Jorge Semprún
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Jorge Semprún (* 10. Dezember 1923 in Madrid) ist ein Schriftsteller spanischer Herkunft.
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[Bearbeiten] Leben
Jorge Semprún wächst in einer großbürgerlichen und linksliberalen Familie zunächst in Madrid auf. Beim Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs 1936 geht er mit seiner Familie ins Exil. Der Weg ins Exil führt über ein Dorf bei Lourdes in die Niederlande, wo sein Vater Botschafter der Spanischen Republik in Den Haag war. Nach dem Sieg des Franco-Regimes Anfang 1939 geht die Familie nach Paris. Nach dem Abitur am Gymnasium Henri IV beginnt Semprún an der Pariser Universität Sorbonne mit dem Studium der Philosophie.
Er tritt im Jahre 1941 der Résistance bei und wird ein Jahr später Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens (KPE). Bei seiner Arbeit im Untergrund gegen die deutschen Besatzer wird Semprún 1943 von der Gestapo verhaftet und nach Verhören und Folter in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Da er vor der Verhaftung bereits im Exil lebte, erkennt ihn das spanische Regime von Franco nicht als spanischen Staatsbürger an. So wird er als Staatenloser erfasst. Semprún nimmt die spanische Staatsbürgerschaft nach der Demokratisierung Spaniens wieder an. Im KZ Buchenwald beteiligte er sich am lagerinternen, von den Kommunisten aufgebauten Widerstand. Nach der Befreiung des KZ Buchenwald kehrt er nach Paris zurück.
Im Jahre 1953 wird Semprún Mitglied des Zentralkomitees der spanischen Exil-KP, wo er den Widerstand gegen das Franco-Regime mit koordiniert und unter Decknamen am Aufbau von Untergrund-Parteiorganisationen in Madrid arbeitet. Er wird 1964 wegen parteischädigenden Verhaltens aus der Exil-KPE ausgeschlossen. Vorangegangen waren die Linienkämpfe zwischen den stalinistischen und den eher undogmatischen Strömungen innerhalb der KPE. Zu diesem Zeitpunkt hatte Semprún seine Hoffnungen in den Kommunismus als tragfähiges System bereits verloren.
Von der Regierung Felipe González wird er 1988 zum Kulturminister berufen; als Parteiloser übt er das Amt bis zum Jahr 1991 aus.
Seit 1996 ist er Mitglied der Académie Goncourt. 2003 wurde er mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet.
Jorge Semprún lebt heute in Paris.
[Bearbeiten] Werk
Im Jahre 1963 veröffentlicht er sein erstes Buch, Die große Reise, für das er mit dem Prix Formentor ausgezeichnet wird. Semprún beginnt so seine Karriere als Schriftsteller und Publizist. Er veröffentlicht weitere Bücher und schreibt Drehbücher, z. B. für den Film „Der Krieg ist aus“ (1966) für den Politthriller Z (1968) über das griechische Militärregime und „Das Geständnis“ (1979). Neben weiteren Auszeichnungen erhält er 1994 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
2004 wird er für seinen Roman "Veinte años y un día" ("Zwanzig Jahre und ein Tag") mit dem spanischen Lara-Literaturpreis ausgezeichnet.
Semprúns Werke sind meist mehr oder weniger stark autobiographisch gefärbt und verarbeiten in der einen oder anderen Form das Grauen des Konzentrationslagers beziehungsweise seine Erfahrungen als Mitglied der Kommunistischen Partei Spaniens während der Franco-Diktatur. Dabei besteht er aber darauf, dass Einzelheiten und Personen durchaus fiktiv sein können. Dazu kommt, dass er stark mit literarischen Anspielungen arbeitet, so dass literarische Fiktion und autobiographische Wahrheit untrennbar miteinander verwoben bleiben.
[Bearbeiten] Werke im Einzelnen
- Die große Reise, Paris, 1963, dt. 1981
- Der zweite Tod des Ramón Mercader, Paris, 1969, dt. 1974
- Vorwort zu Fernando Claudin, "Die Krise der Kommunistischen Bewegung", herausgegeben von Ulf Wolter, Berlin 1977/78
- Was für ein schöner Sonntag!, Paris, 1980, dt. 1981
- Algarabia oder Die neuen Geheimnisse von Paris, Paris, 1981, dt. (gekürzt) 1985
- Der weiße Berg, Paris, 1986, dt. 1987
- Schreiben oder Leben, Paris, 1994, dt. 1995
- Der Tote mit meinem Namen, Paris, 2002, dt. 2003
- Zwanzig Jahre und ein Tag, Madrid, 2003, dt. 2005, Frankfurt (Suhrkamp) , ISBN 3518416804
- Blick auf Deutschland, Frankfurt a.M., 2003
- Was es heißt, Europäer zu sein (zus.m. Dominique de Villepin), Paris 2005, dt. 2006, Hamburg (Murmann) ISBN 3-938017-48-1
[Bearbeiten] Filmographie
- 1966 Der Krieg ist vorbei (Drehbuch, Romanvorlage, Darsteller), Regie: Alain Resnais
- 1968 Z (Drehbuch), Regie: Constantin Costa-Gavras
- 1969 Das Geständnis (Drehbuch), Regie: Constantin Costa-Gavras
- 1972 Das Attentat (Drehbuch), Regie: Yves Boisset
- 1974 StaviskyStavisky (Drehbuch), Regie: Alain Resnais
- 1975 Sondertribunal - jeder kämpft für sich allein (Drehbuch), Regie: Constantin Costa-Gavras
- 1976 Die Frau am Fenster (Drehbuch nach einer Romanvorlage von Pierre Drieu La Rochelle), Regie: Pierre Granier-Deferre
- 1978 Straßen nach Süden (Drehbuch), Regie: Joseph Losey
- 1991 Rückkehr eines Toten (Drehbuch, Romanvorlage), Regie: Jacques Deray
- 1994 Affaire Dreyfus (Drehbuch), Regie: Yves Boisset
- 1997 K - das Zeichen des Bösen (Drehbuch)
[Bearbeiten] Literatur
- Wilfried F. Schoeller Jorge Semprun München: Text & Kritik 2006 ISBN 388377832x
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Jorge Semprún im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie im Exil-Archiv
- Seite Semprúns bei der Académie Goncourt
Personendaten | |
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NAME | Semprun, Jorge |
ALTERNATIVNAMEN | Semprún Maura, Jorge |
KURZBESCHREIBUNG | Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 10. Dezember 1923 |
GEBURTSORT | Madrid |