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Großer Schwertwal

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Großer Schwertwal
Springender Orca
Springender Orca
Systematik
Ordnung: Wale (Cetacea)
Unterordnung: Zahnwale (Odontoceti)
Überfamilie: Delfinartige (Delphinoidea)
Familie: Delfine (Delphinidae)
Unterfamilie: Schwertwale (Orcininae)
Gattung: Orcinus
Art: Großer Schwertwal
Wissenschaftlicher Name
Orcinus orca
Linnaeus, 1758

Der Orca (Orcinus orca -> lat.:orcus - der aus dem Totenreich stammt) oder Schwertwal ist eine auch unter Namen wie „Killerwal“ und „Mörderwal“ bekannte Art der Wale. Er gehört innerhalb der Familie der Delfine (Delphinidae) zur Unterfamilie der Schwertwale (Orcininae), zu der auch der Kleine Schwertwal (Pseudorca crassidens) gezählt wird.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Merkmale

Orcaskelett
Orcaskelett

Männliche Orcas können bis zu acht Meter lang und bis zu neun Tonnen schwer werden. Weibliche Orcas sind mit bis zu 6 m und bis zu fünfeinhalb Tonnen deutlich kleiner. Mit diesen Ausmaßen ist der Orca die größte Art der Delfine, und einer der größten Zahnwale überhaupt. Der Name „Schwertwal“ kommt von der mächtigen Rückenflosse (Finne), die beim Männchen bis zu 1,8 Meter lang wird. Oberkopf, Brustflossen (Flipper) sowie Rücken- und Schwanzflosse (Fluke) sind schwarz, die Kehle und der Bauch weiß. Die Seiten und der Rücken sind tief schwarz mit Ausnahme eines weißen, ovalen Flecks über und hinter dem Auge und eines variablen „Sattels“ hinter der großen Rückenfinne.

[Bearbeiten] Verbreitung

Orcas haben eine weltweite Verbreitung, kommen aber in arktischen und antarktischen Gewässern am häufigsten vor. In gemäßigten Meeren sind sie seltener zu finden und in den Tropen Ausnahmeerscheinungen. Bevorzugt werden küstennahe Gewässer und Buchten. Der Große Schwertwal bewohnt auch europäische Atlantikküsten, insbesondere die heringreichen Gewässer um Island und vor Norwegen. Orcas werden aber auch im westlichen Mittelmeer gesehen, z.B. in der Meerenge von Gibraltar. In der Nordsee sind sie nur sehr selten zu finden. Über die Jahrzehnte sind auch etwa ein Dutzend Fälle von Orcas bekannt geworden, die sich in die Ostsee verirrt hatten.

[Bearbeiten] Lebensweise

Orca in der Arktis
Orca in der Arktis

Der Orca kann bis zu 15 Minuten lang tauchen und schwimmt bis zu 55 km/h schnell. Seine Nahrung besteht vornehmlich aus Kalmaren, Vögeln, Robben und Fischen, gelegentlich auch Aas sowie anderen Delfinen und Walen.

Der Orca zählt zu den intelligentesten Meeresräubern. Er jagt meist im Verband und hat sich, je nach Nahrungsangebot, auf verschiedene Jagdtechniken spezialisiert:

  • Die Orcas in Südamerika werfen sich auf der Jagd nach Robben sogar auf den Strand.
  • In Island jagen die Schulen Heringe, die sie mit Hilfe ihrer Schwanzflosse bewusstlos schlagen, um sie dann in aller Ruhe zu fressen.
  • In Kanada jagen die Wale vornehmlich Lachse, denen sie an den Flussmündungen auflauern.
  • Es wurde in seltenen Fällen auch beobachtet, dass Orcas mit ihren Herden auch einzelne Blauwale attackieren, allerdings nur geschwächte, kranke oder verletzte Tiere bzw. Jungtiere. Dabei haben sie eine besondere Taktik entwickelt. Einige Tiere beißen den Beutewal in die Schwanzflosse (Fluke), um ihn am Wegschwimmen zu hindern, andere Tiere beißen ihn in den Kopf und in Augennähe. Damit verhindern sie, dass der Wal abtaucht. Eine andere Taktik bei der Jagd auf Blauwale scheint aus mehrstündigen Treibjagden zu bestehen, bei denen darauf gezielt wird, das ermüdete Jungtier vom Muttertier zu trennen. Die Orcas versuchen das Jungtier unter Wasser zu drücken und dadurch zu ertränken. Vom Kadaver fressen sie nur den Unterkiefer und die Zunge.
  • Im August 2005 wurde ein Fall bekannt, in dem ein in Gefangenschaft lebender Orca selbständig erlernte, Möwen zu fangen. Er hinterlässt zerkaute Fischteile an der Meeresoberfläche und wartet im Wasser darunter auf Möwen, um sie dann zu erbeuten. [1]
Delfinecho
Delfinecho

Nach Erreichen der Geschlechtsreife kalbt der weibliche Orca etwa alle vier bis fünf Jahre nach einer Tragzeit von etwa 15 bis 16 Monaten. Nach Beobachtungen von Jerome Siegel et al. der University of California in Los Angeles an in Gefangenschaft lebenden Tieren schläft das Muttertier nach der Geburt zwei Wochen lang fast überhaupt nicht. Das Kalb bleibt in dieser Zeit ebenfalls ununterbrochen wach, doch dieser Schlafmangel schwächt es nicht, es nimmt im Gegenteil an Gewicht zu. Anschließend stellen sich bei der Mutter und ihrem Kalb kurze Schlafphasen ein, und das Muttertier erreicht erst nach 22 Wochen die normale Schlafdauer.

Die Orcas leben in Schulen, die von einem älteren Weibchen angeführt werden. Die Jungen bleiben ein Leben lang bei ihrer Familie, sowohl die Männchen als auch die Weibchen, deren eigener Nachwuchs ebenfalls bei der Gruppe bleibt. Diese Form des Matriarchats wurde früher nicht erkannt, als man analog zu anderen Raubtieren von dominanten Bullen mit Harems ausging. Erst die intensive Forschung in der Wildnis seit Mitte der 70er führte zu einer Korrektur dieses Bildes.

Bei den Populationen vor Norwegen sind auch so genannte nomadische Männchen bekannt, die keiner festen Familie angehören und sich zu Jagdzwecken unterschiedlichen Orcagruppen anschließen.

Fischfressende Orcagruppen (bis zu 100 und mehr Tieren) sind zumeist deutlich größer als Orcagruppen, die sich von anderen Meeressäugetieren ernähren (in der Regel weniger als 10 Tiere). Wissenschaftler sehen als Ursache die unterschiedlichen Jagdtechniken.

Ein weiblicher Orca wird im Durchschnitt etwa 50 Jahre alt, kann aber auch ein Alter von 80 oder mehr Jahren erreichen. Männchen haben eine geringere Lebenserwartung von etwa 30 Jahren, es sind aber auch Fälle von über 50 Jahre alten Walbullen bekannt.

Vom Großen Schwertwal sind drei Populationstypen bekannt, die als Resident, Transient und Offshore bezeichnet werden. Der Resident verbleibt ständig in einem Gebiet, die Wanderschaft zwischen warmen und kalten Gebieten in Winter und Sommer wie beim Transient finden nicht statt. Während der Resident und der Transient sich hauptsächlich in Küstennähe aufhalten, ist der Offshore Typ hauptsächlich außerhalb der Küstengewässer anzutreffen. Weiterhin unterscheiden sich diese drei Populationen im sozialen Verhalten, in der äußeren Erscheinung und in der bevorzugten Nahrung. Außerdem konnten auch Unterschiede in den Walgesängen beobachtet werden.

[Bearbeiten] Orcas und Menschen

Zwei Orcas
Zwei Orcas

Namen wie „Killerwal“ oder „Mörderwal“ zeigen, dass menschliche Beobachter lange Zeit keine hohe Meinung von diesem Wal hatten. Beobachtungen von - aus menschlicher Sicht - brutalen Angriffen auf Delfine, Seehunde und Pinguine haben zu diesen Namen geführt. In der freien Wildbahn ist allerdings nicht ein einziger Fall eines Orca-Angriffs auf Menschen dokumentiert. Der US-amerikanische Film Free Willy mit dem darin vorkommenden Wal Keiko und die Entdeckung des Orcas durch die Plüschtier-Industrie haben ihm in jüngerer Zeit das Image eines liebevollen Menschenfreundes verliehen. Die Wahrheit liegt wohl zwischen den beiden Extremen.[2]

Orcas waren so gut wie nie ein Ziel des kommerziellen Walfangs. Lediglich die Sowjetunion jagte in den 60ern Orcas als Futter für Pelztierfarmen. Allerdings sah man in ihnen oft eine lästige Konkurrenz der Fischer. In den 50ern bat die isländische Regierung die USA um Hilfe bei der Ausrottung des Orcas in isländischen Gewässern. Die darauf folgende von Flugzeugen gestützte Operation wurde damals als großer Erfolg angesehen.

Ein Orca in Sea World
Ein Orca in Sea World

Seit Mitte der 60er Jahre werden Orcas auch gern in Delfinarien bzw. Meeres-Themenparks vorgeführt. Hierzu wurden bis dato mehr als 200 Orcas gefangen. Seit Mitte der 80er wird der Bedarf für die Delfinarien verstärkt über eigene Nachzucht gedeckt. Kritiker bemängeln allerdings, dass es in der Enge eines künstlichen Beckens einem Wal nicht möglich ist, artgerechte Bedingungen vorzufinden. Tatsächlich leiden fast alle gefangenen Orcas unter Krankheiten. In Delfinarien kam es auch schon vereinzelt zu Aggressionen gegenüber Menschen. Bei den beiden Vorfällen mit Todesfolge handelt es sich aber nach übereinstimmender Meinung der Experten um Unfälle und nicht um absichtliche Tötungen. Das dauerhafte Umknicken der Rückenflosse, in freier Natur eine selten beobachtete Erscheinung, widerfährt vielen in Gefangenschaft gehaltenen Orcas. Bei der Rückenflosse handelt es sich um reines Zellgewebe, das nicht knochengestützt ist. Durch das gegenüber der Wildnis viel häufigere Verharren oder kreisförmige Schwimmen an der Wasseroberfläche ist die Rückenflosse vermehrt der Schwerkraft und höheren Temperaturen ausgesetzt. Dadurch verliert das Zellgewebe insbesondere bei den größeren Rückenflossen der Männchen mit fortschreitendem Wachstum an Stabilität. Aber auch bei Weibchen kommt dieses Umknicken vor.

Der „Sattel“ und die Form der Rückenflosse dienen der Walforschung zur Identifizierung der einzelnen Tiere.

[Bearbeiten] Quellen

  1. http://www.wissenschaft.de/wissen/news/256838.html
  2. In der Zeitschrift Nature (Band 445, Heft 7129 vom 15. Februar 2007, S. 703-705) wurde die Bezeichnung Killerwal in einem Bericht zur Ökologie der Orcas auf eine Fehlübersetzung der alten spanischen Bezeichnung asesina ballenas = Wal-Killer zurückgeführt.

[Bearbeiten] Literatur

  • John Ford, Graeme Ellis, Kenneth Balcomb: Killer Whales. University of Washington Press, 2000 ISBN 0295979585
  • Erich Hoyt: Orca - The Whale Called Killer. Firefly Books, 1990, ISBN 0920656250
  • Peter Knudtson: Orca - Visions Of The Killer Whale. Sierra Club Books, 1996, ISBN 087156906X
  • Alexandra Morton: Listening To Whales. Ballantine Books, 2002, ISBN 0345437942
  • Elisabeth Lehmke, Jean C. Roche: Wale - Giganten der Meere. Kosmos (Franckh-Kosmos), 2002 -Greenpeace-Buch + CD mit Walgesängen-

[Bearbeiten] Weblinks

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Commons
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