Julija Tymoschenko
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Julija Wolodymyriwna Tymoschenko (geborene Григян/Hryhjan; ukrainisch Юлія Володимирівна Тимошенко; russische Namensform Юлия Владимировна Тимошенко/Julija Wladimirowna Timoschenko; * 27. November 1960 in Dnipropetrowsk) ist eine ukrainische Politikerin. Sie war von Januar bis September 2005 Premierministerin der Ukraine.
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[Bearbeiten] Herkunft und Jugend
Julija Hryhjan wurde von ihrer Mutter Ljudmyla Mykolajiwna Tjeljehina erzogen und wuchs in einfachen Verhältnissen auf; die Eltern trennten sich bereits früh (der Name des Vaters lautet Wolodymyr Hryhjan). Mit 24 schloss sie ihr Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Staatsuniversität in Dnipropetrowsk ab und arbeitete anschließend fünf Jahre als Wirtschaftsingenieurin bei der Maschinenbaufirma Lenin in ihrer Heimatstadt. Noch während des Studiums hatte sie ihren späteren Ehemann, Olexandr Tymoschenko, kennengelernt und 1979 geheiratet. 1980 wurde die gemeinsame Tochter Jewhenija (ukrainisch Євгенія) geboren.
[Bearbeiten] Aufstieg als Unternehmerin
Erste geschäftliche Erfahrungen sammelte sie mit einem Videoverleih. 1988 gründete Tymoschenko zusammen mit ihrem Mann eine Kooperative, seit 1989 leitete sie das Jugendzentrum Terminal.
1991 wurde mit Hilfe eigenen und elterlichen Kapitals die Firma Ukrajinskyj bensin (Український бензин) gegründet, deren Schwerpunkt auf Erdölprodukten lag. Julija Tymoschenko war zunächst Geschäftsführerin, dann Direktorin des Unternehmens. 1992 war die Aktiengesellschaft Monopolist auf dem Gebiet landwirtschaftlich genutzter Erdölprodukte.
Von 1995 bis 1997 war sie Chefin des Energiekonzerns EESU (Vereinte Energiesysteme der Ukraine). Gemeinsam mit ihrem Mann Olexander betrieb die „Gasprinzessin“ das Unternehmen mit guten Beziehungen zu Russland. Ihr Ansehen in der ukrainischen Wirtschaft war umstritten.
[Bearbeiten] Politische Karriere
1996 wurde Tymoschenko mit großer Stimmenmehrheit für den Wahlkreis Kirowohrad in das ukrainische Parlament gewählt. Unter Ministerpräsident Wiktor Juschtschenko wurde sie 1999 dessen Stellvertreterin mit Verantwortung für den Energiebereich.
In der Regierung Juschtschenko wurden marktwirtschaftliche Reformen initiiert und die Korruption bekämpft, wodurch für die Oligarchen im Osten der Ukraine eine ernsthafte Gefahr entstand. Dies wird als Hintergrund für ihre Entlassung aus der Regierung und die Verfolgung durch die ukrainischen Behörden vermutet.
2001 waren sie und ihr Mann einige Wochen lang unter dem Vorwurf der Steuerhinterziehung und Urkundenfälschung in Untersuchungshaft. In Russland läuft gegen sie außerdem ein Verfahren wegen Bestechung von Militärs, deshalb war sie bis Anfang Dezember 2004 auf der Suchliste von Interpol.
Bei den Parlamentswahlen 2002 erhielt sie mit ihrem Blok Juliji Tymoschenko (Block Julija Tymoschenkos) 7,2 % der Wählerstimmen; seitdem führt sie die 24-köpfige Fraktion ihres Blocks. Der Blok Juliji Tymoschenko steht in Kontakt mit der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag.
Julija Tymoschenko war eine der treibenden Kräfte in der Opposition der Ukraine und neben Wiktor Juschtschenko deren populärste Vertreterin. Wer über sie spricht, sagt in der Ukraine nur Julija.
Nach den turbulenten Ereignissen um die Präsidentschaftswahl 2004 und der Amtseinführung von Präsident Wiktor Juschtschenko ernannte dieser sie am 24. Januar 2005 zur geschäftsführenden Premierministerin. Am 4. Februar 2005 bestätigte das Parlament die Ernennung.
Am 8. September 2005 wurde Julija Tymoschenko zusammen mit der gesamten ukrainischen Regierung von Präsident Juschtschenko entlassen (Nachfolger als Premierminister wurde Jurij Jechanurow). Allerdings erhielt ihre Partei Block Julija Tymoschenko (BJUT) bei den Wahlen zur Werchowna Rada am 26. März 2006 22,3 % der Stimmen und wurde mit 129 Sitzen zweitstärkste Fraktion im neuen Parlament. Nach dreimonatigen Koalitionsverhandlungen scheiterte eine Neuauflage der „Koalition der orangefarbenen Revolution“ mit der Präsidentenpartei Nascha Ukrajina. Die Wiederwahls Tymoschenkos als Ministerpräsidentin scheiterte im Parlament. Sie bekleidet nun das Amt der Oppositionsfuehrerin.
[Bearbeiten] Literatur
- Dmitri Popov/ Ilia Milstein: Julia Timoschenko. Die Zukunft der Ukraine nach der Orangenen Revolution. Köln: DuMont 2006, ISBN 3832179550.
[Bearbeiten] Theater
- In dem Theaterstück 'Julia Timoschenko' von Adriana Altaras und Maxim Kurotschkin (Premiere: 24. September 2006 am Hans-Otto-Theater Potsdam) wird Julija Tymoschenko zur Bühnenfigur.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
- Welt am Sonntag – Die Jeanne d'Arc der Ukraine
- Tymoschenkos persönliche Website (Englisch)
- WELT ONLINE vom 5. Maerz 2007, Interview mit Julia Tymoschenko
Witold Fokin | Walentin Symonenko (kommissarisch) | Leonid Kutschma | Juchym Swjahilskyj | Witalij Massol | Jewhen Martschuk | Pawlo Lasarenko | Wassyl Durdynez | Walerij Pustowoitenko | Wiktor Juschtschenko | Anatolij Kinach | Wiktor Janukowytsch | Mykola Asarow (kommissarisch) | Julija Tymoschenko | Jurij Jechanurow | Wiktor Janukowytsch
Personendaten | |
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NAME | Tymoschenko, Julija |
ALTERNATIVNAMEN | Julija Wolodymyriwna Tymoschenko, Юлія Володимирівна Тимошенко (ukrainisch), Julija Hryhjan, Юлія Григян (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | ukrainische Politikerin, Premierministerin der Ukraine |
GEBURTSDATUM | 27. November 1960 |
GEBURTSORT | Dnipropetrowsk in der Ukraine |