Elsässer Weinstraße
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Die Elsässer Weinstraße ist eine der ältesten Touristenstraßen in Frankreich. Sie wurde 1953 eingerichtet und erstreckt sich auf 170 km Länge durch das Weinbaugebiet Elsass in den Départements Bas-Rhin und Haut-Rhin. Der Routenverlauf ist durch ein Orientierungs-Emblem gekennzeichnet (goldene Traube mit Weinglas + Unterschrift "Route des Vins d'Alsace")
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[Bearbeiten] Geographie
Die Elsässer Weinstraße verläuft in strikter Nord-Süd-Richtung; sie wird im Westen durch den Gebirgszug der Vogesen und im Osten durch die Rhein-Ebene begrenzt. Östlich des Rheins liegt Baden. Die Rebhänge mit einer Gesamtanbaufläche von 14.500 ha liegen beiderseits der Straße auf einem maximal 1-3 km breiten Streifen.
Die Strecke ist auf kleineren Landstraßen westlich und oberhalb der Hauptdurchgangs-Chaussee (A35) durch die Rheinebene so geführt, dass sie 67 der 119 Elsässer Weinbaugemeinden und 48 der 50 als Grand Cru ausgewiesenen Reb-Areale berührt.
[Bearbeiten] Geschichte / Tourismus
Am 30. Mai 1953 wurde die Elsässische Weinstraße vom Tourismusverband durch eine Autorallye ins Leben gerufen: Zwei Konvois starteten gleichzeitig vom Nordende des Elsässer Weinbaugebiets in Marlenheim und von dessen Südende in Thann und fuhren aufeinander zu. Unterwegs fanden mehrere Weinproben und touristische Besichtigungen statt. Trotz schlechten Wetters verbuchte die Regionalpresse die Veranstaltung als erfolgreichen Startschuss für die Route des Vins d'Alsace.
Im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfreute sich die Elsässer Weinstraße bei verbesserter Infrastruktur und steigenden Besucherzahlen immer größerer Beliebtheit. Der Tourismusverband setzt in seiner Werbung auf ein ganzheitliches Konzept für den Gast, der den Genuss von Wein und charakteristischer Gastronomie verbinden soll mit einem Aufenthalt in gepflegten Ortschaften mit pittoresken Fachwerkhäusern, der Besichtigung der umliegenden Burgen und Schlösser, dem Besuch von Kunst- und Kulturmuseen. Ein spezielles Weinbaumuseen gibt es zudem in Kientzheim.
Als Kritikpunkte werden von Besuchern vielfach die Überfüllung der Straßenzüge, Unterkünfte und gastronomischen Betriebe sowie die Parkplatznot vornehmlich in den südlichen Weinorten, die auf Massentourismus nicht ausgerichtet sind, zur Hauptferienzeit (Juli/August) moniert. So hat beispielsweise Riquewihr, ein Ort mit komplett erhaltenem mittelalterlichem Stadtbild von gut 1000 Einwohnern, jährlich mehr als 1.000.000 Touristen zu verkraften. Darunter leidet auch in den überlasteten Lokalitäten die Authentizität der Gastronomie (Gänseleberpastete, Zwiebelkuchen und Sauerkraut als Fertig- und Importware). Außerhalb der Hochburgen in der Haupturlaubszeit sehen jedoch viele Gäste ihre Erwartungen erfüllt.
Der Herbst ist die Hochsaison für Weinproben (dégustation), und auf zahlreichen Weingütern wird Vin Nouveau ausgeschenkt, jedoch sind die Rebhänge während der Lese nur eingeschränkt zugänglich. Der Winter ist die ruhigste Zeit für individuelle Besuche der über 300 Weingüter auf Anfrage und kulturelle Besichtigungen, haben aber in kleineren Orten auch manche Einrichtungen geschlossen. Andererseits haben einige Orte einen ausgeprägten Weihnachtstourismus entwickelt (Colmar, Turckheim, Kaysersberg).
50 Weinfeste finden jährlich zwischen April und November mit Festumzügen und Weinproben in den einzelnen Dörfern statt. Mitte August wird alljährlich in Colmar eine überregional bedeutende Weinmesse im Zusammenhang mit Kunstausstellungen und Konzerten veranstaltet. Kleinere regionale Weinmessen gibt es in einigen Orten an der Weinstraße, beispielsweise in Molsheim, Obernai, Barr, Rouffach (Öko-Anbau) und Guebwiller.
Vom Elsässischen Winzerverband ausgesuchte Weingüter stehen für Gruppenführungen und organisierte Weinproben zur Verfügung; auf Anfrage sind aber auch viele kleinere Weingüter offen für individuelle Besucher. Durch die Rebhänge sind von den lokalen Winzergenossenschaften 46 Weinfusswege - davon 26 Lehrpfade mit Infotafeln - teilweise ortsübergreifend eingerichtet worden, die ganzjährig begehbar sind, abgesehen von der Weinlesezeit im September/Oktober.
[Bearbeiten] Weinbau
Wie erläutert, wachsen beiderseits der Elsässer Weinstraße im Wesentlichen 7 Rebsorten:
- Riesling mit ca. 23 % der Rebfläche
- Pinot Blanc mit ca. 21 %
- Gewürztraminer mit ca. 16 %
- Pinot Gris mit ca. 12 %
- Sylvaner mit ca. 10 %
- Pinot noir als einzige rote Rebsorte mit ca. 9 % sowie
- Muscat mit 3 %.
Die verbliebenen 6 % der Fläche gehören Auxerrois, Chasselas und vereinzelt Experimenten mit seltenen Sorten (z.B. dem Klevener bei Heiligenstein.
Von den 50 ausgewiesenen Grand Cru-Arealen im Elsass liegen nur 2 - Altenberg de Wolxheim und Engelberg - nicht unmittelbar an der Elsässer Weinstraße.
[Bearbeiten] Orte an der Weinstraße
Die folgenden 67 Gemeinden liegen - von Nord nach Süd - an der Elsässischen Weinstraße. Grundsätzlich liegt der Schwerpunkt des Tourismus auf den Dörfern im südlichen Département Haut-Rhin, wo sich die Grand Cru-Lagen und die vom kunsthistorischen Standpunkt relevanten Attraktionen konzentrieren.
4 dieser Gemeinden (Mittelbergheim, Eguisheim, Hunawihr und Riquewihr) wurden von der Vereinigung Les plus beaux villages de France prämiert.
Département Bas-Rhin
- Marlenheim (nördliches "Tor zur Weinstraße", Grand Cru Steinklotz)
- Wangen (mittelalterliche Stadtbefestigung mit 2 Türmen)
- Westhoffen
- Traenheim
- Bergbieten (Grand Cru Altenberg)
- Dangolsheim
- Soultz-les-Bains
- Avolsheim
- Molsheim (historische Universitätsstadt, Grand Cru Bruderthal)
- Rosheim
- Boersch
- Ottrott (Burgruinen Lützelburg und Rathsamhausen, Heidenmauer)
- Obernai (wichtigster Touristenort im Département Bas-Rhin am Fuß des Odilienbergs; Renaissance-Architektur)
- Bernardswiller
- Heiligenstein (Burgruine Landsberg)
- Barr (Grand Cru Kirchberg)
- Mittelbergheim (Grand Cru Zotzenberg)
- Andlau (3 Grands Crus Kastelberg, Moenchberg, Wiebelsberg; Abteikirche; Burgen Spesbourg und Haut-Andlau)
- Itterswiller (alte Römerstraße)
- Nothalten (Grand Cru Muenchberg)
- Blienschwiller (Grand Cru Winzenberg)
- Dambach-la-Ville (mittelalterliche Stadtbefestigung, Grand Cru Frankstein, Burgruine Bernstein)
- Scherwiller (Burgruinen Ortenbourg und Ramstein)
- Châtenois (mittelalterliche Stadtbefestigung)
- Kintzheim (Burgruine, Tierpark, Grand Cru Praelatenberg)
Département Haut-Rhin
- Orschwiller
- Saint-Hippolyte (am Fuß der Hochkönigsburg)
- Rodern (eine Herkunftregion des Spätburgunders, Grand Cru Gloeckelberg)
- Rorschwihr
- Bergheim (Stadtbefestigung, 2 Grands Crus Altenberg und Kanzlerberg))
- Ribeauvillé (ein Zentrum des Tourismus mit 3 Grands Crus (Geisberg, Kirchberg, Osterberg) und 3 Burgen)
- Hunawihr (Grand Cru Rosacker)
- Zellenberg (Grand Cru Froehn)
- Riquewihr (Kernort des Tourismus mit komplett erhaltenem mittelalterlichen Stadtbild; 2 Grands Crus Schoenenbourg und Sporen)
- Beblenheim (Grand Cru Sonnenglanz)
- Mittelwihr (Grand Cru Mandelberg)
- Bennwihr (Grand Cru Marckrein)
- Sigolsheim (Grand Cru Mambourg)
- Kientzheim (Renaissance-Schloss, Sitz der Bruderschaft St. Étienne; älteste Grand Cru Schlossberg - seit 1975 - sowie Furstentum)
- Kaysersberg (Zentrum des Tourismus mit Architektur aus Mittelalter und Renaissance; Geburtsort von Albert Schweitzer; Weihnachtsmarkt)
- Ammerschwihr (mittelalterliche Stadtbefestigung, Weinlage Kaefferkopf; Golfplatz)
- Katzenthal (Grand Cru Wineck-Schlossberg)
- Ingersheim (Grand Cru Florimont)
- Niedermorschwihr (Grand Cru Sommerberg)
- Turckheim (Touristenzentrum mit Stadtbefestigung, mittelalterlichem und Renaissance-Ortsbild; Grand Cru Brand)
- Colmar (Hauptstadt des Départements und kulturelles Zentrum der Elsässischen Weinstraße)
- Wintzenheim (5 Burgen in der Nähe, gallo-römische Villa, Grand Cru Hengst)
- Wettolsheim (Grand Cru Steingrubler)
- Eguisheim (3 Burgen, mittelalterliche Architektur, 2 Grands Crus Eichberg und Pfersigberg)
- Husseren-les-Châteaux
- Voegtlinshoffen
- Obermorschwihr
- Hattstatt (Grand Cru Hatschbourg)
- Gueberschwihr (Grand Cru Goldert)
- Pfaffenheim
- Rouffach
- Westhalten (Eingang zu einem Tal mit 3 Grands Crus, Zinnkoepflé, Vorbourg, Steinert)
- Soultzmatt (am Fuße der Grand Cru Zinnkoepflé, die mit 420 m Höhe die höchste Stelle an der Weinstraße ist)
- Orschwihr (Grand Cru Pfingstberg)
- Bergholtz-Zell
- Bergholtz
- Guebwiller (einziger Ort an der Weinstraße mit 4 Grands Crus (Kessler, Kitterlé, Saering und Spiegel)
- Soultz (3 Burgen, Dorfkirche mit Silbermann-Orgel, Renaissancehäuser)
- Wuenheim(am Hartmannswillerkopf; Grand Cru Ollwiller und Burgruine)
- Cernay (Ausgangspunkt der Hochvogesenstraße)
- Vieux-Thann
- Thann (Südliches Tor zur Weinstraße, Grand Cru Rangen)
[Bearbeiten] Wein-Bruderschaften
Im Elsass gibt es 10 Wein-Bruderschaften (Confréries), die Weine in feierlichen Ritualen prüfen und prämieren. Die älteste unter ihnen ist die Confrérie St. Étienne in Kientzheim, die jährlich in 5 Kapiteln an Weine aus dem gesamten Elsass das international begehrte St. Étienne-Siegel vergibt. In der historischen Önothek der Bruderschaft lagern 60.000 Flaschen; die ältesten Weine stammen von 1834.
Die übrigen Bruderschaften prämieren nur lokale Weine.
[Bearbeiten] Önologie und Weindidaktik
In Colmar befindet sich das Maison des Vins d'Alsace, das eine Weinprüfstelle und eine Weinbauschule für Seminare zur Vorbereitung auf önologische Fachprüfungen unterhält. Hier befindet sich auch ein Dokumentationszentrum für Besucher mit Dauerausstellung, Videopräsentationen und Degustationsraum.
[Bearbeiten] Literatur
- Ebert, Karlheinz: Das Elsaß, DuMont-Kunstreiseführer, Köln 1979
[Bearbeiten] Karte mit Erklärungen
Die elsässische Weinstraße, hrsg. vom CIVA (Elsässischer Winzerverband), Colmar 2006 Seltz Routzenheim Ittenheim Molsheim Urmatt Schirmeck Andlau Epfig Mittelbergheim Barr Obernai Colmar