Jonathan Littell
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Jonathan Littell (* 10. Oktober 1967 in New York) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller.
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[Bearbeiten] Biographie
Littell stammt aus einer jüdischen Familie mit osteuropäischen Wurzeln. Sein Vater Robert Littell hat als Reporter und Verfasser zahlreicher, weltweit gelesener Spionageromane Karriere gemacht. Jonathan Littell ging in Frankreich zur Schule, studierte dann in Yale. Mit 39 Jahren veröffentlichte er in französischer Sprache seinen Roman Les Bienveillantes (dt.: Die Wohlwollenden). Die fiktive Lebensgeschichte des schwulen SS-Offiziers Dr. iur. Max Aue, der ohne Reue zurückblickt, stand sofort in der Gunst der französischen Kritiker an höchster Stelle. Erschienen im August 2006, wurde er wenige Wochen später mit dem renommierten Prix Goncourt sowie dem Preis der Académie Française ausgezeichnet. Der Berlin Verlag [1] sicherte sich die Übersetzungsrechte für 450.000 Euro.[2] Das deutsche Echo war bisher zwiespältig, während die einen die Erzählkunst einer literarischen Darstellung der Shoah hervorheben, kritisieren andere den Versuch, das Schweigen und Verdrängen der Täter zu artikulieren.[3]
Eine frühe Veröffentlichung von Jonathan Littell in englischer Sprache ist der SF-Roman "Bad Voltage: A Fantasy in 4/4". Bei Les Bienveillantes handelt es sich also nicht, wie oft angegeben, um seinen Debütroman. Littell hat u.a. Werke von Blanchot, Genet und de Sade ins Englische übersetzt.
Littell, der als Mitarbeiter einer Aktion gegen Hunger u. a. Bosnien, Tschetschenien und Ruanda besuchte, lebt heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Barcelona. Zwei Versuche Littells, sich in Frankreich einbürgern zu lassen, scheiterten.
[Bearbeiten] Werke
- Bad Voltage: A Fantasy in 4/4, 1989
- Les Bienveillantes, Paris, Gallimard 2006
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ „Berlin Verlag“, FAZ.NET-Kulturkalender
- ↑ „Das Monster gebiert Erinnerungen des Grauens“, Stuttgarter Nachrichten, 17. November 2006 (kostenpflichtig)
- ↑ Martina Meister: „Henkerseele. Zum Hype um Jonathan Littells Roman "Les Bienveillantes"“, Frankfurter Rundschau, 2. November 2006
„Es ist kein Geringerer als Claude Lanzmann, der dies kritisiert hat. Der Regisseur von Shoah weiß aus eigener Erfahrung, dass Henker eben nicht sprechen. Sie verdrängen. Sie wollen auch nicht erinnert werden. Lanzmann hatte sich deshalb nur für Fakten interessiert, nicht für die Psychologie der Henker. Dadurch hat er sie in ihrem leeren Kern erwischt. Littell füllt ihn hingegen auf.“
[Bearbeiten] Weblinks
Rezensionen von Les Bienveillantes
- Jürg Altwegg: „Leute, jeder ist ein Deutscher“, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. September 2006
- Michael Mönninger: „Die Banalisierung des Bösen“, Die Zeit, 21. September 2006, Nr. 39
- Peter Schöttler: „Ripley im Land der Shoah“, Tagesspiegel 29. Oktober 2006 (kritisch)
- „Mit den Augen eines SS-Offiziers“, Kurzkritik in Spiegel Online, 6. November 2006 und ausführlich in Der Spiegel, Nr. 46, 13. Nov. 2006
Personendaten | |
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NAME | Littell, Jonathan |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 10. Oktober 1967 |
GEBURTSORT | New York |