Joseph I. (Portugal)
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Joseph I. (pt. D. José I, sein kompletter Name war José Francisco António Inácio Norberto Agostinho de Bragança, Beiname "der Reformator" (* 6. Juni 1714; † 24. Februar 1777) war König von Portugal aus dem Hause Braganza.
[Bearbeiten] Leben
Joseph I. wurde als Sohn König Johanns V. und seiner Frau, Erzherzogin Maria Anna von Österreich geboren.
Während der Regierungszeit seines Vaters kritisierte er dessen Verschwendungssucht und Unterstützung der Inquisition. Als Joseph I. nach dem Tode seines Vaters 1750 den Thron bestieg, berief er deshalb Adlige in seinen Beraterkreis, die in Opposition zu seinem Vater gestanden hatten, darunter den genialen Sebastião José de Carvalho e Melo, den ersten Marquis von Pombal.
Joseph I. war ein mittelmäßiger Herrscher, mehr an seinen Bauten, der Kirche und der Oper als an den Regierungsgeschäften interessiert. Nach seiner Thronbesteigung vergrößerte der spätere Marquis von Pombal deshalb schnell seinen politischen Einfluss und stieg zu einer Art Regierungschef auf.
1755 wird Lissabon von einem schrecklichen Erdbeben zerstört. Der Marquis von Pombal organisiert den Wiederaufbau. Nachdem er so sein organisatorisches Geschick unter Beweis gestellt hatte, wird Pombal 1756 zum ersten Minister und damit zum eigentlichen Regenten Portugals ernannt. Er legt den Grundstein für das Eintreten Portugals in die Moderne. Anstelle des klerikalen Königreiches setzt der Marquis einen aufgeklärten Absolutismus. Dies bringt ihm schnell den Widerstand der Kirche ein. Die Jesuiten predigen, dass das Erdbeben Gottes Strafe für die Reformen des Marquis sei. Am 3. September 1758 kommt es zu einem Attentat auf Josef I. Der König war auf dem Heimweg nach Ajuda wo er in einer Zeltstadt residierte, da sein Schloß beim Erdbeben von 1755 zerstört wurde. Er kam von einem Schäferstündchen mit seiner Mätresse und war daher ohne Eskorte. Auf dem Weg nach Ajuda wurde er überfallen und angeschossen. Die Täter wurden gefasst und haben, unter der Folter, gestanden von den Tavoras beauftragt worden zu sein. Die Familie Tavora waren Mitglieder des Hochadels und standen in scharfer Opposition zum Marquis von Pombal. Pombal nutzte die Gelegenheit um die gesamte Familie des Hochverrats anzuklagen. Sogar der Lehrer von Leonora de Tavora der Jesuitenmönch Gabriel Malagrida wurde verhaftet und später auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Am 13. Januar 1759 wurde fast die gesamte Familie exekutiert, ihr Besitz konfisziert und ihr Name aus dem Adelsverzeichnis gestrichen. Nur der Königin ist es zu verdanken, daß nicht alle Tavoras getötet wurden. Bis heute ist die Tavora Affaire ungeklärt. 1759 werden die Jesuiten in Portugal und Brasilien aufgelöst. Pombal schafft die Sklaverei in Portugal (nicht in Brasilien) ab (1761), sämtliche noch bestehenden rechtlichen Diskriminierungen gegen die neuen Christen (also die getauften Juden) werden aufgehoben, die Zensur wird von der Kirche auf den Staat übertragen, die Inquisition der Aufsicht des Staates unterstellt. An der Universität wird eine naturwissenschaftliche Fakultät gegründet, ein staatliches Schulwesen wird geschaffen, die Indianer in Brasilien emanzipiert. Unter der Oberaufsicht des Fürsten Wilhelm von Schaumburg-Lippe wird das portugiesische Herr reformiert. Der Marquis sorgte dafür, dass verstärkt portugiesische Siedler in Brasilien angesiedelt wurden und förderte den Brasilienhandel durch die Gründung von Handelsgesellschaften, darunter der Ostindischen Kompanie. Sowohl die Landwirtschaft als auch der Handel erlebten in dieser Zeit einen Aufschwung, die finanzielle Lage des Staates verbesserte sich erheblich, das Außenhandelsdefizit mit England wird ausgeglichen.
Joseph I. war mit einer spanischen Bourbonenprinzessin verheiratet. Trotzdem war er nicht bereit, England, den traditionellen Verbündeten Portugals, im Stich zu lassen, und dem spanisch-französischem anti-britischem Bündnis beizutreten. Spanische Truppen fielen daraufhin 1762 in Portugal ein, Spanien musste aber bereits 1763 Frieden schließen und Portugal wieder verlassen. Die letzten drei Jahre seiner Herrschaft führte die Königin die Regentschaft für den erkrankten König.
Joseph I. hinterließ keinen männlichen Erben. Der König stand deshalb vor der Wahl, entweder die weibliche Thronfolge zu ermöglichen, dann wäre seine Tochter Maria ihm auf den Thron gefolgt, oder an der männlichen Thronfolge festzuhalten, dann wäre sein jüngeren Bruder, Peter, als nächster in der Thronfolge berufen. Das Dilemma wurde dadurch gelöst, dass Joseph seinen Bruder mit seiner Tochter verheiratet. Gemeinsam besteigen sie als Maria I. und Peter III. den Thron.
[Bearbeiten] Familie
Joseph I. heiratete 1729 Maria Anna von Spanien (* 31. März 1718; † 15. Januar 1781), eine Tochter König Philipps V. von Spanien und der Elisabeth (Isabel) Farnese, Prinzessin von Parma.
Mit ihr hatte er folgende Töchter:
- Maria I. (* 17. Dezember 1734; † 20. Februar 1816), ∞ 1760 mit Peter III.
- Maria Anna (* 7. Oktober 1736; † 26. Mai 1818)
- Dorothea Franziska (* 21. September 1739; † 14. Januar 1771)
- Maria Franziska (* 25. Juli 1746; † 18. August 1829)
Siehe auch: Geschichte Portugals, Zeittafel Portugal
Vorgänger |
König von Portugal 1750-1777 |
Nachfolger Peter III. und Maria I. |
Personendaten | |
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NAME | Joseph I. |
ALTERNATIVNAMEN | Joseph José Manuel I. |
KURZBESCHREIBUNG | König von Portugal aus dem Hause Braganza |
GEBURTSDATUM | 6. Juni 1714 |
STERBEDATUM | 24. Februar 1777 |