Circuit de Dijon-Prenois
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Die Rennstrecke Circuit de Dijon-Prenois wurde am 26. Mai 1972 als Stade Automobile de Dijon-Prenois im französischen Burgund eröffnet. Der im Uhrzeigersinn zu befahrende Kurs liegt etwa 15 Kilometer nordwestlich des Stadtkerns von Dijon nahe dem kleinen Vorort Prenois.
Die damalige Streckenführung über 3,289 km ähnelte grob einem Oval mit einer 1,1 km langen und leicht ansteigenden Start- und Zielgeraden, zwei größeren Kurven und einer flüssigen Abfolge von leichten Kurvenkombinationen anstelle einer Gegengeraden.
Vor dem Umbau 1975 wurde hier 1974 ein Formel-1-Rennen ausgetragen; danach waren es bis 1984 weitere fünf. Inzwischen wird die Strecke hauptsächlich für verschiedene nationale Meisterschaften von Frankreich und der Schweiz sowie für zahlreiche Club-und Test-Veranstaltungen genutzt.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Motorsporttradition der Region wurde bereits am 26. Mai 1927 mit den „6 Stunden von Burgund“ begründet, einem Sportwagenrennen in verschiedenen Hubraumklassen auf einem knapp 18 Kilometer langen Kurs auf öffentlichen Straßen zwischen Dijon und Savigny-le-Sec. In der Klasse bis 1.500 cm³ gewann ein luftgefederter Rennwagen des Teams von George Messier. Vor und nach dem 2. Weltkrieg gab es in Dijon selbst einen etwas über 2 km langen, nicht permanenten Stadtkurs am Parc des Sports, der über sonst öffentliche Straßen führte und auf dem unter anderem 1946 verschiedene Rennen (Sportwagen und Voiturettes) um den „Großen Preis von Burgund“ ausgetragen wurden.
1969 begannen unter Mitarbeit von François Cevert und Jean-Pierre Beltoise die Planungen für ein Stade Automobile à Dijon, also einem „Automobil-Stadion in Dijon“. Nach gut zwei Jahren Bauzeit wurde die Strecke 1972 unter leicht verändertem Namen eröffnet, weil die Strecke nicht wie geplant „in“ Dijon lag, sondern außerhalb der Stadt nahe dem Vorort Prenois, der nicht zu Dijon gehört. Am 4. Juni gab es dort das erste große Rennen zur Europameisterschaft der Sportprototypen. Am 7. Juli 1974 fand das erste Formel-1-WM-Rennen auf diesem Kurs als Großer Preis von Frankreich statt. Die relativ kurze und schnelle Streckenführung machte Rundenzeiten von unter einer Minute möglich; Niki Lauda etwa hatte sich die Pole Position in 58,79 Sekunden geholt. Dadurch gab es viel "Verkehr" und damit verbundene unfallträchtige Komplikationen durch zahlreiche Überrundungen im Verlauf eines Rennens.
1975 wurde der Kurs deshalb durch einen neuen Abschnitt mit der Kurve Parabolique (siehe auch: Parabolika) auf rund 3,8 km erweitert, was die Rundenzeiten anfangs um bis zu 13 Sekunden verlängerte. Auf der überarbeiteten Strecke gab es im selben Jahr ein nicht zur Formel-1-WM zählendes Rennen um den Großen Preis der Schweiz, das der Schweizer Clay Regazzoni gewann. Ab 1977 bis 1984 wechselte sich Dijon-Prenois mit dem Circuit Paul Ricard (in Südfrankreich bei Le Castellet) bei der Austragung des Großen Preises von Frankreich der Formel 1 ab, ab 1985 wurde nur noch auf dem Circuit Paul Ricard gefahren, ab 1991 auf dem Circuit de Nevers Magny-Cours. Damit war die Formel-1-Ära für Dijon-Prenois endgültig vorbei. Mit dem Bau einer Kart-Strecke 2001 und einem umfangreichen Umbau der Boxenanlagen und des Fahrerlagers in den darauffolgenden Jahren durch den Streckendirektor und Ex-Rennfahrer Danny Snobeck wurde jedoch versucht, die Anlage attraktiv genug für andere Motorsport-Veranstaltungen zu halten.
Ein Vorteil der Strecke ist die Nähe zur Schweiz. Einige Schweizer Meisterschaftsläufe werden hier durchgeführt, weil seit dem schweren Unglück beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955 mit 82 Toten keine Rundstreckenrennen mehr in der Schweiz erlaubt sind. Zur Zeit fasst die Anlage in Dijon-Prenois bis zu 35.000 Zuschauer.
[Bearbeiten] Besonderheiten
Mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 200 km/h war die Strecke schon in der ersten Variante eine der schnellsten und flüssigsten der Formel 1. Im Gegensatz zu vielen modernen Retortenstrecken wurde der Verlauf der hügeligen Landschaft angepasst, so dass sich Höhenunterschiede von bis etwa 30 Metern ergeben. Dadurch müssen einige Streckenteile "blind" gefahren werden, weil der weitere Verlauf etwa einer Kurve eingangs nicht zu sehen ist. Das gilt etwa für die Kurvenkombination S de sablières, die Virage de la combe und die nach dem Umbau 1975 hinzugekommene Parabolique, die außerdem am Scheitelpunkt eine leichte Überhöhung hat, die am Kurvenausgang aber abnimmt, der Verlauf noch dazu mit etwa 15 Prozent ansteigt und deshalb technisch höchst anspruchsvoll zu fahren ist. Bei vielen Fahrern gilt die Strecke als "Berg- und Talbahn". Durch den technischen Fortschritt beim Rennwagenbau wurden jedoch einige Zeit nach dem Umbau erneut Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 200 km/h erzielt; sowohl von der Formel 1 als auch bei den GT-Sportwagen, die hier 1998 einen Weltmeisterschaftslauf austrugen.
Beim Umbau 1975 wurde vor allem im neuen Streckenteil weitgehend auf Auslaufzonen aus Gras oder Kies verzichtet, stattdessen wurden die Bereiche jenseits der Curbs grossflächig betoniert oder asphaltiert; ein Konzept, dass erst Jahrzehnte später obligatorisch bei neu- oder umgebauten Rennstrecken verwendet wurde. Dadurch konnten die Rennwagen bei Überholvorgängen auch Streckenteile neben der eigentlichen Fahrbahn nutzen, was beim Formel-1-Grand-Prix 1979 zum legendären Duell um Platz 2 zwischen René Arnoux und Gilles Villeneuve führte, als beide zur Begeisterung des Publikums rundenlang (auch in den Kurven) nebeneinander fuhren. Villeneuve setzte sich erst in der letzten Kurve Courbe de Pouas durch und fuhr etwa zwei Zehntelsekunden vor Arnoux über die Ziellinie. Solche Duelle sind allerdings bei feuchten oder nassen Streckenbedingungen nicht möglich, da vor allem die Beton-Auslaufzonen dann extrem rutschig werden.
Für Keke Rosberg dürfte die Strecke eine besondere Bedeutung haben, weil er hier in seinem Weltmeisterschaftsjahr 1982 den einzigen Saisonsieg holte.
[Bearbeiten] Formel-1-Rennen
[Bearbeiten] Literatur
Peter Higham, Bruce Jones (Übers.: Walther Wuttke): Rennstrecken der Welt, Heel-Verlag (Königswinter, 2000), ISBN 3-89365-890-4