Herzogtum Preußen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Landeshauptstadt | Königsberg |
Gründer | Albrecht von Brandenburg-Ansbach |
Dynastie | Hohenzollern |
Bestehen | 1525 - 1701 |
Unmittelbar vorher | Deutschordensland |
Aufgegangen in | Königreich Preußen |
Umgebungskarte | |
Das Herzogtum Preußen war ein im Zuge der Reformation 1525 gegründetes Herzogtum im östlichen Teil des aufgrund des Zweiten Friedens von Thorn 1466 aufgeteilten Deutschordenslandes. Es wurde auch Brandenburgisches Preußen genannt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Gründung
Der nach dem Dreizehnjährigen Krieg 1454-1466 übriggebliebene Teil des Ordensstaates wurde mit dem Zweiten Thorner Frieden 1466 ein Lehen der polnischen Krone. Albrecht von Brandenburg-Ansbach-Preußen war der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens (gewählt 1511). Wie auch die vorherigen Hochmeister verweigerte er dem polnischen König den Lehnseid. Kaiser Maximilian I. schloss im Jahre 1515 auf dem Wiener Fürstentag Verteidigungs- und Heiratsbündnisse mit den Jagiellonen und erklärte, dass er den Deutschen Orden in Preußen nicht mehr unterstützen werde.
Albrecht versuchte, in einem 4-jährigen Reiterkrieg erfolglos und ohne kaiserliche Hilfe, die Bindung an Polen-Litauen aufzuheben. Albrecht ging ein persönliches Familienbündnis mit seinem Onkel Sigismund I. ein, als er 1522 in Nürnberg von Andreas Osiander für die Reformation gewonnen wurde. Auf Luthers Rat legte er das Amt des Hochmeisters nieder und beschloss, den Ordensstaat Preußen in ein weltliches Herzogtum umzuwandeln und die Reformation einzuführen. Vor seinem Onkel, dem polnischen König Sigismund I. legte Albrecht deshalb am 8. April 1525 in Krakau den Huldigungseid ab.
Der Deutsche Orden setzte als neuen Hochmeister Walther von Cronberg ein, welcher aber nicht wie bisher in Königsberg, sondern in Mergentheim seinen Sitz einnahm. 1527 erhielt Cronberg vom Kaiser die Berechtigung, sich Administrator des Hochmeistertums zu nennen. Auf dem Reichstag zu Augsburg 1530 wurde der Hochmeister mit den Deutschen Ordens Regalien und dem Lande Preußen belehnt. (Noch der Sohn Kaiser Maximilians II. war bis 1618 Administrator Preußens. Dann nannte man das Amt Hoch- und Deutschmeister. Die Hoch-und Deutschmeister des Deutschen Ordens hatten durch den Kaiser seit 1526 den gleichen Stand im Imperium, wie ein Fürstbistum). 1532/34 wurde Herzog Albrecht unter Bann gesetzt. 1544 gründete Herzog Albrecht die Universität Albertina in Königsberg. Die kulturellen Leistungen in seiner Amtszeit waren die Prutenischen Tafeln, die Erstellung preußischer Landkarten sowie eine Münzreform unter der Leitung von Nikolaus Kopernikus. In diese Zeit fielen auch die Aufnahme evangelischer Flüchtlinge und besonders die erstmaligen Übersetzungen religiöser Schriften in verschiedene Sprachen der neuen preußischen Bürger aus den Nachbarländern. Nach dem Tode Herzog Albrechts im Jahre 1568 kam dessen fünfzehnjähriger Sohn Albrecht Friedrich an die Regierung; dessen Geisteskrankheit bedingte, dass seit 1577 an seiner Stelle brandenburgische Kurfürsten aus der Linie der Hohenzollern regierten, da sie gemeinsam 1569 das Amt eines Herzogs von Preußen geerbt hatten. 1618 endete die preußischen Linie der Hohenzollern, als Albrecht II. starb.
[Bearbeiten] Brandenburg-Preußen
Johann Sigismund heiratete am 30. Oktober 1594 Anna, die Tochter Albrecht Friedrichs. Der Vater Johann Sigismunds, der brandenburgische Kurfürst Joachim Friedrich, hatte seit 1605 (Georg Friedrich übte 1577-1603 dieses Amt aus) für Herzog Albrecht Friedrich die Regentschaft auch über das Herzogtum Preußen übernommen, nachdem der geisteskranke Albert Friedrich regierungsunfähig geworden war. 1608 erbte Johann Sigismund die Regierungsgeschäfte von seinem Vater. Brandenburg und Preußen waren zu einer Personalunion geworden.
Geschichtswissenschaftlich gilt für den Abschnitt von 1618-1701 der Begriff Brandenburg-Preußen. Zwischen 1618 - 1701 wird das Herzogtum Preußen oft als Fürstentum bezeichnet (so in Kirchenbüchern vor 1700). Die (1466 verlorene) Souveränität (Ost)-Preußens von der Republik Beider Nationen wurde 1657 mit dem Vertrag von Wehlau offiziell wiedererlangt.
[Bearbeiten] Königreich Preußen
Am 18. Januar 1701 krönte sich Kurfürst Friedrich III. nach Genehmigung des römisch-deutschen Kaisers Leopold I als Friedrich I. in Königsberg eigenhändig zum „König in Preußen“. Damit war die Ranggleichheit mit dem Kurfürsten von Sachsen und dem Kurfürsten von Hannover erreicht. Nachdem im 18. Jahrhundert Polen aufgeteilt wurde (1772 erste Teilung Polens) und westliche Teile Preußens (Preußen königlichen Anteils) Friedrich II. huldigten, ordnete der König am 31. Januar 1773 an, die Wiedererwerbungen als Westpreußen und das bisherige Herzogtum Preußen als Ostpreußen zu bezeichnen.
[Bearbeiten] Literatur
- Hartmut Boockmann: Ostpreußen und Westpreußen. (= Deutsche Geschichte im Osten Europas). Siedler, Berlin 1992, ISBN 3-88680-212-4
- Richard Dethlefsen: Das schöne Ostpreußen. Piper, München 1916 (Digitalisat)
- Deutschler, Yorck: Die Aestii - Bezeichnung für die heutigen Esten Estlands oder die untergegangenen Pruzzen Ostpreußens, in: Deutschler, Yorck, " "Die Singende Revolution" - Chronik der Estnischen Freiheitsbewegung (1987-1991)", S. 196-198, Ingelheim, März 1998/Juni 2000, ISBN 3-88758-077-X
- Andreas Ehrhard (Fotos), Bernhard Pollmann (Text): Ostpreußen. Bruckmann, München 2004, ISBN 3-7654-3877-4 (Länderportrait, aktuelle Bilder aus dem ehemaligen Ostpreußen)
- Walter Frevert: Rominten. BLV, Bonn u. a. 1957 (1. Teil der so genannten „Ostpreußen-Trilogie“)
- August Karl von Holsche: Geographie und Statistik von West- Süd- und Neu- Ostpreußen. Nebst einer kurzen Geschichte des Königreichs Polen bis zu dessen Zertheilung. 2 Bände. Berlin 1800 und 1804 (Digitalisat)
- Andreas Kossert: Ostpreußen. Geschichte und Mythos. Siedler, München 2005, ISBN 3-88-680808-4
- Hans Kramer: Elchwald. Der Elchwald als Quell und Hort ostpreußischer Jagd. 2. Auflage. Jagd- und Kulturverlag, Sulzberg im Allgäu 1985, ISBN 3-925456-00-7 (3. Teil der so genannten „Ostpreußen-Trilogie“)
- Karl Templin: Unsere masurische Heimat. Zum einhundertjährigen Bestehen des Kreises Sensburg 1818–1918. Selbstverlag des Kreises Sensburg, 2. Auflage 1926. Aufgrund der umfassenden Darstellung ist dies Werk auch für weitere ostpreußische Gebiete aufschlussreich.
[Bearbeiten] Weblinks
- Mittelalterliche Karte des Gebietes
- Detaillierte Karte beider Teile Preußens um 1635 (Preußen königlichen Anteils und Herzogtum Preußen)
Vor 1701: Herzogtum Preußen | Markgrafschaft Brandenburg | Hinterpommern | Herzogtum Magdeburg | Fürstentum Halberstadt |
Herzogtum Kleve | Grafschaft Mark | Grafschaft Ravensberg | Fürstentum Minden
Außereuropäische Kolonien: Groß Friedrichsburg | St. Thomas | Arguin | Krabbeninsel | Tertholen
Nach 1701: Fürstentum Neuenburg | Vorpommern | Grafschaft Ostfriesland | Schlesien (1740) | Grafschaft Glatz (1763) |
Polnisch Preußen, Netzedistrikt (1772) | Südpreußen (1793) | Neuostpreußen, Neuschlesien (1795)