Das Große Lernen

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Kalligrafie des Textes im Konfuziustempel von Tainan.

Das Große Lernen (chin. 大学/大學, Dà Xué) ist das erste der Vier Bücher, die Zhu Xi in der Song-Dynastie zur Grundlage des Konfuzianismus erklärt hat. Ursprünglich handelte es sich hierbei um ein Kapitel im Buch der Riten.

[Bearbeiten] Inhalt

Das Buch besteht aus einem kurzen, Konfuzius zugeschriebenen Haupttext und neun Kommentarkapiteln aus der Feder Zeng Zis, eines Schülers des Konfuzius. Der Haupttext lautet:

Der Weg des Großen Lernens beinhaltet ein tugendhaftes Leben,

die Erneuerung des Volkes und das Festhalten des höchsten Gutes. (...)

大學之道在明明德，在親民，在止於至善 (...)

Die Ahnen zeigten ihre vortreffliche Tugend im ganze Reich, indem sie zunächst ihre eigenen Staaten in Ordnung brachten.

古之欲明明德於天下者，先治其國

Ihre Staaten brachten sie in Ordnung, indem sie zunächst ihre Familien in Ordnung brachten.

欲治其國者，先齊其家

Ihre Familien brachten sie in Ordnung, indem sie zunächst ihre eigene Person kultivierten.

欲齊其家者，先修齊身

Ihre eigene Person kultivierten sie, indem sie zunächst ihre Herzen aufrichteten.

欲修齊身者，先正其心

Ihre Herzen richteten sie auf, indem sie sich zunächst um aufrichtige Gedanken bemühten.

欲正其心者，先誠其意

Aufrichtige Gedanken erlangten sie, indem sie zunächst ihr Wissen erweiterten.

欲誠其意者，先致其知

Die Erweiterung des Wissens lag wiederum in der Erforschung der Dinge.

致知在格物

Sobald die Dinge erforscht waren, vervollkommnete sich das Wissen.

物格而後知至

Sobald das Wissen vollkommen war, wurden die Gedanken aufrichtig.

知至而後意誠

Sobald die Gedanken aufrichtig waren, richteten sich die Herzen auf.

意誠而後心正

Sobald sich die Herzen aufgerichtet hatten, kultivierte sich die Person.

心正而後身修

Sobald die Personen kultiviert waren, ordneten sich die Familien.

身修而後家齊

Sobald die Familien geordnet waren, wurden die Staaten recht regiert.

家齊而後國治

Sobald die Staaten recht regiert waren, herrschte Friede auf der ganzen Welt.

國治而後天下平

Vom Himmelssohn bis hinab zu den Massen des Volkes müssen alle danach streben, ihe Person zu kultivieren, die Wurzel von allem übrigen. (...)

自天子以至於庶人，壹是皆以修身為本 (...)

[Bearbeiten] Literarische Bedeutung

Das Große Lernen verdankte seine Bedeutung dem Umstand, dass er zahlreiche Themen der chinesischen Philosophie und des politischen Denkens aufgreift und in einzigartiger Weise verknüpft.

Regierung, Selbstkultivierung und die Erforschung der Welt werden untrennbar miteinander verbunden. Das Tun des Einzelnen wird in den Dienst höherer Ziele wie der Erlangung des Weltfriedens und der Vereinigung von Geist und Materie gestellt. Durch die Definition des "Weg des Lernens" in politischen und sozialen Begriffen verbindet das Werk das Geistige mit dem Praktischen und schafft so ein Konzept das Dao, das sich radikal von dem im Daoismus unterscheidet. Insbesondere trägt Das Große Lernen entschieden zur diesseitigen, weltzugewandten Ausrichtung des Konfuzianismus bei. Nicht auf die Autorität transzendenter Gottheiten gründet es seine Lehre, sondern vielmehr auf das praktischen Wirken der weisen Könige des Altertums.

Einige Textstellen sind für den politischen Diskurs des klassischen wie des modernen China gleichermaßen von Bedeutung. So galt etwa das im Daxue thematisierte Konzept des Weltfriedens von der Zhou-Dynastie bis hin zur Zeit der Guomindang und der Ära des Kommunismus als erklärtes Ziel chinesischer Politik. Der Begriff Qinmin, oft übersetzt mit "Erneuerung des Volkes", sollte einer Partei der Republik China den Namen geben.