Eilert Tantzen
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Ernst Eilert Eckart Tantzen (* 22. Oktober 1929 in Marsow, heute Ortsteil von Vellahn) ist ein deutscher Forstmann, Genealoge, Heimatforscher, Naturschützer und Lokalpolitiker. Einen Namen machte er sich neben seinem jahrzehntelangen politischen Engagement vorrangig mit der Erforschung und Aufarbeitung der Forstgeschichte des ehemaligen Landes Oldenburg.
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[Bearbeiten] Leben und Wirken
[Bearbeiten] Berufliche Laufbahn
Eilert Tantzen entstammt einem alten friesischen Häuptlings- und Bauerngeschlecht aus dem Jever-, Stedinger und Butjadinger Land. Er war das dritte Kind von Ernst Albrecht Tantzen (1902-1975) und dessen erster Frau Martha Mathilde, geborene Giese (1901-1958). Sein Vater war von 1927 bis 1935 Bauer auf dem Friesenhof in Marsow und danach Bauer und Ziegeleibesitzer in Blexen. Eilert Tantzen verbrachte seine Kinder- und Schulzeit in Blexen, Nordenham und Niesky, wo er während des Zweiten Weltkriegs das Zinzendorf-Pädagogium zu Niesky der Herrnhuter Brüdergemeine besuchte. Diese Jahre in der waldreichen Oberlausitz begründeten seine Liebe zum Wald und weckten in ihm den Wunsch, Forstmann zu werden. Im April 1947 trat er deshalb in den niedersächsischen gehobenen Forstdienst ein und absolvierte eine insgesamt sechsjährige Ausbildung, die er mit der Zuerkennung des Hochschulgrades Diplom-Ingenieur und der Revierförsterprüfung abschloss.
Bis zur Pensionierung 1994 war Tantzen dann fast 42 Jahre lang in verschiedenen Positionen innerhalb der niedersächsischen Forstverwaltung vornehmlich im Oldenburger Land tätig, darunter zweieinhalb Jahre als Hilfsarbeiter bei Forsteinrichtungsarbeiten, ein Jahr als Leiter des Jugendwaldheimes "Walter Freist" in Zorge/Südharz, sieben Jahre Mitarbeiter bei der Forsteinrichtung in Niedersachsen, drei Jahre Büroleiter und 25 Jahre als Revierleiter. Von 1966 bis 1987 leitete er die Revierförsterei Hatten. Zuletzt war Tantzen als Forstoberamtsrat drei Jahre lang als Dezernent für forstliche Rahmenplanung beim Niedersächsischen Forstplanungsamt Wolfenbüttel tätig.
Während seiner aktiven beruflichen Laufbahn hat sich Tantzen zudem beständig für die Belange seines Berufsstandes eingesetzt. So war er 1948 Gründungsmitglied des Bundes Deutscher Forstmänner (heute Bund Deutscher Forstleute (BDF)) und von 1966 bis 1976 Vorsitzender des Bezirksverbandes Weser-Ems und stellvertretender Vorsitzender des Bezirkspersonalrats der Forstverwaltung Oldenburg.
[Bearbeiten] Forstgeschichtliche und genealogische Untersuchungen
Sein Interesse an der Forstgeschichte wurde geweckt, als Tantzen an der Erarbeitung mehrerer Forstamtschroniken im Oldenburger Raum mitwirkte. Aus seinen eigenen Nachforschungen entstand dann 1962 die Abhandlung Lebensbilder der leitenden Forstbeamten Oldenburgs und Abriss der Entwicklung des oldenburgischen Forstwesens von 1600 bis 1960, die als Band 5 in der Schriftenreihe „Aus dem Walde“ der niedersächsischen Landesforstverwaltung erschien. Als Ergänzung dazu ist die im Jahr 2000 als Band 53 der Reihe „Aus dem Walde“ veröffentlichte Oldenburgische Försterchronik 1650-1950 zu sehen, die auch die ehemals oldenburgischen Landesteile Lübeck (1773-1937) und Birkenfeld (1817-1937) mit einbezog. Mit diesen beiden Darstellungen, die auch von wissenschaftlicher Seite viel Anerkennung erfuhren, schloss Tantzen wesentliche Lücken in der Aufarbeitung der Forstgeschichte Niedersachsens.
Bislang nicht fertiggestellt hat Tantzen indes eine ebenfalls bereits in den 1960er Jahren begonnene Gesamtdarstellung der Aufforstung der Heiden und Öden durch die oldenburgische Staatsforstverwaltung im 19. Jahrhundert. Dazu schreibt er im Vorwort zu seinem Buch Oldenburgische Försterchronik 1650-1950 (Oldenburg 2000, S. 4): "Diese Arbeit wurde jedoch durch den verheerenden Orkan vom 13. November 1972, der innerhalb von wenigen Stunden im Oldenburger Land fast die gesamten, noch im Wachstum befindlichen Nadelholzbestände aus dieser Epoche dem Erdboden gleichmachte, zum Ruhen gebracht. Dieses hat den Verfasser so getroffen, daß er die Arbeit daran, bis auf weitere Quellensammlung, einstellte." Seit 2004 hat er den Faden jedoch wieder aufgenommen und die doch umfangreichere Arbeit unter den Titel Die Wiederbewaldung der Heiden und Öden durch die Oldenburgische Staatsforstverwaltung im Neunzehnten Jahrhundert in Angriff genommen.
Über die Jahre veröffentlichte Tantzen zudem in verschiedenen Publikationsorganen zahlreiche Beiträge zur Heimat-, Forst-, Wald- und Naturschutzgeschichte des Oldenburger Raumes sowie zur Familiengeschichte Tantzen. Höhepunkt dieser genealogischen Untersuchungen von Tantzen, der seit 1995 Vorsitzenden des 1921 gegründeten „Familienverband Hergen Tantzen e.V.“ und Verwahrer des Familienarchivs Tantzen ist, war die umfangreiche Darstellung 700 Jahre Chronik der Familie Tantzen. 1300 - 2000 (1997).
[Bearbeiten] Ehrenamtliches und politisches Engagement
Eilert Tantzen engagierte sich auch vielfach ehrenamtlich. So betätigte er sich von 1969 bis 1993 als ehrenamtlicher Richter beim Verwaltungsgericht Oldenburg und war von 1970 bis 1979 Mitglied des Kirchenrates der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Hatten. Als überzeugter Liberaler und Enkel des ersten und letzten liberalen Ministerpräsidenten des Freistaates/Landes Oldenburg, Theodor Tantzen, ist er seit 1972 Mitglied der FDP und kommunal- und umweltpolitisch aktiv. Er war langjähriger Vorsitzender des von ihm 1972 gegründeten Ortsverbandes Hatten und von 1976 bis 1996 auch des Bezirksverbandes Oldenburg der FDP, die beide ihm zwischenzeitlich den Ehrenvorsitz antrugen.
Tantzen gehörte bis 1994 dem Kreisvorstand Oldenburg-Land und bis 1996 auch dem Landesvorstand der niedersächsischen Liberalen, zeitweise als deren stellvertretender Landesvorsitzender an. Über zwei Jahrzehnte war er Landes- und Bundesparteitagsdelegierter der FDP, kurzfristig war er auch Delegierter des Kongresses der Europäischen Liberalen ELDP. Eine langjährige Freundschaft verbindet ihn mit Hans-Dietrich Genscher. In seiner Ansprache zum 60. Geburtstag (22.10.1989) von Eilert Tantzen bezeichnete Genscher ihn als das "umweltpolitische Gewissen der F.D.P.".
Eilert Tantzen gehörte von 1972 bis 1982 dem Rat der Gemeinde Hatten an und war Beigeordneter sowie von 1976 bis 1982 Bürgermeister dieser Gemeinde. Im Kreistag des Landkreises Oldenburg, dem er von 1972 bis 1996 angehörte, betätigte er sich mehr als zwei Jahrzehnte als Vorsitzender der FDP-Kreistagsfraktion und des von ihm 1974 initiierten Kreisumweltausschusses, dem er ab 1996 bis 2006 mit beratender Stimme angehörte. Eilert Tanten ist zudem seit mehr als 30 Jahren aktiv im Landesfachausschuss Umwelt der niedersächsischen FDP.
Von 1984 bis 1996 war Eilert Tantzen Mitglied des Verbandsausschusses des Landeselektrizitätsverbandes (LEV) und von 1988 bis 1996 Aufsichtsratsmitglied der EWE. Von 1977 bis 1996 war Eilert Tantzen zudem Mitglied der Verbandsversammlung des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbandes (OOWV). Er gehörte von 1989 bis 2006 deren Vorstand, zeitweise als stellvertretender Verbandsvorsteher an. In dieser Funktion gelang es ihm mit seinem forstlichen Wissen um die Bedeutung des Waldes für den Wasserhaushalt entscheidend mit darauf hinzuwirken, dass die Trinkwasservorkommen in den Geestgebieten des Oldenburger Raumes dauerhaft geschützt wurden. Dies geschah dadurch, dass bis zum Jahr 2007 rund 2500 Hektar private, zumeist intensiv genutzte landwirtschaftliche Ackerländereien in den Wasserschutzgebieten von dem OOWV sichergestellt und diese an die Niedersächsische Landesforstverwaltung/ Landesforsten mit der Verpflichtung, diese mit naturnahen, grundwasserschonenden Wald zu bestocken, kostenlos weitergegeben wurden.
Dem Schutz des Waldes dient auch eine Naturschutzstiftung, die der Landkreis Oldenburg 1991 auf Betreiben Tantzens ins Leben rief und deren Kuratoriums-Vorsitzender der Forstmann von 1991 bis 2006 war. Die Naturschutzstiftung Landkreis Oldenburg will vor allem den Privatwald fördern, wobei Wert darauf gelegt wird, dass Waldränder möglichst naturnah gestaltet, alte Laubholzbestände erhalten sowie in den Wald einmündende, verbaute Tieflandbäche (Almswegwasserzug, Brookbäke/Hasbruch)renaturiert werden. Tantzen war 1964 Mitbegründer der Oldenburgischen Landschaft, gehörte von 1992 bis 1997 deren Vorstand an und ist seither Mitglied deren Beirates. Er ist seit 1963 Mitglied des Oldenburger Landesvereins sowie der Oldenburgischen Gesellschaft für Familienkunde. Als Naturschützer betreute und kartierte er unter anderem die Graureiherkolonie im Naturschutzgebiet „Hatter Holz“, deren Geschichte er 1999 unter dem Titel 100 Jahre Graureiherkolonie Hatten zusammenfasste. Zum 100jährigen Bestehen der Staatlichen Teichwirtschaft Ahlhorn im Jahr 2006 verfasste Eilert Tantzen einen im Jahrbuch OLDENBURGER MÜMNSTERLAND 2006 abgedruckten Bericht unter dem Titel "Teichwirtschaft Ahlhorn, ein von Menschenhand geschaffenes Naturparadies!" Als Jäger ist er zudem seit mehr als 50 Jahren Mitglied des Deutschen Jagdschutz-Verbandes (DJV). Seit 1999 gehört Eilert Tantzen dem Vorstand des im gleichen Jahr gegründeten Regionalverband Nordwest HUNTE REGIO an, der sich schwerpunktmäßig mit der HUNTE und deren Einzugsgebiet befasst. Im Jahr 2004 machte Tantzen gegen die von der niedersächsischen Landesregierung unter Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) geplante Schließung des Forstamtes Hasbruch bei Hude mobil. Die Reformpläne der Landesregierung – insgesamt 19 Forstämter in Niedersachsen sollten aufgelöst werden – würden letzten Endes zu Lasten der vom "Gemeinwohl her nicht hoch genug zu bewertenden Wohlfahrtswirkungen des Waldes für die Bevölkerung" gehen, so seine Befürchtung. Der frühere Forstoberamtsrat kritisierte: "Der Profit beim Holzverkauf ist den Verantwortlichen wichtiger als die Beziehung des Menschen zum Wald." Allein schon wegen der Bedeutung der Waldgebiete dieser Region und speziell des Hasbruchs müsse das "traditionsreichste Forstamt im Hasbruch" erhalten bleiben (zitiert nach „Nordwest-Zeitung“ (NWZ) vom 12. März 2004). Sein Einsatz hatte jedoch letztlich keinen Erfolg: Das Forstamt wurde aufgelöst, das denkmalgeschützte, älteste oldenburgische Forstdienstgebäude 2006 öffentlich meistbietend verkauft!
Für sein jahrzehntelanges naturschützerisches, soziales und politisches Engagement erhielt Eilert Tantzen zahlreiche Auszeichnungen – darunter 1987 das Bundesverdienstkreuz.
[Bearbeiten] Privatleben
Eilert Tantzen war von 1957 bis 1984 in erster Ehe mit Dr. med. Anne-Dore Pilz verheiratet und Vater zweier Kinder. Nach der Scheidung heiratete er 1984 die Lehrerin Jutta Angelika Huneke. Eilert Tantzen lebt in dem Bauerndorf Sage in der Gemeinde Großenkneten, wo er mit seiner Frau Jutta die in die Landschaft der Sager Schweiz eingebettete „Villa Hügel“ bewohnt. Seit Juli 1995 ist er aufgrund einer Halsmarktumor-Erkrankung halbseitig gelähmt und an den Rollstuhl gebunden.
[Bearbeiten] Ehrungen
- 1966 – Ehrenmitgliedschaft der Historischen Gesellschaft zu Oldenburg
- 1977 – Ehrenmitglied des Boßelvereins Sandhatten
- 1982 – Goldene Ehrennadel des Reichsbundes
- 1984 – Wappenteller des Landkreises Oldenburg
- 1986 – Theodor-Heuss-Medaille der FDP
- 1987 – Bundesverdienstkreuz
- 1988 – Wappenteller der Gemeinde Hatten
- 1993 – Goldene Ehrennadel der FDP
- 1993 – Landesverdienstkreuz erster Klasse
- 1997 – Ehrenurkunde der FDP
- 1998 – Umweltpreis der Niedersächsischen Stiftung Natur
- 2003 – Ehrenpreis der Niedersächsischen Umweltstiftung für sein mehr als drei Jahrzehnte währendes Engagement im Umweltschutz und für sein Lebenswerk
- 2005 – Ehrenmitgliedschaft der Landesjägerschaft Niedersachsen (LJN) e.V.
Eilert Tantzen ist zudem Ehrenvorsitzender des FDP-Ortsverbandes Hatten und des FDP-Bezirksverbandes Oldenburg.
[Bearbeiten] Schriften
- Lebensbilder der leitenden Forstbeamten Oldenburgs und Abriss der Entwicklung des oldenburgischen Forstwesens von 1600 bis 1960, (Aus dem Walde, Heft 5), Hannover 1962
- Stammliste der Familie Tantzen. 1300 - 1971, Heft 5 der Beiträge zur Geschichte der Familie Tantzen, in: Oldenburgische Familienkunde, Jahrgang 14, Heft 1/2, Oldenburg 1972
- Gewinnung von Buchensaatgut, in: Aus dem Walde, Band 41, Hannover 1987
- 700 Jahre Chronik der Familie Tantzen. 1300 - 2000, Oldenburg 1997, ISBN 3-89598-425-6
- Oldenburgische Försterchronik 1650-1950. Einschließlich der ehemals oldenburgischen Landesteile Lübeck (1773-1937) und Birkenfeld (1817-1937), (Aus dem Walde, Band 53), Oldenburg 2000, ISBN 3-89598-753-0
- 100 Jahre Graureiherkolonie Hatten, in: Oldenburger Jahrbuch 1999 (Band 99), herausgegeben vom Oldenburger Landesverein für Geschichte, Natur und Heimatkunde e.V. 1999
- Abschied von dem historischen Forstamtsdienstgehöft Hasbruch, in : Beiträge der Oldenburgische Landschaft zur Kulturgeschichte (Band 1), Oldenburg 2006
- 100 Jahre „Ahlhorner Fischteiche“, in: Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 2006, herausgegeben vom Heimatbund für das Oldenburger Münsterland 2006
[Bearbeiten] Literatur
- XVIII/44 Ernst Eilert Eckart Tantzen, in Eilert Tantzen (Verf./Hrsg.): 700 Jahre Chronik der Familie Tantzen. 1300 - 2000, Oldenburg 1997, ISBN 3-89598-425-6, S. 430 (sowie auch S. 327 ff)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Eilert Tantzen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kuriose Besprechung von Tantzens Buch „Oldenburgische Försterchronik“ in „die tageszeitung“
- Tantzens Einsatz für die Erhaltung des Forstamtes Hasbruch
Personendaten | |
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NAME | Tantzen, Eilert |
ALTERNATIVNAMEN | Tantzen, Ernst Eilert Eckart (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Forstmann, Genealoge, Heimatforscher, Naturschützer und Lokalpolitiker |
GEBURTSDATUM | 22. Oktober 1929 |
GEBURTSORT | Marsow, heute Ortsteil von Vellahn |