Frei-religiöse Gemeinde Offenbach
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Die Frei-religiöse Gemeinde Offenbach ist eine Religionsgemeinschaft, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts verfaßt ist. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts darf sie auch Kirchensteuer erheben. Sie ist Teil der freireligiösen Bewegung. Die Anders-Schreibung frei-religiös statt wie sonst üblich freireligiös ist von der Gemeinde bewusst gewählt.
Die selbstständige, unabhängige Gemeinde ist Mitglied im "Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands" und über diesen in der Internationalen Humanistischen und Ethischen Union (International Humanist and Ethical Union - IHEU), und sie ist als assoziiertes Mitglied weltweit vertreten im "Weltbund für religiöse Freiheit" International Association for Religious Freedom - IARF).
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[Bearbeiten] Organisation
Das Betreuungsgebiet umfasst vor allem den Stadt- und Landkreis Offenbach, geht jedoch weit darüber hinaus. Zu den Aufgaben und Aktivitäten der Gemeinde gehören - Sonntagsfeiern, Vorträge, Diskussionen und Feste - Gruppenaktivitäten der Jugend, der Erwachsenenbildung und der Senioren - Unterricht und Kulthandlungen wie Taufe, Konfirmation, Trauung und Bestattung - seelsorgerische Betreuung, individuelle Beratung und soziale Fürsorge - Herausgabe von Veröffentlichungen und Öffentlichkeitsarbeit unter Beachtung der grundlegenden Glaubenshaltung einer dogmenfreien Religion, wie - Religion ohne Hierarchie - völlige Glaubens- und Gewissensfreiheit - Selbstbestimmung der Mitglieder in allen religiösen Angelegenheiten - Mitbestimmung in administrativen wie kultischen Belangen der Gemeinde - soziale Gerechtigkeit, gleiche Rechte und Bildungsmöglichkeiten für alle Kreise der Bevölkerung - Respektierung der natürlichen Quellen des Lebens - Verbundenheit aller Menschen im Geiste der Humanität.
Der Kontakt zu den Mitgliedern wird auch durch eine eigene, vierteljährlich erscheinende Zeitschrift die "MORGENRÖTE" (gegr. 1877), die ab 1999 als Beilage zur monatlich erscheinenden "SCHILLERPLATZ VORSCHAU" erscheint.
Das Gemeindezentrum liegt in der Stadtmitte und umfasst in drei Gebäuden die Weihehalle, das Jugendheim und die Gemeindeverwaltung.
Als deutschlandweit einzige freireligiöse Gemeinde betreibt sie eine Kindertagesstätte mit 75 Plätzen seit September 2006.
[Bearbeiten] Geschichte
Die freireligiösen Gemeinschaften entstanden um 1845 aus Kreisen, die sich vom traditionellen Katholizismus, der an Rom orientiert war und vom staatstreuen und orthodoxen Protestantismus lösten. Anlass war ein Offener Brief des katholischen Kaplans Johannes Ronge, der sich darin 1844 gegen die Ausstellung des sogenannten "Heiligen Rocks" in Trier wandte. Diese Gemeinden erstrebten über die Konfessionsgrenzen hinaus eine Reform im Sinne eines urchristlichen Glaubens. Der Ausschluss aus den jeweiligen Kirchen und die eigene religiöse Entwicklung führten sie bald auf einen eigenen Weg.
Die Frei-religiöse Gemeinde Offenbach war eine der ersten, die sich in den alten deutschen Fürstengrenzen bildete. Sie gehört heute zu den größten noch existierenden in der Bundesrepublik Deutschland. Am 9. März 1845 bekennen sich auf einer Versammlung unter der Führung Joseph Pirazzis mehrere Hundert Personen durch ihre Unterschrift unter die Gründungsurkunde aus freiem, selbständigem Entschlusse, wohlbedächtig und wohlüberlegt zur "Katholisch-christlichen Gemeinde", die sich noch im Gründungsmonat, wie auch andere Gemeinden, "deutsch-katholisch" nennt. Bereits im September wird der Gemeinde das Recht zur Erteilung des Religionsunterrichts zugestanden. Bis zur Erstellung eines eigenen Gotteshauses darf die katholisch-christliche Gemeinde die lutherische Stadtkirche der Offenbacher Gemeinde zur Miete nutzen. 1859 beteiligt sich die Offenbacher Gemeinde an der Gründung des "Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands" am 16. und 17. Juni in Gotha. Auf ihr Gesuch werden der "Deutsch-Katholischen (freireligiösen) Gemeinde in Offenbach a. M." am 24. Juni 1863 vom Darmstädter Großherzoglichen Ministerium des Innern die Korporationsrechte verliehen. Die Gemeinde erhält, zusammen mit der evangelischen und der Katholische Kirche 1875 das Besteuerungsrecht.
[Bearbeiten] Literatur
- Eckhart Pilick: Lexikon freireligiöser Personen, Rohrbach/Pfalz: Peter Guhl, 1997
- Die Gründung der Deutschkatholischen Gemeinde in Offenbach am Main. Eine Festschrift zur ersten Halb-jahrhundertfeier ihres Bestehens von Emil Pirazzi. 1895
- Gehrmann, Max: Geschichte der Freireligiösen Gemeinde in Offenbach am Main Offenbach a.M. : Offenbacher Geschichtsverein, 1968. - 80 S. : mit Abb. ; 8 (Offenbacher Geschichtsblätter ; Nr. 18)
- Kampe, Ferdinand: Geschichte der religiösen Bewegung der neueren Zeit. 4 Bände. Leipzig 1852-1860.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Bund Freireligiöser Gemeinden Deutschlands
- Freireligiöse Bewegung
- Freidenker
- Humanismus
- Monismus
- Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften
- Humanistischer Verband Deutschlands
- Bund für Geistesfreiheit
- IBKA