Hautnah
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Hautnah ist ein gefeiertes Theaterstück von Patrick Marber, das 2004 von Mike Nichols auf der Basis von Marbers Drehbuch verfilmt wurde.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Handlung
Stück und Film erzählen in kurzen Szenen von den miteinander verknüpften Beziehungen und Schicksalen des Schriftstellers Dan (Jude Law), der Stripperin Alice (Natalie Portman), der Photographin Anna (Julia Roberts) und des Arztes Larry (Clive Owen).
Inmitten von London begegnen sich der erfolglose Schriftsteller Dan und die gerade von New York nach England gekommene Alice und verlieben sich sofort ineinander. Dan verlässt für sie seine aktuelle Freundin. Als Dan ein Jahr später für einen auf Alice' Leben basierenden Roman photographiert werden soll, flirtet er mit der Photographin Anna. Als sie ihn abweist, gibt er sich auf einer Sex-Seite im Internet gegenüber dem Arzt Larry als Anna aus und arrangiert ein Treffen der beiden. Doch Anna und Larry verstehen sich und beginnen selber eine Beziehung, in deren Verlauf beide heiraten. Doch auch dieses Glück ist nicht von Dauer. Anna beginnt ein Verhältnis mit Dan und alle Protagonisten versinken immer tiefer in einem Strudel aus Sex, Gier, Verzweiflung und Lügen.
Anna trennt sich von Larry ebenso wie Dan von Alice. Während Anna und Dan ein neues Paar werden, geraten Larry und Alice aus der Bahn. Alice arbeitet wieder als Stripperin und wird von Larry aufgesucht.
Um ihren Ehemann dazu zu bringen, in die Scheidung einzuwilligen, schläft Anna mit Larry, doch als Dan dies erfährt, beendet er die Beziehung. Er sucht später Larry auf, der ihm erzählt, dass er wieder mit Anna zusammen sei und wo Alice lebt. Larry, der sich an Dan rächen will, informiert ihn aber auch darüber, dass er mit der Stripperin die Nacht verbrachte. Als Dan Alice dazu zwingt, dies zu offenbaren, beendet sie die Beziehung und kehrt nach New York zurück.
[Bearbeiten] Film
Filmdaten | |
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Deutscher Titel: | Hautnah |
Originaltitel: | Closer |
Produktionsland: | USA |
Erscheinungsjahr: | 2004 |
Länge (PAL-DVD): | 104 Minuten |
Originalsprache: | englisch |
Altersfreigabe: | FSK 12 |
Stab | |
Regie: | Mike Nichols |
Drehbuch: | Patrick Marber |
Produktion: | Cary Brokaw John Calley Mike Nichols Scott Rudin |
Musik: | Steven Patrick Morrissey |
Kamera: | Stephen Goldblatt |
Schnitt: | John Bloom Antonia van Drimmelen |
Besetzung | |
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[Bearbeiten] Kritik
Fast als Kammerspiel inszeniert und mit den verschiedenen Ebenen der Geschichte spielend, wurde der Film von der Kritik größtenteils gelobt. Regie-Altmeister Nichols und Autor Patrick Marber gelingt ein verstörender und pessimistischer, wenn auch nicht hoffnungsloser Blick auf moderne urbane Beziehungen.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
[Bearbeiten] Golden Globes 2005
- Beste Nebendarstellerin (Natalie Portman)
- Bester Nebendarsteller (Clive Owen)
[Bearbeiten] Oscars 2005
- Beste Nebendarstellerin (Natalie Portman) - Nominierung
- Bester Nebendarsteller (Clive Owen) - Nominierung
[Bearbeiten] BAFTA Awards 2005
- Bester Nebendarsteller (Clive Owen)
[Bearbeiten] Online Film Critics Society Awards 2004
- Bester Nebendarsteller (Clive Owen) - Nominierung
- Beste Nebendarstellerin (Natalie Portman) - Nominierung
- Bestes adaptiertes Drehbuch - Nominierung
[Bearbeiten] Weitere Auszeichnungen
- Sierra Award 2005 der Las Vegas Film Critics Society
- NBR Award 2005 der National Board of Review
- NYFCC Award 2005 des New York Film Critics Circle für Clive Owen
- SDFCS Award 2005 der San Diego Film Critics Society für Natalie Portman
- TFCA Award 2005 der Toronto Film Critics Association für Clive Owen
[Bearbeiten] Theatervorlage
Das Theaterstück von Patrick Marber wurde auch im deutschsprachigen Raum in vielen Städten gespielt. Der Erfolg des Stücks speist sich auch aus den Aufgeregtheiten, die die sexualisierten Texte beim Theaterpublikum mitunter auslösten.
[Bearbeiten] Kritik
Männer lassen die Hosen runter, Frauen brechen durch eine riesige Leinwandvagina auf die Bühne. So hinterrücks defloriert prangen die gespreizten Schamlippen dem Oldenburger Publikum direkt ins Gesicht. Die Premiere von Patrick Marbers "Hautnah" löste unter der Regie von Urs Odermatt den Titel des Stückes ein und trennte dadurch nach der Pause im Oldenburgischen Staatstheater zartbesaitetere TheatergängerInnen von den aufgeschlosseneren. Die bildeten dann aber eine klare Mehrheit und quittierten die Inszenierung mit viel Beifall.
Vor einer riesigen Videoleinwand treffen vier Menschen aufeinander, um es Goethes Wahlverwandtschaften nachzutun. Doch was schon im Zeitalter der Aufklärung schief ging, wird natürlich in cyberanimierten Zeiten perverser, brutaler, aber nicht glückbringender. Der verhinderte Schriftsteller und Nachrufautor Dan (Roman Kohnle) trifft die naive Stripperin Alice (Jördis Johannson) und beutet ihre Lebensgeschichte für seinen Roman aus. Kurz darauf lernt er die Foto-Künstlerin Anna kennen und fährt auf sie ab. Immer auf der Suche nach Stoff für seine Geschichten, loggt er sich unter ihrem Namen in der Chat-Gruppe "London fickt" ein und preist "seine" epischen Titten, auf die wiederum "spitze Spritze" Larry abfahrt. In einem boulevardesken Missverständniskuddelmuddel lernt Larry die echte Anna kennen. Der selbstverliebte, zynische Arzt Larry und die exaltierte Künstlerin Anna werden ein Ehepaar. Was sie allerdings nicht davon abhält, es auch mit Dan und Alice zu treiben. Denn jeder weiß Bescheid, nichts hat irgendwas zu bedeuten.
Und doch wird die Frage "Bist du gekommen?" so mörderisch wichtig, dass sie die eigentliche Frage verdeckt: Was bedeute ich dir? Nein, so zu reden fällt diesen EgomanInnen nicht mehr ein. Schließlich können Larry und Anna nur noch aufeinander einprügeln, weil sie anders keine Sprache mehr finden für Verletztheit, die in diesem total veröffentlichten Diskurs über Sex - als postmodernes Kürzel für ein außerirdisches Phänomen namens Liebe - nicht mehr sein darf.
In diesem Stück rührt die Verletztheit erst aus dem totalen Zwang zur Veröffentlichung, die alles entwertet. Sprache wird bei Marber zum Datenträger. Sie läuft teilweise rückwärts im Mund der SchauspielerInnen. Doch auch richtig abgespult, ergibt sie oft nur inhaltsleeren Salat.
Die Inszenierung von Urs Odermatt macht das Deutliche noch deutlicher. So lässt Dan zu seinem "Ich liebe Dich" sinnfällig Seifenblasen fliegen. Auf der Leinwand spulen die Redenden ihren Text ab. Es ist ein tonloses Bild zu den vielen Entschuldigungen, die keine Konsequenz haben. Denn als Offenheit getarnte Geständnisse sind nur eine andere Art, Exhibitionismus und Voyeurismus zu befriedigen. In körperlicher Gewalt suchen Anna und Larry zugleich Grenzen und wirklichen Kontakt.
Joanne Gläsel als Anna und Jürgen Lorenzen als Larry sind in diesem elenden Clinch mimisch und physisch enorm präsent. Und sie bewahren die Inszenierung, die vor Wortwitz und dazu improvisierten Einfällen nur so bersten will, auch vor inflationärer Überfülle.