Herrschaft Hummel
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Die Herrschaft Hummel ist eine historische Landschaft im Westteil der ehemaligen Grafschaft Glatz in Schlesien.
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[Bearbeiten] Das Hummelschloss
Mittelpunkt der Herrschaft Hummel war das Hummelschloss auf einem Kegel über dem Tal der Reinerzer Weistritz, etwa 3 km westlich von Reinerz entfernt. Durch seine geographische Lage sicherte es die wichtige Straße von Prag über den Hummelpass nach Glatz und Breslau, den Polenweg. Bis ins 15. Jahrhundert führte das Hummelschloss den Namen Landfried. 1427 wurde es von den Hussiten erobert, die von hier aus Einfälle in das Glatzer Land und nach Schlesien unternahmen. In dieser Zeit kam für den Landfried die tschechische Bezeichnung Homole auf. Seit 1560 war das Schloss unbewohnt und verfiel. Auf seiner Reise von Neuburg/Donau nach Krakau im Jahre 1536 ließ Pfalzgraf Ottheinrich auch die Burg Hummel skizzieren. Dies ist die einzige erhaltene, wirklichkeitsgetreue Darstellung der noch nicht zerstörten Anlage.
[Bearbeiten] Geschichte der Herrschaft Hummel
Das Gebiet der Herrschaft Hummel gehörte im 10. Jahrhundert dem böhmischen Fürsten Slavnik und kam 995 an das Fürstengeschlecht der Přemysliden. Die Herrschaft umfasste in ihrer ersten Zeit lediglich die östliche Hälfte des nachmaligen Hummelbezirks, also das Flussgebiet der Weistritz mit dem Städtchen Reinerz und einer Anzahl Dörfer (Roms, Utschendorf, Hartau, Friedersdorf, Rückers, Keulendorf, Hermsdorf).
Im 14. Jahrhundert war die Herrschaft im Besitz der Herren von Pannwitz. Mit dem Übergang an Dietrich von Janowitz (1392–1411) wurde sie mit seiner benachbarten Herrschaft Nachod vereinigt. 1444–54 kam sie in die Hände des Hynek von Kruschina, der auch Pfandinhaber des Glatzer Landes war. Unter Georg von Podiebrad und seinen Söhnen (den Herzögen von Münsterberg), denen auch die Herrschaft Nachod gehörte, war sie bis 1477 wieder mit Nachod vereinigt.
1477 schenkte Herzog Heinrich d. Ä. von Münsterberg, erster Graf von Glatz, die Herrschaft Hummel dem Hildebrand von Kauffung, wobei er sie in die Grafschaft Glatz eingliederte und sie gleichzeitig um die böhmische Seite mit den Kirchspielen Lewin und Tscherbeney und um die beiden Dörfer Schlaney und Brzesowie, die nicht zum Kirchspiel Tscherbeney, sondern zur Pfarrei St. Laurentius in Nachod gehörten, vergrößerte. Ab diesem Zeitpunkt wurde der ursprüngliche, östliche Teil der Herrschaft als die deutsche Seite des Hummelbezirks bezeichnet. Nachdem das Schloss unter Sigismund von Kauffung ein Raubritternest geworden war, kam die Hummelherrschaft Anfang des 16. Jahrhunderts an den damaligen Pfandherrn der Grafschaft Glatz, Graf Hardeck und später an seine Nachfolger. Nach 1559 wurden einzelne Dörfer verkauft und die Herrschaft wurde aufgelöst.
[Bearbeiten] Literatur
- Handbuch der historischen Stätten Schlesien, hg. von Hugo Weczerka, Stuttgart 1977
- Albert, Franz, Die Geschichte der Herrschaft Hummel und ihrer Nachbargebiete, Erster Teil: Die Herrschaft Hummel bis zum Jahre 1477, Im Selbstverlag des Verfassers, 1932
- Geschichte Schlesiens Bd. I Von der Urzeit bis zum Jahre 1526, Sigmaringen 1988 ISBN 3-7995-6341-5
- Baštecká, Lydia, Ebelová Ivana, 'Náchod', Náchod 2004, ISBN 80-7106-674-5
- Reise, Rast und Augenblick: mitteleuropäische Stadtansichten aus dem 16. Jahrhundert (mit Darstellung der Hummelburg) ISBN 3-89754-201-3