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Edmund Edel - Wikipedia

Edmund Edel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Edmund Albert Edel (* 10. September 1863 in Stolp, Pommern; † 4. Mai 1934 in Berlin) war ein deutscher Karikaturist, Illustrator, Schriftsteller und Filmregisseur. Edels Enkel ist der Berliner Schriftsteller Peter Edel (1921-1983).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Leben

[Bearbeiten] Jugend

Edmund Edel stammt aus einer Berliner Arztfamilie. Er besuchte das Kaiserin-Augusta-Gymnasium und machte dann eine Kaufmannslehre. Zur Fortsetzung seiner kaufmännischen Ausbildung ging er nach Paris und beschloss dort, Künstler zu werden. Gegen Ende 1886 ging er nach München, um an der Königlichen Akademie Malerei bei Nikolaus Gysis und Gabriel von Hackl zu studieren. Sein Studium schloss er, wie es üblich war, mit einem Aufenthalt in Paris an der Academie Julian ab.

Seine ersten Gemälde in der Manier Edvard Munchs, die er ab 1890 öffentlich präsentierte, wurden von der Kritik vernichtet und als "Phantasmagorien" beschimpft. 1892 kehrte er nach Berlin zurück und sah sich gezwungen, Aufträge für Illustrationen anzunehmen.

[Bearbeiten] Ab 1896: Erfolg als Illustrator

Mit Illustrationen gelang ihm der Durchbruch: 1896 druckten die satirischen Zeitschriften Ulk und Fliegende Blätter seine Grafiken. Als Gebrauchsgrafiker machte er sich einen Namen mit Plakaten für die Berliner Morgenpost und andere Produkte. Seine Plakate wurden als modern, besonders auffällig und raffiniert komponiert gelobt. Der Kunsthistoriker Eduard Fuchs bezeichnete ihn 1906 als "Deutschlands geschicktesten Reklamezeichner" (zit. n. Ege 1992). Heute gilt er als einer der Pioniere der deutschen Plakatkunst.

Für Ernst von Wolzogens Kabarett Überbrettl war er als Kostümbildner tätig, wobei er Kostüme entwarf, "in denen er die Unarten der gegenwärtigen Damen-Mode und die Übertreibungen des modernen kunstgewerblichen Stils mit dem ihm eigenen entzückenden Übermut parodierte" (Osborn 1904, zit. n. Ege 1992). Kabarettvorführungen nach französischer Art waren in Mode; ihre satirischen Aussagen durften jedoch nicht in den Texten gemacht werden, die der Zensur unterlagen. Kostüme, musikalische und szenische Ausgestaltung mussten deshalb die Kritik transportieren.

Bei Max Osborns Zeitschrift Narrenschiff, einer kurzlebigen Konkurrenz zum Simplicissimus, wurde er 1898 künstlerischer Leiter. Es folgten gemeinsame Buchproduktionen mit Zeichnungen und Karikaturen. Ab 1901 arbeitete er für das Satireblatt Der Wahre Jacob. In seinen Karikaturen versuchte er, eine genaue Typisierung der gesellschaftlichen Klassen zu geben und nicht nur einzelne physiognomische Merkmale zu überzeichnen. Edels gezeichnete Beobachtungen von Körperhaltung, Gesichtsausdruck etc. geben seinen Karikaturen eine sozialpsychologisch-dokumentarische Relevanz.

[Bearbeiten] Ab 1903: Schriftstellerei und Filme

Um 1903 zog er sich aus der Gebrauchsgrafik zurück und begann zu schreiben. Es entstanden über 30 Gesellschaftsromane und viele Feuilleton-Beiträge, die Edel den Ruf eines Chronisten der Berliner Bohème eintrugen. Seine Romane hatten teilweise sehr hohe Auflagen und schilderten essayistisch die Berliner Gesellschaftsmilieus.

Zwischen 1916 und 1919 führte Edmund Edel bei mehr als einem halben Dutzend Stummfilmen Regie und schrieb Drehbücher als „Kinometerdichter”, wie sich die Drehbuchautoren wegen ihren „nach Metern und Kilometern” berechneten Fließbandproduktionen nannten. Insgesamt arbeitete er an über 40 Filmen mit und zählte sich selbst zu den ersten deutschen „Filmsnobs” (vgl. Jazbinsek 2000). Sein herausragendster Film ist wohl Die Börsenkönigin (1916) mit Asta Nielsen in einer ungewöhnliche Charakterrolle. Nielsen spielt die Geliebte eines Bergwerksdirektors. Dieser betrügt sie; sie nimmt daraufhin das Management der Firma in die Hand. Ungewöhnlich ist auch der Drehort in der Industrielandschaft des Bergbaus.

In einem Essay von 1926 resümierte Edel seine Begeisterung für das Kino:

„Wir wallfahrten aus dem Westen, der für diese derbe, naive Volksbelustigung (naiv im Sinne verderbten Snobtums) zu vornehm war, in die Chausseestraße, wo, wie ich mich zu erinnern glaube, ein winziges Kinotheaterchen sein bescheidenes Dasein fristete. (...) Plötzlich gab es eine Filmbranche. Eine 'Branche', wie es eine Blusen-, Konfektions-, Automobil- oder Lebensmittelbranche gibt. Man fabrizierte Films. (...) Inzwischen ist der kleine Kurbelkasten das Auge der Welt geworden. (...) Keiner fürchtet ihn mehr, jeder sehnt sich danach, vor dem Kurbelkasten diejenige Pose einzunehmen, mit der er seinen Mitmenschen imponieren möchte.“ (Lit.: Jazbinsek 2000)

Zu seinem 70. Geburtstag 1933 musste sich der populäre und in Berlin wohlbekannte Edel im Völkischen Beobachter als „Salonsemit“ beschimpfen lassen; der „obszön-dekadenten Zeichnerei und Schreiberei des Edel-Juden“ müsse nicht gedacht werden. Wenige Monate später starb Edmund Edel.

[Bearbeiten] Schriften (Auswahl)

  • Neu-Berlin. Berlin: Seemann (o.J.)
  • Marienbad: Skizzen. Berlin: Ver. Harmonie 1905
  • Berlin W.: ein paar Kapitel von der Oberfläche. Berlin: Boll u. Pickardt, 1906. Neuausgabe, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Johannes Althoff, Berlin: Verlagshaus Braun, 2001. ISBN 3935455070
  • Aus den Höhen und Tiefen Berlins: der gesammelten Großstadt-Dokumente zweiter Band. Mit Hans Ostwald; Leo Colze; Moritz Loeb; Hans Freimark. Berlin: Seemann, 1907
  • Der gefährliche Alte: Bekenntnisse eines Mannes um die Fünfzig. Berlin-Charlottenburg: Est-Est-Verl. 1911
  • Mein Freund Felix : Abenteuerliches aus Berlin WW. Charlottenburg: Baumann 1914
  • Das Glashaus: Ein Roman aus der Filmwelt. Berlin; Wien: Ullstein 1917
  • Der Tanznarr: Ein Roman aus der Tangozeit. Berlin: Boll & Pickardt 1918
  • Sylvia's Liebesleben: Die Tragödie einer Morphinistin. Roman. Berlin: Ehrlich 1920
  • Frau Mimis Vergangenheit: Kriminalroman aus Schieberkreisen. Berlin: Ehrlich 1920
  • Zwischen den Frauen: Roman. Berlin: Ehrlich 1924
  • Giogolo, der Freund der Frauen: Roman. Berlin: Eden-Verlag 1928

Zudem übersetzte Edel einige Milieuromane von Victor Margueritte.

[Bearbeiten] Filmografie

  • 1916 - Dr. Satansohn (mit Ernst Lubitsch)
  • 1916 - Die Börsenkönigin (mit Asta Nielsen)
  • 1916 - Aus Mangel an Beweisen (mit Emil Jannings, Yo Larte)
  • 1917 - Abenteuer im Warenhaus
  • 1917 - Das große Los
  • 1917 - Ehestiftung mit Hindernissen
  • 1917 - Das unruhige Hotel
  • 1919 - Frau Hempels Tochter

[Bearbeiten] Literatur

  • Osborn, Max: Edmund Edel und seine Plakate, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Jg. 8, 1904, S. 389-400
  • Ege, Konrad: Karikatur und Bildsatire im Deutschen Reich: Der "Wahre Jacob", Hamburg 1879/80, Stuttgart 1884-1914; Mediengeschichte, Mitarbeiter, Chefredakteure, Grafik. Münster; Hamburg: Lit 1992. ISBN 3-88660-807-7
  • Sauer, Marina: Mit Schirm, Charme und Melone: der Plakatkünstler Edmund Edel (1863 - 1934); Stiftung Pommern, Kiel, Ausstellung vom 15. Mai bis 15. Juli 1994. Kiel: Stiftung Pommern 1994
  • Jazbinsek, Dietmar: Kinometerdichter. Karrierepfade im Kaiserreich zwischen Stadtforschung und Stummfilm. 2000 (PDF)
  • Stratenwerth, Irene; Hermann Simon (Hrsg.): Pioniere in Celluloid. Juden in der frühen Filmwelt. Berlin : Henschel, 2004. - ISBN 3-89487-471-6

[Bearbeiten] Weblinks

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