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Judah Löw

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Grab des Rabbi Löw auf dem Jüdischen Friedhof in Prag
Grab des Rabbi Löw auf dem Jüdischen Friedhof in Prag

Judah Löw oder Jehuda ben Bezal´el Löw, auch bekannt als MHR"L(eine Kurzform von Moreinu ha-Rav Loew - Unser Lehrer Rabbi Loew) von Prag, war ein bekannter Rabbi, Talmudist, Darschan (Hebräisch „Prediger“) und Philosoph des 16. Jahrhunderts. († 17. September 1609 ebd.).

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Biographische Daten

Weder Geburtsdatum noch -ort des Jehuda ben Bezal´el Löw sind genau bekannt. Nach traditioneller Auffassung wurde er 1512 – vermutlich in Posen – geboren, manche Forscher nehmen spätere Geburtsdaten (bis 1525) an. Er entstammte einer durch ihrer Gelehrsamkeit berühmten rabbinischen Familie, die wohl ursprünglich aus Worms stammt. Er wurde als zweitältester Sohn des Bezal´el ben Chajjim geboren, eines Bruders des Reichsrabbiners Jacob Löw. Der jüdische Gelehrte David Gans berichtet in der Chronik „Zemach David“ zum Jahr (5)352 (1592), dass Kaiser Rudolf II. nach Rabbi Judah Löw sandte und der Kaiser „... sprach mit ihm von Angesicht zu Angesicht, wie zu einem Freund (Ex. 33,11). Und die Art und Weise ihrer Worte waren geheimnisvoll, verschlossen und verborgen. Und dies geschah hier in der heiligen Gemeinde zu Prag, am ersten Tag (der Woche; Sonntag), dem 3. Adar (5)352.“

Rabbi Judah Löw ist zum Sinnbild für das mystische Prag geworden, gilt er doch der Legende nach als der Erschaffer des Golem, dieser zum Leben erweckten Lehmfigur, die noch heute manch sensible Natur zu erblicken glaubt, wenn sie nächtens durch die verwinkelten Gassen der historischen Altstadt flaniert. Auch um seine geheimnisvolle Zusammenkunft mit König Rudolf II. ranken sich viele Geschichten und Legenden. Doch Rabbi Löw war weit mehr als ein sagenumwobener Zauberkünstler. Er wird heute weithin als einer der bedeutendsten Denker und Rabbiner des Judentums überhaupt betrachtet.

[Bearbeiten] Lebensweg

Da Rabbi Löw nie über seine Jugendzeit und Lehrer sprach, liegen seine frühen Jahre im Dunkeln. Belegt sind erst die Jahre 1553-1573, in denen er Rabbi im mährischen Nikolsburg (Mikulov) und später auch Oberrabbiner war. Dort erwarb er sich den Ruf eines umsichtigen Organisators in Verwaltungsfragen und auch als Rechtsexperten. In Prag lebte er erst für längere Zeit als er schon über 60 Jahre alt war. Er leitete als Privatmann die Talmudschule „Klaus“, die sein Freund Mordechai Maisl erbauen ließ und auch finanzierte. Obwohl er bereits seit langer Zeit einen herausragenden Ruf als Schriftgelehrter besaß, wurde er bei der Wahl um die Nachfolge des Oberrabbiners zwei Mal übergangen. Vielleicht auch aus Enttäuschung verliess er 1589 Prag, um wieder nach Polen zu gehen und kehrte erst wieder 1597 nach Prag zurück, wo er endlich als fast Achtzigjähriger zum Oberrabbiner gewählt wurde. Dieses Amt versah er bis zu seinem Tod am 17. September 1609. Unter großer Anteilnahme der Gemeinde wurde er auf dem alten Friedhof beigesetzt. Sein Grab ist bis heute ein vielbesuchter Anziehungspunkt auf dem Alten Jüdischen Friedhof.

[Bearbeiten] Der Denker und Reformer

Peter Demetz beschreibt Rabbi Löws Denken als ein „Drama der Auseinandersetzung zwischen neuen Renaissanceideen und jüdischer Tradition“. Rabbi Löw war ein konservativer Kritiker des Zeitgeschehens. Beispielsweise verurteilte er die gängige Praxis von Rabbinern für die Erfüllung ritueller Pflichten Geschenke entgegen zu nehmen. Dieser religiöse Fundamentalismus konnte soweit gehen, dass er den Verzehr von Wein missbilligte, wenn er von Nichtjuden kam, da dieser unrein sei. Mit seiner Forderung nach der Rückkehr zur Thora und der Haggada wandte er sich gegen die in seiner Zeit vorherrschende Technik des „Pilpul“, die eine Gelehrsamkeit förderte, die sich eher in Kommentaren und Deutungen erging und damit in seinen Augen die Ursprünglichkeit und Nähe zu den talmudischen Schriften verlor. Dabei richtete er sein Augenmerk vor allem auf die Vermittlung des Lehrstoffes. Hier finden sich wiederum sehr moderne Auffassungen zur Didaktik wieder, die ihn zu einem Ahnherr des großen tschechischen Pädagogen Comenius machen. Entgegen der tradierten Form der Scholastik sollte das Lernen auf die individuellen Fähigkeiten des Einzelnen abgestellt werden. Rabbi Löw ging es hierbei nicht um stures Pauken und Auswendiglernen, sondern um wirkliches Begreifen. Dieser Prozess der Aneignung sollte einen stufenförmigen Anstieg von den einfachen bis zu wirklich komplexen Sachverhalten annehmen, aber immer in Rücksicht auf das Alter und die kognitiven Fähigkeiten des Schülers.

Ein weiterer interessanter Aspekt in seinen Schriften ist die Frage nach der Integrität von Gemeinschaften. Neben der mehr allgemeinen und sehr humanen Forderung nach dem Recht von Völkern auf ungehinderter Existenz gibt es auch sehr spezifische Gedanken zum Zusammenleben von Juden und Christen. Rabbi Löw sah den Nichtjuden als ungeformten Stoff, der aus Materie, Wasser, Zufälligkeit und Geschichte besteht. Dem gegenüber steht der Jude, der Form ist und innerhalb des Feuers, der Notwendigkeit und der Ewigkeit existiert. Daraus leitet Rabbi Löw ab, dass auch der konvertierte Jude nicht dem Judentum untreu werden kann, da er immer Form bleibt. Doch der Nichtjude dagegen kann zum Juden werden, da der Stoff immer seine Form sucht. Damit hat jedes Volk seine ihm eigenen Aufgaben zu bewältigen und seine Integrität zu wahren. Doch diese Trennung im Glauben, in der Sprache und im Verhalten, stehe einem engen Zusammenleben nicht im Wege, sondern ist für Rabbi Löw, ganz im Gegenteil, die Voraussetzung seiner Bewahrung.

[Bearbeiten] Der Golem

Es ist allgemein bekannt, dass viel vom jüdischen geheimen Wissen seit alters her im Alchemistenviertel der Prager Altstadt, am Fuße des Hradschin, gehütet wurde. In diesen uralten Gewölben werden auch jetzt noch immer nach überkommenen alten Rezepten und Aufzeichnungen heimlich alchemistische Experimente und Forschungen betrieben. Die Prager nannten „Unsere Leut” dort seit eh und je scherzhaft Goldmacher, denn sie hatten ja keinen Einblick in die geheimen Künste der Meister. Viele von ihnen waren wissende Juden, welche die Alchemie und Kabbala zusammenlegten. „Unsere Leut” aber experimentieren mit geheimen Mächten, um den ihren noch mehr Macht zu bringen. In diesem alten Teil von Prag liegt auch die Geburtsstätte des Golem, des Unfertigen, der Schöpfung des Rabbi Jehuda Löw, des großen Meisters der Kabbala und der schwarzmagischen Künste. Dieser Golem wurde damals vorzeiten aus Lehm einem menschlichen Wesen ähnlich nachgebildet. Das war vor etwa vierhundert Jahren. Durch die Zauberkraft der magischen Silbe ‚Schem’ hat ihn der Rabbi zum Leben erweckt und zu einem Dienerroboter entwickelt. Solche und andere Legenden ranken sich um das alte Alchemistenviertel, das heute noch viele Geheimnisse hütet, die einer ernsthaften Forschung wert wären. Die alte Stadtbibliothek von Prag ist noch voll alter Schriften, in denen seit dem Ende des II. Weltkrieges tschechische und sowjetische Wissenschaftler herumwühlten und ihnen Geheimnisse und Hinweise zu entreißen versuchten.

Die Golemlegende wurde 1920 als Der Golem, wie er in die Welt kam verfilmt.

[Bearbeiten] Weblinks

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