Grafschaft Guînes
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Die Grafschaft Guînes war - nach La Chesnaye-Desbois und Badier (Dictionnaire de la noblesse) - eine der ersten großen Grafschaften, die schon zu karolingischer Zeit erblich waren.
Vermutlich war das Land seit dem 7. Jahrhundert Teil der Grafschaft Flandern, die das gesamte Gebiet zwischen den Flüssen Somme und Escaut umfasste. Um 663 übergab Walbert, Graf von Arques das gesamte Land, dass er in Guînes besaß an den heiligen Bertin, den Apostel der Region Saint-Omer und Gründer der später nach ihm benannten Abtei Saint-Bertin. Die erste Erwähnung des Namens Gisna, aus dem sich die Bezeichnung Guînes entwickelte, stammt aus dem Jahr 807; sie befindet sich in einer Schenkungsurkunde vom 11. Oktober des gleichen Jahres, durch die eine Lebtrude den Mönchen der Abtei ihre Besitzungen am Ghisnervlet, dem Fluss durch Guînes, genannt Wasconingawalla übergab, ein Name, aus dem sich das heutige Bezeichnung Walle entwickelte.
Im 11. Jahrhundert litten Land und Stadt stark unter den militärischen Auseinandersatzungen zwischen Philipp II. von Frankreich und dem Grafen von Flandern; sie wurden mehrfach von den Truppen des Königs ebenso verwüstet wie von denen Renauds de Dammartin, Graf von Boulogne. Trotz dieser Katastrophen nahm Graf Arnold II. 1214 an der Schlacht von Bouvines auf seiten Philipps II. teil, dessen Vasall er geworden war.
Arnold III., 12. Graf von Guînes, geriet am 12. Juli 1253 in der Schlacht von Walcheren in Gefangenschaft, aus der er, um freigelassen zu werden, seine Grafschaft 1285 an den König verkaufen musste. Zehn Jahre später, 1295, gab Philipp IV. von Frankreich einen Teil des Besitzes an Johanna von Guînes zurück, der Enkelin Arnolds III. und Ehefrau von Johann II. von Brienne, Graf von Eu, der daraufhin zusätzlich den Titel eines Grafen von Guînes annahm.
Am 19. November 1350 wurde Rudolf II. von Brienne, Graf von Eu, 15. und letzter Graf von Guînes, Connétable von Frankreich nach einem Hochverratsprozess aufgrund der Einnahme von Caen durch die Engländer, im Hôtel de Nesle auf Befehl König Johanns II. in Paris enthauptet. Der König gab die Grafschaft Eu danach an Johann von Artois, während er die Grafschaft Guînes in die Domaine royal aufnahm.
Drei Jahre nach der Einnahme von Calais, am 22. Januar 1351, geriet die Burg von Guînes durch Verrat in die Hände der Engländer. 1360, im Frieden von Brétigny, wurden Stadt und Grafschaft vollständig England zugesprochen.
[Bearbeiten] Grafen von Guînes
- Siegfried I. genannt der Däne (* um 940; † nach 965), erster Graf von Guînes, ∞ 964, Elstrude von Gent, Tochter von Arnold I. von Flandern und Alix oder Adele von Vermandois; wurde Graf von Guînes als Vasall des Grafen von Flandern.
- Ardolf I. genannt Posthumus, dessen Sohn, ∞ Mathilde von Boulogne (* 965)
- Rudolf I., dessen Sohn, ∞ Rosella von Saint-Pol (* um 995)
- Eustach I., dessen Sohn, ∞ Susanne von Ghermines (oder Gramines) (* um 1015), Tochter von Siger von Ghermines
- Balduin I., dessen Sohn, ∞ Adele oder Christine von Holland (* um 1045, †1085)
- Robert Manasse, dessen Sohn, ∞ Emma von Folkestone (* um 1080, † nach 1140) (Giffard)
- Heinrich von Bourbourg (* um 1115 †1168), dessen Schwiegersohn, ∞ Sibylle von Guînes, Robert Manasses Tochter
- Albert oder Alberich, dessen Schwiegersohn, Graf von Guînes bis zur Trennung von Beatrix von Guînes, Heinrichs Tochter.
- Arnold I., ∞ Mahaut von Saint-Omer (* um 1115)
- Balduin II., deren Sohn, ∞ Christine von Marck (* um 1140, † 2. Juli 1177)
- Arnold II., deren Sohn, Kastellan von Bourbourg in Ardres, Herr von Ardres, ∞ Beatrix von Bourbourg (* um 1175, † 1214)
- Arnold III., deren Sohn, Kastellan von Bourbourg, Herr von Ardres und Alost, ∞ Alix oder Marie von Coucy (* um 1225)
- Johann II. von Brienne († 1302), Graf von Eu und Guînes, ∞ Johanna von Guînes, Enkelin Arnolds III.,
- Rudolf I. († 1344), deren Sohn, Graf von Eu und Guînes, Connétable von Frankreich
- Rudolf II., († 19. November 1350), dessen Sohn, 15. und letzter Graf von Guînes, Connétable von Frankreich
- Georges de la Trémoille, Graf von Guînes 1398-1446.
[Bearbeiten] Quellen
- Lambert d'Ardres, La chronique de Guînes et Ardres, 1203