Region
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen finden sich unter Region (Begriffsklärung). |
Region - im Sinne eines geographischen Gebietes - ist ein zunächst unspezifischer Raumbegriff, der erst durch einen intentional hergestellten Kontext konkretisiert und damit begreifbar wird. Zur Orientierung wird er aber manchmal auch bewusst unspezifisch gebraucht, um eine ungefähre Angabe zu machen ("In der Region um...").
Im Gegensatz zu Städten, Ländern, Nationen usw., die allgemein mit bestimmten festgelegten Grenzen assoziiert werden, ist eine Region frei definierbar. Dabei kann sie sowohl innerhalb einer gewohnten Grenzziehung liegen (sektoral-differenzierend), als auch gewohnte Grenzen überschreiten, bzw. auflösen (transnational-integrierend). Aufgrund dieser Geschmeidigkeit wird der Begriff heute gerne herangezogen, wenn es um die Planung und Gestaltung neuer Siedlungs- und Wirtschaftsstrukturen geht. Im Rahmen des vom BMELV gestarteten Wettbewerbs 'Regionen Aktiv - Land gestaltet Zukunft' wird z.B. von 'Modellregionen' gesprochen, wenn es um die Initiierung einer 'nachhaltigen Regionalentwicklung' geht.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Aspekte und Intentionen
Funktional lässt sich eine regionale Eingrenzung immer mit einer Intention verknüpfen, die einen bestimmten Aspekt in den Vordergrund stellt; naturräumlich-geographische, kulturhistorische, ökologische, soziale und ökonomische Aspekte werden dabei unterschiedlich gewichtet und kombiniert. So werden z.B. Wirtschaftsregionen primär aus sozio-ökonomischer Perspektive definiert, mit dem Ziel, Wertschöpfungspotenziale besser zu nutzen und Arbeitsplätze zu schaffen.
Die folgende Unterteilung will die Vielfalt an Intentionen für regionale Eingrenzungen anhand dieser Aspekte überschaubar strukturieren und nachvollziehbar machen. Die Einordnung der Regionen geschieht unter der Annahme, dass der entsprechende Aspekt für die jeweilige Intention die bedeutsamste Rolle spielt; z.B. Wirtschaftsregionen unter "Ökonomisch definierte Regionen". Die anderen Aspekte werden ebenso in ihrer Bedeutung erfasst und dienen manchmal als Anker für kritische Reflexionen. So kann die primär ökonomische Intention bei einer Wirtschaftsregion aus ökologischer und sozialer Perspektive Kritik hervorrufen (Zerstörung von Landschaften, Migrationsströme, Besiedlungsdichte usw.).
[Bearbeiten] Verwaltungspolitisch definierte Regionen
Verwaltungseinheiten wie die Region Hannover oder die Regionen in Schottland werden politisch willkürlich definiert.
[Bearbeiten] Naturräumlich-geographische Regionen
Hier stehen geomorphologische, geologische, hydrologische und bodenkundliche Kriterien im Vordergrund, um zum Teil grenzübergreifende Gebietseinheiten anhand bestimmter Merkmale zu definieren. Sie werden zudem in ihrer kulturhistorischen Bedeutung erforscht (Siedlungsgeschichte,...) und bei der Zuordnung von Naturschutz- und Tourismuskonzepten verwendet (s. 'Ökologisch definierte Regionen').
Beispiele:
- Naturräumliche Haupteinheiten Deutschlands
- Liste der geographischen Regionen und Landschaften in Deutschland
- Liste der Regionen in der Schweiz
[Bearbeiten] Kulturhistorisch und sozial definierte Regionen
In den Natur- und Humanwissenschaften gibt es eine historisch gewachsene Kontinuität regionaler Begriffe. Sie dienen als grobe geographische Markierung zur Rekonstruktion bedeutsamer Phasen der Menschheitsgeschichte. So haben sich etwa zur Erforschung der neolithischen Revolution Begriffe wie Levante und Fruchtbarer Halbmond etabliert.
Regionen können auch durch soziokulturell gewachsene Bindung wie Sprachen, Dialekte oder eine Regionale Küche definiert sein. Solche Definitionen zielen oft auf den Erhalt von Traditionen und kultureller Vielfalt.
Ökologische, ökonomische und soziale Perspektiven führen zu ergänzenden Fragestellungen und bilden das gesamte Bedeutungsspektrum der Region ab. So ist aus ökologischer Sicht der langfristige Einfluss unserer kulturellen Schaffensprozesse auf Landschaft und Naturraum interessant, um nachhaltige Bewirtschaftungsformen entwickeln und bewahren zu können (Bodenbearbeitung, Wasserwirtschaft, Siedlungsbau,...). Wirtschaftshistorisch wird nach Struktur und Umfang alter Währungs- und Handelssysteme gefragt (Geldwesen, Handelswege, Prospeität,...), und Soziologen suchen Hinweise auf politische Strukturen und sozialem Habitus alter Ethnien (politische Ordnung, Sprache, Kleidung, Zusammenleben...).
Weitere Beispiele können aus den obigen naturräumlich-geographischen Regionen gewonnen werden.
[Bearbeiten] Ökologisch definierte Regionen
Im Zusammenhang mit der Umsetzung lokaler Agendaprogramme gibt es vereinzelte Bestrebungen und Initiativen zur Gestaltung von Ökoregionen. Hier stehen viele Aspekte nebeneinander: Ökologische Landwirtschaft, Förderung regionaler Wertschöpfungsketten und des Tourismus, Schaffung einer ausreichenden Beschäftigungsstruktur, Einsatz angepasster Technologien, sowie die Bewahrung von Vielfalt und damit Steigerung der Lebensqualität.
Im Rahmen des vom BMELV gestarteten Wettbewerbs 'Regionen Aktiv - Land gestaltet Zukunft' wird z.B. von Modellregionen gesprochen, wenn es um die Initiierung einer 'nachhaltigen Regionalentwicklung' geht.
Ein weiteres Beispiel ist der Ruf nach gentechnikfreien Regionen, um die Risiken des Einsatzes gentechnisch veränderten Saatgutes ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen (s. Gentechnikfreie Zone). Hier wird das Spannungsfeld sozialer, ökologischer und ökonomischer Aspekte besonders deutlich; ernährungsphysiologische Fragen und Sorge um biologische Vielfalt stoßen auf wirtschaftspolitische und profitorientierte Interessen.
[Bearbeiten] Ökonomisch definierte Regionen
Im Zuge der globalökonomischen Herausforderungen werden heute bestimmte Wirtschaftsregionen definiert. Aus regionalökonomischer Sicht geht es entweder um die Förderung strukturschwacher (Rand)regionen (s. Strukturfonds) oder um die Bildung von Metropolregionen.
Bei letzteren bilden oft Ballungsgebiete einen Kern, um den herum ein wirtschaftspolitisch interessantes Umland definiert wird. Die wirtschaftliche Globalisierung verstärkt den Druck auf einzelne Länder sich umzustrukturieren. So wurden in Deutschland 1995 auf der Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO) elf europäische 'Metropolregionen' vorgeschlagen; sie sollen als "Motoren der gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung ... die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit Deutschlands und Europas erhalten". Die Betonung auf Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit offenbart allerdings die primär ökonomische Intention. Aus sozialer und ökologischer Perspektive werden daher Fragen bezüglich der Lebensqualität (Besiedlungsdichte, Lärm...) und des Umweltschutzes (Versiegelung, Ausgleichsflächen,..) gestellt.
Während diese 'Europaregionen' eher einer übergeordneten Wirtschaftspolitik zuzuordnen sind, setzt das Konzept 'Europa der Regionen' eher auf Eigenständigkeit. Man verspricht sich davon eine effektivere und effizientere regionale Verwaltung mit mehr Sachkompetenz und Bürgernähe, eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und der Infrastrukturen der Regionen und die Verwirklichung der Grundsätze der Subsidiarität. Zur Umsetzung eigenständiger Regionalentwicklung wird auch der Einsatz von Regionalwährungen erprobt und diskutiert.
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Region – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |