Heinrich Mertens
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Heinrich Mertens (* 6. Februar 1906 in Düsseldorf; † 1968 bei einem Verkehrsunfall) war Publizist und Herausgeber des „Roten Blatts der katholischen Sozialisten“ und Bürgermeister von Halle und Jena.
[Bearbeiten] Leben
Heinrich Mertens entstammte dem rheinisch-katholischen Arbeitermilieu; er wurde am 6. Februar 1906 in Düsseldorf geboren. Nach der kaufmännischen Lehre und dreimonatigem Aufenthalt bei Aachener Franziskanern ging er nach Wien zu den „Herrgottsknechten“. Das waren junge Katholiken, die unentgeltlich handwerkliche Sozialarbeit leisteten. Sie verzichteten dabei auf Statuten und organisatorisches Gefüge und führten ein bewußt bescheidenes Leben. Mertens gab für sie das Werkheft „Ruf zur Wende“ heraus. In Wien stieß er zu einem Kreis um den katholischen Sozialreformer Anton Orel (1881-1959) und dessen Wochenblatt „Das neue Volk“. Orels sozial-romantischen Antikapitalismus hielt Mertens für überholt und nicht geeignet für die Praxis des Alltags. Die Überwindung des Kapitalismus traute er eher dem Sozialismus zu, jedoch ohne die Marxschen Lehren.
1926 fand er durch Vermittlung des Volksvereins für das katholische Deutschland eine nachrangige Stelle beim Jugendhaus Düsseldorf. Aufgrund seines offenen Bekenntnisses zum Sozialismus wurde er auf Veranlassung von Ludwig Wolker bald entlassen. Er stieß dann zum Redaktionsstab der „Rheinischen Zeitung“.
1928 gründete er den „Bund katholischer Sozialisten Deutschlands“ und gab ihm mit dem „Roten Blatt katholischer Sozialisten“ ein Forum. Die Zentrale des Bundes befand sich in Köln. Die Mitglieder kamen vorwiegend aus den Reihen der Sozialdemokratie. Aber auch einige junge Kapläne traten unter Pseudonymen bei. Das Rote Blatt hatte ca. 1800 Abonnenten, vorwiegend katholische Korporationen, Intellektuelle, sowie katholische, aber auch einige evangelische Theologen. Prominentes Mitglied und geistig führend war Ernst Michel, Leiter der 1921 von den Gewerkschaften in Frankfurt gegründeten „Akademie der Arbeit“. Aber die Absicht, katholischen Glauben mit sozialistischem Gedankengut zu verbinden, mißlang. Die Sozialdemokratie zeigte sich wenig interessiert, weil sie keinen Mitgliederzuwachs feststellen konnte. Die päpstliche Enzyklika „Rerum novarum“ betonte 1931 die Unvereinbarkeit von Christentum und Sozialismus.
Als Stipendiat der Abraham-Lincoln-Stiftung studierte Heinrich Mertens in Frankfurt Philosophie, Volkswirtschaft, Pädagogik und Psychologie. Später erhielt er eine Stelle beim Frankfurter Sender. In dieser Position trat er sogar in die SA ein. Dabei hoffte er auf eine „zweite Revolution“ innerhalb des Nationalsozialismus, nämlich den Aufstand der Sozialisten gegen die Nationalisten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Heinrich Mertens vorübergehend Bürgermeister im damalig ostzonalen Halle und in Jena. 1947 ging er in den Westen und gab die Zeitung „Ost-West-Handel“ heraus. Er stand dem späteren nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Heinz Kühn nahe. 1968 starb er bei einem Verkehrsunfall.
Vorgänger |
Oberbürgermeister von Jena 1946 - 1947 |
Nachfolger Dr. Herdegen |
Personendaten | |
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NAME | Mertens, Heinrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Publizist, Herausgeber und Bürgermeister von Halle und Jena |
GEBURTSDATUM | 6. Februar 1906 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |
STERBEDATUM | 1968 |