Grafen von Werl
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Die Grafen von Werl waren um das Jahr 1000 das einflussreichste Grafengeschlecht im norddeutschen Raum und lebten auf dem Gebiet der heutigen Altstadt von Werl. Nach der Übersiedlung nach Arnsberg wurde das Geschlecht Grafen von Werl-Arnsberg genannt, ehe man später von den Grafen von Arnsberg sprach. Bereits vor diesem Übergang hatten die Grafen einen beträchtlichen Teil ihres ehemaligen Einflusses eingebüßt.
Die letzte Heimstatt der Grafen von Werl war das seit langen Jahren als Ruine brachliegende Schloss Arnsberg.
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[Bearbeiten] Geschichte
Der eigentlich Titel war der eines Grafen von Westfalen, der im Jahr 955 an Heinrich I., Graf der Grafschaft Lerigau, übertragen wurde. Nach Meinungen einiger Historiker wie Werner Trillmich stammen diese allerdings aus aus Meschede und bewohnten dort die Hünenburg, die als fränkische Sicherung der von Soest nach Hessen führenden Straße angelegt wurde.
Bedeutendster Träger der Bezeichnung Graf von Westfalen war der Sohn Graf Hermann I. (erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 987). Auf dem Höhepunkt seines Einflusses beherrschte Hermann I. ein Gebiet, zu dem das spätere Herzogtum Westfalen, die Grafschaft Mark (beide im Sauerland), der Süden des Münsterlandes sowie der nördliche Teil des Fürstbistum Paderborn gehörten. Zum Teil reichte der Einfluss bis in die Gegend des heutigen Schleswig-Holstein.
Für die bedeutende Stellung Hermanns I. im zeitgenössischen Adel spricht seine Heirat mit Gerberga von Burgund, einer Tochter des Königs von Burgund. Aus dieser Ehe stammt unter anderem Gisela, spätere Gemahlin Kaiser Konrad II. Damit bestanden auch verwandtschaftliche Beziehungen zum salischen Königshaus. Nach dem Tod Hermann I. heiratete Gerberga Hermann von Schwaben.
Im Gegensatz zu seinem Vater Hermann I. spielte sein Sohn Bernhard II. in der Reichspolitik unter Heinrich III. zunächst kaum eine Rolle. Von diesem erfuhr Bernhard auch keine Unterstützung bei einem Streit mit dem Bischof von Osnabrück. Erst unter Heinrich IV. (1056 bis 1106) gab es wieder engeren Kontakt zum Kaiserhof. So unterstützte Heinrich Bernhard bei der Behauptung von dessen norddeutschen Besitzungen, die durch den Seehandel mit England und Skandinavien von wirtschaftlicher Bedeutung waren. Bernhard selbst war 1063 beim Reichstag in Mainz anwesend. Anschließend beteiligt er sich an einem vom Kaiser sanktionierten und von Erzbischof Adalbert von Bremen geführten militärischen Unternehmen wohl im norddeutschen Raum. Über weitere Dienste für den Kaiser ist in den Quellen nichts überliefert. [1]
Bernhard hatte drei Söhne. Konrad (* um 1050) wurde sein Nachfolger. Der zweite Sohn Heinrich war zunächst Dompropst in Goslar und seit 1084 Bischof von Paderborn. Ein dritter Bruder Liupold bekam als Erbteil einige Herrschaftsgebiete zugesprochen, die er bei seinem Tod dem Kölner Erzbischof Friedrich I. vermachte. Dazu gehörten auch der Stammsitz bei Werl sowie das Gebiet um Hemer. Bereits zuvor hatte Liupold die Kirche in Erwitte an das Patroklimünster in Soest übertragen. Die Gründe für diese Schenkungen waren Auseinandersetzungen mit seinem Bruder und hatten zur Folge, dass die Kölner Erzbischöfe seither über eine beachtliche territoriale Basis im westfälischen Raum verfügten.
Bernhard III., der jüngere Sohn Hermanns II. aus seiner zweiten Ehe mit Godila von Rothenburg, erbaute die erste Burg in Arnsberg und besaß auch Grafenrechte im Emsland, die er allerdings an den Erzbischof von Bremen verlor.
Bedingt durch Erbteilung und verlorene Kriege wurde das Gebiet immer weiter beschnitten. Nicht ganz klar ist, wann und weshalb die Grafen nach Arnsberg übersiedelten. Einige Forscher nehmen das Jahr 1080 an. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg Arnsberg als Grafensitz datiert freilich erst aus dem Jahr 1114 unter der Herrschaft von Friedrich I. dem Streitbaren, einem Enkel von Bernhard III.
Dieser führte noch immer den Titel eines Grafen von Westfalen, daneben wurde er aber auch bereits als Graf von Arnsberg bezeichnet, während sich der Begriff eines Grafen von Werl seither nicht mehr belegen lässt.
Das Territorium der Grafen von Arnsberg-Werl schrumpfte allmählich auf das Gebiet der späteren Landkreise Arnsberg und Meschede zusammen. Immer stärker bedrängt von den Grafen der Mark und dem Kurfürstentum Köln als Träger des Titels eines Herzogs von Westfalen verkaufte der letzte Graf Gottfried IV. die Grafschaft im Jahr 1369 an den Kurfürsten von Köln. Die Grafschaft wurde zum territorialen Kern des Herzogtums Westfalen als einem Nebenland des Kurfürstentums Köln.
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Viehweger, S.89-92
[Bearbeiten] Personen
- Hermann I. von Werl († 988)
- Gerberga von Burgund († um 1019)
- Hermann II. von Werl († nach 1024)
- Gisela von Schwaben († 1007)
- Bernhard II., Graf von Hoevel († um 1059)
- Bernhard III. († um 1070)
- Friedrich I. der Streitbare († 1124)
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Hermann Bollnow: Die Grafen von Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts. Dissertation Stettin 1930
- Albert K. Hömberg: Grafschaft, Freigrafschaft, Gografschaft, Münster 1949.
- Albert K. Hömberg: Geschichte der Comitate des Werler Grafenhauses in Westfälische Zeitschrift — Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde, 100. Band, Seiten 9–134, Regensberg, Münster 1950.
- Friedrich von Klocke: Die Grafen von Werl und die Kaiserin Gisela. Untersuchungen zur Geschichte des 10. und 11. Jahrhunderts mit einem Exkurs über Mittelaltergenealogie. In: Westfälische Zeitschrift 98/99, 1949, I. Abteilung, Seiten 67-111
- Paul Leidinger: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl. Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters. Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn 1965 - vergriffen
- Johann Suibert Seibertz: Diplomatische Familiengeschichte der alten Grafen von Westfalen zu Werl und Arnsberg in Landes- u. Rechtsgeschichte d. Herzogtums Westfalen, I. Bd. 1. Abt., Arnsberg 1845.
- Wolfgang Viehweger: Die Grafen von Westphalen. Ein Geschlecht aus dem Uradel unseres Landes, Aschendorff Verlag, Münster 2003, ISBN 3402054809