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Ethiopian-Airlines-Flug 961

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ethiopian Airlines Flight 961
Zusammenfassung
Datum   23. November 1996
Typ   Treibstoffmangel aufgrund einer Flugzeugentführung
Ort   Le Galawa Beach, bei Moroni, Komoren
Getötete   123
Verletzte   52
Flugzeug
Flugzeugtyp   Boeing 767-260ER
Fluggesellschaft   Ethiopian Airlines
Kennzeichen   ET-AIZ
Passagiere   163
Besatzung   12
Überlebende   52

Der Ethiopian-Airlines-Flug 961 war ein Linienflug der Ethiopian Airlines am 23. November 1996. Die Flugroute war von Addis Abeba, Äthiopien nach Nairobi, Kenia geplant. Die eingesetzte Boeing 767-260ER stürzte nahe der Komoren in den Indischen Ozean, nachdem ihr der Kraftstoff ausging. Zuvor hatten Entführer die Maschine in ihre Gewalt gebracht. 125 der 175 an Bord befindlichen Passagiere starben bei dem Unglück.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die Entführung

Als die Boeing 767 an diesem Tag nach ca. 20 Minuten Flugzeit in den kenianischen Luftraum einfliegt, stürmen drei Männer äthiopischer Herkunft ins Cockpit und bringen die Maschine in ihre Gewalt. Die Männer werden als jung (Mitt-Zwanziger), unerfahren, psychisch labil und betrunken beschrieben[1] und sind mit einem Feuerlöscher sowie einer kleinen Feueraxt bewaffnet. Sie drohen damit, eine Bombe zu zünden und erklären über die Sprechanlage des Flugzeugs, dass sie Gegner der äthiopischen Regierung sind, Asyl suchen und kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden sind. Die Behörden ermittelten später, dass die vermeintliche Bombe eine abgedeckte Likörflasche war. Nach 15 Minuten wird der Kopilot geschlagen und aus dem Cockpit ausgesperrt. Für den Rest der Entführung verbleiben zwei der Männer in der Pilotenkanzel, während sich einer von ihnen davor postiert.

Die Entführer fordern, dass die Maschine nach Australien geflogen werden soll. Das Flugzeug hat aber nicht genug Treibstoff an Bord, um nur ein Viertel dieser Strecke zu schaffen. Der Pilot versucht das den Entführern zu erklären, doch sie glauben ihm nicht. Anstatt die Maschine jedoch tatsächlich in Richtung Australien zu steuern, fliegt der Kapitän weiter entlang der afrikanischen Küstenlinie. Als die Entführer nach einiger Zeit sehen, dass immer noch Land in Sicht ist, zwingen sie den Piloten, den Kurs in Richtung Osten zu ändern. Der Pilot dreht daraufhin ab; ohne es den Entführern mitzuteilen, hält er aber auf die zwischen Madagaskar und dem afrikanischen Festland gelegenen Komoren zu.

Während der Entführung herrscht an Bord eine für solche Situationen unübliche Stimmung vor. Die Passagiere tun normale Dinge – sie essen, lesen, schlafen oder unterhalten sich leise, ohne von der laufenden Entführung stark beeinträchtigt zu sein. Die Entführer kümmern sich wenig um die Passagiere, sie scheinen sie gar nicht zu beachten. Die Menschen haben den Eindruck, die Entführer sind wenig vorbereitet und nicht sehr eingespielt. Die vorherrschende Meinung ist, dass ein Angriff gegen sie während eines Nachtankstops am Boden passieren soll. Das sei sicherer als in der Luft, denn eine Explosion an Bord in der Luft würde den sicheren Tod für alle bedeuten. Außerdem wird geplant, das Flugzeug am Boden über die Notausgänge zu verlassen. Alles in allem sind die Passagiere ruhig, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass sie weder etwas von den knappen Treibstoffreserven, noch von dem von den Entführern geforderten Ziel (Australien) wissen. Sie vermuten, dass sie nach Süden in Richtung Ost-Zaire fliegen.

[Bearbeiten] Der Absturz

Das Flugzeug hat fast keinen Kraftstoff mehr, als es die Inselgruppe erreicht, doch die Entführer ignorieren weiterhin die Warnungen des Kapitäns. Nach dreieinhalb Stunden Flugzeit geht dem ersten Triebwerk der Treibstoff aus. Erkennend, dass man ihre Instruktionen nicht befolgt hat, bedrohen sie den Piloten massiv. Anschließend macht der Kapitän seine erste von nur zwei Mitteilungen an die Passagiere. Er informiert sie über den Treibstoffmangel und über den Ausfall des ersten Triebwerks. Außerdem weist er sie an, ruhig zu bleiben, sich auf eine Notlandung vorzubereiten und die Schwimmwesten anzulegen, sie jedoch noch nicht aufzublasen. Die Reaktion in der Kabine reicht von ruhig bis panisch. Trotz der Mahnung des Piloten hört man überall im Flugzeug sich aufblasende Westen, was vermutlich die Anzahl der Opfer noch erhöht hat, da sich die Betreffenden später wahrscheinlich schlechter aus der Maschine befreien können. Das Flugzeug verliert weiter kontinuierlich an Höhe und beginnt zu schwanken. Einige Passagiere versuchen einen Angriff auf die Entführer, doch der Rest verhindert dies. Kurz nach der ersten folgt die zweite und letzte Mitteilung aus dem Cockpit: Der Pilot ordnet an, die Sicherheitspositionen einzunehmen und sich auf eine harte Landung vorzubereiten. Erneut reichen die Reaktionen von ruhig bis panisch und erneut fordern einige, den Angriff jetzt zu starten, aber die vorherrschende Meinung ist immer noch, dass eine solche Aktion den Tod aller bedeuten kann. Der Kapitän meldet sich ab, indem er erklärt, dass die Entführer verantwortlich sind und deutet an, dass, wenn sie überleben, sie von den Passagieren identifiziert werden müssen.

Kurz danach geht der 767 das Kerosin komplett aus und sie muss in den Gleitflug übergehen. In der Kabine wird es dunkel und still. Die Besatzung benutzt eine Ram Air Turbine um wenigstens die unverzichtbaren Funktionen des Flugzeugs (vor allem die Steuerung) beizubehalten. In dieser Betriebsart funktionieren jedoch manche hydraulischen Systeme, z. B. die Landeklappen, nicht, was dazu führt, dass der Pilot die Maschine mit mehr als 320 km/h landen muss (normal: 240-290 km/h).

Der Pilot versucht die Boeing 767 auf dem Flughafen von Grande Comore notzulanden, doch ein Kampf mit den Entführern in der letzten Minute vor dem Aufschlag verursacht, dass er die Orientierung verliert und den Flughafen nicht mehr ausmachen kann. Er setzt die Maschine 500 m vor dem Le Galawa Beach, nahe der Hauptstadt Moroni, aufs Meer. Das linke Triebwerk und die linke Flügelspitze streifen das Wasser zuerst, was dazu führt, dass die Maschine im Wasser auseinander bricht. Anwohner und Touristen, einschließlich einer Gruppe von Tauchern und einigen französischen Ärzten, eilen herbei und leisten den Überlebenden des Unfalls Erste Hilfe.

Der Aufschlag und das darauffolgende Auseinanderbrechen des Flugzeugs fordern das Leben von 125 der 175 Menschen an Bord. Auch die drei Entführer sterben, doch der Kapitän des Fluges Leul Abate und der Kopilot Yonas Merkuria überleben beide.

Der Grund für den seitlichen Aufprall (das linke Triebwerk und die linke Flügelspitze berührten das Wasser zuerst) und das Zerbrechen der Maschine ist auch der vorangegangene Kampf, der in der letzten Minute im Cockpit stattfindet. Im Allgemeinen werden Piloten darauf trainiert, bei einer Notwasserung unter "normalen" Bedingungen das Flugzeug gerade, mit einem leichten Steigungswinkel (~10°) und eingefahrenem Fahrwerk auf dem Wasser aufzusetzen.

Hätte der Pilot es geschafft, den Flughafen von Grande Comore anzufliegen, hätte dies noch nicht bedeutet, dass er die Maschine sicher hätte landen können. Während des ganzen Fluges verhinderten die Entführer, dass der Pilot per Funk mit Bodenpersonal sprach. Somit konnte er sein Flugzeug nicht am Flughafen ankündigen und um die Erlaubnis zur Notlandung bitten, was bedeutete, dass sich eventuell noch ein anderes Flugzeug auf der Landebahn hätte befinden können.

[Bearbeiten] Folgen

Flug 961 ist vermutlich eine der bekanntesten Flugzeugentführungen, da ein Touristen-Ehepaar die Notwasserung filmt[2]. Das Video wird später zu einem wichtigen Hilfsmittel bei der Untersuchung von Abläufen während eines Flugzeugabsturzes.

Außerdem war es eine der wenigen Notwasserungen eines großen Flugzeugs, die überhaupt Überlebende hatte. Sowohl der Kapitän als auch sein Kopilot erhielten Flieger-Auszeichnungen und fliegen noch heute für die Ethiopian Airlines.

[Bearbeiten] Quellen

  1. Beschreibung des Fluges bei Airdisaster.com, 3. September 2006
  2. Hier ist der Download des Videos möglich., 3. September 2006
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