Hans Kroll
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Hans Kroll (* 18. Mai 1898 in Deutsch-Piekar (heute: Piekary Śląskie), Oberschlesien; † 8. August 1967 in Starnberg, Bayern) war ein deutscher Diplomat und Botschafter in Belgrad, Tokio und Moskau.
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[Bearbeiten] Leben
Hans Kroll trat nach seinen Studium und seiner Promotion in den diplomatischen Dienst ein. Nach verschiedenen Aufgaben zwischen 1920 und 1925 wurde er 1925 in die USA versetzt. Von 1929 bis 1936 war er im Auswärtigen Amt tätig. Kroll war während der Jahre 1936 bis 1945 in der Türkei tätig, zuletzt als Erster Botschaftsrat. Vonn 1946 bis 1952 arbeitete Hans Kroll beim Wiederaufbau der deutschen Verwaltung mit.
Von 1953 bis 1955 war Kroll deutscher Botschafter in Belgrad, Jugoslawien, und hatte als erster deutscher Nachkriegsbotschafter in Jugoslawien die Gelegenheit, die durch den Tod Stalins verursachten politischen Auswirkungen zu beobachten. Nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Japan und Deutschland war Kroll von 1955 bis 1958 erster deutscher Botschafter in Tokio, Japan.
Zur Zeit des Mauerbaues der DDR im Jahre 1961 war Kroll Botschafter der der Adenauer-Regierung in Moskau, Union der sozialistischen Sowjetrepubliken, von 1958 bis 1962. Er war im Interesse Adenauers und Chruschtschows sehr engagiert einen deutsch-russischen Friedensvertrag auf den Weg zu bringen.
Hans Kroll wurde 1962 von Gegnern eine deutsch-russischen Friedens in eine Affäre/ Intrige verstrickt; ihm wurde "Eigenmächtigkeit" vorgeworfen - er wurde schliesslich in den Innendienst des Auswärtigen Amtes versetzt. Die Pressemedien, insbesondere Springer, forcierten die Intrige und titelten ohne große Zurückhaltung: „Schickt Kroll in die Wüste!" (Bild-Zeitung 1962).
Kroll war Mitglied der katholischen Studentenverbindung K.D.St.V. Winfridia (Breslau) Münster im CV.
[Bearbeiten] Kroll-Affäre
Hans Kroll als, Botschafter der Bundesrepublik, war Mittler und geschätzter Vertrauter von Adenauer und Chruschtschow. Über die diplomatischen Kanäle wurde ein Friedensvertrag immer wieder zwischen Deutschland und der Sowjetunion diskutiert. Hans Kroll übergab beispielsweise am 5. Januar 1959 in Moskau die Antwortnote Adenauers auf den sowjetischen Entwurf eines Friedensvertrags vom 27. November 1958. Dieser wird jedoch umgehend als unannehmbar abgelehnt.
Kroll wurde vorgeworfen, in einem Gespräch mit Chruschtschow ohne Auftrag Adenauers eigene Vorstellungen zur Lösung des Deutschland-Problems entwickelt - Vorstellungen, die der offiziellen Politik der Bundesrepublik zuwiderliefen. Der Beweis, daß er sich nicht "amtsgerecht" verhalten habe, war nicht zu erbringen. Er fuhr zurück, ausgestattet gleichsam mit einem "Persilschein" des Regierungschefs -, der es obendrein wohl zu schätzen wußte, in der sowjetischen Hauptstadt einen Vertreter zu wissen, der sich eines guten Kontaktes zu Nikita Chruschtschow erfreut.
Krolls Feinde im Auswärtigen Amt aber - und er hatte dort fast nur Feinde die an einer deutsch-russischen Aussöhnung nicht interessiert waren - lagen weiter auf der Lauer. Am 17. Februar 1962 kam ein neuer Paukenschlag. Der Bonner Korrespondent der " Welt " ließ sich in einem Leitartikel vernehmen: " Die Zahl derer in Bonn ist nicht klein, die wissen, daß es einen vielgenannten Beamten gibt, der den deutschsowjetischen Ausgleich, koste es, was es wolle, propagiert ."
Kanzleramt und Auswärtiges Amt reagierten zunächst nicht und stellten den Vorwurf richtig, sondern beriefen Kroll wenig später ab. Ungeklärt ist der Einfluss Washingtons auf die Entbindung Krolls, da das Engagement für einen deutsch-russischen Friedensvertrag den Zielen der US-Regierung nicht entsprach („usGovernment was expressing interest in having Kroll recalled.“ - Felix von Eckhardt 1962)
[Bearbeiten] Zitate
- Der bundesdeutsche Botschafter in Moskau, Hans Kroll, beschreibt in seinem Tagebuch die in Moskau herrschende politische Stimmung im Jahre 1962: "Die sowjetische Presse und der sowjetische Rundfunk setzen ihren Nervenkrieg in der Berlin-Frage fort. Offenbar hat die enorme Zunahme der Flüchtlingszahlen nicht nur Pankow, sondern auch den Kreml nervös gemacht. Botschafter Thompson (der amerikanische Botschafter in Moskau, d. Hg.) befürchtet, daß man bald etwas gegen diese Massenflucht unternehmen wird. Aber was kann man dagegen tun? Sollte man versuchen, die Lufttransporte zu behindern, so dürfte dies mit Sicherheit zu einer akuten und überaus ernsten Krise führen. Ich fand Botschafter Thompson, aber auch meine Freunde Roberts und Dejean (der britische bzw. französische Botschafter in Moskau) selten so besorgt wie jetzt." (Kroll 1967, S. 498)
- Dem damaligen deutschen Botschafter im Moskau, Hans Kroll, erläuterte Chruschtschow später: "Man kann sich unschwer ausrechnen, wann die ostdeutsche Wirtschaft zusammengebrochen wäre, wenn wir nicht alsbald etwas gegen die Massenflucht unternommen hätten. Es gab aber nur zwei Arten von Gegenmaßnahmen: die Lufttransportsperre oder die Mauer. Die erstgenannte hätte uns in einen ernsten Konflikt mit den Vereinigten Staaten gebracht, der möglicherweise zum Krieg geführt hätte. Das konnte und wollte ich nicht riskieren. Also blieb nur die Mauer übrig. Ich möchte Ihnen auch nicht verhehlen, dass ich es gewesen bin, der letzten Endes den Befehl dazu gegeben hat. Ulbricht hat mich zwar seit längerer Zeit und in den letzten Monaten immer heftiger gedrängt, aber ich möchte mich nicht hinter seinem Rücken verstecken, er ist viel zu schmal für mich." (Nach: Hans Kroll, Lebenserinnerungen eines Botschafters Köln/Berlin 1967)
[Bearbeiten] Schriften
- "Botschafter Hans Kroll. Lebenserinnerungen eines Botschafters.", Kiepenheuer & Witsch 1967
- "Mémoires d'un ambassadeur", Fayard Paris 1968
- "Botschafter in Belgrad, Tokio und Moskau: 1953-1962", Deutscher Taschenbuch-Verlag München 1969
[Bearbeiten] Literatur
- Konrad Fuchs "Hans Kroll. Schlesische Lebensbilder", Wissenschaftlicher Informationsdienst WID
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Hans Kroll im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- "Die Posse am Rhein Affäre Kroll: Es bleibt die Wahl zwischen zwei Übeln" (Die Zeit 1962)
- "Die Intrige gegen Botschafter Kroll" (Deutsche Politik S. 301/302
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Kroll, Hans |
| KURZBESCHREIBUNG | Botschafter der Bundesrepublik Deutschland |
| GEBURTSDATUM | 18. Mai 1898 |
| GEBURTSORT | Piekary Śląskie, Oberschlesien |
| STERBEDATUM | 8. August 1967 |
