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Conques

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Koordinaten: 44° 36′ 01″ N 02° 23′ 50″ O

Conques
Conques
Lage von Conques in Frankreich
Region Midi-Pyrénées
Département Aveyron
Arrondissement Rodez
Kanton Conques
Geografische Lage 44° 36′ N 02° 23′ O
Höhe 442 m
(221 m–663 m)
Fläche 30,51 km²
Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte
(1999)
302 Einwohner
10 Einw./km²
Postleitzahl 12320
INSEE-Code 12076
Website offizielle HP
Conques
Conques

Conques ist eine Gemeinde im Département Aveyron un der Region Midi-Pyrénées in Frankreich.

Von der Vereinigung Les plus beaux villages de France wurde Conques zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs erklärt. Die Abtei und die Brücke der Pilger stehen auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geografie

Conques liegt einsam für sich im Zentralmassiv. Es ist die Stadt der heiligen Fides (oder Ste-Foy), ein winziger Ort im Zentrum des südlichen Frankreichs. Conques ist nur über eine ebenfalls winzige, aber landschaftlich überaus attraktive Landstraße zu erreichen und ist heute tiefste Provinz.

Das war einmal anders. Denn Conques gehört zu den bedeutendsten Pilgerstädten des mittelalterlichen Frankreich auf dem Weg nach Santiago de Compostela in Spanien.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten] Klosterkirche Ste-Foy

Klosterkirche Ste-Foy
Klosterkirche Ste-Foy

Conques romanische Klosterkirche Ste-Foy und sein kleines Museum gehören zu den Höhepunkten der Kulturgeschichte des südlichen Frankreich. Trotzdem ist der Ort wegen seiner abgelegenen Lage wenig besucht, aber außerordentlich angenehm. Conques und seine Klosterkirche liegen stark an einem Berghang, und genau diese Lage drohte der Kirche einstmals zum Verhängnis zu werden.

Die Kirche hat ihren Namen nach der heiligen Fides, im Französischen Ste-Foy genannt. Fides war der Name eines kleinen Mädchens, das zur Märtyrerin geworden war. Sie war die Tochter eines angesehenen Bürgers von Agen und am 6. Oktober des Jahres 303 im Alter von 12 Jahren auf Befehl des Dacius zum Tode durch Enthauptung verurteilt worden, weil sie sich angeblich geweigert hatte, die heidnischen Götter anzubeten. Sie war damit eine der ersten der vergleichsweise wenigen französischen Märtyrer. Die religiöse Fantasie und die emotionale Erregung erfuhren noch eine bedeutsame Steigerung durch den Umstand ihres jugendlichen Alters und ihrer damit verbundenen Jungfräulichkeit. Ihre Gebeine sind am 14. Januar 866 nach einem Raub feierlich hierher gebracht worden und wurden seitdem mit inbrünstiger Andacht verehrt.

Die Klosterkirche, die einen älteren karolingischen Bau ersetzte, wurde kurz nach 1041 begonnen und zu Beginn des 12. Jhs. weitgehend vollendet und steht damit in der Phase der Früh- und Hochromanik. Im Mittelalter gehörte sie zu einer Benediktinerabtei. Nach Tournus in Burgund besitzt sie möglicherweise das älteste Tonnengewölbe großen Ausmaßes, das ungefähr 1060 gebaut wurde. Dieses Datum ist aber nicht ganz gesichert. Manches spricht dafür, dass in Conques die oberen Teile des Langhauses zeitlich nach der großen Kirche St-Sernin in Toulouse errichtet wurden. Dann wäre Conques zumindest in dieser Hinsicht nicht ganz so bedeutend.

Die Klosterkirche hat einen fünffachen Staffelchor, genau gesagt eine Kombination von einem Staffelchor und einem Kapellenkranz. Das ist eine von jenen Vorformen des späteren Kapellenkranzes.

Nach der großen Zeit der Pilgerzüge geriet Conques und seine Kirche in Vergessenheit und es begann ein langsamer Niedergang, der bis in die Religionskriege des 17. Jhs. hinein dauerte. Die Basilika brannte zum Teil ab und blieb nur in Rudimenten für den Gottesdienst nutzbar. Die Lage am Berghang machte sie für die Zerstörungskraft des Regenwassers und die Gefahr der Pfeilerverschiebungen besonders anfällig.

Nach der Revolution 1789 blieb sie 50 Jahre lang vernachlässigt. Kupferstiche von 1840 zeigen uns die Kirche mit teilweise eingestürztem Dach und einer Apsis, die außen bis zum unteren Rand des Fensters verschüttet war. 1839 beauftragte die Gemeinde von Conques einen Architekten aus Rodez mit dem Abbruch der Kirche, die angeblich einzustürzen drohte. Auch das danebenliegende Kloster war gefährdet. Aber nur das Kloster wurde tatsächlich abgebrochen, ein kleiner Teil des Kreuzganges steht heute noch.

Prosper Mérimée kommt das Verdient zu, dieses Wunder der Romanik, wie die Stadt Conques es heute nennt, gerettet zu haben. Prosper Mérimée (1803-1870) war eigentlich Schriftsteller, wurde aber 1831 Inspektor der historischen Denkmäler Frankreichs. Ihm und Viollet-le-Duc verdankt die französische Kunstgeschichte den Erhalt einer ganzen Reihe ihrer bedeutendsten Bauwerke. Bei einer Inspektionsreise zur Überprüfung historischer Denkmäler im Juni 1837 wandte er sich mit Entschiedenheit gegen die Zerstörung dieser Kirche und erreichte, dass sie unter Denkmalschutz gestellt wurde. Unverzüglich begannen die Restaurierungsarbeiten, die aber erst 1950 mit dem Einsetzen der Fenster ihren Abschluss fanden.

[Bearbeiten] Tympanon

Tympanon des Eingangsportales
Tympanon des Eingangsportales

Die Hauptattraktion der Klosterkirche von Conques ist das große Tympanon des Eingangsportales aus der Zeit vor 1130. Es gehört auf eine Stufe zusammen mit den Tympana von Chartres, Autun und Vézelay. Wir haben hier eine Art Kompendium mittelalterlicher Geschichtenerzählung vor uns, die sich nicht nur auf biblische Szenen beschränkt.

Das Generalthema des Tympanons ist das Jüngste Gericht. Diesmal bevölkern ganze 117 Gestalten die Szenerie. Ursprünglich befand es sich gar nicht an der Außenseite der Kirche, sondern - wie in Vézelay - im Innern einer Vorkirche und ist deshalb so gut erhalten. Das Material ist rötlicher und gelber Sandstein.

In der Mitte der vielschichtigen Erzählung thront natürlich - wie fast immer - Christus in der Mandorla - mit deutlichen Farbresten, von denen aber nicht sicher ist, ob es die mittelalterlichen Originalfarben sind. Sicher ist nur, dass diese Figuren bemalt waren. Gemäß der Matthäusvision vom Jüngsten Gericht, nach der Christus die Schafe zu seiner Rechten und die Böcke zu seiner Linken versammelt (Matthäus XXV, 33), teilt er mit seinen ausgestreckten Armen die Welt des Jenseits in das Paradies zu seiner erhobenen Rechten und die Hölle zu seiner nach unten weisenden Linken. Diese Teilung der Welt in Gut und Böse, die die gesamte christliche Kunst des Mittelalters beherrscht, ist bis in die Gegenwart kulturbestimmend wirksam.

In einem elliptischen Glorienschein, der Mandorla, sitzt Christus als höchster Richter mit einem Pallium bekleidet. Auf dem Kreuz im Nimbus/Heiligenschein hinter seinem Haupte steht die Inschrift: „Judex“ (Richter). Mit der rechten Hand weist er den Auserwählten den Himmel: „Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters“ sagt die seitliche Inschrift; mit der Linken weist er den Verdammten die Hölle: „Weichet von mir, Verfluchte“ heißt es auf der anderen Seite.

Zu seiner Linken, also von vorne aus rechts von ihm, sind vier Engel zu sehen. Von den zwei Christus zugewandten Engeln hält einer das Buch des Lebens, der andere ein Weihrauchgefäß. Die beiden den Verdammten zugewandten Engel halten Lanze, Schild und Wimpel. Sie halten die Verdammten fern, wie auf dem Schild geschrieben steht: „Die Engel werden die Bösen von den Gerechten trennen“. In der Hölle wird jeder nach seinen Sünden bestraft. Die Qualen, welche hier den Verdammten auferlegt werden, beziehen sich auf die Todsünden. Die Personen dieser fürchterlichen Szenen waren keine erfundenen Wesen, sondern Zeitgenossen.

Über Christus steht sein Kreuz zwischen dem Mond (luna) rechts und der Sonne (sol) links. Das Kreuz wird als Zentrum der Schöpfung, als Mittelpunkt der Welt und der Geschichte angesehen. Auf dem Querbalken steht die Schrift: „Dieses Kreuzzeichen wird am Himmel erscheinen, wenn der Herr kommt zu richten“ (Matth. XXIV, 30). Auf jeder Seite des Kreuzes – hier nicht zu sehen - stößt ein Engel ins Horn, um die Menschheit zur jüngsten Versammlung zu rufen.

Zur Rechten Christi, also von vorne aus gesehen links von ihm, befindet sich die moralisch „gute“ Seite, die Seite der Tugenden und der Erlösten - das heißt aber auch: die Seite mit den langweiligeren Themen. Zunächst sind – über den Figuren - Spruchbändern zu sehen, die von vier Engeln gehaltenen werden und auf denen die Kardinaltugenden verzeichnet sind: Glaube - Hoffnung - Liebe - Demut. Darunter folgt eine Schar von Heiligen und Gestalten, die voller Vertrauen auf Christus zugehen: ganz rechts zunächst die Jungfrau Maria, dann folgt der heilige Petrus mit dem Schlüssel und einem Stab in den Händen, dann der Eremit Dadon, der Gründer des Klosters von Conques, gefolgt vom Abt Oldoric, dem ersten Erbauer der Basilika - unter dem Caritas-Spruchband. Er führt keinen Geringeren als Karl den Großen an der Hand, dessen Freigiebigkeit den Bau oder die Fertigstellung einer früheren Kirche am gleichen Ort ermöglicht hatte. Der Kaiser trägt eine Krone und hält eine kleine Figur in der Hand, vermutlich soll sie die heilige Fides darstellen. Zur damaligen Zeit gehörten Deutschland und Frankreich kulturhistorisch noch zusammen.

Um den Kaiser herum sind Mitglieder seiner Familie versammelt. Es folgen nach links – eine Stufe höher - die drei Gestalten, die zur Zeit der Heiligen Fides mit ihr den Märtyrertod erlitten. Der letzte in der Reihe ganz links in der Ecke ist Arosnidus, der berühmte Mönch, der den „frommen Diebstahl“ beging, der Conques zu den Reliquien der Fides verhalf, die in Agen entwendet und nach – wie es heißt - „mancherlei Abenteuern“ an diesen Ort verbracht wurden. Hier wird also ein eindeutiger Diebstahl im Nachhinein als wohlgefälliges Werk für den eigenen Ruhm hingestellt und entschuldigt.

Unterhalb der vorigen Szene stellen zunächst links oben in einer schmalen Zwickelzone drei kleine Arkaden die Kirche von Conques dar. Drei Arkaden sind immer ein Zeichen von Heiligkeit und stehen normalerweise für das Himmlische Jerusalem, mit dem sich die Kathedrale von Conques hier symbolisch gleichsetzt. Unter diesen Arkaden hängen die eisernen Fesseln der gefangenen Christen, die durch die Heilige Fides aus den Händen der Mauren befreit wurden. Rechts daneben ist Ste-Foy, die Schutzpatronin der Basilika zu Conques, kniend im Gebet vor der Hand Gottes zu sehen, die sie aus den Wolken heraus segnet.

Darunter sieht man als Hauptszene dieses Teils das himmlische Jerusalem. Im Mittelpunkt thront Abraham, der die Auserwählten empfängt, symbolisiert in zwei kleineren Gestalten mit Heiligenscheinen. Zu seiner Linken stehen die Gerechten des Alten Testaments, zu seiner Rechten die Märtyrer, die heiligen Männer und Frauen des Neuen Testaments.

Hier an diesem Ort herrscht auf ewig großer Friede. Das wird in der betont ruhigen Ausdruckssprache des gesamten Körpers der Gestalten deutlich und genau dieses Darstellungsschema macht solche Szenen aus den himmlischen Sphären immer etwas langweilig im Vergleich zur Gegenseite.

Unten in der Mitte liegt der Eingang zum Paradies. Vor der Tür mit ornamentierten Beschlägen empfängt ein Engel die Auserwählten, die sich an der Hand halten und am Eingang drängen - wie bestürzt von dem Dämon und dem fürchterlichen Anblick gegenüber. Man muss sich bei diesen heute eher amüsant wirkenden Szenen deutlich vor Augen halten, dass sie in einer Zeit entstanden sind, als die Angst vor der höllischen Verdammnis durchaus real und sehr intensiv war.

Und damit kommt jetzt endlich auch die Gegenseite zum Zuge. Die ganze Szenerie des Tympanons ist in der Mitte geteilt zwischen der Welt des Guten links und der Welt des Bösen rechts. Das biblische Ungeheuer, der Leviathan, verschlingt mit aufgerissenem Rachen die Verdammten, die von einem Teufel mit einer schweren Keule hineingestoßen werden, wobei er den Kopf wendet, um die Auserwählten zu sehen, die ihm entgehen. Das muss man sich jetzt in den entsprechenden Farben vorstellen.

Die Szenen in dem schmalen Streifen darüber sind links die Auferstehung: Engel heben die Grabsteine auf und helfen den Toten aus den Gräbern, - und rechts anschließend die Szene der Seelenwaage. Von der Waage sind nur noch die beiden Schalen übrig. Auf der einen Seite der Erzengel Michael, auf der anderen ein Dämon mit verschmitztem Gesicht, der mit dem Finger auf eine der Schalen drückt, damit sie sich zu seinen Gunsten neige.

Ganz rechts daneben sind in diesem oberen Streifen in einer bildlichen Allegorie die Gewissensbisse dargestellt, und zwar in einer sehr wörtlichen Version. Die Verdammten werden tatsächlich von kleineren Dämonen in den Schädel gebissen. Man merkt an solchen Szenen, dass hier in der Hölle, in der Welt des Bösen, augenscheinlich mehr los ist als in der statischen Welt des Paradieses, wo alle nur huldvoll herumstehen. Aber die Sache wird noch dramatischer.

In einer weiteren Szene des unteren Teils herrscht der Dämon der Finsternis in seiner ganzen Unbarmherzigkeit. Satan thront inmitten emsiger Teufelchen und empfängt die Verdammten. Im rechten Teil des Tympanons, das die Welt des Bösen zeigt, werden in eindringlich erzählerischem Stil die sieben Todsünden bestraft: die Völlerei, die Wollust, der Geiz, die Üppigkeit, der Zorn, der Neid und die Faulheit. Unter den Füßen des Satans liegt zunächst - für alle Ewigkeit in den Flammen - der Faulenzer mit einer Kröte, dem Symbol der Faulheit, an seinen Zehenspitzen. Links davon erwarten ein Mann und eine Frau angebunden und mit gefesselten Händen die Strafe für die Wollust. Wie wird sie ausfallen? Ein sich über den beiden befindender Teufel erkundigt sich boshaft bei Satan.

Noch weiter links steht direkt an der Eingangspforte zur Hölle der Hochmut, dargestellt durch einen aus dem Sattel geworfenen Ritter, der im wahren Leben ein ehrgeiziger Nachbar der Abtei war und dieser nach ihren Gütern trachtete. Er wird von einem Teufel vom Pferd gezogen und von oben von einem anderen aufgespießt. Zu Lebzeiten war er von den Mönchen des Klosters exkommuniziert worden. Hier kommen also neben den welthistorischen Themen sehr lokale Aspekte aus der Klostergeschichte mit in die Darstellung des Jüngsten Gerichtes hinein.

Rechts des Satans sind an einem Gehängten die Folgen des Geizes dargestellt. Man erkennt ihn an seinem Beutel mit Geld um den Hals. Die Szene rechts daneben ist schwerer zu verstehen. Die Aussage ist folgende: In der Hölle gibt es keine üble Nachrede, keine Verleumdung, keine Lüge mehr, also werden die bösen Zungen herausgerissen. Und ganz rechts ist die aufs höchste gesteigerte Wut zu sehen: zur Beruhigung wird ein kleines Bad in einem siedenden Kessel verordnet.

Auch hier gibt es in einem schmalen oberen Streifen noch einige Sondergeschichten, die man ohne Erläuterung kaum entschlüsseln könnte. Zunächst links in der Mitte das Thema des Neides: Die Neidischen „sterben immer noch vor Neid“ heißt es auf der Inschrift. Der Teufel zeigt einem Spieler eine Pansflöte, das Instrument seiner Träume, aber ein anderer Teufel hindert ihn, sie zu ergreifen und sorgt damit für echte Tantalusqualen. Und in der rechten Mitte erscheint das Los der Wilddiebe, die in den Wäldern der Abtei gejagt haben: Sie werden wie ein Hase am Spieß gebraten, und der Hase hilft dabei. Die Wilddieberei gehört nicht zu den sieben Todsünden, sondern wieder zu den lokalen Themen der Klostergeschichte.

Der obere rechte Teil des Tympanons ist voll von weiteren menschlichen Schwächen: zunächst der Hochmut der Mächtigen, der ebenfalls gezüchtigt wird. Man verbeugt sich zwar noch, aber welche Schmach! Der Teufel als kniebeugender Höfling entreißt währenddessen mit seinen Zähnen dem Fürsten die Krone.

In der Szene ‚Drei Geistliche sind in einem Netz gefangen’ werden diese von einem dickbauchigen Teufel mit Mühe davon geschleppt: einer von ihnen hält einen Bischofstab. Es ist Étienne, der Bischof von Clermont und Verwalter der Abtei von Conques im 10. Jh., der den Kirchenschatz geplündert hat. Davor, gebeugt und gedemütigt, Begon II., auch er war Abt des Klosters. Er verdankte seine Ernennung zum Abt betrügerischen Machenschaften und hatte darüber hinaus die Güter der Abtei verschleudert. Also auch hier sind wieder deutliche lokale Themen angesprochen, und zwar auch gegen ehemalige Klostervorstände.

Rechts davon sind sind zunächst die Häretiker dargestellt, erkennbar an dem Pergament und dem Buch der Irrlehren - hier als Schriftrolle, die sie in der Hand halten. Einer liegt auf dem Boden, der Teufel verschließt ihm mit seinem Fuß den Mund. Die Aussage ist eindeutig: Schluss mit den Irrlehren! Und noch weiter rechts am äußersten Rand ist der Falschmünzer dargestellt - vor ihm seine Instrumente, die ihn an den Grund seiner Verdammnis erinnern.

Die Inschrift, die auf dem durchlaufenden Balken steht, sollte vor dem Eintritt in die Kirche die Gläubigen im Glauben stärken und die Zweifelnden zur Umkehr bewegen. Dementsprechend lautet sie: „Die Gemeinschaft der Heiligen steht voller Freude vor Christus dem Richter. So wird den Auserwählten, vereint, um die Freuden des Himmels zu empfangen, Ruhm, Friede, Ruhe und ewiges Licht zuteil. - Die Keuschen, Friedfertigen, Mildtätigen und Frommen sind erfüllt von Freude und Zuversicht und fürchten nichts. Die Gottlosen werden somit der Hölle überantwortet. Die Bösen werden von Strafen gequält, von Flammen verzehrt, sie zittern und stöhnen auf ewig inmitten von Teufeln. Die Diebe, Lügner, Betrüger, Geizigen, Entführer, sie werden alle mit den Übeltätern verurteilt. Ihr Sünder wisset, dass ihr ein schreckliches Gericht erleiden werdet, wenn ihr euren Lebenswandel nicht ändert.“

Darunter steht die Szene die Hurerei: was diese beiden getan haben, zeigt ein Teufel sichtbar auf einem Pergament, zu beider größter Schande also in aller Öffentlichkeit. Hier sind übrigens die langen Haare der Frau Hinweis auf zügellose Sinnlichkeit. Und ganz rechts außen die Völlerei: Die Schlemmer müssen ihre Schlemmereien „zurückgeben“, falls nötig mit wirksamen Mitteln, hier: indem man den Sünder an den Füßen aufhängt.

[Bearbeiten] Innenraum

Das Innere der Kirche ist ungewöhnlich steil und hoch, was natürlich zusätzlich zu den baulichen Schwierigkeiten führte, die schon erwähnt wurden. Das Mittelschiff hat eine Höhe von 22 Meter bei einer Länge von 56 Meter. Es war damit in seiner Entstehungszeit um 1060 womöglich nicht nur nach Tournus das älteste Gewölbe großen Ausmaßes, sondern auch das damals höchste. Cluny III wurde dann ab 1088 noch etwas höher gebaut. Speyer II, der andere Großbau jener Zeit, wurde kurz davor 1082 begonnen und erreichte 33 Meter Höhe. Conques steht also in einer Reihe mit den ambitioniertesten architektonischen Unternehmungen der damaligen Zeit.

Conques ist eine Emporenbasilika. Die Emporen öffnen sich zum Mittelschiff mit jeweils einer Doppelöffnung. Die Empore diente zur Stütze des Mittelschiffgewölbes - genauso wie in den ersten gotischen Kathedralen in Sens, Noyon und Laon vor der Erfindung des Strebewerkes. In Wallfahrtskirchen wie dieser diente eine Empore auch als Schlafraum für Pilger.

Neben den Dimensionen des Innenraums sind die an vielen Kapitellen erhaltenen figürlichen Steinmetzarbeiten erwähnenswert.

[Bearbeiten] Museum

Straße in Conques
Straße in Conques

Das kleine Museum des Ortes sieht von außen zwar unscheinbar aus, beherbergt aber den größten erhaltenen Kirchenschatz des französischen Mittelalters. Die Hauptattraktion ist von absolutem künstlerischem Rang, und zwar die überaus reich mit Goldbeschlag und Edelsteinen ausgestattete Statue der hl. Fides, die hauptsächlich aus dem Jahr 984 stammt. Sie ist im hinteren Zentrum des abgedunkelten Hauptraums des Museums unter Panzerglas ausgestellt.

Der Holzkern der Statue ist ganz mit Goldblech überzogen und geschmückt. Die Plastik ist aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt, die auch zu ganz unterschiedlichen Zeiten angefertigt wurden.

1954-55 hat eine gründliche Untersuchung des gesamten Kirchenschatzes von Conques stattgefunden, die sich natürlich besonders intensiv mit dieser Statue beschäftigte. Die größte Überraschung war, als sich herausstellte, dass der Kopf möglicherweise aus der Spätantike des frühen 4. Jhs. stammt und möglicherweise ursprünglich einen Kaiser darstellen sollte. Weiter kam man zu dem Ergebnis, dass eine erste Fassung der Statue im letzten Viertel des 9. Jhs. entstand. Dann gab es Veränderungen im ausgehenden 10. Jh. und spätere Hinzufügungen im 14., 16. und 17. Jh. Besonders die ziemlich unmotiviert und starr aus dem Block herausragenden Arme sind erst im 16. Jh. gegossen.

Diese Plastik ist ein sog. Sitzreliquiar, d.h. in ihr wurde eine kostbare Reliquie aufbewahrt, höchstwahrscheinlich die Gebeine der dargestellten Fides. Sie stand ursprünglich innerhalb des umgitterten Chores der Kirche und war der zentrale Bewunderungs- und Anbetungsgegenstand.

Schon im 10. Jh. blickten einige Kirchenoberen skeptisch auf den Anbetungskult, der sich um diese Statue gebildet hatte. Man befürchtete die Gefahr der Idolatrie, also der Götzenanbetung. Bernhard von Angers sagte im Jahr 1013 dazu: „Sie zum ersten Mal betrachtend, ganz in Gold, funkelnd von edlen Steinen und einer menschlichen Figur ähnlich, erschien sie den meisten einfachen Menschen, als ob sie [St. Fides] sie ganz lebendig anschaute und mit ihren Augen ihre Gebete erhörte.“

Offiziell waren solche plastischen Standbilder in den Kirchen des beginnenden Hochmittelalters als Götzendienst verpönt. Das hängt mit der Götterverehrung im alten römischen Reich zusammen, die ja hauptsächlich mit Standbildern arbeitete, von der man sich im Christentum deutlich distanzieren wollte, wenn man schon so viele andere Dinge übernommen hatte. Aber hier im Zentralmassiv ließen sich die Leute ihre Figuren nicht nehmen. Theologisch half sich die Kirche nun mit einem Trick, indem man in diesen Figuren immer Reliquien verbarg. Diese durften ja verehrt werden.

Der Reliquienkult ist generell die Hauptursache dafür, dass die Plastik nach 700 Jahren der Verdammung wieder in den christlichen Kultraum aufgenommen wurde. Die Reliquie musste irgendwo an einem würdigen Ort aufbewahrt werden, das geschah in einer plastischen Darstellung von Christus, Maria oder eines Heiligen – und von da aus verselbständigte sich später die plastische Personendarstellung auch ohne Reliquie. Die russisch-orthodoxe Kunst dagegen blieb bei ihrer Plastik-Feindlichkeit.

Nur durch glückliche Zufälle konnte verhindert werden, dass diese einmalige Plastik im 16. Jh. dem üblichen Schicksal der Plünderung und Einschmelzung entgangen ist.

[Bearbeiten] Literatur

Am informativsten zum Thema 'Tympanon' ist der kleine amtliche Kirchenführer, der lediglich aus zwei Blättern besteht und leider nicht im Handel erhältlich ist.

Durliat, Marcel: Romanische Kunst. Freiburg-Basel-Wien 1983, S.481, Farbtafel 2,22,47, Abb. 241;

Fillitz, Hermann: Das Mittelalter I. (= Propyläen-Kunstgeschichte Bd. 5. Frankfurt am Main - Berlin [1969] 1990), Abb. 102

Legler, Rolf: Südwestfrankreich. Köln [1978] 5. Auflage 1983. (DuMont Kunst-Reiseführer), S. 119, Abb. 16-23, Farbtafel 1,2;

Minne-Sève, Viviane: Romanische Kathedralen und Kunstschätze in Frankreich. Eltville 1991, S. 100, 102, 114-116,

Rosenbaum, Ulrich: Auvergne und Zentralmassiv. Köln [1981] 7. Auflage 1989. (DuMont Kunst-Reiseführer), S. 140, Abb. 65-67, Farbtafel 22,25;

Tetzlaff, Ingeborg: Romanische Portale in Frankreich. Köln 1977, Abb. 12-14;

Toman, Rolf (Hrsg.): Die Kunst der Romanik. Architektur - Skulptur - Malerei. Köln 1996, S. 147

[Bearbeiten] Weblinks

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