Günter Gaus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Günter Gaus (* 23. November 1929 in Braunschweig; † 14. Mai 2004 in Reinbek bei Hamburg) war ein deutscher Journalist, Publizist, Diplomat und Politiker.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben
Gaus wuchs als Sohn eines Kaufmanns in Braunschweig auf, wo er an der Gaußschule das Abitur erwarb. Danach studierte er Germanistik und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Bereits im Studium wurde er auch journalistisch tätig. In den 1950er und 1960er Jahren arbeitete er bei verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen, darunter Der Spiegel und die Süddeutsche Zeitung, wo er 1961 bis 1965 politischer Redakteur war.
Bekannt wurde seine Sendereihe Zur Person, die zum ersten Mal am 10. April 1963 im ZDF ausgestrahlt wurde. Hierin stellte Gaus jeweils einen Gast in Form eines Interviews vor. Die so entstandenen Portraits von Politikern, Wissenschaftlern und Künstlern gelten heute als Klassiker und werden bis heute im Fernsehen wiederholt. Gaus, der selbst in den Sendungen nur zu hören war, führte die Reihe (teilweise unter anderem Titel) auf verschiedenen dritten Programmen, zeitweise auch für dctp bei Sat.1, über Jahrzehnte fort.
1965 bis 1968 war er Fernsehdirektor beim Südwestfunk, 1966 auch Leiter des politischen TV-Magazins Report Baden-Baden. Nachdem er Mitte der 1960er Jahre in Büchern zur aktuellen politischen Lage in der Bundesrepublik Stellung genommen hatte, wurde er 1969 Chefredakteur des Spiegels. Das Blatt und Gaus unterstützten die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition. 1973 wechselte Gaus in die Politik und wurde Staatssekretär im Bundeskanzleramt. Er war als erster Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der DDR vorgesehen und übernahm dieses Amt auch nach Inkrafttreten des Grundlagenvertrags und der Einrichtung der Ständigen Vertretung im Jahr 1974.
In dieser Position, die er bis 1981 innehatte, konnte er als „Chefunterhändler“ mit der DDR-Regierung viele humanitäre Erleichterungen für deutsch-deutsche Kontakte aushandeln. Zu seinen Verdiensten zählen unter anderem 17 Abkommen, die beispielsweise den Bau der Autobahn Hamburg-Berlin und Erleichterungen im Transitverkehr ermöglichten.
1976 trat Gaus in die SPD ein. 1981 gab er das Amt des Ständigen Vertreters ab (Nachfolger: Klaus Bölling) und wurde für kurze Zeit Senator für Wissenschaft und Kunst in Berlin. Nach der Wahlniederlage der SPD bei der Abgeordnetenhauswahl 1981 wandte er sich wieder der journalistischen Tätigkeit zu.
In den 1980er Jahren verfasste er mehrere Bücher zur Lage der Bundesrepublik und der deutsch-deutschen Beziehungen sowie zur Sicherheitspolitik. Sein journalistisches Schaffen wurde mit verschiedenen Auszeichnungen (siehe unten) gewürdigt.
Seit 1990 war er Mitherausgeber der linken Wochenzeitung Freitag. Er war auch Mitherausgeber der politisch-wissenschaftlichen Monatszeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik. Die Wiedervereinigung begleitete er kritisch, vor allem die mangelnde „innere Einheit“ problematisierte er immer wieder.
2001 trat er wegen der Erklärung zur „uneingeschränkten Solidarität“ von Bundeskanzler Gerhard Schröder mit der USA-Regierung aus der SPD aus.
2004 erschienen seine Memoiren Widersprüche.
Das Grab von Günter Gaus befindet sich auf dem Dorotheenstädtisch-Friedrichswerderschen Friedhof in Berlin-Mitte.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- Adolf-Grimme-Preis, 1964 und 1965
- Autor des politischen Buches des Jahres, 1987
- Besondere Ehrung des Adolf-Grimme-Preises, 1988
- Deutscher Kritikerpreis, 1991
- Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis, 2001
[Bearbeiten] Werke
- Bonn ohne Regierung?, 1965
- Staatserhaltende Opposition oder hat die SPD kapituliert? Gespräche mit Herbert Wehner, Rowohlt, Reinbek 1966
- Wo Deutschland liegt. Eine Ortsbestimmung , Hoffmann und Campe, Hamburg 1983. ISBN 3-455-08694-2
- Deutschland und die Nato, 1984
- Die Welt der Westdeutschen, 1986
- Deutschland im Juni, 1988
- Was bleibt, sind Fragen. Die klassischen Interviews, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1992. ISBN 3-360-01012-4
- Zur Person. Zeugen der Geschichte, Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2001. ISBN 3-360-01025-6
- Widersprüche. Erinnerungen eines linken Konservativen, Propyläen, Berlin 2004. ISBN 3-549-07181-7
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Günter Gaus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ausführliche Biografie vom RBB
- „Essay: Warum ich kein Demokrat mehr bin“, Freitag, 21. Mai 2004
- „Dem Denken beim Reden und Rauchen zuschauen - Frühe Interviews von Günter Gaus auf zwei DVDs“, Freitag, 19. August 2005
- Nachrufe
- „Journalistenlegende. Günter Gaus ist tot“, Süddeutsche Zeitung, 15. Mai 2004
- Nachrufe seiner Freunde, Freitag, 21. Mai 2004
Günter Gaus | Klaus Bölling | Dr. Hans-Otto Bräutigam | Dr. Franz Bertele
Personendaten | |
---|---|
NAME | Gaus, Günter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Diplomat und Journalist |
GEBURTSDATUM | 23. November 1929 |
GEBURTSORT | Braunschweig |
STERBEDATUM | 14. Mai 2004 |
STERBEORT | Reinbek bei Hamburg |