Dionysius Exiguus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Diskussionsseite angegeben. Hilf bitte mit ihn zu verbessern und entferne anschließend diese Markierung. |
Dionysius Exiguus oder auch Denys der Kleine bzw. der Geringe (* ca. 470, † ca. 540) war von Geburt Skythe und lebte seit etwa 500 als Mönch und Freund des Cassiodor in Rom. Dort übersetzte er griechische patristische Schriften ins Lateinische. Er wurde durch die Sammlung der Konzilienbeschlüsse und der päpstlichen Dekretalen sowie als herausragender Komputist bekannt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Die christliche Zeitrechnung gemäß Dionysius Exiguus
Dionysius gilt als Begründer der heutigen christlichen Zeitrechnung, die er im Jahre 525 erstmals vorschlug. Dabei ging er, natürlich nach eingehendem Studium des damals bekannten Wissens, letztlich recht pragmatisch vor:
Zur Berechnung des Osterdatums bedient man sich bis heute u.a. des 19-jährigen Metonischen Zyklus. Der genaue Ostertermin eines jeden Jahres innerhalb eines solchen Zyklus wurde auf so genannten Ostertafeln dargestellt. Erste solche Ostertafeln, die aber tatsächlich den ganzen christlichen Mondkalender festlegen, sind von Theophilos und seinem Nachfolger Kyrillos, Patriarchen von Alexandria, bereits seit Ende des 4. Jhdts. erstellt worden. Theophilos ließ den 1. Zyklus seiner Tafeln mit dem Jahr 96 (= 19 × 5 + 1) der damals üblichen Diokletianischen Ära beginnen. Der letzte Zyklus dieser Tafeln endet mit dem Jahr 228 (= 512 n. Chr.).
Als sich Dionysius diesem Thema zuwandte – nicht zuletzt wegen des umstrittenen Ostertermins des Jahres 526 –, lag ihm noch, wie er es in seinen Schriften erwähnt, eine Tafel für den 13. Zyklus der Diokletianischen Ära (229–247 = 513–531 n. Chr.) vor. Inzwischen war aber von Anianos, einem ägyptischen Mönch des 5. Jahrhunderts, bereits der sogenannte alexandrinische Zyklus zu 532 Jahren (532 = 19 x 28) entwickelt worden, der den 19-jährigen metonischen Mondzyklus mit dem 28-jährigen sogenannten Sonnenzyklus der Wochentage im Sonnenkalender miteinander verbindet. Dionysius erkannte nun im Jahr 241 nach Diokletian (525 n. Chr.) folgendes:
Mit dem Jahr 247 nach Diokletian (531 n. Chr.) werden 13 Metonische Zyklen innerhalb dieser Ära vergangen sein. Gestützt auf andere Quellen wusste er, dass zwischen dem Beginn der Märtyrer-Ära am koptischen Neujahrstag 1. Tout des Jahres 1 nach Diokletian (also 29. August 284) und dem Ende der Herrschaft des Königs Herodes, in etwa fünfzehn weitere Metonische Zyklen, also 285 Jahre verflossen sein mussten. Dies ergäbe einen kompletten alexandrinische Zyklus zu 532 Jahren.
Er beschloss deshalb auf seine Tafeln ab dem Jahr 248 nach Diokletian (in römischem Stil mit dem 1. Januar als Jahresbeginn, also etwa 4 Monate später), auch die Jahresangabe anni ab incarnatione Domini, lateinisch für „Jahre nach der Inkarnation des Herrn“ zu schreiben. Letztere ist im Vergleich zur ersteren um genau 284 (15 × 19 − 1) Jahre erhöht (was wiederum bedeutet, dass der vorangegangene, gerade ablaufende, alexandrinische 532-Jahre-Zyklus mit dem geschichtlichen Jahr 1 v. Chr. begonnen haben muss). Über ein genaues Jahr für die Geburt von Jesus von Nazaret (Jahr 1 v. oder n. Chr.) äußert sich Dionysius Exiguus, entgegen vielen anderslautenden Behauptungen, aber nicht explizit. Später errechnete man auch, dass das Jahr 1 n. Chr. dem römischen Jahr DCC.LIV a. u. c. entspricht.
Diese Rechnung in christlichen Jahren war aber seinerzeit noch lange ausschließlich Komputisten vorbehalten. Beda Venerabilis, ein englischer Benediktinermönch, Theologe und Geschichtsschreiber vervollständigte die ursprünglich nur auf 95 Jahre (532–626) ausgelegten dionysianischen Tafeln zu einem kompletten zweiten alexandrinischen Zyklus (532–1063). Damit erlangte die Zeitrechnung nach Dionysius Exiguus allmählich innerkirchliche Anerkennung. Diese Zeitrechnung wurde von Beda auch in seinen historischen Schriften erstmals verwendet.
Die lokalen Fürsten des frühen Mittelalters zogen aber noch lange ihre eigenen Herrschaftsjahre zur Datierung vor. Ähnliches galt sogar für Bischöfe der Bistümer bzw. Päpste. Ins allgemeine Bewusstsein des Volkes gerückt wurde die christliche Ära wohl spätestens mit der Kaiserkrönung Karls an Weihnachten DCCC. In amtlichen Dokumenten zur Regel wurde sie in Westeuropa aber erst gegen Ende des ersten Jahrtausends, im orthodoxen Russland zum Beispiel nicht vor Peter dem Großen.
International hat die Rechnung in christlichen Jahren gemäß Dionysius Exiguus gegenwärtig weltweit offizielle Gültigkeit.
Im Europa des frühen Mittelalters kannte niemand die Ziffer oder die Zahl Null. Trotzdem erweckt die Anwesenheit des lateinischen Wortes 'nulla' (wass 'kein' bedeutet) in der dritten Kolonne seiner Ostertafel den Eindruck dass Dionysius Exiguus jene wichtige Zahl bekannt war. Es gibt aber nichts woraus wir ableiten könnten dass sein 'nulla' eine echte 'Null' war (er gebrauchte es jedenfalls nicht in seine Berechnungen). Im Europa des Mittelalters musste man warten bis in das zweite Jahrtausend ehe man über die Zahl Null verfügen könnte.
[Bearbeiten] Rechtssammlungen des Dionysius Exiguus
Allgemein
Der Verfasser Dionysius Exiguus war ein skythischer Mönch.
Seine ganze Sammlung (Collectio Dionysiana) verbessert den Text, unterscheidet und teilt den Rechtsstoff auf, hält die Chronologie ein und fügt das universale Recht zusammen. Er erfasste die übergreifende Einheit von Konzilskanones und päpstlichen Dekretalen, schied sie voneinander und fasste sie gleichzeitig in einer Sammlung zusammen.
Sammlungen:
Versio prima
(496–498): selbstständige Sammlung.
Er stellte den Konzilstexten, die mit den Apostolischen Kanones (aber nur die ersten 50) einsetzten und dann in chronologischer Reihenfolge aufgeführt sind, jeweils in Form von Titeln eine Inhaltsangabe der Beschlüsse in Kurzform voran. Er geht über eine reine Übersetzung hinaus und systematisierte es. Griechische Synodalbeschlüsse von Sardika, Chalkedon und einer Karthagischen von 419.
Versio secunda
setzte die confusio priscae translationis (wahrscheinlich Prisca, Itala) in Dalmatien ab. Weiteste Verbreitung in der römischen Kirche. Inhaltlich sind die Konzilsbeschlüsse von Niceae (325) bis Konstantinopel (381), dann Chalkedon (451), Serdika (342), Karthago (419).
Versio tertia
(514–523) entstanden, nur noch Vorrede enthalten.
Die Unterschiede zwischen Ost- und Westkirche werden hier am deutlichsten herausgearbeitet. Er stellte aber den lateinischen Text parallel zur griechischen Version. Apostolische Kanones, Sardika und afrikanische Konzile.
Dekretalensammlung
(Collectio Decretalium Dionysiana), (498–514)
Umfasst die Dekretalen (38) der Päpste Siricius (384-399) bis Anastasius II. (496–498). Nachträglich wurden noch weitere Dekretalen angefügt.
Dionysiana
(Corpus codicis canonum, Corpus Canonum)
Besteht aus der konziliaren Sammlung liber canonum (codex canonum) also der Versio prima und der Dekretalensammlung (liber decretorum). Papst Hadrian erweiterte diese mit den neuen päpstlichen Dekretalen und sandte sie Karl dem Grossen. Daraus entstand die Dionysio-Hadriana und wurde zum Gesetzbuch der fränkischen Kirche, ab 802 (Generalsynode zu Aachen).
[Bearbeiten] Literatur
- Willibald Plöchl: Geschichte des Kirchenrechts. Neueste Auflage
- Georg May: Kirchenrechtsquellen I. Katholische In: Theologische Realenzyklopädie 19 (1990), S. 1-44
- Michael Richter: Dionysius Exiguus. In: Theologische Realenzyklopädie 9 (1982), S. 1-4
- Adalbert Erler: Kirchenrecht. 5. Auflage. 1983
- Eichmann, Mörsdorf: Lehrbuch des Kirchenrechts. I. Band. 6. Auflage. 1951
- Johann B. Haring: Grundzüge des Katholischen Kirchenrechts. 1. Teil. 1924
- Johannes Sägmüller: Lehrbuch des katholischen Kirchenrechts. I. Band. 1914
- Godehard Ebers: Grundriss des Katholischen Kirchenrechts. 1950
- Hans Erich Feine: Kirchliche Rechtsgeschichte. 4. Auflage. 1964
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Dionysius Exiguus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Heiligenlexikon – Dionysius Exiguus
- Dionysius Exiguus' Ostertafel
Personendaten | |
---|---|
NAME | Dionysius Exiguus |
KURZBESCHREIBUNG | Begründer der heutigen christlichen Zeitrechnung |
GEBURTSDATUM | um 470 |
STERBEDATUM | um 540 |