Feuerwehr in Italien
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Die Feuerwehr (ital. Vigili del Fuoco, dt. "Feuerwache") ist in ganz Italien über die Notrufnummer 115 erreichbar. Waldbrände (ital. incendio) sollten dem Corpo Forestale dello Stato unverzüglich über die landesweite Notrufnummer 1515 gemeldet werden.
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[Bearbeiten] Organisation

Der Verantwortungsbereich der Feuerwehren wird in Italien mit wenigen Ausnahmen durch nationale Gesetze geregelt. Italien hat eine nationale Feuerwehr, das Corpo Nazionale dei Vigili del Fuoco, das aus hauptamtlichen und freiwilligen Feuerwehrleuten besteht. Es untersteht der Hauptabteilung für Feuerwehrwesen, Rettungswesen und Zivilverteidigung (Dipartimento dei Vigili del Fuoco, del Soccorso Pubblico e della Difesa Civile) des Innenministeriums in Rom. Die acht Abteilungen des Dipartimento leiten und organisieren alle Bereiche der italienischen Feuerwehr. Auf regionaler Ebene bestehen so genannte Koordinierungsinspektorate. Wichtigstes örtliches Organ der italienischen Feuerwehr ist das Feuerwehrkommando in den jeweiligen Provinzen, das auch als Leitstelle fungiert. Den Provinzkommandos unterstehen die Feuerwachen, von denen in den letzten Jahren immer mehr in die Verantwortung freiwilliger Feuerwehrleute gegeben wurden. Freiwillige Feuerwehrleute werden in Italien auch als Verstärkung bei Feuerwachen eingesetzt, die im Normalfall nur hauptamtliches Personal haben. In verschiedenen ländlichen Gebieten Italiens ist das Netz der Feuerwachen nicht sehr engmaschig. Dort übernimmt das Corpo Forestale dello Stato (Forstbehörde) vielfach die Aufgaben der Feuerwehr, vor allem wenn es um die Waldbrandbekämpfung geht. In vielen Gemeinden hat der kommunale technische Dienst (servizio tecnico comunale) ebenfalls gewisse Brandbekämpfungskapazitäten.
Bis 2005 konnte der Wehrdienst bei der nationalen italienischen Feuerwehr abgeleistet werden. Nach Aussetzung der Wehrpflicht führte das italienische Amt für den Zivildienst die Möglichkeit ein, (analog zum nunmehr freiwilligen einjährigen Wehrdienst) einen freiwilligen einjährigen Zivildienst bei der Feuerwehr abzuleisten. Es gibt auch andere Formen freiwilliger Mitarbeit bei der Feuerwehr.
Die Feuerwehr in Südtirol stützt sich im Gegensatz zum übrigen Italien fast ausschließlich auf freiwillige Feuerwehren.
[Bearbeiten] Geschichte
Unmittelbar nach der Einigung Italiens gab es auf örtlicher Ebene Feuerwehrorganisationen (pompieri) unterschiedlichster Qualität. In aller Regel handelte es sich dabei um freiwillige Feuerwehren, die auf kommunaler Ebene z.T. nach mittelalterlichem Muster eingerichtet waren. Zahlreiche Kommunen und ganze Landstriche verfügten in den 1860er Jahren über keinerlei organisierte Feuerwehr. Erst 1935 wurde durch ein Gesetz (Nr. 2472, 10. Oktober 1935) eine nationale rechtliche Grundlage für das Feuerwehrwesen geschaffen und entsprechende Dienststellen auf nationaler Ebene und in den Provinzen eingerichtet. Dabei handelte es sich um ein nationales Koordinierungsinspektorat im Innenministerium und um zunächst eigenständige Provinzfeuerwehren. Diese Feuerwehren bestanden aus Stammpersonal (Berufsfeuerwehr) und freiwilligen Feuerwehrmännern (freiwillige Feuerwehr), die in entsprechenden Listen eingetragen waren und bei Bedarf alarmiert und zum Dienst herangezogen werden konnten. Bei diesem System handelte es sich jedoch nicht um eigenständige freiwillige Feuerwehren im landläufigen Sinn, sondern um freiwillige Verstärkungen der Berufsfeuerwehr.
1939 entstand das Corpo Nazionale dei Vigili del Fuoco, wobei auch zentrale Ausbildungseinrichtungen geschaffen wurden. Ein Gesetz vom 27. Dezember 1941 hob alle früheren Bestimmungen über die Feuerwehr auf und schuf in diesem Bereich einen völlig neuen rechtlichen Rahmen, der im Wesentlichen bis heute Bestand hat. 1950 ermöglichte es eine neue rechtliche Regelung, Wehrpflichtige auf Antrag zur Feuerwehr einzuziehen, um den zunehmenden Bedürfnissen in diesem Bereich Rechnung zu tragen. Durch diese Maßnahme schuf man auch einen ausgebildeten Personalstock für Notfälle. 1961 hob man auch die letzten Zuständigkeiten der Provinzen bei der Feuerwehr auf, wodurch eine rein nationale zivile Organisation entstand. Zu den zentralen Dienststellen im Innenministerium und auf der Provinzebene kamen auch Diensstellen auf regionaler Ebene, die über besondere Einrichtungen und Einheiten verfügen, die bei Bedarf die Provinzkommandos unterstützen. Die italienische Feuerwehr stellte auch Hubschrauberstaffeln auf und beschaffte Feuerlöschboote. Die alte Feuerwehrabteilung des Innenministeriums erweiterte man ab 1970 um die Bereiche Zivilschutz (heute beim Amt des Ministerpräsidenten, Dipartimento della Protezione Civile) und Zivilverteidigung.
Die Feuerwehr bildet seit 1992 das Rückgrat des italienische Zivilschutzes. Dabei handelt es sich nicht um einen eigenen permanenten Zivilschutzkörper, sondern um ein System, das sämtliche Zivilschutzressourcen auf der Ebene der Gemeinden, der Provinzen, der Regionen und des Staats nach dem Prinzip der Subsidiarität bündelt und bei Bedarf entsprechend zum Einsatz bringt. Auf nationaler Ebene sind neben der Feuerwehr u.a. auch die Streitkräfte, das Rote Kreuz und die Polizeien Teil des Zivilschutzsystems, in das auch zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (NGO) mit ihren Freiwilligen eingebunden sind. Die freiwilligen Zivilschutzhelfer werden i.d.R. von den NGOs ausgebildet (vielfach auch von der Feuerwehr) und eingesetzt, wobei die Koordinierung bei den Stellen des Zivilschutzes liegt. Insgesamt sind derzeit etwa 1,3 Mio Freiwillige beim Zivilschutz registriert, von denen 60.000 innerhalb kürzester Zeit einsetzbar sind, weitere 300.000 innerhalb weniger Stunden.
In den letzten Jahren wurde vereinzelt vorgeschlagen, sowohl die Feuerwehr als auch das Corpo Forestale dello Stato in den Zuständigkeitsbereich der italienischen Regionen zu verlagern. Diesbezügliche Reformansätze wurden jedoch von den Angehörigen bzw. den Lobbygruppen der Feuerwehr und des CFS im Keim erstickt, weil sie ihre jeweilige "Corporate Identity" und verschiedene andere Privilegien nicht aufgeben wollen. In offiziellen Verlautbarungen gab man immer wieder an, dass eine Regionalisierung zu Verschlechterungen bzw. zu Kostensteigerungen bei der Ausbildung führen würde. Auch das Beschaffungswesen und die Logistik seien im nationalen Rahmen effizienter und kostengünstiger zu organisieren. Bei größeren Notfällen und Katastrophen sei eine nationale Organisation ebenfalls zweckmäßiger.