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Georg von Podiebrad - Wikipedia

Georg von Podiebrad

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Statue von Georg von Podiebrad.
Statue von Georg von Podiebrad.

Georg von Kunstadt und Podiebrad (tschechisch: Jiří z Kunštátu a Poděbrad), (* 6. April 1420 auf Burg Poděbrady; † 22. März 1471 in Prag) war ein König von Böhmen (1458-1471).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Die private Person

Der Sohn von Victor von Kunštát und Poděbrad, eines böhmischen Adligen, war zunächst einer der Anführer der Waisen (tschechisch Sirotci) oder Orebiten in den Hussitenkriegen, wechselte dann aber in das Lager der gemäßigteren Utraquisten oder Kalixtiner. Sein Taufpate soll der Heerführer Jan Žižka gewesen sein.

Georg war zweimal verheiratet. Das erste Mal mit Kunigunde von Sternberg (Kunhuta ze Šternberka), mit der er sieben Kinder hatte. Nach ihrem Tod 1449 vermählte er sich mit Johanna von Rosental (Johanna z Rožmitálu). Seinen drei Söhnen ernannte er zu Herzögen von Münsterberg. Deren Nachkommen gründeten später eigen Dynastie. Sein Sohn Georg Hynek von Podiebrad wurde ein bekannter Dichter, sein Enkel Bartholomäus von Münsterberg (Bartoloměj z Münsterberka) ein bedeutender Diplomat.

[Bearbeiten] Sein politisches Leben

Georg selbst nahm als Vierzehnjähriger auf Seiten der Utraquisten an der großen Schlacht von Lipan (Lipany) teil, die den Untergang der radikaleren Taboriten mit sich brachte. Später besiegte er, als einer der Führer der Utraquisten die österreichischen Truppen des römisch-deutschen Königs Albrecht II., des Schwiegersohns und Erben von Kaiser Sigismund.

1439, nach dem Tod von Albrecht II., war Böhmen in zwei Parteien gespalten: die Römische oder Österreichische Partei unter Ulrich II. von Rosenberg (1403-1462) und die Kalixtinische Nationalpartei, die Georg von Podiebrad seit dem Tod von Ptacek von Pirkstein angeführt wurde. Georg wurde von den Anhängern der Podiebrader 1448 in das Amt des Landesverwalters gewählt, die offizielle Bestätigung erfolgte im Frühjahr 1452. Nach der Wahl besetzte die katholische Allianz Prag. Nach mehreren erfolglosen Vermittlungsversuchen entschloss sich Georg von Podiebrad, zu den Waffen zu greifen. Nach und nach hob er eine Streitmacht in Nordostböhmen aus, wo die kalixtinische Sache mehr Anhänger hatte und auch seine Burg stand. Mit dieser Armee von etwa 900 Mann marschierte er Anfang September 1448 von Kuttenberg (Kutná Hora) nach Prag und bekam die Hauptstadt fast ohne Gegenwehr in seine Hand. Georgs Heer nahm den höchsten Burggrafen Menhart von Hradec gefangen. Am 20. September 1448 bat Ulrich von Hradec um die Freilassung seines Vaters. Drei Tage später verweigerte Georg diese mit der Forderung, dass Menhart vor ein ordentliches Gericht gestellt werde.

Daraufhin brach ein Bürgerkrieg zwischen den katholischen Adligen und Georgs Einheit aus. Menhart, in Podiebrad inhaftiert, erkrankte schwer und wurde daraufhin am 1. Februar 1449 entlassen. Auf dem Weg nach Neuhaus starb er[1]. Schließlich wurden auch die Adligen der römischen Partei besiegt.

1451 ernannte Kaiser Friedrich III. der Vormund des jungen Königs Ladislaus, Georg von Podiebrad zum Landesmarschall von Böhmen, die Stände wählten ihn im selben Jahr zum Reichsverweser. Gleichzeitig drängte die böhmische Aristokratie Friedrich, Ladislaus, der 1453 zum König gewählt wurde, dieses Amt ausüben zu lassen. Nach seiner Weigerung mit dem Hinweis, dass Ladislaus nicht volljährig sei, wollte der katholische Adel den jungen König mit Gewalt nach Prag holen.

Der böhmische Kampf gegen den Katholizismus ging weiter, die Position Georgs von Podiebrad wurde aber sehr schwierig, als der junge König Ladislaus, der am 28. Oktober 1453 gekrönt worden war, seine Sympathien für die Römische Kirche ausdrückte, obwohl er die Prager Kompaktaten und die althergebrachten Ständeprivilegien bestätigte. 1457 starb Ladislaus plötzlich, es hieß Georg von Podiebrad habe ihn vergiften lassen, dies wurde jedoch nie bewiesen.

[Bearbeiten] Sein Leben als König

Um die Neubesetzung der Krone bewarben sich mehrere Adelige, einige wurden auch vorgeschlagen, lehnten die Krone jedoch ab, wie Albrecht von Bayern. Kandidiert hatten der polnische König Kasimir, der sächsische Wilhelm, Friedrich von Brandenburg und der französische Prinz Karl von Valois [2]. Am 27. Februar 1458 wählten die Stände Georg von Podiebrad einmütig zum König; sogar die Proponenten der österreichischen Partei stimmten für ihn, da sie sich der Stimmung, die nach einem national gesinnten Herrscher verlangte, nicht entgegenstellen wollten.

Die Wahl fand jedoch in Böhmen ihre Gegner. So erhob sich Widerstand in der Stadt Iglau. Georg zog mit seinem Heer, unterstützt durch seine Getreuen wie Johann II. von Rosenberg dorthin, belagerte die Stadt vier Monate, bevor am 15. November 1458 ein Friedensvertrag abgeschlossen wurde, in dem sich die Iglauer verpflichteten, dem König einen Hold zu leisten [2]. Auch Breslau weigerte sich zunächst, die Herrschaft des Königs anzuerkennen. Nach langen, ergebnislosen Verhandlungen griff schließlich Papst Pius II. durch seinen Vermittler Jost II. von Rosenberg ein. Im Dezember 1459 erkannte auch Breslau den neuen König an. [1].

Im Vertrag von Eger 1459, legten Kurfürst Friedrich, Herzog Wilhelm von Sachsen und Georg von Podiebrad die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen auf der Höhe des Erzgebirges und der Mitte der Elbe fest, die noch heute größtenteils gültig ist. Sie gehört somit zu den ältesten, noch bestehenden Grenzen Europas.

Zu seinen Gegnern, die sich in Mähren weigerten, Georg anzuerkennen, zählte auch Hynek Bitovsky von Lichtenburg (Hynek Bitovský z Lichtenburka). Diese Auseinandersetzung, beruhend auf persönlicher Feindschaft, gipfelte in der Belagerung der Burgen Hyneks. 1465 wurde die Burg Zornstein schließlich eingenommen. [1].

Ein Jahr nach dem Regierungsantritt Georgs von Podiebrad kam Papst Pius II. an die Macht, dessen konsequente Feindschaft das ernsteste Hindernis für Georgs Regierung bildete. Obwohl er das Ansinnen des Papstes zurückwies, die Kompakten abzuschaffen, versuchte er doch die Beziehungen zum Heiligen Stuhl durch die Unterdrückung radikaler Gegner des Papsttums zu verbessern.

Vor allem Georgs Verfolgung der gerade gegründeten Böhmischen Brüder gilt als Makel seiner Regentschaft. Alle Anstrengungen, mit dem Papsttum Frieden zu schließen scheiterten jedoch und obwohl der Tod Pius II. ihn daran hinderte, seinen geplanten Kreuzzug gegen Böhmen auszuführen, war der neue Papst ein kaum weniger entschlossener Gegner.

[Bearbeiten] Der bekennende Europäer

Im Jahr 1462 hatte Georg von Podiebrad als böhmischer König den ersten europäischen Föderations-Plan mit 21 Artikeln, wobei verschiedene gemeinsame europäische Einrichtungen vorgesehen waren, darunter Heer, Haushalt, Gericht, Volksvertretung, Asyle, Verwaltung und ein Wappen.

Nach dem Tod des Papstes Pius II., der im Interesse des europäischen Friedens den böhmischen König gewähren ließ, nahm 1464 der neu gewählte Paul II. weniger Rücksicht. Er erklärte Georg von Podiebrad zum Ketzer. Die Regierung Georgs war zwar die wirtschaftlich erfolgreichste seit Karl IV., allerdings hatte der calixtinische König viele Feinde in der Römischen Partei des mächtigen böhmischen Adels. Dies führte zu Auseinandersetzungen unter den böhmischen Adeligen. Bedeutende katholisch orientierte Adelige versammelten sich am 28. November 1465 bei Grünberg, schlossen eine Allianz (Zelenohorská jednota), die von Anfang an vom Heiligen Stuhl unterstützt wurde und verfassten unter Führung von Zdeněk Konopišťský ze Šternberka ein Dekret, in dem sie den König der Verletzung von Landesrechten bezichtigten und vielerlei andere Beschuldigungen vorbrachten. Neben Sternberg schlossen sich der Allianz folgende Persönlichkeiten an: der Breslauer Bischof Jost II. von Rosenberg, Johann Zajíc von Hasenburg, Ulrich von Hasenburg, Bohuslav von Schwamberg, Vilhelm von Ilburg, Heinrich der Ältere von Plavna, Diepolt von Riesenburg, Jaroslav von Sternberg, Johann von Sternberg, Heinrich von Hradec, Burian von Gutstein, Heinrich der Jüngere von Plavno, Linhart von Gutstein, Dobrohost von Ronsperg und Johann II. von Rosenberg. An der Sitzung der Landesversammlung am 25. September 1465 wurde dem König das Dekret ausgehändigt, worauf er mit einer entsprechenden scharfen Antwort reagierte [1].

[Bearbeiten] Sein persönlicher Verdienst als König

Er war der erste König in Europa, der dem katholischen Glauben abschwor, als er die Konfession von Jan Hus annahm. Diese war in ganz Böhmen durch die Annahme des Laienkelchs gekennzeichnet.

Alle Versuche Georgs, mit dem neuen Papst Paul zu verhandeln, scheiterten, als seine Abgesandten vom Pontifex brüsk abgewiesen wurden. Am 23. Dezember 1466 wurde Georg von Podiebrad von Paul II. exkommuniziert und es wurde seine Absetzung als König von Böhmen verlangt, wodurch allen Vertretern der Römischen Partei verboten war, mit ihm zusammenzuarbeiten. Kaiser Friedrich III. und Georgs früherer Verbündeter, der Ungarnkönig Matthias Corvinus schlossen sich dem Aufstand an. Matthias eroberte den größten Teil Mährens und wurde am 3. Mai 1469 in Olmütz zum König von Böhmen gekrönt. Im darauf folgenden Jahr war Georg von Podiebrad militärisch erfolgreicher, doch setzte sein abrupter Tod am 22. März 1471 dem Vormarsch der Utraquisten ein Ende.

Bei seiner Wahl zum König wurde festgelegt, dass dessen Titel nicht vererbbar sei. Um seine Nachfolge kandidierten nach seinem Tod [[Vladislav II. (Böhmen und Ungarn) ]], der Sohn des polnischen Königs Kasimir und der ungarische König Matthias I.. Beide ließen sich 1471 zu böhmischen Königen krönen.

Letztlich war die Position Georgs von vornherein nicht haltbar und er fand sich dann auch zwischen allen Stühlen wieder. Dennoch wird er von den Tschechen als identitätsstiftende Figur verehrt; er war ihr einziger nicht-katholischer König.

[Bearbeiten] Untersuchungen

Anhand anthropologischer Untersuchungen der sterblichen Überreste durch Emanuel Vlček, wurde festgestellt, dass der 165 Zentimeter große König an Wassersucht als Folge seiner Korpulenz an Stoffwechselkrankheiten litt. Er hatte große Gallensteine und Leberschäden. In seiner Jugend wurde er im Gesicht verletzt. Sein Gesicht war durch Verwachsen der gebrochenen Kieferknochen leicht verunstaltet.


[Bearbeiten] Literatur

  • Otakar Odložilík: The Hussite King. In: Bohemia in European affairs S. 1440 - 1471, New Brunswick, 1965
  • Josef Macek: Jiří z Poděbrad. Prag 1967
  • Petr Klučina: České země za Jiřího z Poděbrad a Jagellovců. Prag 1994

[Bearbeiten] Weblinks

  1. a b c d František Palacký: Archiv český
  2. a b Rudolf Urbánek: České dějiny, Prag 1930

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