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Kabale und Liebe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kabale und Liebe ist ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Akten von Friedrich Schiller, das am 13. April 1784 in Frankfurt am Main uraufgeführt wurde. Das Drama, in dessen Mittelpunkt die unglückliche Liebe zwischen dem Adligen Ferdinand und der Musikertochter Luise steht, thematisiert den Ständekonflikt zwischen Adel und Bürgertum.

Der ursprüngliche Titel „Luise Millerin“ wurde nach dem Vorschlag des Schauspielers Iffland in „Kabale und Liebe“ umbenannt. Das Stück gilt als einer der großen Klassiker der deutschen Dramatik und wird bevorzugt als schulische Lektüre genutzt. 1848 wurde es von Giuseppe Verdi unter dem Titel Luisa Miller vertont; das Libretto zur Oper schuf der Neapolitaner Salvatore Cammarano.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

1784 veröffentlichte Schiller sein theoretisches Werk „Die Schaubühne als moralische Anstalt“. Der Hauptgedanke dieses Werkes ist die Tragödie als Theodizee. Die Aufgabe des Theaters war somit nach Schiller, die Ordnung der Welt als eine von Gott geschaffene Welt zu zeigen, indem die höhere Gerechtigkeit auf der Bühne wiederhergestellt wird. Einen weiteren Aufgabenbereich sah Schiller in dem Erziehungsauftrag des Theaters, den Menschen durch Bildung zur Veredelung zu bringen. Außerdem sollte das Theater die Funktion einer „moralischen Anstalt“ einnehmen und somit eine Katharsis bewirken. Die bedeutendste Funktion des Theaters sah Schiller jedoch in der Mittelrolle zwischen Freiheit und Notwendigkeit, die das Theater einnimmt. So wird der Kampf des Individuums mit den gesellschaftlichen, sittlichen und religiösen Zwängen auf der Bühne vom Menschen idealisiert gewonnen.

„Kabale und Liebe“ ist ein typisches Werk des bürgerlichen Trauerspiels, einer auf Gotthold Ephraim Lessing zurückgeführten Unterart der Tragödie, die sich nicht mehr ausschließlich in der Welt des Hochadels, sondern auch in der des Bürgertums abspielt. Lessings Einfluss lässt sich über „Emilia Galotti“ hin zu Schillers Stück verfolgen. Die Ständeklausel ist außer Kraft gesetzt, der Konflikt zwischen Bürgertum und Adel ist das beherrschende Motiv, politische Missstände werden offen angeklagt.

Darüber hinaus wurzelt das Stück im Sturm und Drang. Individuelle Interessen und subjektive Gefühle sowie die Forderung nach Freiheit gegenüber den Zwängen der Ständegesellschaft sind machtvolle Triebfedern für die Figuren, führen jedoch auch leicht in die Katastrophe.

Durch Schillers eigene Liebe zu Charlotte von Wolzogen (Schwester von Caroline von Wolzogen, Schwägerin Schillers) war er sich der Kluft zwischen Adel und Bürgertum schmerzlich bewusst geworden.

„Kabale und Liebe“ war das dritte Stück Schillers, der im September 1782 aus dem Machtbereich des württembergischen Herzogs Karl Eugen nach Mannheim geflohen war; der Herzog hatte Schiller wegen dessen unerlaubter Ausreise zur Uraufführung der „Die Räuber“ unter Arrest stellen lassen und ihm seine schriftstellerische Tätigkeit untersagt. Die Ungerechtigkeit und Fürstenwillkür, deren Zeuge und auch Opfer er wurde, hat sich in „Kabale und Liebe“ niedergeschlagen:

  • Die Verschwendungssucht am herzoglichen Hof: Obwohl zur Zeit Schillers Württemberg ein relativ armes Land war, führte Karl Eugen sein Hofleben nach dem Vorbild des Versailler Hofes. Dementsprechend aufwendig waren die häufigen Feste, Bälle und Jagden, die unter anderem durch Auspressung der Bevölkerung und durch Soldatenverkauf finanziert wurden.
  • Soldatenhandel: Der Verkauf von „Landeskindern“ ins Ausland, zu Schillers Zeiten vor allem für den Kolonialkrieg in Amerika, fand auch in Württemberg statt und diente der Geldbeschaffung. Dieser Soldatenhandel beinhaltete die Verschleppung von Bauern-, Handwerker- und Tagelöhnersöhnen zu ausländischen Herrschern, mit Methoden, die vor Anwendung von Gewalt und Betäubungsmitteln nicht halt machten. Der „Landesvater“ erhielt dafür hohe Summen an Kopfgeldern.
  • Das Mätressenwesen: Karl Eugen führte ein für seine Zeit übliches, ausgeprägtes Mätressewesen. Franziska von Leutrum war eine der vielen Mätressen von Karl Eugen, später die offizielle Gefährtin des Herzogs und 1780 dessen Ehefrau. Sie ist das zeitgenössische Vorbild der Dramenfigur Lady Milford in Kabale und Liebe. Dies gilt insbesondere für den positiven Einfluss, den Franziska von Leutrum auf den Herzog hatte, und der sich in der Figur der Lady Milford wiederfinden lässt.
  • Intrigen: Der zur Zeit Schillers am württembergischen Hof amtierende Minister Graf Samuel Monmartin hatte mittels gefälschter Briefe seinen Rivalen zu Fall gebracht und sich das alleinige Vertrauen des Fürsten verschafft.
  • Willkürherrschaft: Bei seiner Kritik am willkürlichen Vorgehen der Herrschenden gegenüber den Untertanen, an Verhaftungen und Einkerkerungen ohne jedes gerichtliche Urteil, kann man an die Verhaftung von Christian Friedrich Daniel Schubart denken, eines Journalisten und Dichters, der an den herrschenden Zuständen Kritik geübt hatte.

Inhalt

Ferdinand, Major und Sohn des Präsidenten von Walter, eines hochangestellten Adligen am Hof eines deutschen Fürsten, stürzt mit seiner auf Gegenseitigkeit beruhenden Liebe Luise, die Tochter des Musikus Miller, in einen tödlich endenden Konflikt. Sowohl der Vater Ferdinands wie auch der alte Miller lehnen eine Verbindung ihrer Kinder ab.

Der Präsident von Walter verfolgt stattdessen das Ziel, Ferdinand mit der Mätresse des Herzogs, Lady Milford, zu verheiraten, um so seinen Einfluss bei Hofe zu vergrößern. Ferdinand rebelliert jedoch gegen den Plan seines Vaters, kündigt ihm seinen Gehorsam auf und versucht Luise zur Flucht zu überreden. Um ihr Ziel zu erreichen, initiieren der Präsident und sein Sekretär Wurm (zugleich Ferdinands Nebenbuhler) eine heimtückische Intrige: Luises Eltern werden grundlos verhaftet. Vom Tod, so erklärt man Luise, könne sie ihre Eltern nur durch einen an den Hofmarschall von Kalb gerichteten Liebesbrief retten. Zudem muss Luise einen Eid auf Gott schwören, den erzwungenen Brief als ein von ihr aus freiem Entschluss verfasstes Schriftstück auszugeben. Dieser Brief wird Ferdinand zugespielt und weckt gezielt dessen Eifersucht sowie rachsüchtige Verzweiflung. Luise will sich daraufhin durch Suizid vom Eid lösen, um vor Ferdinand sterbend die Unschuld ihrer Liebe wiederherzustellen. Dieses Vorhaben durchkreuzt ihr Vater, indem er massiven moralischen und religiösen Druck auf sie ausübt. Somit hat sie den Anklagen Ferdinands nur das Schweigen und die durch den Eid geforderte Lüge entgegenzusetzen. Blind vor Wut und Verzweiflung vergiftet Ferdinand sich und Luise. Sterbend ist Luise befreit von ihrer Schweigepflicht, offenbart Ferdinand die Intrige und vergibt ihm, der wiederum im Moment seines Todes seinem Vater die Hand reicht, was der Präsident als Vergebung seines Sohnes interpretiert.

In einer Nebenhandlung wird Lady Milford, die eine Mittelstellung zwischen Adel und Bürgertum innehat, mit der reinen und einfachen Liebe Luises zu Ferdinand konfrontiert. Trotz ihrer eigenen Liebe zu ihm gibt sie daraufhin ihre Heiratsabsichten auf und zieht sich von der höfischen Welt zurück.

Figurenkonstellation

 Linien ohne Pfeil: Familiäre oder private Verbindung Schwarz-Gelb gestrichelte Linien mit Pfeilen: Kabale (Verschwörungen mit oder gegen) Rote Pfeile mit Herzen: Romantische Gefühle, Richtung ist maßgebend Schwarz-Rot gestrichelte Linien mit Pfeilen: Liebe, welche durch Kabale erreicht werden soll Gelbe Kästen: Adelige von hohem Stand Orange Kästen: Bürgerliche im Dienste der Adeligen Braune Kästen: Bürgerliche Gelbe Ringe: Eheringe, Miller und Millerin sind verheiratet
Linien ohne Pfeil: Familiäre oder private Verbindung
Schwarz-Gelb gestrichelte Linien mit Pfeilen: Kabale (Verschwörungen mit oder gegen)
Rote Pfeile mit Herzen: Romantische Gefühle, Richtung ist maßgebend
Schwarz-Rot gestrichelte Linien mit Pfeilen: Liebe, welche durch Kabale erreicht werden soll
Gelbe Kästen: Adelige von hohem Stand
Orange Kästen: Bürgerliche im Dienste der Adeligen
Braune Kästen: Bürgerliche
Gelbe Ringe: Eheringe, Miller und Millerin sind verheiratet

In dem Stück stehen sich zwei gesellschaftlich abgegrenzte Gruppen gegenüber.

Das Bürgertum

Der Stadtmusikant Miller ist ein ehrbarer, aufrechter Musiker, tief religiös und mit einem festen Platz in der zunftischen Ordnung der Stadt, einerseits selbstbewusst, unerschrocken und aufrecht, andererseits engen Grenzen verhaftet und nicht frei von Herrschaftshaltung. Miller ist fest im ständischen Denken verankert, somit weist er eine Ehe seiner Tochter mit dem adligen Ferdinand zurück. Jedoch lässt er Luise bei der Gattenwahl innerhalb der ständischen Ordnung freie Wahl, denn er hält die Gepflogenheit, wonach der Vater den Ehemann auswählt, für überholt. Gegenüber seiner Frau verhält er sich als befehlender Patriarch, während ihn mit seiner Tochter eine zärtliche Liebe verbindet. Sein bürgerliches Selbstvertrauen kommt deutlich im Streitgespräch mit dem Präsidenten zum Vorschein; trotz Angst stellt er sich gegen den Präsidenten, beharrt mutig auf seiner Hausgewalt. Er gibt deutlich zu verstehen, dass die verdorbene Welt des Adels in seinen Augen moralisch unter der bürgerlichen Welt steht.

Frau Miller hegt in Bezug auf Luises Beziehung zu Ferdinand kleinbürgerliche Aufstiegshoffnungen und begünstigt heimlich diese Liebesbeziehung. Des Weiteren fühlt sie sich durch das Verkehren eines feinen Herrn in ihrem Hause geschmeichelt. Aus diesem Grund weist sie Wurm im Gespräch als Schwiegersohn zurück, spielt ihm jedoch durch ihre Schwatzhaftigkeit und Einfalt Informationen über die Beziehung von Ferdinand und Luise zu, die dieser für seine Intrige zu nutzen weiß. Gegenüber ihrem Mann kann sich Frau Miller nur schwer behaupten. Auch gegenüber dem Präsidenten nimmt sie eine ängstliche und unterwürfige Haltung ein und verkörpert in dieser Hinsicht den Untertanen als Knecht.

Millers sechzehnjährige Tochter Luise wird als das „schönste Exemplar einer Blondine“ vorgestellt, „die neben der ersten Schönheit des Hofes noch Figur machen würde“. Sie ist fest in ihrer Familie verankert, vor allem zu ihrem Vater hat sie eine sehr enge Beziehung. Diese enge Beziehung zwischen Vater und Tochter könnte dadurch bestärkt werden, dass Luise das einzige Kind der Millers ist. Luise wuchs behütet und zur Ehrbarkeit erzogen auf; ihr Denken ist vom christlichen Glauben geprägt, das unmoralische Leben am Hofe stößt sie ab. Die Begegnung mit Ferdinand stürzt ihr Leben um. In Luise spielt sich ein Konflikt ab zwischen ihrer Liebe zu Ferdinand, der Erwartungshaltung ihres Vaters, den für sie gottgewollten gesellschaftlichen Schranken und ihrer religiösen Überzeugung.

Wurm ist der Sekretär und Vertraute des Präsidenten, ein charakterloser Intrigant, der für Reichtum und Ansehen zu allem bereit ist. Er ist die Quelle der Kabale, von der er sich zu allem anderen die Hand der von ihm begehrten Luise verspricht. Durch Skrupellosigkeit die gesellschaftliche Leiter emporgeklommen, tritt er nach unten und katzbuckelt nach oben hin. Ein anderer Interpretationsansatz wäre allerdings, dass erst seine Liebe zu Luise und das Verlangen sie zur Frau haben zu wollen ihn zu dieser Intrige treibt.

Der Adel

Unsichtbar und doch überragend im Hintergrund steht der Fürst als absolutistischer Herrscher, dem das Wohl seiner Untertanen belanglos ist. Er tritt nicht persönlich auf, doch seine Heiratspläne, sein Hofleben und sein Regierungshandeln haben Einfluss auf das Leben aller Dramenfiguren.

Präsident von Walter, Ferdinands Vater, verschaffte sich sein Amt durch den Mord an seinem Vorgänger. Sein ganzes Verhalten ist darauf ausgerichtet, seine Stellung bei Hofe zu festigen - womöglich sogar auszuweiten - und sich die Gunst des Herzogs zu sichern. Diesem Machtkalkül unterwirft er Menschen, Wertvorstellungen und Gefühle, Liebe betrachtet er als törichte Schwärmerei: eine Heirat soll allein dynastischen oder politischen Zielen dienen. Erst als Ferdinand ihm im Tode vergibt, wird er sich seiner Fehler bewusst. Er erkennt, dass Menschen sich nicht wie Schachfiguren bewegen lassen, sondern Empfindungen und Wertvorstellungen nachfolgen, die nicht alleine Nützlichkeitserwägungen oder Machtbestrebungen untergeordnet sind. In Reue stellt er sich der Justiz und beendet somit seine Karriere.

Ferdinand ist ein typischer Vertreter des Sturm und Drang, leidenschaftlich, aufbrausend, realitätsfern und egozentrisch. Als Sohn des Präsidenten ist die bürgerliche Luise als Braut eigentlich tabu. Für ihn sind jedoch nicht der Stand, sondern die persönlichen Qualitäten eines Menschen wichtig. In der Tradition der Aufklärung verachtet er die intriganten Praktiken der höfischen Welt. So klagt er die Ungerechtigkeiten, die Inhumanität sowie die Amoralität der absolutistischen Ordnung an. Er versucht diese Ordnung zu sprengen und beruft sich dabei auf „Natur“ und „Gott“. Sein Besitzdenken und seine absolute Liebe zu Luise (eher selbstbezogen), verbunden mit seinem emotionalen Handeln, führen schon früh im Stück zu seiner unbegründeten Eifersucht auf Luise. Von der Idee der absoluten Liebe besessen, maßt er sich die Rolle des Rächers an und tötet eine Unschuldige.

Lady Milford alias Johanna von Norfolk, die Mätresse des Fürsten, nimmt eine Mittelstellung ein zwischen der höfischen und bürgerlichen Werteordnung. Die aus England ins deutsche Exil geflohene Waise erwiderte aus Not die ihr entgegengebrachte Liebe des Fürsten und wurde seine Mätresse. Diese Stellung ermöglicht ihr ein standesgemäßes Leben und befriedigt ihren Ehrgeiz. Auch eröffnet ihr diese Position die Möglichkeit, die Missstände im Fürstentum zu mildern und Einfluss auf den Fürsten zu nehmen. So wurde auch der Heiratsplan mit Ferdinand nicht vom Präsidenten, sondern von ihr eingefädelt. Lady Milford trägt eine Sehnsucht nach echter Liebe in sich; mit Ferdinand will sie das Land verlassen und einen neuen Lebensabschnitt beginnen. Als Ferdinand ihre Liebe zurückweist, versucht sie ihn mit allen Mitteln zur Ehe zu zwingen, wohl wissend, dass sie Ferdinands Herz nicht gewinnen kann. Lady Milford fürchtet eine mögliche Demütigung und ist so nicht bereit, die öffentlich bekannt gemachte Verbindung zu widerrufen. Sie versucht Luise durch Drohungen und Versprechen zum Verzicht auf Ferdinand zu bewegen, doch ihre überhebliche Maske zerbricht; zutiefst von der „höheren Tugend“ Luises getroffen, beendet sie das Verhältnis mit dem Herzog und geht außer Landes. Insgesamt entsteht das Bild einer Frau, die das Gute gewollt hat, aber in das verschwenderische und intrigante Treiben des Hofes eingebunden ist. Das Streben nach Ehre und Macht wirft einen Schatten auf ihre Menschlichkeit, die sich in ihrem Verhalten gegen über dem Volk und ihren Dienern zeigt. Am Schluss trifft sie eine klare Entscheidung, geht außer Landes und löst sich so aus den Verstrickungen.

Zu diesen Akteuren kommt der feige und geschwätzige Hofmarschall von Kalb, eine von Präsident von Walter abhängige Hofschranze, der den auf äußeren Schein gerichteten Lebensstil des Hofes personifiziert. Ihm ist bewusst, dass er als Mensch ohne besondere Qualitäten keine Alternative dazu hat, sich zum bewussten oder unbewussten Werkzeug zu machen.

Sprachliche Darstellung

Schiller verwendet einen hohen Stil, Pathos und Hyperbeln um die zynische, kalte Welt des Hofes zu beschreiben. Die eingearbeiteten französischen Passagen dienen Schiller dazu, die Hofwelt mit ihren leeren Konversationen und ihrem Hang zu glanzvollen Äußerlichkeiten zu entlarven. Die Sprache des Präsidenten ist geschliffen, berechnend und befehlend arrogant. „Ich halte dich an deiner eigenen Schurkerei, wie den Schröter am Faden.“ Der Sekretär Wurm lässt sich als ein kleineres Ebenbild des Präsidenten ausmachen. Die Ausdrucksweise des Hofmarschalls Kalb kann als Parallele zur Sprache der Frau Miller gesehen werden. Kalb spricht dümmlich, unnatürlich und geziert und vergreift sich bei manchen Wörtern. „Ich in voller Karriere nach Hause – wechsle die Kleider – fahre zurück – Was sagen Sie?“

Schiller stellt der unnatürlichen Sprache des Hofes die direkte, oft derbe Sprache des Ehepaares Miller gegenüber. Miller wird durch die derbe Sprache des einfachen Mannes charakterisiert: „Ich hab mich satt gefressen [...]“, „Schier dich zum Satan.“ Seine Ansichten unterstreicht er mit allgemeinen Redewendungen wie: „Auf den Sack schlägt man; den Esel meint man.“ Auch Frau Miller ist durch ihre Sprache dem Bürgertum zuzuordnen. Durch den falschen Umgang mit Fremdwörtern, den Gebrauch verschiedener Wendungen und Dialektausdrücke wie „Bläsier“ statt Pläsier offenbart sie ihre bürgerliche Herkunft. Eine Sonderstellung nimmt die Sprache der Liebenden, Lady Milford, Luise und Ferdinand, ein. Deren Sprache weist in Bezug zur sozialen Ebene so gut wie keine ständischen Momente auf.

Aufbau des Dramas

Der Aufbau des Stückes folgt einem strengen System, welches mit den Begriffen „Symmetrie“ und „dialektisches Prinzip“ bezeichnet werden kann. Entsprechung und Gegensatz kennzeichnen Inhalt wie auch Gestalt des Werkes. Dies wird in der Abfolge der Szenen deutlich, die einen regelmäßigen Rhythmus im Wechsel der Welt des Kleinbürgertums mit der Welt des absolutistischen Hofes beinhalten. Auf diese Weise wird die „kleine Welt“ (Zimmer der Miller) der „großen Welt“ (Saal des Präsidenten beziehungsweise Palais der Lady Millford) dialektisch gegenübergestellt und andererseits eine Symmetrie in der Abfolge der Szenen erzielt. Auch für den Handlungsaufbau des Werks gilt das Prinzip der Symmetrie. Als Beispiel lassen sich die drei Szenen zwischen Ferdinand und Luise am Anfang (1,4), in der Mitte (3,4) und am Ende (5,7) anführen; die erste hebt den geheimen Gegensatz der Liebenden hervor, die zweite lässt ihn in dem entscheidenden Wendepunkt akut werden, die dritte besiegelt ihn im Tod.

Verfilmungen

BRD 2005 Kabale und Liebe (TV) Leander Haußmann
DDR 1982 Kabale und Liebe (TV) Piet Drescher
BRD 1980 Kabale und Liebe (1980) Heinz Schirk
BRD 1967 Kabale und Liebe (TV) Gerhard Klingenberg
AU 1965 Kabale und Liebe (TV) Erich Neuberg
DDR 1959 Kabale und Liebe Martin Hellberg
BRD 1959 Kabale und Liebe (TV) Harald Braun
BRD 1955 Kabale und Liebe Curt Goetz-Pflug
D 1922 Luise Millerin alternativ: "Kabale und Liebe" Carl Froelich
D 1913 Kabale und Liebe Friedrich Fehér

Weitere Informationen zu den einzelnen Verfilmungen gibt es unter folgendem Link in der IMdB.

Literatur

  • Hans-Erich Struck: Friedrich Schiller – Kabale und Liebe. 2. überarbeitete Auflage 1998, Oldenbourg Schulbuchverlag, München 1998. ISBN 3-486-88643-6
  • Beate Nordmann: Erläuterungen zu Friedrich Schiller, Kabale und Liebe. Bange, Hollfeld 2003. ISBN 3-8044-1747-7 /
  • Jens,Walter (Hrsg.): Kindlers Neues Literatur Lexikon, Studienausgabe Band 14 Re-Sc. Kindler Verlag GmbH, München

Weblinks

s:
Wikisource
Wikisource: Kabale und Liebe – Quellentexte
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