Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen
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Drei der fünf klugen Jungfrauen zeigen ihre Freude (Magdeburger Dom)
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Das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (Matthäus 25, 1-13) beschäftigt sich als Parabel mit dem Unterschied zwischen Auserwählung und Verdammung.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Text
Aus der Übersetzung von Vinzenz Schweitzer (1915): "Dann wird das Himmelreich gleich sein zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und dem Bräutigam und der Braut entgegengingen. Fünf von ihnen waren töricht und fünf klug. Die fünf Törichten nahmen zwar ihre Lampen, aber kein Öl mit sich. Die Klugen dagegen nahmen mit den Lampen auch Öl in ihren Gefäßen mit. Als der Bräutigam länger ausblieb, wurden alle schläfrig und schliefen ein. Um Mitternacht erhob sich der Ruf: Der Bräutigam kommt! Hinaus, ihm entgegen! Da standen alle diese Jungfrauen auf und richteten ihre Lampen her. Die törichten sprachen zu den klugen: Gebt uns von eurem Öl; denn unsere Lampen erlöschen. Die klugen antworteten: Es möchte nicht genügen für uns und euch. Geht lieber zu den Krämern und kauft euch. Während sie hineingingen, um zu kaufen, kam der Bräutigam. Die bereit waren, gingen mit ihm zur Hochzeit hinein, und die Türe ward verschlossen. Zuletzt kamen auch die anderen Jungfrauen und sagten: Herr, Herr, tu uns auf! Er aber antwortete: Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht! Wachet also! Denn ihr wisset weder den Tag noch die Stunde."
[Bearbeiten] Deutung
Das Gleichnis ist eines der populärsten Gleichnisse des Mittelalters. Die klugen Jungfrauen haben sich rechtzeitig mit Öl für ihre Öllampen versorgt und symbolisieren die christliche Seele, die sich tugendhaft Gott zuwendet; die törichten Jungfrauen, die zwar Öllampen haben, aber kein Öl, symbolisieren die fleischliche Lust und Verdammnis. Dies hat dazu geführt, dass die zehn Jungfrauen in der Stilepoche der Gotik als Gegenstand der Bildenden Kunst in Europa vielerorts thematisiert wurden, insbesondere in der Ausstattung der gotischen Kathedralen. Häufig wurden sie am Westportal zusammen mit Statuen, die Ecclesia und Synagoge symbolisieren, aufgestellt.
[Bearbeiten] Darstellungen als Skulpturen
Darstellungen als Skulpturen finden sich insbesondere an den Portalen aber auch in mittelalterlichen Kathedralen wie in:
- Amiens, Notre-Dame d'Amiens
- Auxerre, Kathedrale Saint-Etienne
- Bourges, Kathedrale von Bourges
- Laon
- Paris, Notre-Dame de Paris
- Reims, Notre-Dame de Reims
- Sens, Kathedrale Saint-Etienne
- Erfurt, Erfurter Dom, um 1330, siehe Bild
- Freiburg im Breisgau, Freiburger Münster
- Magdeburg, Magdeburger Dom, um 1250, siehe Bild
- Mühlhausen/Thüringen, St. Marienkirche
- Basel, Basler Münster, ca. 1280
- Straßburg, Straßburger Münster, Südportal, siehe Bild
- Straßburg, Kirche Jung-St.Peter
- Lübeck, St.-Annen-Kloster (späte Darstellungsweise um 1400 unter Einfluss des ital. Trecento) und
- als Relief am bronzenen Taufbecken der Lübecker Marienkirche (1337)
- Worms, Liebfrauenkirche
[Bearbeiten] Darstellungen als Bild
In alten Kirchen ist das Gleichnis in Fresken zu sehen, wie in der Burgkirche der Burg Hocheppan in Südtirol. Das Motiv reicht über den Ostseeraum bis nach Skandinavien, so finden sich auf der schwedischen Insel Gotland in den mittelalterlichen Kirchen von Gothem und Stenkyrka Kluge Jungfrauen als Bilddarstellung auf dem Chorgestühl. Selbstverständlich konnten in der Kirche nur die klugen Jungfrauen abgebildet werden, die anderen waren ja gerade vor der Tür geblieben.

Die Nazarener um Friedrich Overbeck griffen im 19. Jahrhundert religiöse Themen wieder auf, so dass die Jungfrauen auch in dieser Phase wieder verstärkt zum Thema der Darstellung in der Kunst wurden.
[Bearbeiten] als Kirchenfenster (Glasmalerei)
- von Charles Crodel (1953) im Zuge des Wiederaufbaus der Katharinenkirche in Frankfurt am Main.
[Bearbeiten] Das Gleichnis in Gottesdienst und Kirchenmusik
Das Gleichnis wurde in der alten katholischen und wird in der lutherischen Leseordnung am letzten Sonntag des Kirchenjahres (Ewigkeitssonntag) als Sonntagsevangelium gelesen. Es bildet die Grundlage für den Choral von Philipp Nicolai Wachet auf, ruft uns die Stimme (EG 147) und die darauf aufbauende Bachkantate gleichen Namens (BWV 140).
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |