Cracker (Computer)
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Cracker findet seinen Ursprung in der englischen Umgangssprache bzw. dem Slang und bezeichnet hier das Aufbrechen von etwas oder das (Zer-)Brechen der Wirkung eines Sicherheitssystems oder einer Sperrvorrichtung. Daran angelehnt wird seit Anfang der 1980er Jahre auch jemand der Passwort- oder Kopierschutzmechanismen einer Software aushebelt als „Software Cracker“ oder kurz „Cracker“ bezeichnet.
Im Hackerjargon erhielt Cracker parallel dazu weitere Verwendungen, weshalb seine Bedeutung stark vom jeweiligen Kontext abhängig ist: Die Definition des Begriffs ist Gegenstand einer anhaltenden Kontroverse zwischen den verschiedenen Hackerkulturen. Innerhalb der akademischen Hackerkultur wurde seit 1990 der Versuch unternommen, sämtliche Hacker die Sicherheitsbarrieren umgehen ungeachtet ihrer Motivation nicht als Hacker, sondern als Cracker zu betiteln. Dagegen wollen andere Hackerkulturen lediglich die destruktiven Elemente der jeweiligen Szene (s.g. Black-Hat-Hacker) als Cracker bezeichnet sehen.
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[Bearbeiten] (Software-) Cracker
Zum Betätigungsfeld eines (Software-) Crackers gehört die Manipulation von (meist kompilierten) Softwarecode, um den Zugriffs- oder Kopierschutz einer Software zu entfernen, wozu auch Schutzmechanismen wie Passwortabfragen zählen. Alternativ dazu erstellen sie Generatoren für Lizenznummern oder entwickeln Programme für das Brute-Forcen von Passwörtern.
[Bearbeiten] Cracken als legaler Sport
Da ihnen der Programmcode nur als Maschinencode oder als Zwischencode (z. B. Intermediate Language oder Java-Bytecode) vorliegt, kommt das Cracken von CrackMes einem Wettkampf im Bereich des Reverse Engineerings gleich. Dabei erstellt einer der Cracker ein Programm (das CrackMe), welches er mit Barrieren wie z.B. einer Passwortabfrage versieht. Die anderen Teilnehmer versuchen nun, diese Barrieren auszuhebeln. Diese Tätigkeit stellt eine gute Übung für Softwareentwickler und Systemanalytiker dar.
[Bearbeiten] Cracker als Kopierschutz-Entferner
Bereits sehr früh (Ende 1970er/Anfang 1980er Jahre) wurde damit begonnen, kommerzielle Software (hier insbesondere Computerspiele) mit mehr oder weniger ausgeklügelten Kopierschutzmechanismen zu versehen. Den Kopierschutz auszuhebeln, um die Software für sich selbst und für befreundete Computerbenutzer in einem kopierbaren Zustand zu bringen, entwickelte sich unter den damaligen Computerfreaks als eine technische Fertigkeit und Begabung. Jemand der die Fähigkeit hatte, den Programmcode zu manipulieren, um Kopierschutzmechanismen zu umgehen, nannte man seit Anfang der 1980er Jahre auch „Software Cracker” oder kurz „Cracker“. Einzelne Cracker waren dabei so erfolgreich, dass sie das Cracken zu einer Art Passion machten, meistens unter Verwendung eines anonymisierenden Crackernamen (Nickname, auch Pseudo oder Handle genannt). In den frühen 1980er Jahren entstanden hieraus Crackergruppen und der sich auf das Aushebeln von Kopierschutzmechanismen kommerzieller Software spezialisierende Teil der Warez-Szene.
Solche Crackergruppen sind auch heute noch meist streng organisiert. Beispiele für solche Gruppen waren bzw. sind Endless Piracy, RELOADED, Silentgate, L4NZ=l0T, SCOOPEX, the-cube, BLiZZARD, CORE, Razor 1911, DEViANCE, EMPORiO, Kalisto, W-P-W, H2O, ParadoX, Fairlight, TRSI, Skid Row, Dynamic Duo, Ebola Virus Crew, Anti-RAM, Section 8, TBC, German Cracking Service, Team Eclipse und TSRh. Viele Softwarecracker sind dabei nicht an Profit interessiert. Vielmehr betrachten sie das Cracken gegen die Zeit als Wettbewerb der Gruppen gegeneinander.
Auszug aus dem Buch Hackerland:
„Softwarefirmen suchten in den 80er Jahren nach Wegen, um den einzelnen Benutzer vor dem Kopieren der Software zu hindern. Die Maßnahme jedoch führte dazu, dass zunächst Einzelgänger anfingen, Software hobbymäßig zu cracken. Später bildeten sich kleinere Gruppen, die es sich zur Aufgabe machten, Software kontinuierlich zu cracken und in Umlauf zu bringen. Es dauerte nicht lange, bis sich schließlich die Crackergruppen zu einer 'Szene' vereinten und regelmäßige Treffen veranstalteten (Copyparties). Innerhalb weniger Jahren gründete sich eine Subkultur von Crackern, die ein gigantisches Netz quer über den Globus spannte. Gruppen- und Mitgliedsnamen wurden in Listen festgehalten und weltweit durch Personen, die speziell für diesen Aufgabenbereich eingeteilt waren, verteilt. (...)“
[Bearbeiten] Die Abgrenzung zwischen den Begriffen (Software-) „Cracker“ und „Hacker“
Auch wenn die Hacker- und Crackerkultur gemeinsame Wurzeln haben, entwickelten sie sich schnell getrennt voneinander, wobei sie sich gelegentlich von der jeweils anderen Szene distanziert sehen wollen. Nach der heutigen Common Sense der Hacker Community wird aus Sicht der Computersicherheit selbst das Cracken von Passworten dem Hackerhandwerk abgesprochen (treffendes Zitat aus Eric Steven Raymonds „How to become a Hacker“: Genauso wenig wie man durch das Knacken von Sicherheitscodes ein Hacker wird, wird man durch das Kurzschließen eines Autos zu einem KFZ-Mechaniker.).
Auch wenn dies nur einen Teil des Betätigungsfeldes eines Hackers abdeckt, gehören dagegen das reverse Engineering von Software sowie das Verändern von mangelhaft geschütztem Softwarecode innerhalb der Computersicherheit zum Hackerhandwerk, um vermeintliche Sicherheitsbarrieren eines Systems zu überwinden. Selbst jenseits der Computersicherheit bedienen sich Hacker in der Programmierung bisweilen diverser Methoden, die sich aus technischer Sicht nicht von denen der Cracker unterscheiden. Im Gegensatz zur Computersicherheit liegt der Unterschied zum Cracker hier jedoch deutlich abgrenzbar im zu erreichenden Ziel und dem ausschließlich legalen Umfeld, in denen Hacker diese Methoden anwenden. Durch deren gemeinsame Nutzung solcher Methoden fällt eine Trennung der Begriffe "Hacker" und (Software-) "Cracker" für Außenstehende allerdings oft schwer.
[Bearbeiten] Crackerkultur & hacktivistische Motivationen
Es gibt Cracker, die meist organisiert in Gruppen mit dem illegitimen Cracken von Software Geld verdienen. Andere Cracker betätigen sich ebenfalls in diesem Bereich der Programmierung, ohne jedoch dafür Geld zu nehmen. Ihr Handeln ist oft von Neugierde geprägt, manchmal aber auch von politischer Natur. Einige wollen Software unabhängig vom Einkommen für alle Menschen gleichermaßen nutzbar machen, andere benutzen ihre Fertigkeiten mit dem Zweck, den jeweiligen Konzernen gezielt Schaden zuzufügen. Andere Cracker wiederum wollen anderen die Möglichkeit geben, Spiele im vollen Umfang zu testen, rufen aber in ihren NFO-Dateien dazu auf, die Spieleentwickler zu unterstützen und Spiele, falls sie gefallen, zu kaufen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Hacker's Guide. Markt und Technik, 2003, ISBN 3-8272-6522-3
- Schumacher Markus: Utz Rödig, Marie-Luise Moschgath: Hacker Contest. Xpert.press, ISBN 3-540-41164-X
- Krömer, Jan und Sen, Evrim: NO COPY - Die Welt der digitalen Raubkopie. 2006, 1. Auflage, ISBN 3-932170-82-2, Webseite
- Sen, Evrim: Hackerland - Das Logbuch der Szene. Tropen Verlag 2001, 3. Auflage, ISBN 3-932170-29-6, Webseite
- Sen, Evrim: Hackertales - Geschichten von Freund+Feind. Tropen Verlag 2002, 1. Auflage, ISBN 3-932170-38-5, Webseite
- Stoll, Clifford: Kuckucksei: Die Jagd auf die deutschen Hacker, die das Pentagon knackten. Fischer Taschenbücher, ISBN 3-596-13984-8
[Bearbeiten] Weblinks
- CuMK - Computer- & Mediendelikte Kommentar - Strafbarkeit des Crackings - Kommentierung zu § 106 UrhG
- wiki.hackerboard.de - über den Begriff „Ethickerd“ versucht eine Initiative, den „Cracker sind keine Hacker“-Konflikt zu lösen
- Timeline of hacker history
- A. Schultz, Aufsatz Strafbarkeiten und Probleme - Entwurf des StrafÄndG zur Bekämpfung der Computerkriminalität 20.09.06
- Cracking Literatur Literatur, Informationen und Fakten zum Thema "Cracking". Dokumentiert und archiviert von 802.11b