Die Ostfassade mit dem Justitia-Brunnen
Der Römer ist seit 600 Jahren das Rathaus der Stadt Frankfurt am Main und mit seiner charakteristischen Treppengiebelfassade eines ihrer Wahrzeichen. Das mittlere der ursprünglich drei eigenständigen Gebäude am Römerberg ist das eigentliche Haus zum Römer.
Seit dem frühesten Mittelalter bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 Ort der meisten Königs- bzw. Kaiserwahlen und -krönungen, ist der Römer eines der herausragendsten Gebäude der deutschen Geschichte. Trotz schwerer Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und der daher vor allem im Inneren von der Nachkriegszeit geprägten Einrichtung ist er noch immer einer der bedeutendsten gotischen Profanbauten überhaupt.
[Bearbeiten] Vorgeschichte (1288 bis 1405)
Plan der Altstadt mit Rathaus am Dom, um 1370
Altes Rathaus am Dom, Kritzelei von 1405
Das ursprüngliche Rathaus der Stadt befand sich dort, wo heute der Turm des Domes steht (vgl. Plan) und fand urkundlich zuerst am 25. Mai 1288 als "domus consilii Frankenvordensis" Erwähnung. Die örtliche Nähe von Kirche, Rathaus und Markplatz war im Städtebau des Mittelalters üblich und findet sich auch heute noch in zahlreichen deutschen Städten.
Am 20. Juni 1329 gestatte Kaiser Ludwig IV. laut einer in Pavia ausgestellten Urkunde den Frankfurter Bürgern, "das sie ein ander rathuse mügen pawen und machen ze Frankfurt, wo sie dunchet, daz ez in und der stat aller nützlichest sei". Über den anschließend am selben Platz erfolgten Neubau ist geschichtlich sehr wenig überliefert. Die einzige nennenswerte Erwähnung datiert auf das den 24. Juli 1349, als von hier ein großes Feuer ausging, welches einen Teil des angrenzenden Doms sowie praktisch das gesamte angrenzende Judenviertel in Schutt und Asche legte. Das Rathaus selbst erlitt dabei offensichtlich kaum größere Schäden, da die städtischen Bücher der Zeit kaum Ausgaben für Reparaturen verzeichnen. Inwiefern hiervon auf ein bei Stadtbränden gegenüber den vorherrschenden Fachwerkbauten bevorteiltes Steinhaus geschlossen werden kann, ist ungeklärt. Die einzige bildliche Darstellung des Baus stammt aus dem städtischen Bedebuch von 1405, die einen von einer steinernen Mauern und Zinnen umsäumten Hof zeigt (vgl. Bild), dennoch aber eher als humoristische Kritzelei abgetan werden kann.
Dass nun trotz kaiserlicher Erlaubnis fast ein Dreivierteljahrhundert lang nichts geschah, liegt in den Rückschlägen begründet, die Frankfurt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts durchzumachen hatte. Hierzu zählen insbesondere die Fehden mit der benachbarten Ritterschaft, der Zünfteaufstand der Jahre 1355 - 1368 sowie die Niederlage bei Kronberg 1389, die die Stadt auf Jahre finanziell ausmergelte.
Als man sich Ende des 14. Jahrhunderts davon erholt hatte, war auch das alte Rathaus endgültig zu klein und baufällig geworden, Frankfurt mit knapp 10.000 Einwohnern nach mittelalterlichen Verhältnissen eine Großstadt. Ab 1401 begann man daher mit der Vorbereitung eines Neubaus am Römerberg. Ein Baumeister wurde berufen, ein Modell gefertigt, Baumaterialien auf den Römerberg geschafft und sogar schon Steinquader behauen. Durch den erfolgreichen Verlauf der Verhandlungen mit den Besitzern zweier Privathäuser am Römerberg konnte der Neubau jedoch kurz vor seiner Grundsteinlegung doch noch vermieden werden.
Abschrift des Kaufvertrages von 1405
Die Besitzstandsverhältnisse dort waren, relativ betrachtet, noch eher übersichtlich: den Gebrüdern Konz und Heinz zum Römer gehörten zwei Drittel der beiden Häuser, namentlich das eigentliche Haus zum Römer und der westlich angrenzende Goldene Schwan, das letzte Drittel gehörte der Witwe des Hensel zum Römer. Ein überlieferter Vertrag vom 11. März 1405 besiegelten das Geschäft (vgl. Abschrift); die Gebrüder erhielten für ihren Anteil 600 Gulden und eine jährliche Leibrente von 40 Gulden, die Witwe 200 Gulden und eine Leibrente von 25 Gulden bis zum Tode ihrer Tochter. Mit also ingesamt 800 "Gulden guter Franckenfurter werünge bereids [baren] geltes" und jährlichen Leibrenten von 65 Gulden, die in jener kurzlebigen Zeit keine große Haushaltsbelastung darstellten, hatte der Rat mit zwei Häusern in solch idealer Lage ein außerordentlich gutes Geschäft gemacht.
Der Umzug ins neue Rathaus zog sich über knapp zwei Jahre hin, das alte Rathaus am Dom wurde von den städtischen Bediensteten nachweislich 1407 zuletzt genutzt. 1414 endeten die sich seit dem frühen 14. Jahrhundert hinziehenden Streitigkeiten um das Grundstück am Dom, um dem Neubau des Domturmes Platz machen zu können. Am 31. Mai desselben Jahres verkaufte die Stadt das Grundstück an die für den Neubau des Domturmes zuständige Baufabrik, trotz eines Kaufangebotes von 350 Pfund, für nur 200 Pfund. Das alte Rathaus muss zwischen 1414 und 1415 abgerissen worden sein, da am 6. Juni 1415 auf seinem ehemaligen Grundstück der Grundstein für den neuen Domturm gelegt wurde.
[Bearbeiten] Das Rathaus am Römerberg bis zum Ausgang des Mittelalters (1405 bis 1500)
[Bearbeiten] Die Umbauten 1405 - 1409
Durch die Goldene Bulle 1356 durch Kaiser Karls IV. war Frankfurt 1356 als rechtmäßiger Ort für die Königswahlen im Reich bestätigt worden, nachdem seit 1147 schon 14 von 20 Königswahlen hier stattgefunden hatten. Mit den beiden Häusern am Römerberg besaß die Stadt nun zwei für die Zeit große und repräsentative Gebäude, die den Wahlen, aber auch den oft hier stattfindenden Reichstagen eine angemessenen Umgebung boten. Des Weiteren stand für die gewachsene Stadtverwaltung endlich ausreichend Raum zur Verfügung, und nicht zuletzt sollte es wirtschaftlichen Zwecken dienen. Dies war durch die Lage der neuen Gebäude nun optimal gewährleistet: damals wie heute Mittelpunkt der Stadt, war der Römerberg mit der östlich dahinter liegenden, von verschiedensten Handwerkern und Händlern dominierten Altstadt Zentrum des Handels, insbesondere während der regelmäßig stattfindenden Messen. Zusätzlich diente der nahegelegene Main als eine der wichtigen Verkehrsstraßen der Zeit dem Personen- und Warenverkehr.
Besitz der Stadt am Römer 1405, Grundriss von 1900
Die auf dem Römerberg für den geplanten Neubau aufgeschichteten Baumaterialien wurden in den nun folgenden, sich von 1405 - 1408 hinziehenden Umbau der beiden Häuser einbezogen. Über die Details ist nichts zusammenhängend überliefert. Die sich ergebenden Änderungen müssen daher aus wenigen erhaltenen Rechnungen über Handwerksarbeiten zusammengesetzt werden. Fest steht, dass das Haus zum Römer äußerlich im Erdgeschoss mit drei großen Eingangsportalen und dem Stufengiebel ausgestattet wurde, die es bis heute prägen. Im Inneren wurde offenbar die ursprüngliche Geschosseinteilung verändert, der bis dahin eine Einteilung in Wohnräume zugrunde lag. Aus den beiden ehemaligen Obergeschossen des Römers entstand im Wesentlichen eine große Kaufhalle, die in späteren Zeiten als Kaisersaal bekannt wurde; dahinter die große Ratsstube, das spätere Wahlzimmer der Kurfürsten. Informationen über die Umbaumaßnahmen an den Obergeschossen des Goldenen Schwans sind nicht überliefert.
Römerhalle, früheste Darstellung von 1553
Die jedoch wichtigste Änderung im Inneren war der Bau eines gotischen Kreuzrippengewölbes in den Erdgeschossen beider Bauten. Es ist bis heute erhalten und besser als Römer- bzw. Schwanenhalle bekannt. Der anfängliche Baumeister Friedrich Königshofen fiel jedoch beim Rat der Stadt in Ungnade, da bereits 1405 ein Teil des Gewölbes einstürzte. Nach langen Verhandlungen verzichtete er am 13. Oktober 1406 in einer bis heute erhaltenen Urkunde auf weitere Ansprüche gegen die Stadt. Ein von historischen Dokumenten nur als Wigel benannter Maurer stellte die Römerhalle zwischen November 1405 und Februar 1406 fertig. Die danach begonnene Schwanenhalle wurde erst gegen Ende der Umbauarbeiten 1407 fertig gestellt. 1408 leistete man nur noch Detailarbeiten wie das Pflastern des Hallenbodens oder das Verputzen des Gewölbes. Dass die Stadt beim zweiten Anlauf zum Bau desselbigen offenbar auf eine äußerst massive Bauweise besonderen Wert legte, stellte dieses eindrucksvoll knapp 550 Jahre später unter Beweis, als es eine der wenigen Räumlichkeiten des Rathauskomplexes war, die den Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs unbeschadet überstand.
Im Verlaufe des Jahres 1407 bezogen die städtischen Bediensten das neue Rathaus am Römerberg. Nur wenig später begann 1414 die Nutzung zu Zwecken des Handels, insbesondere während der Frankfurter Messe. Zu dieser Zeit wurden die Gewölbe der Gebäude als Kaufhaus verwendet und jeder Fuß zum Preis von einem Schilling vermietet. Dieser Nutzungszweck blieb dem Römerkomplex bis zum völligen Niedergang der klassischen Frankfurter Messen 1846 erhalten.
Typische Darstellung der Quaternionen, 1493
Um 1415 wurde das Wahlzimmer der Kurfürsten auf kunsthistorisch bedeutsame Weise ausgemalt. Diese Bemalung wurde 1477 erneuert und 1583 ersetzt, glücklicherweise aber in jenem Jahr von dem damit beauftragten Glasmaler Hans Fetter in einem Büchlein dokumentiert, das sich bis in die Gegenwart erhalten hat. Dem Buch nach zeigten die Wandbilder Wappen und Porträts verschiedener mittelalterlicher Stände, die in einem für die Zeit zwar typischen, aber äußerst frühen Quaternionensystem angeordnet waren, d. h. man stellte je vier Vertreter eines Standes in für den selbigen als repräsentativ geltenden Gruppen dar. Natürlich darf die Existenz jener Darstellung anbetrachts einer einzigen Primärquelle und mangels irgendwelcher vorfindbaren Reste durchaus bezweifelt werden. Bemerkenswert ist sie allemal, zumal sie die früheste Quaternionendarstellung überhaupt gewesen wäre, die möglicherweise auch Einfluss auf alle nachfolgenden Darstellungen dieser Art ausübte.
[Bearbeiten] Frauenrode und die Umbauten bis 1500
Blick auf den Archivturm von Frauenrode, um 1900
Nur wenig später kam es bereits zu einer ersten Erweiterung des Rathauses: am 5. November 1424 erwarb der Rat der Stadt das westlich des Goldenen Schwans gelegene Haus Frauenrode vom Liebfrauenstift für 200 Gulden. Ein sehr niedriger Preis, der sich aus der über das Geschäft ausgestellten Urkunde jedoch erklärt - demnach war es so baufällig, dass nach Meinung des Stifts eine Reparatur nicht mehr lohnte. So erfolgte dann auch 1436 der völlige Abriss des Gebäudes, an den sich bis 1439 Neubauten anschlossen. Sie entstanden auf der alten Parzelle um den in der Mitte gelegenen, zur damaligen Widdergasse (späteren Wedelgasse, heutigen Bethmannstraße) gewandten Hof.
Im östlichen Teil wurde unter der Leitung des Baumeisters Eberhard von Friedberg 1436 und 1437 ein steinerner Archivturm errichtet, den man mit Schiefer deckte und in seinen Gewölben mit vier gemalten Adlern schmückte. Da Städte zu jener Zeit ihre gesamten Privilegien wie z. B. das Marktrecht auf beschriebenes Pergament und Papier stützten, war ein derartiges Archiv spätestens seit der Goldenen Bulle geradezu lebenswichtig. Dies wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass die fast völlig aus hölzernen Fachwerken aufgebauten Städte regelmäßig von Feuersbrünsten heimgesucht wurden.
Besitz der Stadt am Römer 1439, Grundriss von 1900
Auf dem westlichen Teil des Grundstücks wurde ab Anfang 1438 das eigentliche Haus mit der so genannten neuen Ratsstube erbaut. In diesem über die verschiedenen Jahrhunderte in der Ausstattung immer wieder veränderten Raum tagte der für das politische Agieren der Stadt wichtige Rat bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit 1806. Zu den bekanntesten Objekten, die für jene Raum bereits damals angefertigt wurden, und sich bis zum Zweiten Weltkrieg erhielten, zählte eine Tafel mit den eindrücklichen Worten:
- "Eyns mans redde ein halbe redde, Man sal sie billich verhoren bede"
Andere kunsthandwerkliche Arbeiten im Raum wie Öfen, Wandmalereien oder später auch Stuckaturen haben sich im Rahmen des Zeitgeschmacks über die Jahrhunderte immer wieder verändert oder wurden komplett neu gefertigt. Auch zeigen sich in der Schaffung der neuen Ratsstube die Folgen der Goldenen Bulle: die nur knapp ein Vierteljahrhundert zuvor bezogene Ratsstube im Haus zum Römer diente von nun an im Wesentlichen als repräsentatives Wahlzimmer für die Kurfürsten. Damit waren die Umbauten und Integration von Frauenrode in den Rathauskomplex im Wesentlichen abgeschlossen.
Auch das Äußere des Römers wurde zunehmend repräsentativer gestaltet, auch wenn aus jener Zeit leider keinerlei bildliche Darstellungen überliefert sind: so brachte man 1441 an der Fassade des Römers eine große Laterne mit 73 Scheiben aus venezianischem Glas angebracht. 1454 kam dann auch auch eine bereits seit 1448 geplante Uhr zur Ausführung, über deren genaues Erscheinungsbild ebensowenig überliefert ist. Dokumentiert ist dagegen der 1483 errichtete Schuppenvorbau im Bereich des Erdgeschosses, da dieser dem Gebäude mit einigen Veränderungen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts erhalten blieb. Die älteste bekannte bildliche Darstellung stammt aus dem Krönungsdiarium des Kaisers Matthias, das auf das Jahr 1612 datiert (vgl. Bild); der ursprüngliche Aufbau lässt sich durch erhaltene Material- und Handwerkerrechnungen jedoch rekonstruieren:
Schuppenvorbau im Krönungsdiarium Matthias, 1612
Der Vorbau bestand demnach im Wesentlichen aus mit Blei gedeckten Holz und endigte in drei Spitzbögen mit reicher gotischer Verzierung, die den eigentlichen drei Portalen des Römers vorangestellt waren. Acht längliche Fenster aus insgesamt 500 Einzelscheiben Glas, ein für die Zeit ungeheurer Luxus, erhellten den Anbau großzügig. Bei den Verzierungen handelte es sich im Wesentlichen um teils vergoldete Blumen, Wimperge und Wappen. Letzere waren oben auf den Spitzbögen angebracht und zeigten die Heraldik des Königs, des Kaisers und der Stadt Frankfurt. Schließlich war alles von Hans Hesse und den Brüdern Hans und Thomas Dirmenstein bemalt worden. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 521 Gulden, an Materialien wurden insbesondere 104 Zentner Blei und 323 Pfund Zinn benötigt.
[Bearbeiten] Das Rathaus in der frühen Neuzeit (1500 bis 1806)
Nach dem Ausgang des Mittelalters war die Machtposition der Städte Anfang des 16. Jahrhunderts generell wieder am Sinken. Frankfurt nahm jedoch aus verschiedenen Gründen eine Sonderposition ein: zur schon im Mittelalter bedeutenden Warenmesse kam kurz nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg im nahen Mainz die nicht minder bedeutende Buchmesse hinzu und die Bevölkerungszahl wuchs nach dem Bekenntnis der Stadt zur Reformation 1530 auch durch die Zuwanderung von Glaubensflüchtlingen überproportional an - von etwa 10.000 um 1500 über knapp 20.000 um 1600 auf rund 40.000 bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit 1806.
Wirklich geschichtsbestimmend für die Stadt war aber, dass man beginnend mit der Krönung von Kaiser Maximilian II. 1562 nicht länger an der in der Golden Bulle fixierten Trennung des Wahlortes vom Krönungsort festhielt. Somit war Frankfurt nicht nur Wahl-, sondern auch Krönungsstätte der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation geworden. Die Auswirkungen auf das Rathaus der Stadt, das alleiniges Zentrum der städtischen Politik und Verwaltung war, bedeuteten daher nicht mehr nur eine stetiges Wachsen der Verwaltung analog den Bevölkerungszahlen, sondern auch zunehmend die Bereitstellung repräsentativer Räumlichkeiten für die Reichsobersten.
[Bearbeiten] Umbauten und Erweiterungen des 16. und 17. Jahrhunderts
So erwarb der Rat 1510 für 300 Gulden das westlich an Haus Frauenrode anstoßende, an der damaligen Römergasse gelegene Haus Viole von Jakob Heller, einem der der zu dieser Zeit bedeutendsten Patrizier der Stadt. Da Heller sich, wie so oft, großzügig zeigte und noch 50 Gulden für die Pläne des Rates stiftete, das Haus durch einen Neubau für städtische Ämter und eine Bibliothek zu ersetzen, verringerte sich der Preis entsprechend.
Einer Jahreszahl an einem Wappenadler nach erfolgte der Neubau wohl im Jahre 1511. Er beseitigte die östliche Brandmauer und ermöglichte den städtischen Bediensteten ab diesem Zeitpunkt den Zugang zur Viole auch über Haus Frauenrode, ohne auf die Straße treten zu müssen. Die in einem feuerfesten Gewölbe des Erdgeschosses untergebrachte Bibliothek wurde durch Stiftungen von Frankfurter Bürgern mehrfach vermehrt und blieb bis 1668 im Haus. In jenem Jahr wurde sie mit der Bibliothek des Barfüsser-Klosters vereinigt, das sich damals dort befand, wo heute die Paulskirche steht.
Justinian von Holzhausen, 1536
Nur wenig später, 1542, kaufte der Rat das südlich an die Viole anstoßende Haus Schwarzenfels von Justinian von Holzhausen für 640 Gulden. Letzerer stammte wie der Vorbesitzer des Nachbarhauses aus einem bedeutenden Frankfurter Patriziergeschlecht und hatte engste Verflechtungen mit der städtischen Politik und Diplomatie. So vertrat er die Stadt im selben Jahr auf dem Reichstag zu Nürnberg, nur ein Jahr später hatte er gar das Amt des Älteren Bürgermeisters inne.
Besitz der Stadt am Römer 1542, Grundriss von 1900
Mit ihrem neuesten Erwerb besaß die Stadt nun alle westlich an den Römer anstoßenden Gebäude. Schwarzenfels teilte die östliche Brandmauer mit dem Haus Silberberg, das wiederum an das südlich des Hauses zum Römer gelegene Haus Alt-Limpurg anschloß. Beide Häuser waren zu jener Zeit im Besitz der gleichnamigen Ganerbschaft Alt-Limpurg. Als man eine völlig neue Brandmauer zwischen Schwarzenfels und Silberberg errichtete, was auf einen Neubau kurz nach dem Erwerb schließen lässt, beteiligte sich die Ganerbschaft mit 135 Gulden an den Baukosten. Genauere Details dieses Neubaus, der vermutlich vor allem das zuvor gekaufte Haus Viole in seiner Nutzfläche vergrößerte, bleiben allerdings im Dunkeln.
Als Frankfurt 1562 auch Krönungsstätte wurde, war dies offenbar sofort Anlass für weitere Baumaßnahmen am Frankfurter Rathaus, um die Interieurs dem Zeitgeschmack und der neuen Bedeutung gerecht zu gestalten. Aufgrund der schlechten Dokumentation bleibt nur festzuhalten, dass der Goldene Schwan bis 1563 einen neuen Dachstuhl erhielt und das Wahlzimmer der Kurfürsten mit größeren Fenstern ausgestattet wurde. Festzumachen war dies bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg auch an einer Kartusche an einem zum Römerhof hin gewandten Fensterpfeiler mit der Jahreszahl 1562. Der Quaternionenzyklus des Zimmers hatte über die Jahre indes so gelitten, dass man ihn 1583 übertünchen ließ. Dem Schmuck der Wände dienten bis 1731 nun vor allem Ölbilder, die Maler zur Erlangung des Meisterrechts anfertigten.
Weniger die vorgenannte Entwicklung als schlichte Platzgründe machten nur wenige Jahrzehnte später neue Erweiterungen nötig. Sie begründen sich zweifelsfrei im starken Bevölkerungswachstum durch die Aufnahme von Glaubensflüchtlingen ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, die die Einwohnerzahl bis 1600 auf rund 20.000 Menschen verdoppelte.
Wanebachhöfchen, Ansicht um 1900
1596 kaufte der Rat der Stadt daher das dem Goldenen Schwan östlich benachbarte Haus Wanebach sowie das nördlich an das Haus zum Römer grenzende Haus Löwenstein. Damit erstreckte sich das Rathaus bereits auf sieben Einzelgebäude. Die in den Jahren 1597 bis 1604 nachfolgenden Bauarbeiten zur Integration der beiden Zukäufe waren sehr aufwändig, da sie von der bisherigen Anlage völlig abweichende Geschosshöhen hatten. Entsprechend wurde insbesondere Haus Wanebach, abgesehen vom östlichen Hofbau mit den offenen Galerien im Renaissancestil, als Fachwerkbau auf einem steinernen Erdgeschoss größtenteils völlig neu gebaut.
Im Inneren durchbrach man die Römerhalle im Norden mit einem spitzbogigen Tor, um Zugang zum gemeinsamen, pitoresken Hinterhof der Häuser Löwenstein und Wanebach zu erhalten, das später als Wanebachhöfchen bezeichnet wurde (vgl. Bild). Die Brandmauer zwischen dem Goldenem Schwan und Wanebach wurde an der Stelle, wo sie auf die Nordwand des Kaisersaales stieß, durchbrochen, um eine Verbindung zwischen den Obergeschossen herzustellen. Dahinter wurde ein Verbindungsgang zu der alten Treppe eingerichtet, die zwischen Haus Löwenstein und dem Haus zum Römer vom Römerberg direkt zum Kaisersaal führte. Sie blieb ebenso wie eine weitere Treppe hinab zum Hinterhof des Hauses Wanebach allerdings nur bis zum Bau der Kaisertreppe 1741 erhalten. Das Erdgeschoss des Hauses Löwenstein wurde als Halle für Messezwecke, die Obergeschosse ebenso wie die des Hauses Wanebach als Wohnungen für städtische Beamte eingerichtet.
Kaiserssaal im Krönungsdiarium Mathias, 1612
1612 endlich erhielt auch der Kaisersaal anbetrachts der immer pompöseren Krönungsfeierlichkeiten ein völlig neues Gepräge, das sich zumindest von seinen Proportionen bis heute erhalten hat. Die seit 1405 bestehende Flachdecke wurde entfernt und durch die bekannte, gewölbte Bretterdecke ersetzt, die man mit in jener Zeit beliebten Groteskverzierungen schmückte. Die Fenster des hierfür hinzugezogenen, zuvor eigenständigen Dachgeschosses wurden vermauert und die Saalfenster der Wölbung entsprechend vergrößert (vgl. Bild).
Römer im Krönungsdiarium Leopolds I., 1658
Die letzte große Baumaßnahme im 17. Jahrhundert stellt die Erneuerung des Schuppenvorbaus von 1483 dar. 1650 und 1651 wurde sie durch den Schreinermeister Friedrich Unteutsch für 294 Gulden sowie die Maler Johann Lorenz Müller und Johann Jakob Schöffer für 120 Gulden durchgeführt. Sie dehnten den Vorbau nicht nur auf auf das nun in Stadtbesitz befindliche Haus Löwenstein aus, sondern versahen ihn auch mit neuen Giebeln, Wappen und ornamentalen Schmuck. Anschließend bemalten Philipp Hummel und Heinrich Schäffer die Fassaden der Häuser Alt-Limpurg, Römer und Löwenstein einheitlich mit renaissancetypischen Rollenwerk, was dem Rat nochmals 100 Gulden wert war. Die einheitliche Gestaltung wurde erstmals möglich, da die Gesellschaft Alt-Limpurg, der immer noch das gleichnamige Haus gehörte, hierzu ihr Einverständnis gab. Nach Abschluß dieser Arbeiten präsentierte sich der Römer äußerlich so, wie er auf dem bekannten Bild aus dem Krönungsdiarium Kaiser Leopolds I. 1658 dargestellt wird (vgl. Bild).
[Bearbeiten] Barocke Pracht und das Ende der reichsstädtischen Zeit
Die Baugeschichte des Rathauses im Zeitalter des Barock beginnt mit dem Aufsetzen des Glockentürmchens auf dem Haus zum Römer 1702, das sich in seinem Aussehen bis heute nur wenig gewandelt hat. Als die Krönungsfeierlichkeiten für Joseph I. 1705 nahten, wurde das Kurfürstenzimmer erneut im Sinne des Zeitgeschmacks überarbeitet, indem man das alte Getäfel herausbrach und durch Tapeten ersetzte. Anderere Arbeiten wie das Weissen einiger Räume sowie die Erneuerung des Blattgolds am Schuppenvorbau laufen eher unter Makulatur.
Erst die Wahl und Krönung Karls VI. 1711 brachte dem Kaisersaal ein völlig neues Aussehen, das ihn innerlich erneut ein Stück seinem heutigen Zustand annäherte. Nach dem Austausch der offenbar heruntergekommenen Täfelung wurden nämlich Wandnischen geschaffen, die der Maler Konrad Unsin für 500 Gulden mit illusionistischen Büstenporträts ausmalte. Diese Art der Gestaltung war neben der illusionistischen Fassadenmalerei in jener Zeit äußerst beliebt. Obgleich vermutet werden kann, dass der Kaisersaal bereits zuvor mit Herrscherporträts geschmückt wurde, ist die Quellenlage dafür jedoch so dünn (vgl. Kriegk), dass sie bereits in den Bereich der Spekulation fiele.
Bereits 1731 setzte unter der Leitung des Hanauer Architekten Johann Jakob Samhammer, der u. a. auch für den Bau der Hauptwache verantwortlich zeichnete, erneut eine Phase reger Bautätigkeit ein. Zunächst war nur eine Erneuerung des Daches des Goldenen Schwans, eine Erneuerung der Fassade zum Innenhof des Römers sowie eine Vergrößerung der Eingänge zum Kurfürstenzimmer geplant, doch noch während der Bauarbeiten stellt man fest, dass seit dem letzten Umbau von 1562 eine weitgehende Baufälligkeit eingetreten war. Daher erneuerte man bis Ende 1731 auch noch die gesamte, zum heutigen Paulsplatz gewandte Fassade im Stil der Zeit, in dem sie sich im Wesentlichen, einschließlich einer auf jenes Jahr datierenden Inschrifttafel, bis heute erhalten hat.
Beim völligen Neubau des Daches hatte man das Vorzimmer des eigentlichen Kurfürstenzimmers mit einer großen, Rotunde genannten Kuppel mit Helmabschluß versehen, in die sich der Raum nach oben hin öffnete. Im selben Jahr gestaltete man auch das Dach des an den Goldenen Schwans anstoßenden Archivturms des Hauses Frauenrode im barocken Stil neu, womit auch der zuvor noch gotische und somit damals unzeitgemäße Abschluß des Turms übertüncht werden konnte. 1732 und 1733 wurde die Kuppel von den Kunst- und Historienmalern Georg und Christian Leimberger ebenso wie die Flachdecke des Kurfürstenzimmers mit prächtigen Fresken und ausgemalt. Für letzteres schufen sie ferner noch fünf Gemälde mit den kaiserlichen Wahlinsignien. Ein weiterer, nur mit seinem Familiennamen Hennicke bekannter Mainzer Künstler schmückte in den selben Jahren wohl nach Vorlagen von Batolomeo Remola neben den beiden vorgenannten Räumen auch viele Amtsräume des Römers mit meisterlichen Stuckaturen aus. Dem Rat war die Tätigkeit Hennickes 800 Gulden, die der Gebrüder Leimberger sogar die stolze Summe von 1200 Gulden wert.
Doch damit nicht genug: weitere Vergoldungs- und Stuckarbeiten, neue Öfen, ein Nussbaumgetäfel, eine neue Uhr, Wandleuchter aus reinem Silber, Mobiliar, Tapeten, Vorhänge sowie das lebensgrosse Portrait des regierenden Kaisers einzig zur vollendeten Gestaltung der beiden Räume summierten sich gegen Ende 1734 aus die schier ungeheure Summe von 20000 Gulden. Der Betrag ist nicht nur kennzeichnend für die Prunksucht des barocken Zeitalters, sondern zeigt auch, welch geradezu schwülstiges Ausmaß die Krönungsfeierlichkeiten gegen Ende des Heiligen Römischen Reiches erreicht hatten.
Anbetrachts der anstehenden Krönung Kaiser Karls VII. im Jahr 1742 kam es im Jahr davor erneut zu kleineren, nicht erwähnenswerten Reparaturen. Wirklich bedeutsam war allerdings die Erneuerung der bis dato noch völlig mittelalterlichen, steilen Treppe, die vom Römerberg zwischen den Häusern zum Römer und Löwenstein in den Kaisersaaal führte. Leider haben sich fast keine Rechnungen erhalten, doch die Tatasache, dass man den Schlossermeistern Alb und Diestmann alleine für das eiserne Geländer sowie die Tür zur Treppe 540 Gulden bezahlte, lässt jene anbetrachts der Vielzahl der beteiligten Künstler und Handwerker wenigstens im mittleren vierstelligen Bereich vermuten. Neben den Maurern Springer und Jähnisch, den Steinmetzten Arzt Barba und Scheidel, dem Bildhauer Aufmuth und dem Stuckateur Jäger war außerdem noch der Maler Baptist Innocenz Colomba am Bau der Treppe beteiligt. Er schmückte die Decke mit einem großen Fresken, die Seiten der Treppe mit illusionistischer Architekturmalerei aus.
Bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation 1806 veränderte sich von nun ab kaum noch etwas am Römer. 1790 wurde einige Räume im Rathaus neu geweisst und dabei vermutlich die vorgenannten Bilder Colombas im Bereich der Kaisertreppe übermalt, um 1800 verschwanden die Schuppenvorbauten vor dem Haus zum Römer und Haus Löwenstein.
[Bearbeiten] Das 19. Jahrhundert - Aufkeimende Denkmalpflege und Historismus (1800 bis 1885)
Nach dem Untergang des deutschen Kaisertums hatten viele der Räumlichkeiten des Römers wie der Kaisersaal oder das Kurfürstenzimmer praktisch über Nacht ihre Funktion verloren. Auch entsprachen sie in ihrer pompösen Ausstattung längst nicht mehr dem schlichten, klassizistischen Zeitgeschmack. Der Respekt vor der enormen historischen Bedeutung war dennoch zu groß, als dass man sie dem neuen Stil gerecht angepasst und somit ihres Wertes beraubt hätte - was andernorts gerade im Profanbau nicht selten geschah. So sind die ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts von rein bestandserhaltenden Maßnahmen wie etwa Ausbesserungen an Dachstühlen, Mauerwerken und Fußböden oder der Beseitigung letzter mittelalterlicher Reste wie der hölzernen Kaufläden in der Römer- und Schwanenhalle geprägt. Letzere Maßnahme bedeutete 1846 das endgültige Ende der
Im Kaisersaal war seit der Jahrhundertwende ein Teil der städtischen Bibliothek untergebracht. Als 1825 der Neubau der Stadtbibliothek eröffnet e und man die Bestände des Kaisersaals ihrer neuen Bestimmung zugeführt hatte, zeigten sich einige Schäden dieser Zweckentfremdung. Daher beschloß man eine Renovierung, für die zunächst 2500 Gulden veranschlagt, in den Jahren 1827 und 1828 aber tatsächlich nur 1920 Gulden benötigt wurden. Die Arbeiten fanden unter dem für die Zeit unglaublich modernen Grundgedanken statt, den "historisch denkwürdigen Saale im alten Zustande zu erhalten, ohne ein neues Kunstwerk zu schaffen". Der Boden aus rotem Sandstein mit Dielenbelag wurde ausgebessert, ebenso das Holzwerk der Lambrien. 50 Kaiserporträts, die sich als gemalte Büsten in teils erhabenen, teils nur gemalten Nischen an den Wänden befanden, wurden durch die Maler Anton Fuetscher und Johann Daniel Schultze restauriert, zwei noch fehlende Porträts von Leopold II. und Franz II. wurden von Karl Thelott neu gefertigt.
Der Saal blieb nur knapp 10 Jahre in diesem Zustand - am 10. September 1838 trat das Städelsche Kunstinstitut mit der Idee an die Stadt, die gemalten Porträts durch gerahmte Ölbilder zu ersetzen. Schnell waren Stifter aus allen Gesellschaftsschichten und selbst international - vom Kaiser von Österreich über Vereine und Künstlergesellschaften bis hin zu einzelnen Privatleuten für die ingesamt 52 zu schaffenden Bilder gefunden, am 05. Juli 1842 wurden die Pläne endgültig vom Senat der Stadt bewilligt. Parallel zur Schöpfung der Bilder, deren letztes 1853 fertiggestellt war, wurde auch der Kaisersaal erneut umgebaut. Um die zukünftigen Bilder besser zu Geltung zu bringen, wurden die westlichen, zum Hof gelegenen Fenster des Raumes wesentlich vergrößert, ebenso die Fenster zum Römerberg; die sich gefährlich senkende Decke wurde ebenso wie der Fußboden ausgebessert und weite Teile des Raums erneut angestrichen und teilvergoldet. Bereits im April 1846, als alle den Raum verändernden Maßnahmen abgeschlossen, aber noch nicht alle Bilder eingesetzt worden waren, erliess man allgemeine Öffnungszeiten für den Raum, was seinen bereits damals zunehmend musealen Charakter unterstreicht. Für all diese Maßnahmen, die den Kaisersaal dem heutigen Zustand am nahesten brachten, gab die Stadt rund 15000 Gulden aus, die externen Stifter der Bilder noch einmal um 30000 Gulden.
Bereits 1842 sollte Haus Löwenstein eigentlich massiv umgebaut werden, um neuen Platz zu schaffen, was die Ständige Bürgerrepresentation jedoch ablehnte - der Erwerb weiterer Häuser für Amtszwecke sei Um- oder gar Neubauten vorzuziehen. So kamen 1843 die nördlich des Hauses Löwenstein gelegenen Bürgerhäuser Frauenstein und das Salzhaus in städtischen Besitz. Für erstes bezahlte man der Besitzerin Anna Philippina Menschel 30.000 Gulden, für letzeres der verwitweten Sara Catharina Lindheimer 32.000 Gulden. Beide Häuser waren zum Zeitpunkt des Kaufs in einem völlig heruntergekommenen Zustand.
Da der Streit über die Zukunft der Römers in den Ausschüssen und Beratungen jedoch weiter schwelte, kam es trotz einer Nutzung der beiden Zukäufe jedoch zunächst nicht zu deren dringend benötigter Renovierung. In den 1860er Jahren war man so weit, dass man fast das gesamte Rathaus zugunsten eines Neubaus abgerissen und nur die Erdgeschosshallen des Goldenen Schwans und des Römers sowie den Kaisersaal und das Kurfürstenzimmer konserviert hätte. Diesem radikalen Plan versagte der Senat jedoch noch im selben Jahr die Zustimmung, "weil damit die durch die Pietät gebotene unveränderte Erhaltung derjenigen Räume, welche nicht allein für Frankfurt, sondern für das gesamte deutsche Vaterland einen geschichtlichen Werth haben, unvereinbar wäre".
1878 erwarb die Stadt das südlich an das Haus Römer grenzende Alt-Limpurg sowie das westlich davon gelegene Silberberg für 214.000 Mark. Damit gehörten alle fünf nebeneinanderliegenden Häuser, deren Giebel zum Römerberg gerichtet sind, sowie die sechs westlich davon gelegenen Häuser zum Rathauskomplex. Als 1883 die Frankfurter Stadtverordneten ihren Sitzungssaal in den Zukauf verlegten, wurde das Haus innerlich stark verändert. Während man die auch als Geschlechterstube bezeichneten Räume des Erdgeschosses nur restaurierte und somit in ihrem alten Zustand mit prachtvollen Stuckdecken beließ, wurden die beiden Räume darüber zusammengefasst und in Neorenaissance-Formen umgestaltet. Zusammen mit verschiedenen Reparaturen, auch am aus dem Jahre 1627 stammenden Treppenturm an der westlichen Hofseite des Hauses, gab man dafür knapp 50.000 Mark aus. Trotz der nun künstlerisch ansprechenden Räumlichkeiten verblieb der Sitz der Stadtverordnetenversammlung letztlich nur bis 1918 dort. Länger hielt sich die bis tief ins 20. Jahrhundert noch gängige Frankfurter Redensart "Ruhe im Hause Limpurg!" - als Anspielung auf den Ordnungsruf, wenn eine Diskussion wieder einmal lauter geworden war.
[Bearbeiten] Umbauten unter der Römerbau-Komission und Geschichte bis zum Zweiten Weltkrieg (1885 bis 1944 )
Wenige Jahre später trat am 24. Juni 1885 unter dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Johannes Miquel erstmals die Römerbau-Kommisssion zusammen, die endlich Bewegung in die seit Jahren verfahrene Bausituation des Rathauses bringen sollte. Zu den bekannteren Persönlichkeiten des ingesamt 23 Mitglieder umfassenden Ausschusses waren der Gründer und damalige Leiter des Historischen Museums, Otto Cornill, der Frankfurter Maler Carl Theodor Reiffenstein, der Leiter der Kunstgewerbeschule, Professor Ferdinand Luthmer sowie die Frankfurter Architekten Alexander Linnemann, Ludwig Neher, Franz von Hoven, Profesor Oskar Sommer und Theodor Schmidt zu zählen. Bereits Anfang 1886 war man sich einig, dass größtmögliche Substanzerhaltung Hauptziel aller Anstrengungen sein sollte.
Nachdem der Maler Karl Grätz noch 1885 die knapp 100 Jahre zuvor übertünchten Gemälde der barocken Kaisertreppe wieder hergestellt und man selbige in ihrer Substanz renoviert hatte, ging man 1887 und 1888 zunächst die dringend nötige Renovierung der Häuser Frauenstein und Salzhaus an. Von der prachtvollen, aus dem 17. Jahrhundert stammenden Bemalung des Hauses Frauenstein waren nur noch Fragmente auf der Fassade auszumachen, das vollständig mit Eichenholzschnitzereien verzierte Salzhaus zeigte überall Senkungen und schwere Witterungsschäden inbesondere an der hölzernen Fassade. Die gemalten Partien der Fassaden fertigte der sich bei der Renovierung der Kaisertreppe offenbarte bewährte Grätz anhand der erhaltenen Reste völlig neu mit modernen Mineralfarben, beim Salzhaus wurden die beschädigten Teile der Schnitzfassade mit einer speziellen Holzpaste gekittet und, wo nötig, auch nachgeschnitzt. Ebenso wurden die sandsteinernen, mit jahrhundertealter Ölfarbe verunreinigten Erdgeschosse aus Mainsandstein gereinigt und die Balken sowie Dächer der im Kern reinen Fachwerkbauten erneuert.
Bei der sich 1889 anschließenden Erneuerung des Fachwerkhauses Wanebachs tauschte man ebenfalls den Großteil der Balkenlagen aus, ohne ihre Abfolge zu ändern, und verputzte die anschließend mit neuen Ziegeln ausgemauerten Gefache; ferner wurde noch das Dach dahingehend verbessert, dass man seinen Abfallwinkel an den der umgebenden Römergebäude anpasste. Bis 1891 beseitigte man unter Stadtbauinspektor Rügemer auch die Mauer, die die Römerwachen der Häuser Frauenrode und Goldener Schwan von Hof des Häuser Silberberg und Alt-Limpurg trennte. Der zu letzterem Haus gehörige Treppenturm wurde nun auch den neuen räumlichen Verhältnissen entsprechend nach Norden hin in Renaissanceformen ergänzt. Für die Zusammenlegung der Höfe gab man 13.089 Mark, für die Ergänzung des Renaissance-Treppenturms nochmals 5.000 Mark aus.
Max Meckels Siegerentwurf, Oktober 1889
Die ursprüngliche schlichte Fassade mit gotischen Stufengiebeln entsprach mittlerweile nicht mehr den ästhetischen Erwartungen und dem Repräsentationsbedürfnis der Bürgerschaft und konnte auch national nicht mehr mit den teils pompösen Rathausneubauten der Kaiserzeit konkurrieren. In der Römerbau-Komission herrschte lange Uneinigkeit darüber, an welchem, wenn überhaupt bildlich überlieferten historischen Zustand man sich für die Wiederherstellung zu orientieren habe. So schrieb man Anfang 1889 einen Wettbewerb aus, dessen Preisgericht im Oktober des selben Jahres den schlicht "Dreigiebel" genannten Entwurf des das Amt eines Diözesanbaumeisters bekleidenden Architekten Max Meckel und des Malers Peter Becker zum Sieger kürte.
Zwischenentwurf mit kaiserlichen Lob, 1890
Der ursprüngliche Siegerentwurf war ungeheuer reich an Details, sowohl was filigrane Steinmetzarbeiten als auch Bemalung der Fassaden angegangen wäre (vgl. Bild). So traf er denn auch ganz den Geschmack des Kaisers, der auf Meckels Skizze vermerkte: "Der Entwurf ist großartig, vornehm und künstlerisch schön aufgefasst und entworfen. Er entspricht vollkommen der großen traditionellen Bedeutung des Römers und der herrlichen Stadt Frankfurt. Ich kann der Letzteren gratulieren, wenn sie den Kaisern und sich selbst ein so hehres Denkmal setzt.". Der Römerbau-Kommission war diese erste Fassung jedoch einstimmig zu überladen und wohl auch zu teuer, so dass man Meckel praktisch direkt im Anschluss an die Wettbewerbsentscheidung um mehrere vereinfachte Überarbeitungsentwürfe bat. Meckel kam der Bitte bis Februar 1890 nach, weitere Beratungen innerhalb der Kommission schloßen sich an, und im Oktober 1891 schließlich wurde der ausgewählte Entwurf mit einem Kostenvoranschlag von 373.100 Mark der Stadtverordnetenversammlung zur Verabschiedung vorgelegt.
Doch diese lehnte mit Verweis auf mangelnde Rücksicht auf den historischen Charakter des Römers ab, und ein langer Streit quer durch die Politik und innerhalb der Römerbau-Komission schloß sich an. Mehrere, immer weiter vereinfachte Entwürfe waren nötig, bis in letzter Instanz endlich Ende 1894 auch das zuständige Berliner Ministerium für den mit 186.000 Mark veranschlagten Ausführungsentwurf die Zustimmung gab. Die Zustimmung des Kaisers fand der letztlich umgesetzte Entwurf allerdings nicht mehr: "Dieser Entwurf erreicht nicht im Entferntesten die Großartigkeit des früheren, und entspricht in keiner Weise dem Hause noch der Würde der Stadt. Wilhelm I. R. 1894."
Der im Wesentlichen noch heute zu sehende, in den Jahren 1896 - 1900 unter der Bauleitung des Frankfurter Architekten Claus Mehs ausgeführte Entwurf im reinen neogotischen Stil veränderte trotz einer letztlich gegenüber dem Urzustand beibehaltenen Fassadengliederung und einem gegenüber dem Ursprungsentwurf stark reduzierten ikonographischen Programm einiges. Dem zentralen Haus Römer wurde der bekannte Balkon hinzugefügt, die Stufengiebel, Fenstergewände sowie die Portale an allen Häusern gotisiert und die erneuerte Uhr mit einer reichen Fialenbekrönung versehen. Die ikonographische Gestaltung - die eigens eine von Oberbürgermeister Adickes eingesetzte Kommission gegen die ursprünglichen Vorschläge Meckels erarbeitet hatte - erstreckte sich auf die Figur der Francofurtia an der Südostecke des Hauses Alt-Limpurg, den Frankfurter Adler unter der Giebelspitze des Hauses zum Römer, die Figuren der Kaiser Friedrich I., Ludwig der Bayer, Karl IV. und Maximilian II. sowie die Wappen alter Frankfurter Patrizierfamilien am neogotischen Balkon bzw. von eng mit Frankfurter im Mittelalter verbundenen Städten unterhalb der Fenster des Hauses Löwenstein.
Meckels Wirken erstreckte sich allerdings nicht nur auf die bekannte Dreigiebelfassade, sondern auch auf eine Umgestaltung des Kaisersaals, des Sitzungsaals der Stadtverordneten im Haus Alt-Limpurg sowie die Freilegung der Fachwerke des Hauses Silberberg. Der Kaisersaal hatte sich trotz der Umbauten zu Mitte des 19. Jahrhunderts bis dato noch Reste seiner originalen, tatsächlich "kaiserlichen" Ausstattung wie etwa der barocken Eingangstüren zum Kürfürstenzimmer bzw. zur Kaisertreppe bewahrt, die nun auch einer neugotischen Stilbereinigung zum Opfer fielen. Die Supraporten der neuen Türen wurden mit durch Baldachine bekrönte Gemäldekartuschen verziert, alle Wände mit reichster ornamentaler Bemalung geschmückt, ebenso die Decke, die man mit einer Art von neuzeitlichen Quaternionensystem versah. Neben einem ornamental ebenso reichen Holzfussboden aus verschiedensten Edelhölzern wurden schließlich auch die Fenster zum Römerhöfchen hin gotisiert, und ebenso wie die schon beim vorangegangenen Fassadenumbau veränderten Fenster zum Römerberg hin mit farbigen Bleiglasfenstern versehen, die Wappen, Personen und Motive aus der Frankfurter Stadtgeschichte aufgriffen. Der südlich gelegene Sitzungsaal im Haus Alt-Limpurg wurde im gleichen Stil mit Täfelungen, Wand- und Deckengemälden sowie farbigen Bleiverglasungen geschmückt.
Dagegen wurden im sich westlich an den Kaisersaal anschließenden, barocken Kurfürstenzimmer in den Jahren 1901 bis 1903 unter Professor Ferdinand Luthmer nur minimalste Veränderungen wie eine Reinigung der Fresken, die Ausbesserung des Fußboden, der Austausch von zwei Kachelöfen sowie eine Elektrifizierung der Beleuchtung durchgeführt. Auch im hinter dem Kurfürstenzimmer befindlichen Vorsaal mit der von Christian Leimberger freskierten Rotunde gab es keinerlei historistische Ergänzungen, sondern nur minimale Reinigungsarbeiten und Ergänzungen, wo der Putz abgeblättert war.
Die tiefgreifendste aller Baumaßnahmen aber wurde - nach langen vorangeganen Beratungen in der Römerbau-Komission - durch Beschluß der Stadtverordnetenversammlung erst am 24. April 1900 endgültig besiegelt. Ihm war 1897 ein Wettbewerb vorausgegangen, der eine Kombination der Entwürfe der Frankfurter Architekten Franz von Hoven und Ludwig Neher zum Sieger kürte. Bereits in den Jahren zuvor hatte man die Bethmannstraße durch die westlich anschließenden Häuserblocks gebrochen und bis an die Kreuzung dieser mit dem Großen Kornmarkt bzw. der Buchgasse herangeführt. Nun fielen gleich mehrere dutzend Häuser (offiziell wurden 19 Grundstück gekauft) sowie die drei westlichsten, zum Rathaus gehörenden Teilbauten Frauenrode mit dem mittelalterlichen Archivturm, Viole und Schwarzenfels der Abrissbirne zum Opfer, um Platz für den Rathausneubau zu machen. Die die abgerissenen Bauten trennenden Strassenzüge Römergasse, Kälbergasse und Hinter dem Römer wurden völlig aufgegeben, die einst nur bis an die Rückseite des Hauses Klein-Limpurg reichende Limpurger Gasse entlang dem Neubau bis an die Buchgasse geführt.
Der Lange Franz, Gegenwart
Auf der Parzelle von Frauenrode entstand der neue Bürgersaalbau mit dem Ratskeller im Erdgeschoss, westlich und südlich davon, begrenzt durch die Buch- und Limpurger Gasse der schlicht betitelte Südbau mit zwei Türmen, nördlich davon der entsprechend betitelte Nordbau zwischen Großer Kornmarkt, Barfüßergasse und Paulsplatz. Nord- und Südbau verband man mit einer Brücke, der die Frankfurter Bürger, die im Nordbau ihre Steuern bezahlten, wegen der hohen Abgaben den Namen Seufzerbrücke in Anlehnung an das venezianische Original gaben. Auch die zwei Türme des Südbaus bekamen Spitznamen: Der große wurde nach dem groß gewachsenen Oberbürgermeister Langer Franz genannt und der kleine nach einem zeitgenössischen Schlager Kleiner Cohn. Der große Rathausturm enstand äußerlich als Kopie des 1769 abgerissenen Sachsenhäuser Brückenturms. Auch die anderen Neubauten wurden architektonisch stark historistisch geprägt: während der Südbau und der Ratskeller im neugotischen und der darüberliegende Bürgersaalbau im Stil der Neorenaissance entstand, war der Nordbau eher von neobarocken Formen beeinflusst. Die Innenaustattung war nicht minder prächtig und bezog wie auch am Außenbau als wertvoll erachtete Originalteile aus den zuvor abgerissenen alten Rathausteilen und Privatbauten, insbesondere des Clesernhofes, mit ein.
Auch das Römerhöfchen erreichte einen nun äußerst pittoresken Endzustand - die Ostseite mit dem Treppenturm am Hause Alt-Limpurg lag, wie zuvor beschrieben, bereits seit 1891 frei, seit 1900 war auch durch die Fachwerkfreilegung bzw. Ergänzung am Haus Silberberg die Südseite wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. 1904 kam ein von Gustav Manskopf gestifteter und von Joseph Kowarzik geschaffener Brunnen mit Herkulesfigur sowie eine erneuerte und bemalte West- bzw. Nordwestseite hinzu, die sich durch den Rathausneubau ergab. Der aus dem 16. Jahrhundert stammende, westliche Treppenturm wurde dabei erfreulicherweise erhalten, renoviert und mit einer Uhr versehen. Einzig die zum Hof zeigende Südfassade des Goldenen Schwans mit den Fenstern des Kurfürstenzimmers sowie der darüber befindlichen Sonnenuhr verblieb in ihren alten, barocken Zustand.
Während man 1883 die im Erdgeschoss des Hauses Alt-Limpurg befindliche Geschlechterstube noch in ihrem überkommenen, praktisch mittelalterlichen Zustand belassen hatte, machte man 1908 anbetrachts der gewaltigen bereits durchgeführten Umbauten Nägel mit Köpfen und führte nun auch hier eine völlig Neugestaltung durch, die offenbar wenig von der ursprünglichen Substanz beließ. Nur die Stuckdecke und die hölzerne Deckenkonstruktion mit von Kopfbändern getragenen Unterzügen erhielt man, ansonsten veränderte man zunächst die Raumeinteilung, indem man im Westen des Erdgeschosses mittels Trennwand einen zum Römerhöfchen und zur Römerhalle hin zugänglichen Vorraum mit Treppenhaus einrichtete. Anschließend fügte man einen gotisierenden Kamin in der Nordwand ein, versah den Raum mit einer Täfelung sowie von Prof. Norbert Schrödl gemalten, historisierenden Gemälden bekannter Frankfurter Persönlichkeiten der vergangenen Jahrhunderte und nach Entwürfen von Alexander Linnemann gefertigen, farbigen Bleiglasscheiben mit Wappenmotiven. Die Erneuerungsarbeiten schlossen mit 1913 nach Plänen von Prof. Hermann Schaper-Hannover durchgeführten Renovierung der Römer- und Schwanenhalle, bei der diese allerdings nur noch mit einem einfachen Neuanstrich versehen wurden.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg, Wiederaufbau und Gegenwart (1944 bis heute )
Im Zweiten Weltkrieg zeichnete sich schnell ab, dass Frankfurt Ziel von Luftangriffen werden würde. Da die kunsthistorisch bedeutsamsten Werte des Römers jedoch immobil waren, konnte nur ein Bruchteil durch Auslagerung gesichert werden: die Kaiserporträts des Kaisersaals wurden sämtlich ausgebaut, ebenso die geschnitzte Holzverkleidung des Salzhauses abgenommen, was jedoch nur zum Teil möglich war, da viele geschnitzte Partien tragende Teile des Fachwerkhauses darstellten. Im Rahmen des geheimen "Führerauftrags Farbphotographie" hatte das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda 1943 eine Liste von als wertvoll erachteten Denkmälern in ganz Deutschland ausgegeben, deren Fresken und Stuckaturen binnen kürzester Zeit mit frühen Agfa-Farbfilmen erfasst werden sollten. Hierzu zählten im Römer auch die meisten Werke aus der Hand von Baptist Innocenz Colomba und Christian Leimberger, die der anerkannte Frankfurter Fotograf Dr. Paul Wolff noch im selben Jahr dokumentierte.
Bereits am 4. Oktober 1943 traf der erste schwere Angriff die Frankfurter Altstadt, der am Römer jedoch nur einige Dächer beschädigte. Erst knapp sechs Monate später schlug seine Schicksalsstunde, als ein Großangriff in der Nacht des 22. März 1944 fast die gesamte Frankfurter Altstadt zerstörte und einen gewaltigen Feuersturm entfesselte, der noch über mehr als 100 Kilometer sichtbar war. Gemäß einen aus dem selben Jahr stammenden Schadensplan wurde der Rathauskomplex von vier schweren Spreng- und zahllosen Brandbomben direkt getroffe.n
Alle Fachwerkteilbauten, d. h. die Häuser Frauenstein, Salzhaus, Wanebach und Silberberg, verbrannten restlos, die reinen Steinbauten Alt-Limpurg, Löwenstein, Römer und Goldener Schwan innerlich vollkommen aus. Aufgrund der nun fehlenden inneren Stabilität stürzte der Giebel des Hauses Römer zudem bis auf Höhe der Fensterfront des Balkons ein. Zu den kunsthistorisch schmerzhaften Totalverlusten an Innenausstattung zählten die - wenn auch historistisch stark veränderte - Geschlechterstube im Haus Alt-Limpurg, die Kaisertreppe, der Kaisersaal, das Kurfürstenzimmer sowie sein Vorzimmer mit Rotunde.
Die historistischen Anbauten dagegen wurden größtenteils nur in den Dächern und in den oberen Geschossen beschädigt. Weitestgehend erhalten blieben ferner die sandsteinernen Erdgeschosse der drei Fachwerkhäuser, die Umfassungsmauern der vier Steinbauten, die massiven Gewölbe der Römer- und die Schwanenhalle in den gleichnamigen Häusern sowie das Renaissance-Treppentürmchen im ansonsten völlig verwüsteten Römerhöfchen.
Noch 1945 zog man direkt nach Kriegsende Notdächer aus Rundhölzern, teils mangels Materials sogar aus Fahnenstangen über den Ruinen ein, um sie vor der weiteren Einwirkung der Witterung zu schützen. 1947 erhielt der vergleichsweise gering beschädigte historistische Südbau bereits ein massives Zementflachdach, gleichzeitig begannen Sicherungsmaßnahmen an den teils völlig frei zur Straße hin stehenden Fassaden der ausgebrannten Häuser, da diese aufgrund mangelnder innerer Statik umzustürzen drohten. Ein Jahr später war der Nordbau - passend zur Einweihung der ebenfalls wieder aufgebauten Paulskirche - unter Verwendung eines Flachdaches weitestgehend instand gesetzt, ebenso der neue Dachstuhl des Bürgersaalbaus, der, abgesehen vom historistischen Dachreiter, in der alten Form wiedererstand.
Nach Abschluß der vorgenannten grundlegenden Sicherungsarbeiten beauftragte der Magistrat im Sommer 1950 die Bauverwaltung mit dem Innenausbau, sowie den Arbeiten am insbesondere aus kunsthistorischer Sicht wesentlich problematischeren, da wirklich historischen Teils zum Römerberg hin. Entsprechend dem Vorschlag des damaligen Hochbaudezernten Wolf wurde einzig die Aufstockung des Rathaussüdbaus von der Bauverwaltung selbst durchgeführt, der Rest der Projektierung aber ausgeschrieben. Dies geschah bereits explizit unter dem Aspekt, moderne architektonische Lösungen für den Wiederaufbau zu finden, und keine völlige Rekonstruktion anzustreben.
Den Plänen der Architektengemeinschaft von Otto Apel, Rudolf Letocha, William Rohrer und Martin Herdt, denen aus fünf verschiedenen Entwürfen letztlich der Vorzug gegeben wurde, zeichnete sich vor allem dadurch aus, die Gebäude beim Wiederaufbau innerlich zu einem einzigen Komplex zusammen zu fassen, und im Bürgersaalbau im Bereich des ehemaligen Bürgersaals ein zusätzliches Stockwerk einzuziehen, um zukünftig Magistrat und Stadtverordnetenversammlung an einem Ort unterbringen zu können. Ein echter Diskurs zwischen Bürgerschaft, Presse, Politik und Architekten entbrannte dagegen um die Wiederherstellung der Häuser Frauenstein, Wanebach und Salzhaus. Bei allen Bauten waren die steinernen, reich verzierten Erdgeschosse noch vorhanden, beim Salzhaus nicht unwesentliche Teile der Schnitzfassade gerettet worden, die Quellenlage bezüglich der Fassadenmalereien aufgrund der erst einige Jahrzehnte zurückliegenden Restaurierungen vergleichsweise gut.
Auf der anderen Seite stand eine Architektenschaft und auch große Teile der Politik, die Historizismen jeglicher Art gegenüber ablehnend eingestellt waren, und eine immer noch große Material- und Finanzknappheit. Die Mehrzahl der vorgelegten Entwürfe sah dem Zeitgeschmack entsprechende und billig zu errichtende kubistische Bauten vor, gegen die man sich seitens der Politik aber bereits im Januar 1951 zugunsten von Giebelbauten entschied, um die Symmetrie der Erscheinung zum Römerberg hin zu wahren. Der Streit um einen originalgetreuen Wiederaufbau insbesondere des Salzhauses zog sich noch bis in den Mai 1951, als das Gesamtprojekt nach einigen Änderungen endgültig von der Stadtverordnetenversammlung bewilligt wurde. Der Kompromiss waren letztlich die bis heute zu sehenden, für die Zeit ungewöhnlich reichen Eisenbetonbauten mit Kalksteinverkleidung und Glasmosaiken, in die Teile der geretten Schnitzfassade des Salzhauses mit einbezogen wurden.
Bereits 1952 waren die Wiederaufbauarbeiten im Wesentlichen abgeschlossen. Die Häuser Römer, Goldener Schwan, Löwenstein und Alt-Limpurg wurden äußerlich unverändert restauriert; dies geschah teils allerdings unter Veränderung des historischen Grundrisses und unter Verwendung moderner Dachformen. Insbesondere Haus Löwenstein wurden nach Westen hin bis zum Goldenen Schwan hin verlängert, und der völlige Neubau des Hauses Wanebach in diesem Zusammenhang dahingehend genutzt, ein neues Wanebachhöfchen einzurichten, das sich gegenüber seinem historischen Vorgänger um 90 Grad gedreht parallel zur Bethmannstraße hinter dem Haus Wanebach erstreckt. Die verbrannten Fachwerkobergeschosse des Hauses Silberberg ersetzte man durch einen steinernen, gegenüber den Lösungen beim Salzhaus und Haus Frauenstein jedoch in reinen Zweckformen errichteten Massivbau auf dem weitgehend unbeschädigten Erdgeschoss.
Auch die Innenräume wurden neu eingerichtet. Die Werte Transparenz und Bescheidenheit wurden in den Vordergrund gestellt. Besonders gut lässt sich das an der Treppe im Haus Löwenstein oder dem neuen Wanebachhöfchen erkennen. Der Kaisersaal wurde in vereinfachten Formen unter Einbeziehung der geretteten Bildnistafeln der deutschen Kaiser wiederhergestellt, auf eine Wiederherstellung totalzerstörter Räume wie etwa des Kurfürstenzimmers wurde verzichtet. Abgesehen von der gemeinsamen Unterbringung von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung im Bürgersaalbau änderte sich innerlich von den Nutzungen jedoch nur wenig - der Oberbürgermeister und Bürgermeister haben bis heute ihre Dienstzimmer in den Obergeschossen des Goldenen Schwans, wo die Frankfurter Stadtobersten schon seit 1405 gesessen haben. 1955 erfolgte die feierliche Wiedereröffnung der Römers durch den damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss.
Ingesamt sind die Wiederaufbauleistungen vor dem Hintergrund der finanziellen Nöte, der Materialknappheit, und der Kürze der Zeit, in der sie durchgeführt wurden, größtenteils als beispielhaft zu betrachten. Während andere Städte ihre historischen Rathäuser bei teils ähnlichen Zerstörungsgraden völlig aufgaben, hat Frankfurt es durch die Symbiose aus Rekonstruktion und Neubauten geschafft, den historischen Charakter des nicht nur für die Stadtgeschichte und das Bild des Römerberges so wichtigen Baudenkmals zumindest äußerlich zu wahren.
Kritisch zu betrachten ist allerdings die bis heute nicht wieder hergestellte Dachlandschaft der historistischen Rathausneubauten und insbesondere der zwei zugehörigen Türme, wodurch diese auf den zweiten Blick seltsam gekappt wirken. Auch im Grunde bis in die Gegenwart nicht gelöst ist die Frage nach der Verwendung der Salzhausfassade, von der erheblich größere Teile 1943 gerettet wurden und einer Verwendung harren, als an dem unbestritten qualitätvollen Nachkriegsbau zu sehen sind.
Auch die Fassade zum Römerberg ist in den letzten Jahrzehnten noch zweimal erneuert worden: in den Jahren 1974 und 2005 erlangte sie wieder ihr neugotisches Aussehen von 1900, einzig der kriegszerstörte Baldachin über der Uhr des Hauses Römer ist bis heute nicht ersetzt worden. Auch im Innern veränderte sich einiges, so konnte 1988 der umgebaute Saal der Stadtverordnetenversammlung fertiggestellt werden.
[Komplett neu, nicht inhaltlich vereinbar mit überarbeiteter geschichtlicher Fassung]
- Architekten- & Ingenieur-Verein (Hrsg.): Frankfurt am Main und seine Bauten. Selbstverlag des Vereins, Frankfurt am Main 1886, S. 28-33, 58 & 59, 65 & 67
- Otto Donner-von-Richter: Die Maler-Familie Fyoll und der Römerbau. In: Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst. K. Th. Völckers Verlag, Frankfurt am Main 1896
- Carl Wolff, Julius Hülsen, Rudolf Jung: Die Baudenkmäler von Frankfurt am Main – Band 2, Weltliche Bauten. Selbstverlag/Völcker, Frankfurt am Main 1898, S. 131 - 258
- Hermann Traut: Der Römer und die neuen Rathausbauten zu Frankfurt a. M.. Römerverlag, Frankfurt am Main 1922
- Walter Sage: Das Bürgerhaus in Frankfurt a. M. bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Wasmuth, Tübingen 1959, S. 27 & 28, 93 - 99, 104
- Georg Hartmann, Fried Lübbecke: Alt-Frankfurt. Ein Vermächtnis. Verlag Sauer und Auvermann, Glashütten 1971
- Hans Pehl: Kaiser und Könige im Römer. Das Frankfurter Rathaus und seine Umgebung. Verlag Josef Knecht, Frankfurt 1980, S. 11–56, ISBN 3-7820-0455-8
- Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale Deutscher Architektur – Verluste, Schäden, Wiederaufbau – Band 2, Süd. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1988, S. 811 - 814
- Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel (1847 - 1910). Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, S. 129 - 146
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