. Eine Stickstoffgabe erhöht den Ertrag, kleine Kaligaben (Asche) verbessern die Stängelfestigkeit. Die in Österreich im Jahre 1989 angelegten Versuchsflächen wurden bisher noch nie gedüngt und weisen keinen nennenswerten Ertragsrückgang auf. Durch die mehrjährige Ernte ohne jährliche Ansäen entfallen auch die jährlichen energieintensive Bodenaufbereitungsarbeiten, was der Energiebilanz deutlich gegenüber anderen nachwachsenden Rohstoffen, wie z.B.Raps als pflanzlicher Kraftstoff verbessert. [2]
Vergleich: von einem Hektar Raps kann mit Energieprodukt Rapsöl ein Heizwert von ca. 1000l Heizöl erreicht werden, mit Chinaschilf dagagen 5500 bis 8000 Liter Heizöl/ha, wobei bei Raps noch ca. 2t Rapskuchen anfallen, die auch energetisch verwendet werden können (entspricht ca. 2x 560l Öl) [3]
Wobei die Energie, die zur Erzeugung (Bodenbereitung, Pflanzenpflege, Ernte, Herstellung von Düngemittel) pro Hektar geernteten Chinachilf-Häcksel, nur ca. halb so groß ist, wie die der zum Anbau von einem Hektar Raps.
[Bearbeiten] Nachteile
Von Nachteil für den Produzenten sind die geringen Anbauerfahrungen, die hohen Investitionen für das Pflanzgut und die bei mehrjährigen Kulturarten dauerhafte Flächenbindung, die einer flexiblen Reaktion auf Änderungen der EU-Agrarpolitik entgegenstehen.
Durch die relativ geringe Schüttdichte ist, abgesehen von den oben genannten Anbauproblemen, ein Transport über längere Wegstrecken unrentabel. Bei einer räumlich nahen Verwendung zur Förderung einer regionaler Energieautonomie ist dieser Umstand allerdings, wegen der kurzen Wege, nicht mehr als Nachteil zu betrachten. Abhilfe kann außerdem ein Pelletieren des Rohstoffes schaffen, die ersten Pelletierversuche befinden sich aber noch im Anfangsstadium. Erprobt hingegen ist bereits die Brikettierung: mit hydraulischen Brikettierpressen lassen sich Briketts mit einen Durchmesserung von 5 bis ca. 7cm wesentlich kostengünstiger herstellen, als Pellets mit einer Pelletiermaschine.
Problematisch ist immer noch die Schlackenbildung bei der Verbrennung des Häckselgutes, das - ähnlich wie Stroh - einen hohen Siliziumanteil aufweist und daher (noch) nicht in allen Hackschnitzelfeuerungen verbrannt werden kann. Durch das wachsende Interesse, nicht zuletzt wegen der steigenden Rohölpreise, ist aber eine verstärkte Entwicklung seitens der Heizkesselhersteller zu beobachten.
Chinaschilf kommt im Anbau nicht zur Aussaat, sondern wird über Rhizom-Stücke vermehrt. Das Verschleppen der Wurzelteile und Kontamination unbeaufsichtiger Areale kann zum Verwildern der Pflanze führen. Wie beim Staudenknöterich besteht die Möglichkeit, dass das Chinaschilf in einigen Jahrzehnten als invasiver Neophyt (Invasionspflanze) zu einem Problem wird: Auf Grund ihrer – als C4-Pflanze – für europäische Verhältnisse übermässigen Wachstumsrate hat sie keine bekannten natürlichen botanischen Konkurrenten, und auch über Fressfeinde in Europa gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. In den Ursprungsländern sind etwa 40 Arten Schmetterlinge bekannt geworden, die das Chinaschilf als Wirtspflanze besuchen, die meisten davon asiatische Gattungen der Hesperiidae und Nymphalidae[4], die in Europa nicht heimisch sind.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Nutzpflanze – allgemein zu Energie und Kraftstoffe liefernden Pflanzen
- Ziergras – Chinaschilf als Zierpflanze
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Planet Wissen: Werkstoffe aus Pflanzen
- ↑ Miscanthus.at von Hubert Falzberger
- ↑ Rapsseparierungsanlage Garting: "Rapskuchen als Brennstoff"
- ↑ Natural History Museum: HOSTS - a Database of the World's Lepidopteran Hostplants
[Bearbeiten] Literatur
- Werner Kuhn, Steffen Jodl: Vom Ziergras zur Rohstoffpflanze – 10 Jahre Miscanthus-Forschung. Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG)
- D. Wolters: Bioenergie aus ökologischem Landbau – Möglichkeiten und Potentiale. Wuppertal Paper Nr. 91, 1999
- Christine Rösch: Nachhaltige Nutzung von Biomasse als Energieträger. Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS), Forschungszentrum Karlsruhe, TA Datenbank-Nachrichten, Nr. 3, 10. Jahrgang, Sept. 2001, S. 27-34
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Chinaschilf – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- www.miscanthus.de - Informationen der Lehr- und Forschungsstation der Universität Bonn zu Miscanthus sinensis, in Zusammenarbeit mit den Firmen Hargassner und Fröling
- Feste Biomasse, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.
- Biomasse - was ist das? Planet-Wissen. WDR/SWR/BR-alpha, 2006.
- Biomasse als Energieträger. In: Faktor Vier. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie GmbH.
- Miscanthus als Heizstoff. Ökowärme Falzberger KEG. - Auspflanzung, Pflanzenschutz