Dominique de Villepin
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Dominique Marie François René Galouzeau de Villepin [dɔmiˈnik maˈʀi fʀɑ̃ˈswa ʀəˈne galuˈzo dəvilˈpɛ̃] (* 14. November 1953 in Rabat, Marokko) ist französischer Politiker der konservativen gaullistischen Partei UMP und seit dem 31. Mai 2005 Premierminister Frankreichs.
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[Bearbeiten] Biographie
Dominique de Villepin ist in einer großbürgerlichen, wohlhabenden Familie in Rabat, dem damaligen Verwaltungshauptsitz des französischen Protektorats Marokko, geboren worden. Seine Mutter Yvonne Hétier war oberste Verwaltungsrichterin und sein Vater Xavier de Villepin war von 1950 bis 1986 beim Industriekonzern Compagnie de Saint-Gobain und 18 Jahre lang französischer Senator für die konservativen Parteien UDF/UMP. Außer in Marokko verbrachte Dominique de Villepin seine Kindheit in Venezuela und in den USA, bis er mit 16 Jahren nach Frankreich zurückkehrte um sich an einem exklusiven Jesuiten-Internat (Le Caousou) auf die Aufnahme zu den elitären Grandes Écoles vorzubereiten.
Nach einer Karriere im diplomatischen Dienst wurde der politische Seiteneinsteiger, der sich nie einer Wahl gestellt hat, 1993 Stabschef von Alain Juppé. Im Präsidentenwahlkampf 1995 hielt er als einer der wenigen im konservativen Lager von Anfang an zu Jacques Chirac, der ihn dafür mit dem Posten des Generalsekretärs im Elysée-Palast belohnte.
Dominique de Villepin (nach seinen Initialen besonders in Frankreich auch kurz DDV [ˌdeˌdeˈve] genannt) ist nicht Mitglied der gaullistischen Partei RPR bzw. seit 2002 der UMP. Er ist entgegen anderslautenden Meldungen nach wie vor offiziell parteilos.
Er bekleidete ab 7. Mai 2002 das Amt des Außenministers. Als Außenminister sprach er sich vehement gegen den von den USA begonnenen Irak-Krieg aus. Nach einer Kabinettsumbildung wurde er am 31. März 2004 zum Innenminister ernannt.
Am 31. Mai 2005 wurde er von Staatspräsident Jacques Chirac zum Premierminister ernannt, nachdem sein Vorgänger Jean-Pierre Raffarin nach der Niederlage beim Referendum zur EU-Verfassung den Rücktritt eingereicht hatte.
Von Februar bis April 2006 stand der Regierungschef wegen einer geplanten Arbeitsrechtsreform unter Druck. Die Massendemonstrationen wurden zunächst von Schülern und Studenten überall in Frankreich aufrechterhalten, bis sie von den Gewerkschaften, den Linksparteien und schließlich auch von Nicolas Sarkozy Unterstützung fanden. Der Gesetzentwurf wurde schließlich aufgegeben.
Zum Ende der Amtszeit von Jacques Chirac ist de Villepin in einer Verleumdungsaffäre verwickelt – er soll auf Anfrage Chiracs den Geheimdienst auf Innenminister Nicolas Sarkozy wegen möglicher Geheimkonten angesetzt haben. Nach Angaben von Le Canard enchaîné stand der Name Sarkozys auf einer Liste von Politikern und Managern mit Schwarzgeldkonten bei dem Luxemburger Finanzdienstleister Clearstream. Die Liste stellte sich als Fälschung heraus. De Villepin musste sich einem Misstrauensantrag der linken Opposition stellen. Dank der komfortablen Mandatsmehrheit im Parlament für die Regierungskoalition war seine Stellung nicht ernsthaft gefährdet, dennoch blieben viele Parteifreunde aus der UMP der Abstimmung fern.
[Bearbeiten] Bibliographie
- 2001: Les Cent-Jours ou l'esprit de sacrifice, éd. Perrin (über das Ende Napoleons, ausgezeichnet mit dem Preis der Fondation Napoléon)
- 2002: Le cri de la gargouille, éd. Albin Michel
- 2003: Éloge des voleurs de feu, éd. NRF-Gallimard
- 2003: Vorwort von Vers un nouveau monde? éd. Stanley Hoffmann
- 2003: Vorwort von Aventuriers du monde 1866–1914: Les grands explorateurs français au temps des premiers photographes (Sammelband)
- 2004: Le requin et la mouette
Der US-amerikanische Verlag Melville House gab unter dem Titel Towards a New World in den USA eine Auswahl der Reden de Villepins als Außenminister vom Mai 2002 bis März 2004 in Buchform heraus.
[Bearbeiten] Zitate
Während einer Rede im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am 14. Februar 2003, kurz vor Beginn des Irakkrieges:[1]
- „L'option de la guerre peut apparaître a priori la plus rapide. Mais n'oublions pas qu'après avoir gagné la guerre, il faut construire la paix.“
- („Die Option eines Krieges kann a priori als die schnellste erscheinen. Aber vergessen wir nicht, dass nachdem der Krieg gewonnen ist, der Frieden aufgebaut werden muss.“)
Als Begründung, wieso er nicht zu Wahlen antrete:
- Abgeordnete sind „des connards élus par des nul“, also von Nullen gewählte Vollidioten[2]
[Bearbeiten] Siehe auch
- Liste der Außenminister von Frankreich
- Liste der Innenminister von Frankreich
- Liste der Premierminister von Frankreich
[Bearbeiten] Literatur
- Pierre Bourdieu: Der Staatsadel. UVK, Konstanz 2004. ISBN 3-89669-807-9
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Dominique de Villepin – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |
- Offizielle Homepage der französischen Regierung
- Inoffizielles Fan-Blog über Dominique de Villepin (frz.)
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Vorgänger |
Außenminister von Frankreich 7. Mai 2002 – 31. März 2004 |
Nachfolger |
Vorgänger |
Innenminister von Frankreich 31. März 2004 – 31. Mai 2005 |
Nachfolger |
Guy Verhofstadt (Belgien) | Sergei Stanischew (Bulgarien) | Anders Fogh Rasmussen (Dänemark) | Angela Merkel (Deutschland) | Andrus Ansip (Estland) | Matti Vanhanen (Finnland) | Dominique de Villepin (Frankreich) | Kostas Karamanlis (Griechenland) | Bertie Ahern (Irland) | Romano Prodi (Italien) | Aigars Kalvītis (Lettland) | Gediminas Kirkilas (Litauen) | Jean-Claude Juncker (Luxemburg) | Lawrence Gonzi (Malta) | Jan Peter Balkenende (Niederlande) | Alfred Gusenbauer (Österreich) | Jarosław Kaczyński (Polen) | José Sócrates (Portugal) | Călin Popescu Tăriceanu (Rumänien) | Fredrik Reinfeldt (Schweden) | Robert Fico (Slowakei) | Janez Janša (Slowenien) | José Luis Rodríguez Zapatero (Spanien) | Mirek Topolánek (Tschechien) | Ferenc Gyurcsány (Ungarn) | Tony Blair (Vereinigtes Königreich) | Tassos Papadopoulos (Zypern)
Personendaten | |
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NAME | de Villepin, Dominique |
ALTERNATIVNAMEN | de Villepin, Dominique Marie François René Galouzeau |
KURZBESCHREIBUNG | französischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 14. November 1953 |
GEBURTSORT | Rabat, Marokko |