Haus Heisingen
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Haus Heisingen ist ein Rittergut am rechten Ufer der Ruhr in Essen-Heisingen, dessen älteste erhaltene Bausubstanz in das 12. Jahrhundert datiert.
Als Lehen der Abtei Werden war es seit 1458 über zwei Jahrhunderte lang im Besitz der Freiherren Stael von Holstein, ehe es zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu einem Sommersitz der Werdener Äbte umgebaut wurde. Nach der Säkularisation kam es 1815 zuerst an Preußen und 1891 dann in Privatbesitz. Heute befinden sich in der Anlage Mietswohnungen.
Die große Bedeutung des Hauses für den Ort schlug sich in Heisingens Wappen nieder. Dieses zeigt Haus Heisingen stark vereinfacht als Zinnenmauer mit steinernem Rundbogentor unter sechs roten Kugeln, die aus dem Familienwappen der Stael von Holstein übernommen wurden.
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[Bearbeiten] Beschreibung
Die 65 x 45 Meter große Anlage besteht aus einem östlich gelegenen Herrenhaus aus Bruch- und Ziegelstein und einem zweiflügeligen Wirtschaftsgebäude an der südwestlichen Ecke des Areals, das im Norden und Südosten von einer Bruchsteimauer begrenzt wird. Senken und Aufschüttungen an einigen Seiten der Anlage lassen darauf schließen, dass Haus Heisingen früher von einem Graben umgeben war.
Das schlichte, zweigeschossige Herrenhaus ist weiß verputzt und besitzt auf beiden Giebelspitzen seines Walmdachs kleine Aufsätze in Form einer Zwiebelhaube mit abschließender Wetterfahne.
Das Rundbogenportal an der Nordwestecke wurde im Stil des Barock ebenfalls aus Bruchsteinen errichtet und trägt über der Durchfahrt das Wappen Benedikts von Geismar, der das Tor im 18. Jahrhundert als Abt von Werden errichten ließ. Im Bereich der Zufahrt wurden im Rahmen einer baugeschichtlichen Untersuchung auch Fundamentreste eines Rundturms freigelegt, der zu einem mittelalterlichen Vorgängerbau des heutigen Hauses gehörte.
[Bearbeiten] Geschichte
Haus Heisingen ging aus einem Oberhof der Abtei Werden hervor. Im 9. Jahrhundert lag der Ort an der Grenze des fränkischen und sächsischen Siedlungsgebiets, und der sogenannte Hof Coefeld (auch Kofeld) sicherte die Ansprüche der Franken gegenüber ihren Nachbarn [1]. Aus diesem Hofgut entwickelte sich im 11. und 12. Jahrhundert durch Ausbau und Befestigung eine kleine Burg, die ab Beginn des 13. Jahrhunderts ein Mannlehen des Werdener Klosters war. Ihr erster nachweisbarer Aufsitzer war die Familie „von Dücker“ [2]. 1458 gelangte Haus Heisingen in den Besitz Ruprechts Stael von Holstein [3], der als Vogt und Amtmann der Abtei fungierte.
1709 war die Anlage stark heruntergekommen. Der damalige Werdener Abt Coelestin von Geismar erwarb es für 34.500 Gulden und ließ es zu einem Sommersitz umbauen. Dazu wurde nicht nur das verfallene Herrenhaus wieder aufgebaut, sondern südwestlich davon auch ein L-förmiger Wirtschaftstrakt errichtet und das gesamte Areal durch eine Ringmauer umschlossen. Unter einem Nachfolger Coelestins, Benedikt von Geismar, wurde der Eingangsbereich mit einem repräsentativem Portal ausgestattet, das dem barocken Zeitgeschmack entsprach.
Durch Säkularisation kam Haus Heisingen 1803 an den französischen Staat, der die Anlage wie den gesamten Werdener Besitz 1808 an das Großherzogtum Berg abtrat. Durch die Vereinbarungen des Wiener Kongress folgte aber schon 1815 ein weiterer Besitzerwechsel: Haus Heisingen wurde preußisch. Preußen verkaufte es im Jahr 1842 dann an eine Bergwerksgesellschaft, von der es 1891 der Heisinger Kaufmann Sonnenschein erwarb. Seine Familie ist auch heute noch Eigentümerin der Anlage.
Nachdem sowohl das Innere des Herrenhauses als auch das der Wirtschaftgebäude zu kleineren Einheiten umgestaltet wurde, wird Haus Heisingen heute zu Wohnzwecken genutzt.
[Bearbeiten] Literatur
- Berufsförderungszentrum Essen (Hrsg.): Denk mal! Restauration des Baudenkmals Haus Heisingen. In: Bfz-Info. Jg. 3, Nr. 8, 1993, S. 2–5.
- Günther Binding: Essen. Haus Heisingen. In: Bonner Jahrbücher. Nr. 171, 1971, S. 544−545, ISSN 0067-4893.
- Bürgerschaft Heisingen e.V. (Hrsg.): Heisinger Denkmalpfade. Ein Wanderführer zu den historischen Stätten in Heisingen. Bürgerschaft Heisingen, Essen 2004.
- Hermann Burghard: Das Stahlshaus zu Heisingen. In: Essener Beiträge. Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen. Nr. 112, 2000, S. 106–127, ISSN 1432-6531.
- Ilse Cram: Ein Sommersitz der Werdener Äbte. Haus Heisingen: Ein Lehnsgut der Abtei Werden. In: Historischer Verein Werden (Hrsg.): Geschichten aus der Werdener Geschichte. Bd. 3, Essen-Werden 2005, S. 37−46, ISBN 3-00-017631-4.
- Klaus Gorzny: Ruhrschlösser. Piccolo-Verlag, Marl 2002, S. 133-134, ISBN 3-9801776-7-X.
- Gregor Spohr: Romantisches Ruhrgebiet. Burgen, Schlösser, Herrenhäuser. 2. Aufl. Pomp, Bottrop/Essen 1996, S. 30, ISBN 3-89355-110-7.
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Haus Heisingen – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Beitrag von Peter Marnitz auf www.waz.de, Stand: 23. Januar 2007
- ↑ www.stael-von-holstein.de Stand: 23. Januar 2007
- ↑ K. Gorzny: Ruhrschlösser. S. 133
Koordinaten: 51° 24' 1.70" N, 07° 04' 27" O