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Glaubensbekenntnis - Wikipedia

Glaubensbekenntnis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ein Glaubensbekenntnis ist in einer Religion ein öffentlicher Ausdruck des persönlichen und kollektiven Glaubens, zu dem der oder die Sprecher sich bekennen.

Ein Glaubensbekenntnis hat verschiedene Funktionen:

  • Es ist Anerkennung und Ausdruck der Gemeinschaft, die durch diesen Glauben gegeben ist (z.B. beim gemeinsamen Rezitieren im Rahmen eines Gottesdienstes).
  • Es fasst ihre Glaubenslehre in die wesentlichen Punkte zusammen.
  • Es enthält eine Selbstverpflichtung, nach diesem Glauben zu leben (z.B. bei der Ordination eines kirchlichen Amtsträgers).
  • Es markiert die zentralen Glaubensinhalte, die eine Religion oder Überzeugung gegen andere Religionen oder Konfessionen abgrenzen.
  • Es gibt die Richtung an, in der diese Glaubensinhalte, oft in Heiligen Schriften dargelegt, verstanden werden (sollen).
  • Es kann in bestimmten Kampfsituationen zum Ausdruck der ultimativen Entscheidung für den eigenen, gegen den Glauben anderer werden.

Das Wort Glaubensbekenntnis ist eine Übersetzung von Philipp von Zesen aus dem Wort Konfession.


Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Judentum

Das ausdrückliche Bekennen des eigenen Glaubens vor Gott und der volkhaften Gemeinde ist im Judentum seit seinen Anfängen zentral. Ein altes biblisches Credo Israels lautet:

„Ein umherziehender Aramäer war mein Vater; er zog nach Ägypten hinab und hielt sich dort als Fremdling mit wenigen Angehörigen auf; aber er wurde dort zu einem großen, starken und zahlreichen Volk. Doch die Ägypter misshandelten uns; sie quälten uns und legten uns harten Frondienst auf. Da schrieen wir zu Jahwe, dem Gott unserer Väter. Jahwe erhörte unser Rufen und sah unsere Qual, unsere Mühsal und Bedrängnis. Und Jahwe führte uns heraus mit starker Hand und ausgestrecktem Arm, mit großen, furchterregenden Taten, mit Zeichen und Wundern. Er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land; ein Land, das von Milch und Honig überfließt.“ (Deuteronomium 26,5-9 LUT)

Das Bekenntnis zu den befreienden Geschichtstaten Gottes wurde zum gemeinsamen Glauben Israels, der die 12 hebräischen Stämme zu dem erwählten Volk Gottes einte, das nur einen Gott kannte und verehrte (Josua 24,18 LUT). Ein Großteil der biblischen Geschichtsüberlieferung hat daher Bekenntnischarakter und enthält Credo-artige Texte.

Das „Schma Jisrael“ (Höre, Israel) wurde zum wichtigsten Glaubensbekenntnis dieses Volkes, das seine Existenz den Befreiungstaten Jahwes in der Geschichte verdankt:

„Höre, Israel, Jahwe ist unser Gott, Jahwe allein! Und Du sollst Jahwe, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all Deiner Kraft.“ (Deuteronomium 6,4-5 LUT).

Dieses Bekenntnis enthält als Anrede an die versammelte Gemeinde zuerst die Zusage des Bundes Gottes mit seinem Volk: „Jahwe ist unser Gott!“, sodann das alle Volksangehörigen beschlagnahmende Gebot: „Und Du sollst…“ Damit antwortet das Bekenntnis auf das erste der Zehn Gebote, das lautet:

„Ich bin Jahwe, Dein Gott, der Dich aus Ägypten, aus der Sklaverei geführt hat. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ (Exodus 20,2-3 LUT und Deuteronomium 5,6-7 LUT)

Diese besondere, gemeinschaftliche und konzentrierte Antwort des Glaubens auf den einzigen Gott, der sich seinem Volk offenbart, hat das Judentum an das Christentum und den Islam „vererbt“.

[Bearbeiten] Christentum

[Bearbeiten] Neues Testament

Im Neuen Testament übernimmt Jesus Christus ausdrücklich das israelitische Schma Jisrael als sein eigenes Credo, und zwar bereits in der Gestalt, in der es im Judentum bis heute gebetet wird: indem er dem ersten Gebot der Gottesliebe das Gebot der Nächstenliebe gleichrangig zur Seite stellt (Markus 12,29-31 LUT). Damit ist der Gott Israels auch für alle Christen der einzige Gott, den sie mit aller Kraft zu lieben haben wie sich selbst. Bekennen, Beten und Nachfolgen sind im christlichen wie im jüdischen Glauben eins.

Das urchristliche Bekenntnis wird ebenfalls als Rückblick auf Gott rettende Taten und Lobpreis seines Handelns verkündet:

„Diesen Jesus hat Gott auferweckt; dafür sind wir alle Zeugen! … So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Kyrios und Christus gemacht hat.“ (Apostelgeschichte 2,14-36 LUT)

Eines der ältesten christlichen Zusammenfassungen der christlichen Glaubenslehre findet sich bei Paulus im ersten Korintherbrief 15,3ff LUT:

„Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.“

[Bearbeiten] Altkirchliche Bekenntnisse

Schon aus dem zweiten Jahrhundert sind Taufbekenntnisse bekannt. Aus diesen entwickelten sich in der westlichen Tradition das altrömische und das Apostolische Glaubensbekenntnis in lateinischer Sprache, in der östlichen Tradition verschiedene griechischsprachige Varianten, aus denen dann 325 das Nizänisches Glaubensbekenntnis und 381 das Nicäno-Konstantinopolitanum hervorgingen.

Das Nicäno-Konstantinopolitanum wird von praktisch allen christlichen Traditionen als verbindliches Credo akzeptiert, das apostolische Glaubensbekenntnis von praktisch allen westlichen Traditionen.

Ein weiteres in den westlichen Kirchen weit verbreitetes Bekenntnis ist das Athanasianische Glaubensbekenntnis, das heute z.B. in der Evangelischen Kirche im Rheinland neben Apostolicum und Nicaeno-Constantinopolitaneum zu den drei grundlegenden Bekenntnissen gehört.

[Bearbeiten] Konfessionelle Bekenntnisschriften und Katechismen

Neben den Glaubensbekenntnissen für den gottesdienstlichen Gebrauch gibt es noch Bekenntnisse verschiedener Konfessionen, die eher in Form dogmatischer Lehrsätze gefasst und überliefert sind wie die Confessio Augustana der Evangelisch-Lutherische Kirchen, das Zweite Helvetische Bekenntnis und den Heidelberger Katechismus der Reformierten Kirchen, die Bekenntnisschrift Barmer Theologische Erklärung der Bekennenden Kirche, die Westminster Confession puritanischer Gemeinschaften, die Rechenschaft vom Glauben des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, das Glaubensbekenntnis der Baptisten von Johann Ludwig Hinrichs 1840 (siehe Abbildung).

Das erste für die katholische Kirche allgemein verbindliche Glaubensbekenntnis wurde 1215 im Rahmen des IV. Laterankonzils unter Papst Innozenz IV. erlassen.

Nach evangelischem Verständnis werden Glaubensbekenntnisse als Richtlinien des Glaubens (norma normata) verstanden: Sie sind zwar verbindlich, sind aber selbst durch etwas anderes normiert, nämlich durch die Bibel als norma normans (=normierende Norm). Sie können sich also nur dadurch legitimieren, dass sie von der Eigenverkündigung der Bibel gedeckt sind und diese bewahren.

[Bearbeiten] Islam

Der Islam kennt als Glaubensbekenntnis die Schahada, deren Kernsatz auf deutsch in etwa heißt: „Es gibt keine Gottheit außer Allah. Mohammed ist der Gesandte und Diener Allahs.“

[Bearbeiten] Siehe auch

Christliche Glaubensbekenntnisse, Bekenntnisse der Täufer, Baptistische Bekenntnisse, Neuapostolisches Glaubensbekenntnis, Bodhisattva-Gelübde, Katechismus, Dogmatik, Glaube, Kirche

[Bearbeiten] Literatur

  • Günter Lanczkowski, Erhard S. Gerstenberger, Asher Finkel, Klaus Wengst u.a.: Glaubensbekenntnis(se) I. Religionsgeschichtlich II. Altes Testament III. Judentum IV. Neues Testament V. Alte Kirche VI. Mittelalter VII. Reformationszeit bis 17. Jahrhundert VIII. 18. Jahrhundert bis Neuzeit IX. Dogmatisch X. Praktisch-theologisch. In: Theologische Realenzyklopädie 13 (1984), S. 384-446 (umfassender Überblick mit weiterer Lit.)

[Bearbeiten] Weblinks

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