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Kanon des Neuen Testaments

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Der Kanon des Neuen Testaments ist die Liste der Bücher, die in den Kirchen als Heilige Schrift akzeptiert sind und daher in das Neue Testament aufgenommen wurden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Der Kanon des Neuen Testaments in den christlichen Kirchen

Gemäß dem Kanon besteht das Neue Testament aus insgesamt 27 Schriften in griechischer Sprache. Dieser Kanon ist für die orthodoxen, katholischen und protestantischen Kirchen identisch; nur die Reihenfolge der Schriften variiert leicht.

Für die katholische Kirche legte erst 1546 das Konzil von Trient den Kanon offiziell und autoritativ fest. Er ist jedoch bereits seit ca. 200 in Gebrauch, auch bei den orthodoxen und protestantischen Kirchen, für die das Konzil von Trient nicht maßgebend ist.

Allein die syrische und äthiopische Kirche haben je einen eigenen neutestamentlichen Kanon. Die syrische Kirche hat einen kürzeren Kanon, bei ihr gehören 2. Petrus, 2. und 3. Johannes, Judas, und Offenbarung nicht zum Neuen Testament. Die äthiopische Kirche hat dagegen einen nicht eindeutig festgelegten Kanon. Während in allen gedruckten Bibeln dieser Kirche nur die üblichen 27 neutestamentlichen Bücher enthalten sind, nennen einige Quellen bis zu 38 Bücher.

Den Anstoß zur Kanonbildung gab der aus Sinope stammende Marcion, der 144 aus der Kirche in Rom ausgeschlossen wurde. Seine Liste enthielt nur ein (nach seiner Vorgabe von jüdischen Einflüssen „gesäubertes“) Evangelium (das des Lukas) und einige paulinische Briefe (Galater, 1. und 2. Korinther, 1. und 2. Thessalonicher, Kolosser, Philemon, Philipper, sowie ein unidentifizierter Brief an die Laodiceer).

[Bearbeiten] Welche Bücher gehören zum Kanon des Neuen Testaments?

Für 19 der Bücher des Neuen Testaments war die Zugehörigkeit zum Kanon nie umstritten. Diese sind die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, die Paulusbriefe einschließlich der Pastoralbriefe und der 1. Brief des Johannes.

Teilweise angezweifelt, aber schließlich anerkannt wurden die folgenden 8 Bücher:

Teilweise anerkannt, aber schließlich nicht ins Neue Testament aufgenommen wurden

[Bearbeiten] Entwicklung des Kanons

Die hier aufgezeigte Entwicklung beruht auf erhaltenen Texten und Listen von Kirchenvätern. Listen von kanonischen Büchern wurden seit dem 2. Jahrhundert aus verschiedenen Gründen zusammengestellt. Das wichtigste Kriterium für die Aufnahme in den Kanon, das die Kirchenväter eingehend diskutierten, war die apostolische Autorität (aus der Sicht des betreffenden Kirchenvaters): Stammte das Buch von einem Apostel, wie wohl Matthäus und Johannes,oder stand die Autorität eines Apostels dahinter (bei Markus, dem Dolmetscher des Petrus und Reisebegeleiter des Paulus, Petrus und Paulus).

[Bearbeiten] Zweites Jahrhundert

Die neutestamentlichen Schriften waren schon sehr früh in den Kirchen in Gebrauch, wurden abgeschrieben und weiterverbreitet: Eine Sammlung von Paulusbriefen war gemäß einigen Autoren (Trobisch, Robinson) schon um 70 im Umlauf. Um 150 existierte eine Sammlung der vier Evangelien, die für das Diatessaron von Tatian verwendet wurden. Mindestens Teile des Johannesevangeliums waren ca. 125 in Ägypten in Gebrauch. Auch die häufigen Zitate aus dem Neuen Testament der Kirchenväter des zweiten Jahrhunderts weisen auf diesen verbreiteten Gebrauch hin.

Solche Schriften aus dem Neuen Testament -- oder möglicherweise ihnen zugrundeliegende schriftliche Quellen -- wurden schon früh mit den Schriften des Alten Testaments gleichgestellt. Hier einige Beispiele (wobei 1. Tim. und 2. Petrus nach einigen konservativen Autoren ebenfalls ins erste Jahrhundert gehören würden):

  • Im 2. Petrusbrief 3,15f steht „Und achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung, wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, wie auch in allen Briefen, wenn er in ihnen von diesen Dingen redet. In diesen Briefen ist einiges schwer zu verstehen, was die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen wie auch die übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben.“ In Vers 16 werden die Paulusbriefe mit „den übrigen Schriften“ gleichgesetzt - mit τη γραφη (tê graphê, die Schrift) ist im Neuen Testament normalerweise das Alte Testament oder ein Teil davon gemeint.
  • 1. Tim. 5,18: „Denn die Schrift sagt: Du sollst dem Ochsen zum Dreschen keinen Maulkorb anlegen, und: Wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn.“ Das erste Zitat ist 5. Mose 24,5, das zweite findet sich nicht im Alten Testament, jedoch wörtlich in Lukas 10,7.
  • Der zweite Clemensbrief zitiert Jesaja 54,1 als Gottes Wort „Denn die Einsame hat jetzt viel mehr Söhne als die Vermählte, spricht der Herr.“ und sagt im übernächsten Satz „Und wieder eine andere Schrift sagt Denn ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten (ein Zitat von Matthäus 9,13). Er (Gott) meint das wirklich...“

Die älteste erhaltene Liste der kanonischen Bücher enthält der so genannte Muratorische Kanon, datiert auf 170-200. Die nur als Fragment erhaltene Liste umfasst die heute fast vergessene Petrus-Offenbarung, fünf der heute als kanonisch geltenden Briefe (1. und 2. Petrus, Hebräer, Jakobus und 3. Johannes) sind hingegen nicht erwähnt.

Irenäus von Lyon stellte am Ende des 2. Jahrhunderts seine kanonische Liste inspirierter Schriften zusammen, in der sechs der heute akzeptierten Briefe (Philemon, 2. Petrus, 2. und 3. Johannes, Hebräer und Judas) fehlen, aber zusätzlich der Hirt des Hermas aufgeführt ist.

[Bearbeiten] Drittes Jahrhundert

Origenes bespricht ca. 230 in seinen Kommentaren alle heute enthaltenen Werke ausführlich, bezeichnet allerdings neben vier heute nicht im Neuen Testament enthaltenen Werken (Brief des Barnabas, Hirt des Hermas, Didache, Hebräerevangelium) auch sechs kanonische Briefe (Hebräer, 2. Petrus, 2. und 3. Johannes, Jakobus, Judas) als umstritten.

Auch die aus dieser Zeit erhaltenen Handschriften (z.B. Codex Sinaiticus, Codes Alexandrinus) spiegeln diese Meinungsvielfalt in den in ihnen enthaltenen Werken wieder, indem ersterer den 'Hirten des Hermas' und den Brief des Barnabas, letzterer die beiden Clemensbriefe enthält.

[Bearbeiten] Viertes Jahrhundert

Eusebius von Caesarea, ca. 260-340, stellte in seiner Kirchengeschichte alle Pros und Contras für die einzelnen Bücher zusammen.

Cyril von Jerusalem führt um die Mitte des 4. Jahrhunderts in Jerusalem in seinen katechetischen Vorträgen einen Kanon auf, der bis auf die Offenbarung des Johannes alle Bücher des Neuen Testaments enthält. Athanasius von Alexandria führt 367 im 39. Osterfestbrief alle Bücher des heutigen Neuen Testaments auf, weicht im Alten Testament aber noch etwas von der heute üblichen Liste ab. Gregor von Nazianz listet in einem Gedicht alle Bücher des heutigen Neuen Testaments bis auf die Offenbarung des Johannes auf.

Die 3. Synode von Karthago (eine lokale Synode) 397, die nur für den Bereich Nordafrika sprach, erkannte den Kanon an (39 Schriften aus dem Alten, 27 aus den Neuen Testament), verbot andere Schriften im Gottesdienst als göttliche Schriften zu verlesen.

[Bearbeiten] Weiterführende Information

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Bruce M. Metzger: Der Kanon des Neuen Testaments : Entstehung, Entwicklung, Bedeutung, 1993, ISBN 3-491-71104-5
  • F. F. Bruce: The Canon of Scripture, InterVarsity, 1989, 083081258X
  • Geoffrey Mark Hahneman: The Muratorian Fragment and the Development of the Canon (Oxford Theological Monographs), Oxford University Press, ISBN 0198263414
  • William J. Abraham: Canon and Criterion in Christian Theology: From the Fathers to Feminism, Oxfort University Press, 2002, ISBN 0199250030
  • Lee Martin McDonald: The Formation of Christian Biblical Canon: Revised and Expanded Edition, Hendrickson, 1995, ISBN 1565630521
  • Lee Martin McDonald und James A. Sanders (Hrsg.): The Canon Debate, Hendrickson, 2002, ISBN 1565635175
  • David Trobisch: Die Endredaktion des Neuen Testaments: Eine Untersuchung zur Entstehung der christlichen Bibel (Novum testamentum et orbis antiquus), Oxford University Press, 2000, ISBN 0195112407

[Bearbeiten] Quellentexte

[Bearbeiten] Weblinks

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