Deportation
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Deportation (v.lat.: deportatio, dt. verschleppen, wegbringen, verbannen) ist die zwangsweise Verbringung von Personen oder Personengruppen an einen anderen, entfernten Ort. Rechtlichen Schutz gegen Deportationen bietet in Friedenszeiten die UN-Charta (Artikel 9 und 12), in Kriegszeiten der Artikel 49 des Genfer Abkommens vom 12.August 1949.
Grundsätzlich ist zwischen der Deportation von Einzelpersonen und Personengruppen zu unterscheiden.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Deportation von Einzelpersonen
[Bearbeiten] Deportationen von Strafgefangenen
Die Deportation von Strafgefangene in entfernte Gebiete, wo sie sich mehr oder weniger frei bewegen konnten hat eine lange Geschichte. In der Neuzeit wurde sie in größeren Umfang von folgenenden Staaten angewendet:
- Großbritannien nach Australien,Deportationen nach Australien fanden von 1788 bis 1868 statt (bis 1840 in New South Wales), insgesamt wurden 163.021 Menschen deportiert. Manche landeten in Strafsiedlungen wie Port Arthur oder Norfolk Island, andere hatten relative Bewegungsfreihheit und konnten sogar im Laufe der Zeit angesehene Stellungen in der Gesellschaft einnehmen, wie der Einbrecher Alexander Munro, der zum ersten Bürgermeister von Singleton in New South Wales gewählt wurde. Die Sträflinge wurden auch als Zwangsarbeiter (assigned servants) an Privatpersonen vermietet.
- Russland nach Sibirien
- Sowjetunion in Straflager (GULAG) im ganzen Land
- Frankreich nach Französisch-Guyana (Henri Charrière: Papillon, Banco)
- Italien Von Norditalien in die Basilicata (Carlo Levi: Christus kam nur bis Eboli)
[Bearbeiten] Deportation von unerwünschten Personen
Darunter fällt die Deportation von Personen, die zwar keine Straftaten begangen haben, deren Verbleib vor Ort jedoch nicht erwünscht ist.
- Solche Deportationen wurden praktisch von allen Diktaturen durchgeführt.
[Bearbeiten] Deportation von Personengruppen
[Bearbeiten] Deportationen im staatlichen Konsens
Solche Deportationen sind selten, die Grenzen zur Emigration sind fließend
- „Bevölkerungstausch“ Griechenland - Türkei in den 1920er Jahren
[Bearbeiten] Deportationen aus wirtschaftlichen Gründen (Schottland)
Ein Beispiel für eine Deportation aus wirtschaftlichen Gründen sind die Highland Clearances in Schottland im 18. und 19. Jahrhundert. Die dortigen Landpächter wurden im großen Stil von ihren Höfen vertrieben, um Platz für lukrativere Schaffarmen zu schaffen. Diese Umsiedlung war gesetzlich gedeckt, wurde jedoch als illegitim empfunden. Obwohl die damalig schon existierende Presse auf Seiten der Opfer stand regte sich wenig politischer oder gar militärischer Widerstand.
[Bearbeiten] Verbringung von Personengruppen zur Zwangsarbeit
Deportationen betrafen auch diejenigen Menschen in allen im Zweiten Weltkrieg vom nationalsozialistischen Deutschland besetzten Ländern, die nicht angeworben, sondern unfreiwillig zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt wurden („Ostarbeiter“).
Durch den sowjetischen Geheimdienst NKWD wurden 1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Hunderttausende deutscher Zivilisten zur Zwangsarbeit in Lager (Gulag) der Sowjetunion deportiert, überwiegend Frauen. Etwa ein Drittel dieser Deportierten starb aufgrund der Haftbedingungen durch Hunger, Krankheiten und Kälte oder schon während der Transporte in Viehwaggons [1].
Deportation in Kambodscha: Schätzungsweise 1,7 bis 2 Millionen Menschen wurden in der Zeit der Roten Khmer in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre unter der am kommunistischen Mao-Regime orientierten Herrschaft Pol Pots aus politisch-ideologischen Gründen in Todeslager deportiert und dort umgebracht oder kamen nach der Deportation zur Zwangsarbeit auf Reisfeldern ums Leben (bei einer Gesamtbevölkerung von etwas mehr als 7 Millionen Kambodschanern).
[Bearbeiten] Deportationen als Sanktion bzw. Prävention
- Deportationsgrund: Aufstände, Kollaboration mit dem Feind, Verlust von Kriegen
Die Deportation von Teilen der unterworfenen Bevölkerung war bereits in mittelassyrischer Zeit ein wichtiges Herrschaftselement, wie Rationenlisten belegen, und nahm in neuassyrischer Zeit gigantische Züge an. Bekannt ist etwa die Deportation der Bewohner des Reiches Israel nach Babylon (babylonische Gefangenschaft), die bis in die Perserzeit andauerte.
- Deportationsgrund: Politische Gegner
Nicht nur Jüdinnen und Juden, sondern viele der Menschen, die Widerstand gegen die Nationalsozialisten und die Besetzung ihres Landes geleistet hatten (z.B. in der Résistance), wurden von den Nationalsozialisten in die KZ deportiert, soweit sie nicht an Ort und Stelle oder in ihrem Heimatland getötet wurden. Durch schlechte Transportbedingungen (z.B. Verweigerung von Wasser, Luftmangel) starb in manchen Zügen ein großer Teil der Insassen bereits während des Transports (dieses war der Nazi-typische Begriff für die Deportation).
In der DDR wurden in den Jahren 1952 und 1961 im Zuge der „Aktion Ungeziefer“ bzw. „Aktion Kornblume“ zwischen 11.000 und 12.000 Menschen, die von den Staatsorganen als „politisch unzuverlässig“ eingestuft wurden, aus Ortschaften an der innerdeutschen Grenze zwangsweise in das Landesinnere umgesiedelt.
In der Sowjetunion wurden während der Jahre 1918 bis zum Tode Stalins 1953, aber auch noch in der Zeit danach, Millionen Menschen in die Zwangsarbeitslager des Gulag deportiert.
[Bearbeiten] Deportationen wegen Religion oder ethnischer Zuordnung
Die Nationalsozialisten verschleppten die Juden in Deutschland und die jüdischen Einwohner der von Deutschland im Zweiten Weltkrieg besetzten und kontrollierten Gebiete in Ghettos, wie z.B. das Warschauer Ghetto, die Ghettos in Łódź, Minsk und Wilna, in Konzentrations- bzw. Vernichtungslager, ebenso Roma, Sinti und Jenische.
- Siehe auch: Denkmal Güterwagen
Nach der Machtübernahme durch Lenin in Russland (Oktoberrevolution) wurden bereits während des Bürgerkrieges Menschengruppen deportiert, so beispielsweise besonders viele Frauen und Kinder der Donkosaken. Tausende starben bereits während der Transporte. [2]
In der Sowjetunion wurden während des deutschen Russlandfeldzugs im Zweiten Weltkrieg auf Befehl Stalins viele Volksgruppen deportiert, die der Sympathie mit Deutschland verdächtigt wurden. Ein Effekt dieser Zwangsumsiedlungen war auch, ethnische Gruppen - als nationale Minderheiten innerhalb der Sowjetunion - von möglichen Unabhängigkeitsbestrebungen abzuhalten. [3]
„Die so motivierten Ausrottungen verbreiten genügend Schrecken, um die Mehrheit der im Machtbereich lebenden von aktiver Gegnerschaft abzuhalten“. [3]
So vollzog der Chef des UdSSR-Geheimdienstes NKWD, Lawrentij Berija, 1944 gemeinsam mit dem General und späteren Vorsitzenden des KGB, Iwan Alexandrowitsch Serow, die Verschleppung von rund 500.000 Tschetschenen und Inguschen aus Tschetschenien nach Kasachstan und Kirgisistan, bei der mehr als 100.000 Menschen durch menschenunwürdige Transportbedingungen in Viehwaggons, Frost, Hunger und Typhus ums Leben kamen. Desgleichen wurden 200.000 Frauen, Kinder und Alte der Krimtataren, während die Männer dieses Volkes als Soldaten der Sowjetunion an der Front gegen Deutschland standen, nach Zentralasien und Nordrußland deportiert. Während dieser Transporte starben 100.000 Menschen. Von 1,4 Millionen Wolgadeutschen, die während der Jahre 1941-1948 aus Rußland, der Ukraine und der autonomen Wolgarepublik nach Kasachstan und Sibirien deportiert wurden, kamen etwa 400.000 ums Leben. Auch mehrere Zehntausend Esten wurden nach der Annexion Estlands durch die Sowjetunion deportiert. [3] [4] [5] Die deportierten Menschen aus dem Baltikum mussten unter besonders harten Bedingungen leben, da es dort schon vor der Deportation von der kommunistischen Führung angeordnet wurde, sie nur zu den schwersten Arbeiten heranzuziehen. [6]
[Bearbeiten] Manipulation des Deportationsbegriffes
Politische Aktivisten benutzen den Begriff „Deportation“, der auch die englische Übersetzung des Wortes Abschiebung darstellt, um diese zu skandalisieren. So startete die Menschenrechtsorganisation „kein mensch ist illegal“ 1999 die „deportation-class“-Kampagne, mit der sie die Beteiligung von Fluggesellschaften, insbesondere der Deutschen Lufthansa, am staatlichen „Abschiebegeschäft“ kritisierte. Die Lufthansa betonte dagegen, daß die Durchführung einer Abschiebung nach einem rechtsstaatlichen Verfahren erfolge und wehrte sich auf dem Rechtswege dagegen, mit dem Begriff „Deportation“, der dagegen unter anderem auch für Verbrechen des Nationalsozialismus stehe, in Verbindung gebracht zu werden.
[Bearbeiten] Literatur
- Christoph Dieckmann (Hrsg.) Die Deportation der Juden aus Deutschland. Pläne, Praxis, Reaktionen 1938-1945 (Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus, 20), Wallstein 2005
- Freya Klier Verschleppt ans Ende der Welt. Schicksale deutscher Frauen in sowjetischen Arbeitslagern, Ullstein 1996, ISBN 3550070942
- Gestrich, Andreas, Gerhard Hirschfeld und Holger Sonnabend (Hrsg.): Ausweisung und Deportation. Formen der Zwangsmigration in der Geschichte. Franz Steiner Verlag Stuttgart 1995.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Freya Klier Verschleppt ans Ende der Welt. Schicksale deutscher Frauen in sowjetischen Arbeitslagern, Ullstein 1996
- ↑ Dimitri Wolkogonow Lenin. Utopie und Terror, Econ 1996, S. 263, ISBN 3430198283
- ↑ a b c Lexikon der Völkermorde, S. 246, S. 295, Rowohlt rororo 1998, ISBN 3499223384
- ↑ Michail Sergejewitsch Woslenski Das Geheime wird offenbar, S. 43, Langen Müller 1995, ISBN 3784425364
- ↑ nordwest radio Deportationen in Estland
- ↑ Александр Солженицын. Архипелаг ГУЛаг. Том 3. Глава 4. Ссылка народов