Eduard von der Heydt
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Eduard von der Heydt (* 26. September 1882 in Elberfeld, Wuppertal; † 3. April 1964 in Ascona, Tessin) war ein promovierter Bankier, Kunstsammler und Mäzen.
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[Bearbeiten] Biographie
Dr. Eduard Freiherr von der Heydt arbeitete vor dem Ersten Weltkrieg als Bankier in London.
[Bearbeiten] 1920 - 1939
Von der Heydt heiratete die Tochter des Berliner Bankiers Dr. Hans von Bleichröder und eröffnete 1920 in Amsterdam als Vertretung des Bankhauses S. Bleichröder und anderer Bankhäuser die Heydt-Kerstens Bank AG. Dadurch wurde er u.a. zum Bankier des immer noch vermögenden Kaisers Wilhelm II. während dessen Exil in Holland sowie des Stinnes-Konzerns. Durch fragwürdige finanzielle Transaktionen verlor er das Vertrauen seines jüdischen Schwiegervaters, was die Auflösung der Bank nach sich zog. Von der Heydt wandte sich nun rechtskonservativen und antisemitischen Kreisen zu. 1926 wurde er Mitglied des Stahlhelm und von 1933 bis 1938 war er Mitglied der NSDAP. Er kaufte 1926 den Monte Verità bei Ascona im Tessin, machte ihn zu seinem Domizil und erwarb 1937 die Schweizer Staatsbürgerschaft.
[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg
Während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs liefen über die Konten von der Heydts Finanztransfers für die Spionageabwehr der Deutschen Wehrmacht. Ferner war er für die Devisenbeschaffung des Deutschen Reiches aktiv. Außerdem war er als Schweizer Vertreter der von ihm mitgegründeten August-Thyssen-Bank in die Raubgoldgeschäfte des „Dritten Reichs“ involviert. Das wurde aktenkundig, als die Schweizer Staatsanwaltschaft 1946 ein Verfahren wegen nachrichtendienstlicher Tätigkeit für das „Dritte Reich“ gegen ihn eröffnete, das aber 1949 mit einem Freispruch endete.
[Bearbeiten] Nachkriegszeit
Nach dem Krieg übergab er 1946 seine ostasiatische Kunstsammlung der Stadt Zürich als Grundstock für das Museum Rietberg. Seine Gemäldesammlung vermachte er ab 1952 dem Städtischen Museum Wuppertal, das seit 1961 Von der Heydt-Museum heißt. Der seit 1950 ausgelobte „Kulturpreis der Stadt Wuppertal“ wurde 1957 in „Eduard von der Heydt-Kulturpreis“ umbenannt.
Aufgrund der Unterstützung des „Dritten Reichs“ durch von der Heydt fordern Kritiker eine Umbenennung des Museums nach dem 1933 emigrierten jüdischen Maler Jankel Adler (1895-1949). Befürworter dieser Forderung wurden während eines Symposions zum hundertjährigen Jubiläum des Museums im Oktober 2002 von der Museumsleitung wegen Hausfriedensbruchs angezeigt.
Am 31. Januar 2006 plädierte der Vorsitzende der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, Hajo Jahn, anlässlich der Verleihung des Rheinlandtalers im Rathaus Wuppertal, den Eduard von der Heydt-Kulturpreis der Stadt in Else Lasker-Schüler-Preis umzubenennen. Lasker-Schülers Namen führt bereits ein Dramatikerpreis. Im April 2006 stimmte der Rat der Stadt Wuppertal gegen die Umbenennung. Im November 2006 wurden die Bemühungen zur Umbenennung fortgesetzt. Zu den Unterstützern zählen frühere Eduard von der Heydt-Kulturpreisträger wie Helmut Hirsch, Peter Brötzmann und Wolf Erlbruch, die Else-Lasker-Schüler-Dramatikerpreisträgerin Elfriede Jelinek, sowie Ralph Giordano, Ingrid Bachér und Reiner Kunze.
Am 28. Februar 2007 gab die Wuppertaler Kulturdezernentin Marlis Drevermann bekannt, dass die Vergabe des Preises bis zur definitiven Klärung der Vorwürfe ausgesetzt werde. Zur Zeit erarbeiten im städtischen Auftrag zwei Wissenschaftler ein Gutachten. [1]
[Bearbeiten] Zitat
„Ich kam durch die Philosophie zum Sammeln asiatischer, vor allem buddhistischer Kunstwerke', schrieb von der Heydt in seinen Erinnerungen“
- ↑ Der Wuppertaler von der Heydt-Preis wird ausgesetzt, bis die Nazi-Vergangenheit des Namensgebers erforscht ist (taz NRW vom 1.3.2007, S. 1, 51 Z. TAZ-Bericht)
- ↑ Curt Riess (1977:93)
[Bearbeiten] Literatur
- Fehlemann, Sabine und Stamm, Rainer (2001): Die Von der Heydts. Bankiers, Christen und Mäzene. Wuppertal: Müller + Busmann. 184 S., Abb. ISBN 3-928766-49-X
- Fehlemann war die ehem. Direktorin des Von der Heydt-Museums (Fehlemann-Portrait) - Eduard von der Heydt: Auf dem Monte Verità : Erinnerungen und Gedanken über Menschen, Kunst und Politik. Zürich : Atlantis, 1958
- Karl With: Bildwerke Ost-und Südasiens aus der Sammlung Yi Yuan [d.i. Eduard von der Heydt]. Mit begleitendem Text von K. With. Einband u. Vorsatzpapier nach Entwurf von Georg Baus. Basel: Schwabe, 1924
- Stefan Balazs: Die Inschriften der Sammlung Baron Eduard von der Heydt, Sonderdruck aus der Ostasiatischen Zeitschrift. 20.Jahrgang. Berlin: De Gruyter&Co Verlag, 1934.
- Curt Riess: Ascona. Geschichte des seltsamsten Dorfes der Welt. Zürich: Europa Verlag 1977 (3. Aufl.) - In diesem Werk wird Eduard von der Heydt ab S. 194 als der Herr X bezeichnet.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Eduard von der Heydt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Von der Heydt-Museum Wuppertal - zum Mäzenatentum der Elberfelder Bankiers- und Kunstsammlerfamilie
- Träger des Eduard von der Heydt-Kulturpreises
- Ahnen und Verwandte der Familie Blank: "Wie herrlich ist hier in der Familie von der Heydt die schwierige sittliche Aufgabe gelöst: reich sein ohne arm am Gemüt zu werden!"
- Artikel
- Pressemitteilung und Flugblatt zu Ed. von der Heydt vom AZ Wuppertal, 5. Dezember 2003
- Von der Heydts Tätigkeiten im "III. Reich", haGalil.com, 17. März 2004
- „Museumsmacher lassen auf Nazi-Mäzen nichts kommen“, taz, 18. Oktober 2005
- „Umbenennung: Else Lasker Schüler-Preis statt Eduard von der Heydt“, Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft, 1. Februar 2006, Rede und Artikeldossier (archiviert)
- „Raubgold“-Bankier und Kunst-Mäzen, Neue Rheinische Zeitung, 4. April 2006
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ Der Wuppertaler von der Heydt-Preis wird ausgesetzt, bis die Nazi-Vergangenheit des Namensgebers erforscht ist (taz NRW vom 1.3.2007, S. 1, 51 Z. TAZ-Bericht)
- ↑ Curt Riess (1977:93)
Personendaten | |
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NAME | Heydt, Eduard von der |
KURZBESCHREIBUNG | Bankier, Kunstsammler und Mäzen |
GEBURTSDATUM | 26. September 1882 |
GEBURTSORT | Elberfeld |
STERBEDATUM | 3. April 1964 |
STERBEORT | Ascona/Tessin, Schweiz |