Dolmabahçe-Palast
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Dolmabahçe-Palast (türkisch Dolmabahçe Sarayı; „Palast der aufgeschütteten Gärten“) liegt am Ufer des Bosporus in Istanbul und war seit Mitte des 19. Jahrhunderts die Residenz des Kalif-Sultans.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Ursprünglich war Dolmabahçe eine Bucht, in der die osmanische Flotte und angeblich sogar die Argonauten lagen. Nach ihrer Verlandung im 17. Jahrhundert entstand dort ein königlicher Garten mit mehreren kleineren Schlössern und Sommerresidenzen.
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts residierte der Kalif-Sultan des Osmanischen Reichs im weitgehend mittelalterlich geprägten Topkapı-Palast. Nachdem der Kontakt zu Zentraleuropa im Laufe des 18. Jahrhunderts immer intensiver wurde, kulturelle Standards von dort auch im Osmanischen Reich übernommen wurden, erschien es dem Kalif-Sultan wichtig, sich auch hinsichtlich seiner Hauptresidenz an europäischen Standards messen lassen zu können.
Im Auftrag von Sultan Abdülmeçit wurde deshalb durch die armenischen Architekten Karabet und Nikoğos Balyan, die auch eine europäische Architektenausbildung hatten, der Dolmabahçe-Palast von 1843 bis 1856 als neue Residenz er- und später von verschiedenen Herrschern aus- und umgebaut.
[Bearbeiten] Bauprogramm
Das Gebäude misst in der Länge 600 Meter, hat eine Fläche von 45.000 m², 46 Säle, 285 Zimmer, sechs Hamam und 68 Baderäume.
Das äußere Erscheinungsbild, insbesondere die Ansicht vom Bosporus aus, zeigt eine klassisch-europäische Zweiflügelanlage, die durch einen großen Mittelrisalit und Seitenrisalite gegliedert wird. Im Innern dieses europäischen Erscheinungsbildes wurde aber ein traditionell osmanisches Raumprogramm umgesetzt: Der Palast ist baulich streng getrennt in einen südlichen Flügel, der die Repräsentationsräume enthält, und einen nördlichen Teil, in dem sich der weitläufige Wohnbereich für den Sultan und sein Harem befindet. Scharnier zwischen den beiden Funktionsbereichen ist der große Empfangssaal (Muayede Salonu) mit einer Grundfläche von 2000 m² und einer 36 Meter hohen Kuppel.
Da der Harem völlig von der Außenwelt abgeschlossen sein musste, betritt der externe Besucher – im Gegensatz zu einem europäischen Palast – das Gebäude an der südlichen Schmalseite, wo sich auch der Haupteingang befindet. Dort sind auch die Repräsentationsräume zum Empfang von Besuch und ausländischen Diplomaten angeordnet. Von dort entwickelt sich die Raumfolge auf den zentralen Empfangssaal hin, hinter dem sich dann die Räume des Harem entfalten. Dort sind acht miteinander verbundene Apartments für die Frauen des Kalif-Sultans und für seine Mutter eingerichtet, jedes mit eigenen Baderaum.
[Bearbeiten] Ausstattung
Bemerkenswert ist die Ausstattung des Palastes, die jeweils den technisch modernsten Standard aufwies, der zur Verfügung stand. So hatte der Palast von Anfang an Gasbeleuchtung und wassergespülte Toiletten, deren Technik – noch heute zu besichtigen – aus Großbritannien importiert war. In kontinentaleuropäischen Palästen dieser Zeit gab es so etwas noch nicht. Nachträglich eingebaut wurde – sobald das zur Verfügung stand – eine Zentralheizung und ein Fahrstuhl.
Stilistisch entspricht die Ausstattung einem osmanischen Historismus mit europäischen Renaissance und Barockelementen.
[Bearbeiten] Nutzung
Der Umzug des Hofes aus dem alten Topkapı-Palast erfolgte 1856.
Nach Absetzung des Sultans diente der Dolmabahçe-Palast Mustafa Kemal bis zum Umzug der Hauptstadt nach Ankara als Regierungssitz und später noch als Istanbuler Residenz. Mustafa Kemal starb dort am 10. November 1938.
Heute ist der Dolmabahçe-Palast für das Publikum zur Besichtigung geöffnet, wird aber auch weiterhin für offizielle Anlässe, wie Staatsbesuche, genutzt.
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 41° 02' 22" N, 29° 00' 06" O