CzechTek
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Das CzechTek ist ein freies, nicht kommerzielles, mehrtägiges Freetekno-Festival (Teknival), das seit 1994 am letzten Juli-Wochenende an jeweils verschiedenen Orten in Tschechien stattfindet. Jährlich präsentieren sich hunderte Soundsysteme aus ganz Europa bei freiem Eintritt vor mehreren tausend Besuchern. Viele Musiker und Künstler sind eingeladen ihre Arbeiten vorzustellen bzw. das tanzwütige Publikum zu beschallen.
Der Veranstalter, die Vereinigung tschechischer Soundsysteme Aliance 23, finanziert sich durch den Vorortverkauf von Getränken, Snacks und Schallplatten, weshalb auch die Besucher aufgefordert werden, nur bei Verkaufständen mit Musik ihre Bedürfnisse zu stillen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Das erste CzechTek fand 1994 statt und war eine legale Veranstaltung. Einige Male war das Festival bei den zuständigen Behörden jedoch nicht gemeldet und somit ein illegales Event, das nach vier bis fünf Tagen mit Gewalt durch die tschechischen Behörden aufgelöst wurde. 2003 und 2004 besuchten jeweils über 30.000 Menschen die CzechTek. Für politisches Aufsehen sorgte die polizeiliche Auflösung der Veranstaltung im Jahr 2005, im Zuge derer über hundert Personen (darunter viele Polizisten) verletzt wurden. Als Folge der Räumung der Veranstaltung, der Demonstrationen und der innerpolitischen Spannungen verständigten sich die Veranstalter und die Regierung darauf, die Czechtek 2006 im legalen Rahmen durchzuführen. Dazu wurde der Vorschlag des scheidenden Verteidigungsminister Karel Kühnl (US-DEU) angenommen und die Czechtek 2006 auf das Gelände des Truppenübungsplatz Hradiště in der Nähe von Karlsbad verlegt. Bei bestem Wetter (mit sporadischen Regenschauern) wurde der Besucherrekord von 40.000 Teilnehmern eingestellt, von denen schätzungsweise mehrere Tausend aus dem Ausland anreisten. Sogar der tschechische Innenminister František Bublan besuchte den Veranstaltungsort. Die tschechische Polizei meldete von der Czechtek 2006 keine besonderen Vorkommnisse.
[Bearbeiten] Polizeiliche Ausschreitungen 2005
Im Jahr 2005 kam es beim offiziell nicht genehmigten Festival in Mlýnec pod Přimdou (Milles) zu einer Blockade der Autobahn Prag–Pilsen (Dálnice 5) und heftigen Übergriffen der polizeilichen Spezialeinheiten, die Wasserwerfer und Tränengas einsetzten. Während des Festivals kam ein Teilnehmer ums Leben. Die genauen Umstände des Todesfalls sind ungeklärt, allerdings dürfte der Tod nicht direkt mit dem Polizeieinsatz in Verbindung stehen, sondern durch einen Verkehrsunfall verursacht worden sein. Etwa 100 Teilnehmer sowie 90 Polizisten wurden beim mehrtägigen Einsatz von 1.200 Polizisten gegen rund 5.000 Besucher verletzt. Es kam zu tagelangen Konflikten am Veranstaltungsort.
Der tschechische Premier Jiří Paroubek und sein Innenminister František Bublan verteidigten das Vorgehen gegen die Jugendlichen vehement. Premier Paroubek ging sogar so weit zu behaupten, die Maßnahmen seien nötig als Maßnahme „gegen eine durch Drogen und Alkohol provozierte Welle der Gewalt“ und „gegen die Verbreitung von Aids, Gelbsucht und Salmonellen“. Er behauptete zudem, die Besucher dieses Festivals seien „keine tanzenden Kinder sondern gefährlich besessene Leute, mit anarchistischen Neigungen“. Dies sei „politisch, soziologisch sowie auch polizeilich und nachrichtendienstlich perfekt dokumentiert“. Das kompromisslose Vorgehen sowie die provokanten Äußerungen lösten dann auch innenpolitische Turbulenzen aus. In Prag, Brünn und Ostrau gab es in den Tagen und Wochen darauf Demonstrationen von Jugendlichen. Ehemalige Regimekritiker wie Václav Havel äußerten, sie fühlten sich an die Brutalität der kommunistischen Polizei im Jahre 1989 erinnert. Staatspräsident Václav Klaus bezeichnete den Einsatz als großen Fehler und forderte von der Regierung Aufklärung über die „Form, Aufgabenstellung, Organisation und Durchführung“ des Polizeieinsatzes.
Die Berliner Fuckparade änderte ihre Demonstrationsroute, um vor der tschechischen Botschaft gegen die Polizeigewalt zu demonstrieren.
[Bearbeiten] Die bisherigen CzechTeks
Datum | Ort | Besucheranzahl | |
---|---|---|---|
28. Juli–? 1994 | Hostomice pod Brdy | legal | 300 |
26. Juli–? 1995 | Hostomice pod Brdy | legal | 300 |
26.–28. Juli 1996 | Hostomice pod Brdy | legal | 1.500 |
25.–27. Juli 1997 | Stará Huť bei Dobríš | legal | 5.000 |
30. Juli–4. August 1998 | Stará Huť bei Dobríš | legal | 5.000 |
30. Juli–4. August 1999 | Hradčany nad Ploučnicí bei Ralsko | illegal | 5.000 |
28. Juli–2. August 2000 | Lipnice bei Třeboň | illegal | 10.000 |
27.–30. Juli 2001 | Doksy | illegal | 10.000 |
26.–31. Juli 2002 | Andělka bei Višňová | legal | 20.000 |
25. Juli–3. August 2003 | Ledkov bei Kopidlno | legal | 40.000 |
30. Juli–3. August 2004 | Boněnov bei Chodová Planá | illegal | 20.000 |
29.–31. Juli 2005 | Mlýnec pod Přimdou | illegal | 5.000 |
27.–30. Juli 2006 | Truppenübungsplatz Hradiště | legal | 40.000 |
[Bearbeiten] Weblinks
- CzechTek WebLog (tschechisch)
- Deutschsprachiges Nachrichtendossier zum Festival CzechTek 2005 von Tschechien Online: Berichte, Dokumente, Fotostrecken
- CzechTek 2005: Bericht über den Polizeieinsatz, Gegendemonstrationen und Proteste (engl., tschechisch)
- CzechTek 2005 FotoGalerie
- CzechTek 2004 Luftaufnahmen
- CzechTek 2004: Bericht über Polizeistürmung (in tschechischer Sprache)
- Aufräumarbeiten