Koçgiri-Aufstand
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Der Koçgiri-Aufstand fand 1920 in der Provinz Sivas statt. Benannt wurde er nach dem Aşiret der Koçgiri, die über Teile von Sivas und Tunceli verbreitet waren und an die 140 Dörfer in dem Gebiet besaßen. Insgesamt lebten dort an die 40.000 Menschen.
Die erste Phase begann im Juli 1920 und wurde nach Bekanntwerden des Friedensvertrages von Sevres intensiver. Sevres sicherte Kurden und Armeniern eigene Nationalstaaten zu, oder zumindest Autonomie. Im November 1920 kamen die Führer des Aufstandes in Dersim zusammen, um ihre Ziele zu formulieren. Einige wollten einen eigenen Staat und andere wiederum wollten sich mit der türkischen Regierung in Ankara einigen. Ankara nahm die Forderungen der Kurden nicht ernst und spielte auf Zeit. Kurdische Abgeordnete aus Ankara sollten die aufständischen Stämme dazu bewegen, den Aufstand zu beenden.
Nach der Verhaftung von Dr. Nuri Dersimi drohten die Kurden mit einem Marsch nach Sivas, aber Ankara gab nach und ließ Dersimi frei. Der Versuch, Dersimi zu kaufen, schlug fehl. Trotz der Appelle der Kurden setzte Ankara seine Armeen in Bewegung, so dass die Kurden eine wichtige Straße in Koçgiri besetzten. Die Kurden bildeten eine provisorische Regierung, und ab da weiteten sich die Kämpfe aus. Ankara indes versuchte mit einer Delegation, die Kurden zu beschwichtigen, unter anderem sollten die kurdischen Gebiete von kurdischen Beamten regiert und Kurdisch offizielle Sprache werden. Am 10. März verhängte Ankara das Kriegsrecht. Dagegen wollten die Kurden einen kurdischen Gouverneur mit türkischem Stellvertreter für Koçgiri. Die Türken akzeptierten das nicht und wollten obendrein, dass alle Armenier aus Dersim an Ankara übergeben werden. Die Kämpfe intensivierten sich und Ankara brannte mehrere Dörfer nieder. Die Kurden zogen sich nach Dersim zurück und kehrten dann wieder nach Koçgiri zurück. Einer der Führer Haydar Bey wurde mit weiteren 14 seiner Leute zum Tode verurteilt. 65 weitere Anführer wurden in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Seyid Riza aus Dersim verhandelte mit Ankara über eine Amnestie und erreichte, dass viele Urteile aufgehoben wurden. Eine Delegation traf sich mit Kurden in Erzincan, die ein 24-Punkte-Memorandum vorlegten. Sie forderten kurdische Schulen, Reparationen und einen kurdischen Gouverneur. Zunächst akzeptierte Ankara dies, widerrief es aber später wieder.
Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen, und viele Anführer hingerichtet. Einige flüchteten nach Dersim, wo sie sich am Dersim-Aufstand 1938 beteiligten.
[Bearbeiten] Quellen
- Nuri Dersimi:Kürdistan Tarihinde Dersim (Dersim in der Geschichte Kurdistans), Aleppo 1952, Neudruck Köln 1988
- Hıdır Göktaş:Kürtler, İsyan-Tenkil (Kurden, Aufstand-Deportation), Istanbul 1991
- Faik Bulut:Dersim Raporları (Die Dersim-Berichte), Istanbul 2005, ISBN 9756106026