Frankfurter Stadtwald
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Frankfurter Stadtwald ist das Waldgebiet im Süden von Frankfurt am Main. Dazu kommen jedoch noch weitere kleine Waldgebiete, die sich über das Frankfurter Stadtgebiet verstreut befinden.
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[Bearbeiten] Fakten
Der große Wald im Süden umfasst etwa 4.800 Hektar und ist somit der größte innerstädtische Wald der Bundesrepublik Deutschland. Er bedeckt die südlichen Teile von Schwanheim, Niederrad, Sachsenhausen und Oberrad, sowie den nördlichen Teil des Stadtteils Flughafen. Vier sogenannte Waldlehrpfade und Waldsportpfade durchziehen den Stadtwald. Gleichzeitig existieren 1600 Ruhebänke und 25 Schutzhütten, die bei schlechtem Wetter eine Unterstellmöglichkeit bieten. Sechs Waldspielplätze (darunter Tannenwald bei Neu-Isenburg, Scheerwald, Am Goetheturm, Louisa) und neun Waldweiher bringen im Sommer zahlreiche Spaziergänger in diesen Teil Frankfurts. Da der Stadtwald als die grüne Lunge der Mainmetropole gilt, existiert ein Magistratsbeschluss, wonach keine Eingriffe in den Baumbestand vorgenommen werden dürfen, es sei denn, es würde anderswo nachgepflanzt.
[Bearbeiten] Geschichtliches
Im Mittelalter gehörte das Gebiet zum Wildbann Dreieich, einem königlichen Bannforst. Im Jahre 1221 schenkte der damals regierende Kaiser Friedrich II. große Teile des heutigen Stadtwalds und die dazu gehörenden Jagd- und Weiderechte dem Deutschen Orden. Frankfurt kaufte den Stadtwald 1372 von Kaiser Karl IV. und wollte diese Teile und die dazugehörenden Rechte natürlich auch erwerben. Zwischen dem Orden und der Stadt entspann sich nun ein etwa 100-jähriger Streit, der schließlich 1484 mit Kompromissen endete. Einesteils zahlte die Stadt eine gewisse Summe um die Schafe im Waldgebiet weiden zu lassen, andererseits wurde dieses Gebiet begrenzt. Noch heute sind die zahlreichen Grenzsteine dieses Vergleichs am sogenannten Schäfersteinpfad zu sehen.
Davon, dass die damals durchaus auch noch ländlich geprägten Frankfurter ihre Tiere in den Wald zur Weide trieben, zeugen die Flurnamen Unterschwein- und Oberschweinstiege als Übernachtungsställe für die Eicheln und Bucheckern fressenden Schweine der Frankfurter Bauern.
Zur Pflege des Waldes und um devastierte oder licht gewordene Bestände wieder aufzuforsten wurde bereits ab 1426 im Stadtwald gesät. Die Ausführung lag dabei in den Händen von aus Nürnberg entsandten Tannensäern, die Nürnberger Waldsamen (zumeist Waldkiefer) nach der ursprünglich von Peter Stromer entwickelten Nürnberger Technik ausbrachten.
[Bearbeiten] Besonderes
- Im Stadtwald findet jedes Jahr am Dienstag nach Pfingsten, dem Wäldchestag, ein traditionelles Volksfest statt. Seine Ursprünge lassen sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen.
- Der Stadtwald wird von vier Straßenbahnlinien (12, 14, 19 und 21) befahren, die auf die 1889 eröffnete Frankfurter Waldbahn zurückgehen. Zum Wäldchestag fährt eine zusätzliche Straßenbahn-Linie.
- Im Stadtwald steht eines der höchsten Holzgebäude Deutschlands, der Goetheturm.
- Mit dem Monte Scherbelino befindet sich auch ein (ehemaliger) Müllberg im Stadtwald. Nachdem er seine eigentliche Funktion verlor, wurde er ein beliebtes Ausflugsziel. Vor einigen Jahren wurde der gesamte Berg für den Besuch gesperrt, da eine Gesundheitsgefährdung nicht ausgeschlossen werden kann.
- Im Stadtwald auf Schwanheimer Gebiet sind sowohl 1000-jährige Eichen, als auch 67 Hügelgräber aus der Hallstattzeit zu finden. Die Hügelgräber sind allerdings weder besonders gekennzeichnet, noch speziell hervorgehoben. Die dort gefundenen Exponate befinden sich im Museum für Völkerkunde und im Historischen Museum.
- Der von Oberforstmeister Dr. Jacobi in den Jahren 1931/32 angelegte Weiher durch Aufstauung des Königsbaches, des einzigen Wasserlaufes der durch den Stadtwald fließt, wird anstatt mit dem korrekten Namen Jacobiweiher von zahlreichen Frankfurtern wegen seiner Form als Vierwaldstättersee bezeichnet.
- Das Königsbrünnchen bildet die Fassung von 4 Quellen (errichtet 1881). Das Wasser enthält Eisenhydroxid (Braunfärbung) und Schwefelwasserstoff (leicht fauliger Geruch). Viele ältere Einwohner des angrenzenden Stadtteils Sachsenhausen sprechen dem Genuss des Wassers heilende Wirkung zu und füllen dort ihre wöchentliche Ration ab.
- In der Nähe der Oberschweinstiege befindet sich die ehemalige Fasanerie und mit ihr seit 1995 das Stadtwaldhaus. Es ist um einen Eichenstamm herum gebaut und dient als Waldinformationszentrum. Neben Ausstellungen und pädagogisch aufbereiteten Lehrpfaden befinden sich dort Tiergehege und Volieren mit zum Teil verletzten Stadtwaldbewohnern, die nach der Genesung dort wieder eingegliedert werden. Durch ein Bullauge kann vom Hausinnern aus der Lauf der Jahreszeiten in einem direkt angrenzenden Teich beobachtet werden. Ein künstlicher Bach verläuft mitten durch die Ausstellungsräume.
- Während der größte Teil des Stadtwaldes erhöht liegt, befindet sich der zur früher selbständigen Gemeinde Schwanheim gehörende Waldanteil mit dem Naturschutzgebiet Schwanheimer Wiesen in der Mainebene. Zu dem südlich anschließenden sog. Frankfurter Unterwald ist er durch die Kelsterbacher Terrasse scharf abgegrenzt. Oberhalb der Terrasse verläuft der uralte Grenzweg als Teil der Altstraße von Frankfurt am Main nach Mainz.
- Am Rand des Stadtwalds befindet sich der 1913 gegründete Frankfurter Golf Club, eine 18-Loch Golfanlage, auf der schon nationale und internationale Meisterschaften ausgetragen wurden.