Franz Marc
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Franz Moriz Wilhelm Marc (* 8. Februar 1880 in München; † 4. März 1916 bei Verdun, Frankreich) war ein deutscher Maler und Mitgründer der Künstlervereinigung „Blauer Reiter“. Er gilt als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts und als Mitbegründer des Expressionismus in Deutschland.
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[Bearbeiten] Leben
Franz Moritz Wilhelm wurde 1880 als zweiter Sohn der Familien Marc in Schillerstraße Nr. 35 in München geboren. Sein Vater Wilhelm Marc (1836-1907) arbeitete als Kunstmaler und Akademieprofessor und war aus einer katholischen bayrischen Beamtenfamilie abkünftig. Seine Mutter Sophie, geborene Maurice, stammte aus dem Elsass und war streng calvinistisch erzogen worden. Sie hatte als Erzieherin in der Familie ihres Ehemanns gearbeitet. Die beiden Eltern von Franz Marc hatten erst vergleichsweise spät geheiratet. Ihm und seinem drei Jahr älteren Bruder Paul ermöglichsten sie ein humanistische Erziehung.
Protestantisch erzogen, wird er 1891 konfirmiert. Franz legte das Abitur am Münchener Luitpold-Gymnasium ab und trug sich mit dem Gedanken, wie sein Bruder Altphilologie oder aber Theologie – wie er seinem Pfarrer in einem Brief 1897 mitteilt - zu studieren. Der 17jährige Franz beschäftigt sich mit Literatur und Philosophie und entdeckt schließlich Friedrich Nietzsche für sich. Er verwirft den Gedanken an einen geistlichen Beruf und schreibt sich 1899 für ein Philosophiestudium an der Ludwig-Maximilians-Universität ein.
Vor Antritt seines Studium muss er 1899/1900 seinen einjährigen Mitlitärdiesnt im Lager Lechfeld bei Augsburg ableisten. Zum ersten Mal hat er Kontakt mit Pferden. Während dieser Zeit entschied er sich, dem Beruf seines Vaters zu folgen. Darum immatrukulierte er sich im Herbst 1900 an der Münchener Kunstakademie ein. Er nimmt Unterricht bei Gabriel von Hackl (1843-1919) und Wilhelm von Diez (1839-1907) .
Während der Semesterferien hält er sich in den Bergen auf: auf der Staffelalm in der Nähe des Ferienortes Kochel, das er aus seiner Kindeheit kannte, und auf der Staffelalm nicht weit entfernt von Benediktbeuern.
Mit dem Studienfreund Friedrich Lauer, der über ausreichend Geldmittel verfügte, reiste er im Mai 1903 durch Frankreich. Aus dieser Zeit ist ein französischsprachiges Tagebuch erhalten. Zuerst machen sie für einige Monate in Paris Station, Ende Juli fahren sie in die Bretagne. Marc genießt den Ausbruch aus der bürgerlichen Enge in München. Er besucht die Pariser Museen, wo er Bilder kopiert, und nachmittags zeichnet er in den Straßen. Er studiert die örtlichen Sehenswürdigkeiten und begegnet anderen Künstlern, z.B. Sarah Bernard. Im Herbst des Jahres kehren sie nach München zurück. Unter den gewonnenen Eindrücken verlässt Marc, vom akademischen Unterricht enttäuscht, die Kunstakademie.
Im Jahre 1904 zieht Franz Marc aus dem Elternhaus in Pasing aus und richtet sich ein Atelier in der Kaulbachstraße 68 in Schwabing ein. Er unterhält in dieser Zeit eine leidenschaftliche Affäre mit der um 9 Jahre älteren Kunst- und Antiquitätenkennerin Annette von Eckardt. Obwohl sie dem Münchener Professor Richard Simon verheiratet war und zwei Kinder hatte, erfreute sie sich einer Vielzahl von Verehrern. Ende des Jahres trennt Annette die Verbindung, trotzdem bleibt sie bis 1908 eine wichtige Person in seinem Leben. Stattdessen lernt er 1905 zwei andere Malerinnen kennen: Maria Franck und Marie Schnür, die beide seine Ehefrau werden.
Um sich von der emotionalen Belastung abzulenken, reist Franz im April 1906 mit seinem Bruder, der Byzantinist geworden war und eine wissenschaftliche Aufgabe in Griechenland zu erfüllen hatte, nach Saloniki und dem Berg Athos. Nach dieser Studienreise in Griechenland trennt er sich von Maria und zieht sich zum Arbeiten nach Kochel zurück, wo er bis in den Herbst bleibt. Sowohl Maria Franck, als auch die lebenshungrige Malerin Marie Schnür folgen ihm bald nach. Die drei lassen sich auf ein folgenschweres Dreiecksverhältnis ein, in dem sich Marc immer mehr an die fünf Jahr ältere Schnür anlehnt. Sie darf ihr kleines Kind nur als verheiratatete Frau zu sich nehmen; Marc schließt mit ihr aus ungeklärten Gründen am 25.03.1907 die Ehe, am folgenden Tag reist er überstürzt nach Paris ab, im folgenden Jahr wird die Ehe geschieden. Diese zweite Parisreise bringt das Ende des Chaos und der Depressionen und führt zu einem Neuanfang. Der zunehmend gelähmte Vater stirbt. Marc findet in der Malerin und Bankierstochter Maria Franck seine neue Lebensgefährtin.
Im Januar 1910 lernt er August Macke kennen, mit dem er einen lebhaften Briefwechsel über Fragender Kunsttheorie unterhielt und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Dieser macht ihn mit dem Berliner Fabrikant und Sammler Bernhard Koehler bekannt, der in der Folge den am Existenminimum lebenden Künstler mit monatlich 200 Mark unterstützt.
Nachdem er die zweite Ausstellung der „Neuenkünstlervereinigung München“ in einer öffentliche Stellungnahme verteidigt, wird ihm die Mitgliedschaft angetragen, die er 1911 als 3. Vorsitzender wahrnimmt. Er lernt dort Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky, August Macke und Gabriele Münter kennen. (...)
Als bei der dritten Ausstellung der „Neuen Künstlervereinigung“ die Jury Kandinskys fast vollständig abstrakte „Komposition V“ ablehnte, traten Kandinsky, Marc und Münter aus der Künstlervereinigung aus und eröffneten am 18. Dezember 1911 die erste Ausstellung der neu gegründeten Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“ in der Galerie Thannhauser in München. Ebenfalls 1911 heiratete er in London die Malerin Maria Franck. 1912 gab Marc zusammen mit Kandinsky den Almanach „Der Blaue Reiter“ heraus. Eine Ausstellung der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ im selben Jahr in der Berliner Galerie „Der Sturm“ feierte große Erfolge. Die Gruppe vertrat die Auffassung, dass jeder Mensch eine innere und eine äußere Erlebniswirklichkeit besitze, die durch die Kunst zusammengeführt werden sollte. Die Arbeiten der Künstlergruppe in den Jahren 1911 bis 1914 waren wegbereitend für die gesamte Moderne Kunst des 20. Jahrhunderts.
1914 erwarb er ein Haus bei Kochel am See. Kurz darauf bei Beginn des Ersten Weltkrieges meldete sich Marc zusammen mit August Macke freiwillig an die Front. Franz Marc starb während eines Erkundungsgang am 4. März 1916 als Leutnant der Reserve vor Verdun. Er wurde von einem Granatdoppelschuss getroffen. Am nächsten Morgen setzte man den Leichnam im Garten des Schlosses Gussainville bei. Erst 1917 wurde sein Leichnam geborgen. Er wurde nach Kochel am See überführt und dort beigesetzt.
[Bearbeiten] Werk
[Bearbeiten] 1880-1907
Ein Jahr lang besuchte er die Zeichenklasse des strengen Gabriel von Hackl (1843-1919), der ihm nützliche anatomische Unterweisungen gibt. Danach nimmt er am der Malklasse des als progressiv geltendenden Wilhelm von Diez (1839-1907) teil, der eine virtuose, dunkeltonige Historienmalerei entwickelt hatte. Marc arbeitete wohl intensiv, aber zurückgezogen; es sind, abgesehen von zwei Landschaftsaquarellen, keine Werke Marcs aus seiner Anfangszeit erhalten, die einen Aufschluss über seine künstlerische Entwicklung in dieser Zeit geben. Die Landschaften, die im Sommer 1902 entstehen, sind von einem stimmungsschweren Naturalismus geprägt. Es zeigen sich aber bereits einige typische Merkmale, die Perspektivenreduktion bei flächiger Kompositionsweise und die Konzentration auf die Silhouetten.
In Paris entflammt seine Begeisterung für Manet und die Impressionisten, die zeitgenössischen Avantgarde. Daneben lernt er den japanischen Holzschnitt lieben, der dort zu dieser Zeit in Mode war. Die in der Bretagne entstandenen Bilder zeigen deutlich impressionistische Einflüsse.
Er kann nicht mehr zurück an die Akademie, denn die reine Wiedergabe des Sichtbaren, der Oberfläche, ist ihm nach der Begegnung mit dem Impressionismus fragwürdig geworden. Darum lehnt er diese Stilrichtung für sich ab und sucht nach einer Möglichkeit, sich malerisch dem eigentlichen Wesen hinter den Dingen zu nähern.
In der Folge sucht Marc nach seinem eigenen Stil und Ausdruck, so dass sein Schaffen zwischen 1904 und 1907 durch Probieren und heterogene Ergebnisse bestimmt wird. Die Belastungen im privaten Bereich schränken seine Produktivität ein. Am Anfang dieser Zeit erstellt Marc auch kunstgewerbliche und gebrauchsgrafische Entwürfe und beteilgt sich an Preisausschreibungen. Auf Annettes Einfluss entsteht ein erstes Heft mit stilisierten Tierzeichnungen. In einem Illustrationszyklus zu einem Band mit sentimentalen Gedichten setzt sich mit Jugenstil und Symbolismus auseinander. Diese „Stella Peregrina“-Phase bleibt als Erschiung in seinem Gesamtwerk isoliert.
Zurückgezogen verbringt er den Sommer 1905 wieder auf der Staffelalm, wo er zu sich selbst findet und sein eigentümlicher Ausdruck zuerst hervortritt. Ebenso findet er zu seinem wichtigsten Thema, den Darstellungen von Tieren in ihren natürlichen Lebensrhythmen.
Durch die Bekanntschaft mit Maria Schnür kommt er in Konatkt mit dem 1899 entstandenen Künstlerkreis der „Scholle“, deren Maler eine Variante der Münchener Jugendstilmalerei, mit aufgehellten, pastosen und flächigen Malereien pflegten, die sich gegen den Historismus und die Akademiemalerei absetze. Der Tiermaler Heinrich von Zügel wird für ihn zum Vorbild und er arbeitet eine Zeit lang mit einem seiner Schüler zusammen.Weiterhin hat er Kontakt zur Dachauer Künstlerkolonie und zu Adolf Hoelzer, der bereits 1905 eine Theorie über abstrakte Kunst entwarf – damit hatte Marc aus der Isolation heraus- und Anschluss an die aktuellen Entwicklungen gefunden.
Prägend wird jedoch die Bekanntschaft mit dem zurückhaltenden, introvertierten französisch-schweizerischen Maler Jean Bloe´ Niestle´, einem stillen und verinnerlichten Tiermaler, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verbindet. Marc folgt Niestle' nach, Empfindungen und Gefühle durch Tierdarstellungen auszudrücken.
Während seiner Griechenlandreise 1905 arbeitet Marc kaum, erst im Anschluss zieht er sich in die Einsamkeit nach Kochel zurück und malt vor allem helle Landschaften, in denen er den Münchener Jugendstil verarbeitet. Nachdem die beiden Frauen hinzustoßen, entsteht das Bild „Zwei Frauen am Berg“, welches Höhepunkt und Abschluss seiner Plenairmalerei darstellt.
[Bearbeiten] 1907-1909
Der zweite Aufenthalt in Paris nach der missglückten Hochzeit im März 1907 führt zur Entdeckung der Kunst von Gaugin und Van Gogh, die für Marc eine Offenbarung wird. Die tiefen Empfindungen und die innere Wirklichkeit, die die Werke van Goghs ausstrahlen, beeindrucken ihn zutiefst. Von nun an sucht er nach der „inneren Wahrheit“ der Dinge, die es erfodrert, die äußere Hülle des Sichtbaren aufzubrechen. Er setzt seine früheren Naturstudien fort, wählt aber einen antinaturalistischen Weg, der ihn von der „Erscheinungform“ zur „Wesensform“ bringen soll. Marc versucht es durch Vereinfachung, durch Finden der Gesetzmäßigkeiten, des Allgemeinen, der natürlichen Gestaltzusammenhänge.
Der Künstler übt sich in Tierbeobachtungen und in der Anatomie. Aufbauend auf den bei Hackl genossenen Stunden unterrichtet er zudem anatomisches Zeichnen. Von diesen Arbeiten sind fast alle zerstört worden. Auch kauf Marc sich einige Bände von Brehms Tierleben. Im September besucht er den Berliner Zoo, wo viele großformatige Studien entstehen. Weihnachten 1908 hat er mit dem Wachsmodell der Bronzeskulpur „Zwei Pferde“ den Durchbruch in der Plastik geschafft, in der Malerei hadert er weiterhin mit den Farben und ist Ende 1909 trotz großer Fortschritte in Rhythmus und Formgebung der Verzweiflung nahe.
[Bearbeiten] 1910-1911
Im Dezember 1909 besucht Marc zwei Ausstellungen, die aufgrund ihrer neuartigen Farbsprache großes Aufsehen erregten. Er sieht u.a. Bilder von Kandinsky und Gabriele Münter, sowie erneut Werke von van Gogh. Erst jetzt reagiert er, indem er die Technik van Goghs für sich nutzbar macht. Kurz darauf, im Januar 1910, lernt er August Macke kennen, dessen Fauvismus ebenfalls um die Farbe als Ausdrucksmittel kreist. Durch seinen neuen Freund wird er auch auf Matisse aufmerksam. Im Mai besucht er eine Ausstellung über Kunst des islamischen Orients, deren flächige Gestaltungsweisen und intensive Farbigkeit nicht ohne Wirkung geblieben sein dürfte. Im selben Jahr beschäftigt er sich auch mit Gaugin, der einen Ansatz zur „Vergeistigung“ in der Kunst bot, und Ce´zanne, der in seiner Kunst auch die Struktur der Dinge analysierte.
Mit dem Bild „liegender Akt in den Blumen“ wechselt er zu den neuen Ausdruckmitteln der flächigen Farbigkeit und der rhythmischen Ornamentik. Ähnlichkeiten zu Gaugin sind unübersehbar. Doch dies ist nur eine kurze Übergangsphase. Marc setzt sich mit der Farbtheorie von Goethe und Wilhelm von Bezold ebenso auseinander, wie mit der Farbensymbolik Philipp Otto Runges. In einem Brief an August Macke (19.12.1910) formuliert er seine Einsichten:
- „Blau ist das männliche Prinzip, herb und geistig. Gelb das weibliche Prinzip, sanft, heiter und sinnlich. Rot die Materie, brutal und schwer und stets die Farbe, die von den anderen beiden bekämpft und überwunden werden muss! Mischst Du z.b. das ernste geistige Blau mit Rot, dann steigerst Du das Blau bis zur unerträglichen Trauer, und das versöhnliche Gelb, die Komplementärfarbe zu Violett, wird unerlässlich. [...] Mischst Du Rot und Gelb zu Orange, so gibst Du dem passiven und weiblichen Gelb eine megärenhafte, sinnliche Gewalt, dass das kühle, geistige Blau wiederum unerlässlich wird, der Mann, und zwar stellt sich das Blau sofort und automatisch neben Orange, die Farben lieben sich. Blau und Orange, ein durchaus festlicher Klang. Mischst Du nun aber Blau und Gelb zu Grün, so weckst Du Rot, die Materie, die Erde, zum Leben“
Die Hinwendung zur autonomen Farbe lässt ihn die zweite Ausstellung der „Neuen Künstlervereinigung München“ besser verstehen, und anders als die Öffentlichkeit reagiert er auf die farbenprächtige Mischung aus Fauvismus und Volkskunst nicht mit schroffer Ablehnung, sondern begreift ihre Bedeutung für die Moderne Malerei. Seine daran anschließende Mitgliedschaft führt ihn in den Salon der Baronin von Werefkin, wo kunsttheoretische Probleme erörtert werden. Die äußerst avantgardistischen Theorien der Baronin über Abstraktion und Farbe dürften Marc darin bestärkt haben, vom Darstellungswert der Farbe zu ihrem Eigenwert und ihrer Wirkung zu wechseln. Das zentrale Stilelement Marc' wird später die symbolhaltige Farbigkeit werden.
In der Folge verwendet Marc bevorzugt reine Farben, die er zunächst aber in pointillistischer Manier einsetzt. Zugleich runden sich die Linien organisch, die Bilder weisen schließlich keine Geraden mehr auf. Die Bildfläche verliert an Tiefe und verschmilzt langsam zu einer flächigen Einheit, die anfangs vor allem dekorativen Charakter hat. Im Januar 1911 schafft er sein erstes Meisterwerk mit den „drei roten Pferden“. Er schreibt diesbezüglich an Maria (5.2.1911):
- „Du musst Deine Komposition nicht von 'Gegenständen' herleiten, sondern von Farben, Flecken, festen Formen und Linien und aus dem das Gegenständliche herausziehen. Das ist der ganze Witz.“
Das Bild ist antinaturalistisch, in kräftigen, nur wenig abgetönten Farben in großen Flächen angelegt. Das Rot, dass für Marc das Aggressive und Materielle bedeutet, dominiert mit den drei Pferdekörpern das Bild. Durch die Linienführung und Farbgebung wirken die Tiere sehr dynamisch, kraftvoll bewegt, voller körperlicher und innerer Spannung und als Dreieckskomposition vor einem nur angedeuteten Hintergrund in kreisenden Bewegungen rhythmisch aufeinander bezogen.
In dieser Zeit hat Marc auch Kontakt mit Kandinsky, von dem er sich sehr beeindruckt zeigte. Dessen aus der Volkskunst stammendes Verhältnis zu Farben, deren Hamonien seelische Zustände ausdrücken sollten, hatte dieser um den Jahreswechsel 1909/10 bereits in die Abstraktion der reinen Farben geführt, in der er den „inneren Klang“ der Dinge sichtbar machen wollte – so wie Marc das „innere Wesen“ aufzuzeigen bemüht war.
Weitere wichtige Werke, wie die Gemälde „Blaues Pferd I“ und „Blaues Pferd II“ entstehen, in denen das Blau zu einer „duchgeistigten Erhöhung“, eine „transzendenten Durchsichtigkeit“ der Dinge führt. Ebenso im Aquarell „Zwei blaue Fohlen“: diesen Bildern ist in ihrer Reduktion, in ihrer Grazilität und glasartigen Durchsichtigkeit etwas unwirklich-jenseitiges, allgemein-wesenhaftes zueigen. Im Gegensatz verwirklicht Marc seine Vorstellung von Gelb als weiblichem, heiteren und sanfter Farbe eindrücklich in der „Gelbe Kuh“, deren allgemeine Wesensmerkmale – etwa die Schwere und Kraft - er mit den neugewonnenen Mitteln ohne Bezug auf eine bestimmte Rasse oder Einzeltier herauszuarbeiten vermag. Ab 1912 beschränkt sich der Künstler zunehmend auf Tiermotive als Träger seiner in weiteren immer weiter ausgearbeiteten philosophisch-weltanschaulichen und religiösen Gedanken.
[Bearbeiten] 1912-1913
[Bearbeiten] 1913-1915
[Bearbeiten] Nachleben
Schon 1916 wurde in München die Franz Marc-Gedächtnis-Ausstellung gezeigt, die bisher umfangreichste Retrospektive seiner Werke. Seine Frau Maria Marc war die Nachlassverwalterin, die 1920 auch zahlreiche Briefe des Künstlers veröffentlichte. 1936/37 diffamierten die Nationalsozialisten Franz Marc als „entarteten Künstler“ und beschlagnahmten 130 seiner Werke aus deutschen Museen. Seine in der Propagandaausstellung Entartete Kunst gezeigten Werke wurden Ende 1937 wieder abgehängt, weil der Deutsche Offiziersbund dagegen protestierte. Ein Teil seiner Werke wurde in der Folge vernichtet, andere wurden ins Ausland verkauft. Verschollen ist unter anderem das Werk „Turm der blauen Pferde“, das sich zuletzt im Besitz von Hermann Göring befunden haben soll.
Einige seiner Werke wurden auf der documenta 1 (1955), der documenta II (1959) und der documenta III im Jahr 1964 in Kassel gezeigt.
Eine Gesamtschau des malerischen und graphischen Werks von Franz Marc wurde am 17. September 2005 im Münchner Lenbachhaus und im zugehörigen Kunstbau eröffnet und markierte bis zum 8. Januar 2006 mit rund 300.000 Besuchern einen Besucherrekord.
[Bearbeiten] Schaffen
Nach seiner naturalistischen Ausbildung wechselte er zum Expressionismus. Er verwendete Techniken wie Ölfarben, Gouachen, Bleistift und Aquarell. Marcs bevorzugte Motive waren Tiere als ein Sinnbild von Ursprünglichkeit und Reinheit. Sie verkörperten für ihn die Idee der Schöpfung, da sie im Einklang mit der Natur leben. Marc wollte damit seine Utopie einer paradiesischen Welt ausdrücken. Der Farbeinsatz in seinen Werken ist nicht nur expressiv sondern auch symbolisch, da Marc eigene Farbgesetze aufstellte, nach denen Blau für das Männliche, Gelb für das Weibliche und Rot für die Materie an sich steht.
[Bearbeiten] Nachlass
Der schriftliche Nachlass Franz Marcs wurde 1973 vom Archiv für Bildende Kunst im Germanischen Nationalmuseum käuflich erworben. Der Nachlass umfasst auch einige Zeichnungen und Aquarelle.
[Bearbeiten] Werke
- 1908, „Springender Hund“, Öl auf Leinwand, 67 x 54 cm
- 1909, „Rehe in der Dämmerung“, Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm
- 1910, „Grasende Pferde“, Öl auf Leinwand, 94 x 64 cm
- 1911, „Kleinen blaue Pferde“
- 1911, „Der Stier“, Solomon R. Guggenheim Museum, New York, Öl auf Leinwand, 135 x 101 cm
- 1911, „Blaues Pferd I“
- 1911, „Große blaue Pferde“, Walker Art Gallery, Minneapolis / Minnesota, Öl auf Leinwand, 181 x 104 cm
- 1911, „Fuchs“, Von der Heydt-Museum, Wuppertal
- 1911, „Rehe im Schnee“, Niedersächsische Landesgalerie, Hannover
- 1911, „Rote Pferde“, Öl auf Leinwand, 182 x 121 cm
- 1911, „Gelbe Kuh“, Öl auf Leinwand, 189,2 x 140,5 cm
- 1911/12, „Zwei Pferde“, Tempera auf Papier, 21 x 14 cm
- 1912, „Kleine gelbe Pferde“, Staatsgalerie, Stuttgart, Öl auf Leinwand, 104 x 66 cm
- 1912, „Gelber Tiger“, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München, Öl auf Leinwand, 111 x 111 cm
- 1912, „Im Regen“, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
- 1912, „Rote Rehe“
- 1912, „Rote Rehe II“, Franz Marc Museum, Kochel am See, Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm
- 1912, „Schweine“, Öl auf Leinwand, 83 x 58 cm
- 1912, „Affe“, Öl auf Leinwand, 100 x 70 cm
- 1912, „Reh im Klostergarten“, Öl auf Leinwand, 101 x 75 cm
- 1912, „Rotes und blaues Pferd“, Tempera auf Papier, 43 x 26 cm
- 1913, „Tierschicksale“, Kunstmuseum Basel, Öl auf Leinwand, 195 x 263,5 cm
- 1913, „Füchse“, Kunstmuseum Düsseldorf
- 1913, „Kleine Komposition III“, Hagen, Karl-Osthaus-Museum
- 1913, „Der Mandrill“, Staatsgalerie moderner Kunst, München
- 1913, „Gemälde mit Rindern“, Öl auf Leinwand, 130 x 92 cm
- 1913, „Langes gelbes Pferd“, Öl auf Leinwand, 80 x 60 cm
- 1913, „Schlafendes Pferd“, Wasserfarbe und Tinte auf Papier, 46 x 40 cm
- 1913, „Rehe im Wald I“, Öl auf Leinwand, 104 x 100 cm
- 1913, „Der Turm der blauen Pferde“, Öl auf Leinwand, seit Beschlagnahme durch die Nazis verschollen, gilt als Marcs wichtigstes Werk
- 1913, „Wald mit Eichhörnchen“, Öl auf Leinwand, 109,5 x 100 cm
- 1913, „Die blauen Fohlen“, Kunsthalle Emden, Emden, Öl auf Leinwand, 55,7 x 38,5 cm
- 1913/14, „Rehe im Wald II“, Staatliche Kunsthalle, Karlsruhe
- 1914, „Landschaft mit Haus, Hund und Rind“, Privatbesitz
- 1914, „Tirol“, Staatsgalerie moderner Kunst, München
- 1914, „Kämpfende Formen“, Staatsgalerie moderner Kunst, München, Öl auf Leinwand, 131 x 91 cm
- 1914, „Kleine Komposition IV“, Franz Marc Museum, Kochel (am See)
- 1913/14, „Komposition III“, Karl-Ernst-Osthaus-Museum, Hagen
[Bearbeiten] Literatur
[Bearbeiten] Einführungen
- Claus Pese: Franz Marc: Leben und Werk. Belser, Stuttgart 1989, ISBN 3-7630-1968-5
[Bearbeiten] Materialien
- Annegret Hoberg, Isabelle Jansen: Franz Marc: Werkverzeichnis. Erarbeitet von der Städtischen Galerie im Lenbachhaus München. Hrsg. von der Franz-Marc-Stiftung, Kochel am See 2005, ISBN 3-406-51142-2
- Franz Marc: Werke und Schriften. Directmedia Publishing, Berlin 2007, ISBN 3-89853-555-X
- Franz Marc: Schriften. Hsrg. von Klaus Lankheit. DuMont, Köln 1978, ISBN 3-7701-1088-9
- Else Lasker-Schüler, Franz Marc: Mein lieber, wundervoller blauer Reiter: Privater Briefwechsel. Hrsg. von Ulrike Marquardt. Artemis & Winkler, Düsseldorf 1998, ISBN 3-538-06820-8
- Wassily Kandinsky, Franz Marc, Briefwechsel: Mit Briefen von und an Gabriele Münter und Maria Marc. Hrsg. von Klaus Lankheit. Piper, München 1983, ISBN 3-492-02847-0
- Klaus Lankheit: Franz Marc im Urteil seiner Zeit. Piper, München 1989, ISBN 3-492-10986-1
- Cathrin Klingsöhr-Leroy: Zwischen den Zeilen: Dokumente zu Franz Marc. Hatje, Ostfildern 2005, ISBN 3-7757-1595-9
- Susanna Partsch Marc Taschen Verlag, Köln 1993, ISBN 3-8228-0441-X
[Bearbeiten] Ausstellungskataloge
- Annegret Hoberg u.a. (Hrsg.): Franz Marc: Die Retrospektive. Prestel, München 2005, ISBN 3-7913-3497-2
- Magdalena M. Moeller: Franz Marc: Zeichnungen und Aquarelle. 2. Aufl. Hatje, Stuttgart 1989, ISBN 3-7757-0278-4
- Franz Marc: das Skizzenbuch aus dem Felde - das graphische Werk. Hrsg. anläßlich der Ausstellung im Kunstmusem Bern 08.04.-15.05.1967. Kunstmuseum, Bern 1967.
[Bearbeiten] Einzeluntersuchungen
- Annegret Hoberg: Franz und Maria Marc. Prestel, München 2004, ISBN 3-7913-3184-1
- Isgard Kracht: Franz Marc - „entartet“, aber deutsch: Kunstberichte unterm Hakenkreuz II. Hrsg. von Walter Vitt. Steinmeier, Nördlingen 2005, ISBN 3-936363-32-3
- Sigrid Gräfin von Strachwitz: Franz Marc und Friedrich Nietzsche: Zur Nietzsche-Rezeption in der bildenden Kunst. Diss., Bonn 1997.
- Frederick Spencer Levine: The apocalyptic vision: The art of Franz Marc as German expressionism. Harper & Row, New York 1979, ISBN 0-06-435275-7
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Franz Marc – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Literatur von und über Franz Marc im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Biographie
- Franz-Marc-Museum
- Franz Marc Ausstellung
- Galerie
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Personendaten | |
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NAME | Marc, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler |
GEBURTSDATUM | 8. Februar 1880 |
GEBURTSORT | München, Deutschland |
STERBEDATUM | 4. März 1916 |
STERBEORT | bei Verdun, Frankreich |