Ifo Geschäftsklimaindex
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Der ifo Geschäftsklimaindex ist ein vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München erstellter, vielbeachteter Frühindikator für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Elemente
Die aus dem weiter unten beschriebenen Fragebogen erhaltenen Antworten werden nach einem nicht näher spezifizierten Verfahren bewertet und saisonal gewichtet. Ein Index-Wert von 100 entspricht dabei den Erhebungsdaten für den 1. Januar 2000. Für den Erhebungszeitraum Januar 1991 bis Dezember 2006 der Langzeitreihe sind so insgesamt 191 Datensätze veröffentlicht worden.
Aus den Rohdaten werden drei Datenreihen gewonnen:
- Geschäftsklima
- Geschäftsbeurteilung
- Geschäftserwartungen
Diese werden in prozentualer Veränderung zum Vormonat und als absoluter Wert in Bezug auf den Indexstichtag 1. Januar 2000 = 100 veröffentlicht.
Manchmal wird die wirtschaftliche Lage auch in Form einer Konjunkturuhr dargestellt.
[Bearbeiten] Verfahren
Monatlich werden circa 7.000 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate mitzuteilen. Das ifo Geschäftsklima wird seit 1972 regelmäßig vom ifo Institut veröffentlicht.
[Bearbeiten] Fragebogen
Die Unternehmen werden befragt zu
- ihrer gegenwärtigen Lage mit folgenden Auswahlmöglichkeiten
- gut
- befriedigend
- schlecht
- ihren Geschäftserwartungen für das kommende halbe Jahr mit folgenden Auswahlmöglichkeiten
- günstiger
- gleich bleibend
- ungünstiger
[Bearbeiten] Bewertungsverfahren
Der Saldowert der gegenwärtigen Geschäftslage ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „gut“ und „schlecht“, der Saldowert der Erwartungen ist die Differenz der Prozentanteile der Antworten „günstiger“ und „ungünstiger“. Das Geschäftsklima ist ein transformierter Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen. Zur Berechnung der Indexwerte werden die transformierten Salden jeweils auf den Durchschnitt des Jahres 2000 normiert.
[Bearbeiten] Interpretation
Der Index soll als Indikator für die konjunkturelle Entwicklung Daten aus der amtlichen Statistik ergänzen, denen gegenüber er den Vorteil hat, dass er häufiger erhoben wird und schneller verfügbar ist (das BIP beispielsweise wird nur quartalsweise erhoben und mit einer Verspätung von ca. zwei Quartalen unter Vorbehalt veröffentlicht).
Aufgrund der Qualität der erhobenen Daten (z. B. lag der Anteil der vom Ifo-Institut erfassten Branchen am BIP 1998 nur bei etwa 35%) erkauft er sich seine Vorteile allerdings durch eine im Vergleich zu Daten wie etwa dem BIP geringere Zuverlässigkeit.
Besondere Bedeutung hat er bei der Prognose von Trendwenden im Wirtschaftswachstum. Eine Trendwende bei der Konjunkturentwicklung ist mit hoher Sicherheit gemäß der so genannten Dreimal-Regel erst nach einem dreimaligen Ausschlagen des Geschäftsklima-Indikators in die betreffende Richtung zu erwarten (vgl.: MCD-Maß / months of cyclical dominance).[1]
Bei einem Vergleich zwischen den Indizes und dem BIP werden hier die Veränderungsraten der Indizes gegenüber dem Vorjahr herangezogen. Der Korrelationskoeffizient zwischen ermitteltem Geschäftsklima und Veränderungsraten des BIP liegt dann bei etwa 0,7, was als klare Korrelation bewertet werden kann.[1] Ein Wert von 0,7 besagt, dass 49% der Veränderungen im BIP durch den Geschäftsklimaindex bestimmt werden können.
Bei den Geschäftserwartungen ergibt sich im direkten Vergleich mit dem BIP ein Koeffizient von 0,6. Wenn man die Werte des Index um eine Periode in die Vergangenheit verschiebt, um seine Prognosefähigkeit zu bewerten, steigt der Koeffizient auf 0,65. Die Angaben der Unternehmen haben also erwartungsgemäß einen Vorlauf gegenüber der tatsächlichen Wirtschaftsentwicklung.[1]
Die Geschäftsbeurteilung hat von den veröffentlichten Indizes die geringste Korrelation zur Entwicklung des BIP: erst wenn man die Werte des Index ein Quartal in die Zukunft verschiebt, liegt die Korrelation auf einer akzeptablen Höhe bei 0,66. Dies bedeutet, dass dieser Index einen Nachlauf von etwa sechs Monaten hat.[1]
[Bearbeiten] Kritik
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Der ifo Index ist ein reiner Stimmungsindex und gibt die allgemeine Stimmungslage in den Betrieben der gewerblichen Wirtschaft unterteilt nach Geschäftsklima, Geschäftsbeurteilung und Geschäftserwartungen wieder. Wenn Wirtschaftspolitik zu 50% aus Psychologie besteht, dann ist hier am ehesten die Bedeutung dieses Index zu sehen. Immerhin hat sich der Index bei den Fachpublikationen einen gewissen Stellenwert erworben und wird gerade im Zusammenhang mit konjunkturellen Entwicklungen oftmals zitiert..
Der ifo Geschäftsklimaindex misst das Geschäftsklima, nicht jedoch worauf es basiert. Das Geschäftsklima von Unternehmern kann aber auch für eine rückläufige gesamtwirtschaftliche Leistung positiv gewertet werden. Beispiele dafür wären:
- Subventionen des Staates nehmen zu.
- Renditewachstum durch reine Rationalisierungsmaßnahmen, z. B. massiven Personalabbau.
- wachsende steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten durch Outsourcing.
- sinkende Kapital- und Ertragssteuern die auch bei gleich bleibendem Umsatz die Gewinne zunehmen lässt.
- wenn Wettbewerber in vom Markt gehen (die damit logischerweise im ifo Index nicht mehr auftauchen) und deren Marktanteile dann von den übrigen Marktteilnehmern übernommen werden.
Andererseits wird z.B. durch die Verlängerung der Abschreibungsfristen der Unternehmensgewinn zunehmen und trotzdem die Stimmungslage des Unternehmens sich eintrüben weil zwar nominell die Gewinne zunehmen, das gebundene Kapital real aber später freigesetzt und damit reinvestiert werden kann.
Nur über einen längeren Zeitraum betrachtet kann man anhand anderer Indikatoren evtl. eine Korrelation mit der realen Wirtschaftsentwicklung, wie z. B. dem Bruttoinlandsprodukt, entdecken. Weder ist ein Rückgang des Index Zeichen eines bevorstehenden Konjunktureinbruches, noch ist eine positive Entwicklung für sich gesehen ein untrügliches Zeichen für einen Aufschwung.
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ a b c d Kunkel, André (2003) Zur Prognosefähigkeit des ifo Geschäftsklimas und seiner Komponenten sowie die Überprüfung der „Dreimal-Regel“, ifo Diskussionsbeiträge, Nr.80